Bücher, die Euch überwältigt/verändert haben..?

  • Es gibt zwei Arten von Büchern: Die einen liest man und am Ende klappt man sie zu. Man denkt noch kurz darüber nach, urteilt ob es gut war oder nicht und stellt es ins Regal. Damit ist der Prozess abgeschlossen.
    Dann gibt es Bücher, die erlebt man. Für die Zeit, in der man sie liest lebt man zwischen den Buchdeckeln, man freundet sich mit den Charakteren an ' leidet, liebt und fühlt mit ihnen. Man vergisst die Welt um sich herum und selbst nach Abschluß sinnt man noch Tage oder Wochen über das 'Erlebte' und ist schlicht und einfach überwältigt.


    Welche Bücher fallen bei Euch eindeutig in die zweite hier genannte Kategorie? Schreibt bitte zusätzlich zum Buchtitel vielleicht noch einige Sätze.


    Gruß,
    Zenon

    [align='center']Wir leben in einem Aufblitzen von Licht.
    Flink wie der Schwalben Schwinge.
    Ein Tag voller Sonne und Schmerz.
    (Die Nacht der Elfenkönige)

  • In die zweite Kategorie fallen bei mir "Die Tribute von Panem". Damals (also noch vor den Filmen ;) ) hab ich diese geradezu verschlungen und gerade das Land "Panem" selbst und dessen Strukturen und Gesetze haben mich eine ganze Zeit lang beschäftigt. Nachdem ja Länder in unserer Zeit ebenfalls durch Mauern etc. Getrennt sind oder auch waren und man nicht so einfach von a nach b kam ( zB Ost-und Westdeutschland) fand ich die Story gar nicht so abwegig. Alles in allem war ich davon sehr überwältigt :-k:thumleft:

  • Sehr überwältigt hat mich auch das Buch "Raum", in dem es um einen kleinen Jungen geht der mit seiner Mutter in einem Raum seit seiner Geburt an gefangen gehalten wird. Da das Buch aus seiner Sicht geschrieben und er ca. 5 Jahre alt ist und nicht weiß das es noch eine andere Welt gibt sieht er manche Dinge die passieren nicht als schlimm an weil er sie nicht versteht. Als Leser berührt die "Naivität" des Jungen einen sehr, weil wir ja zwischen den Zeilen lesen können und due Außenwelt kennen. Dieses Buch bzw diese Geschichte hat mich lange danach noch beschäftigt, da sie so oder ähnlich auch heute noch passiert. :-?

  • Hallo, ein tolles Thema. Auch ich habe Bücher die mich nicht los lassen. Gerade lese ich eins davon. Heut Nacht war ich im Traum auf einem Segelboot in der Arktis...


    Bücher über die ich lange später noch nachdenke sind, vor allem Reiseberichte. Meistens die mit Segelbooten... Wie spannend muss es für einen selbst sein, Wochen- oder Jahrelang auf einem Segelboot die Welt zu erkunden? Wie würde man sich fühlen, wenn man nach dieser langen Zeit wieder zurück in den Alltag kommt? Wie geht es einem, wenn man lange allein oder zu zweit auf einem Boot war, fern ab von der Zivilisation und dann plötzlich wieder ins Großstadtleben eintaucht? Diese Fragen stelle ich mir dann und natürlich bin ich immer neidisch, dass ich so etwas cooles nicht erlebe, sondern "nur" darüber lesen kann...


    Zu meinen liebsten gehören:


    "Vom Alltag in die Südsee" - Gaby Kinsberger
    "Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt: Mit 16 allein auf dem Meer" - Abby Sunderland
    "Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr" - Meike Winnemuth


    Mein aktuelles häng ich mal an...

    LG Jani



    "Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste."

    Heinrich Heine

  • Dann gibt es Bücher, die erlebt man. Für die Zeit, in der man sie liest lebt man zwischen den Buchdeckeln, man freundet sich mit den Charakteren an ' leidet, liebt und fühlt mit ihnen. Man vergisst die Welt um sich herum


    Das ist eins dieser Bücher. Ich konnte mich komplett in die Hauptfigur hineinversetzen, habe mit ihm geplant und gehofft, dass niemand seiner Rache entgehen wird. Wenn möglich, wäre ich zwischen den Buchdeckeln verschwunden und hätte ihn aktiv bei seiner todbringenden Mission unterstützt.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Hallo!


    Ein tolles Thema, Danke!


    Am tiefsten hat mich berührt und in eine Achterbahnfahrt der Gefühle gestürzt "Die Bücherdiebin" von Markus Zusak. Bei keinem anderen Buch habe ich derart oft Tränen in den Augen gehabt wie bei diesem, und die außergewöhnliche Sprache hat mich darüber hinaus beeindruckt und begeistert. Da stimmte einfach das Gesamtpaket: Eine außergewöhnliche und doch so alltägliche Geschichte mit realem historischem Hintergrund, der für Gänsehaut (der Berührung und des Entsetzens gleichermaßen gesorgt hat), geschrieben in einer eigenwilligen und wunderschönen Sprache, belebt durch eindrückliche Figuren. Für mich ist die "Bücherdiebin" eines meiner "Lebensbücher".

  • Zuletzt ist mir das bei "Ove" passiert. "Überwältigt" ist genau das richtige Wort; verändert hat es mich wohl nicht, aber es ist eines dieser Bücher, die mich lange nicht losgelassen haben, und noch immer nicht ganz loslassen. Ein Leseerlebnis der besonderen Art! :love:

  • Mir ist noch eines eingefallen, weiß gar nich wie ich das vergessen konnte.


    "Die Herrin vom Nil" - Pauline Gedge


    In diesem Buch geht es um das Leben vom Hatschepsut, sehr schön als Roman geschrieben. Wahrscheinlich eins der Bücher die mich am meisten mitgenommen haben.
    Ich habe mit Hatschepsut Höhen und Tiefen durchlebt, bin mit ihr im Garten gewandelt und stand auf dem Kriegsfeld treu an ihrer Seite.... und zum Schluss hab ich einen Haufen Tränen vergossen.
    Jedes mal auf neue wenn ich das Buch gelesen habe...

    LG Jani



    "Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste."

    Heinrich Heine

  • @Zenon Ich weiß genau was du meinst! Da gibt es inzwischen schon eine Bücher, die ich einfach nicht aus der Hand legen konnte, bis ich sie durchhatte, und dann tieftraurig war, als sie endeten :cry: Als letztes gelesenes ist es Herzklopfen auf Französisch und Bob der Streuner :lechz:

  • Als Jugendlicher hat mich Uhrwerk Orange ziemlich umgehauen, ich fand diese Kunstsprache, in der diese verrohten Jugendlichen geredet haben, äußerst faszinierend. Außerdem war es neben Stephen-King-Romanen eines der ersten "erwachsenen" Bücher für mich, vielleicht daher der starke Eindruck.


    Etwas später las ich auch mehrere Romane von "Wild at Heart"-Autor Barry Gifford (zum Beispiel diesen auf deutsch seltsamerweise als Romantrilogie vermarkteten Sammelband). Bis dahin wusste ich nicht, dass auch groß eingeführte und "liebgewonnene" Charaktere einfach so nach hundert Seiten etwa ins Gras beißen können - und die Geschichte geht dann noch doppelt so lange mit anderen Figuren weiter. Da habe ich doch ziemlich gestaunt.


    Als ich dann mit meiner Beatnik-Phase erstmal fast durch war, las ich die Magic-Mushroom-Abenteuer des Anthropologen Carlos Castaneda über seine Reisen zu einem Schamanen in Mexiko. Die ersten Bände sind mit das Spannendste, was ich je gelesen habe - immer schön auf der Kippe zwischen Wirklichkeit und Drogenrealität. Gerade, weil die Beschreibungen über das, was sich da in urwüchsiger Einsamkeit quasi in einer Geisterwelt abspielte, zumindest den Anschein von wissenschaftlicher Authentizität haben, war ich doch ausgesprochen beeindruckt. Dabei "lernte" ich zum Beispiel, dass jeder Mensch seinen eigenen Tod besitzt, der immer wie ein guter Freund links neben einem herläuft. Sehr unheimlich, wenn auch irgendwie beruhigend!

    White "Die Erkundung von Selborne" (115/397)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 59 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Kuhl "Helenes Familie" (23.04.)

  • Als Jugendlicher hat mich Uhrwerk Orange ziemlich umgehauen, ich fand diese Kunstsprache, in der diese verrohten Jugendlichen geredet haben, äußerst faszinierend.


    Hast du das auf Deutsch gelesen? Ich habe den Film schon gesehen, auf englisch und hatte mehrfach Probleme, den Jugendslang zu verstehen, selbst mit englischen unterbegriffen, weil mir die Wortspiele einfach nicht einleuchteten. Wenn das auf Deutsch schön zu lesen ist, würde ich mich da vielleicht auch mal ranmachen ;)

  • Hast du das auf Deutsch gelesen? Ich habe den Film schon gesehen, auf englisch und hatte mehrfach Probleme, den Jugendslang zu verstehen, selbst mit englischen unterbegriffen, weil mir die Wortspiele einfach nicht einleuchteten. Wenn das auf Deutsch schön zu lesen ist, würde ich mich da vielleicht auch mal ranmachen ;)

    Ich habe eine alte Übersetzung gelesen, die fand ich eigentlich ok. Hatte allerdings damals auch nicht groß drüber nachgedacht, ob man das besser hätte übersetzen können. Es gibt inzwischen eine Neuübersetzung, die sich bestimmt ganz anders anhört. In die Kunstsprache liest/hört man sich relativ gut ein, finde ich.

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    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

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  • Ich habe eine alte Übersetzung gelesen, die fand ich eigentlich ok. Hatte allerdings damals auch nicht groß drüber nachgedacht, ob man das besser hätte übersetzen können. Es gibt inzwischen eine Neuübersetzung, die sich bestimmt ganz anders anhört. In die Kunstsprache liest/hört man sich relativ gut ein, finde ich.


    Danke für deine Erklärung! :thumleft: Damit wäre das Buch jetzt erst einmal auf die Wunschliste gehüpft!

  • Danke für deine Erklärung! :thumleft: Damit wäre das Buch jetzt erst einmal auf die Wunschliste gehüpft!

    Eine gute Idee! :wink: In meiner deutschen Ausgabe war hinten - glaube ich - ein kleines Glossar mit einigen wichtigen Begriffen. Einige der Ausdrücke verwenden russische Wortbestandteile, zum Beispiel basiert das Slang-Wort für Messer (Nosch) auf dem entsprechenden russischen Wort. Und bei einigen Worte gibt einem der Klang ja schon die Richtung vor: Tolschocken muss irgendwas Brutales sein ...

    White "Die Erkundung von Selborne" (115/397)


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  • Als Jugendlicher hat mich Uhrwerk Orange ziemlich umgehauen, ich fand diese Kunstsprache, in der diese verrohten Jugendlichen geredet haben, äußerst faszinierend. Außerdem war es neben Stephen-King-Romanen eines der ersten "erwachsenen" Bücher für mich, vielleicht daher der starke Eindruck.


    Das Buch gehört auf jeden Fall zu denen, die auch mich nachhaltig beeindruckt haben - obwohl ich "schon" über 20 war, als ich es gelesen habe. Ich glaube, in derselben Übersetzung, die mit dem Glossar hinten. Man kommt aber wirklich schnell mit den Kunstbegriffen klar, @Knü, viele sind einigermaßen selbsterklärend.


    Ein weiteres Buch, das sehr tiefe Spuren hinterlassen hat, ist José Saramagos "Stadt der Blinden". Ich habe es nur gelesen, mit 16, weil ich das Cover interessant fand, und wusste absolut nichts über die Handlung oder den Autor. Das Buch hat auf jeden Fall meinen Lesegeschmack geprägt und meinen literarischen Horizont erweitert. Saramagos Art zu schreiben, dieses Namenlos-Distanzierte, was einen dann doch ganz nah bei den Figuren sein lässt - das habe ich so bei keinem anderen Autor mehr gefunden.

    "Selber lesen macht kluch."


    If you're going to say what you want to say, you're going to hear what you don't want to hear.
    Roberto Bolaño

  • Ebenfalls prägend - ausgerechnet Schullektüre: Dürrenmatts "Physiker". Ja, es ist ein Stück, kein Roman, ich zähle es aber einfach trotzdem.
    Die Frage, welche Verantwortung der Mensch für seine Ideen und seine Erfindungen hat, ist eine Frage, die sich auch heute noch in vielen meiner Lieblingsbücher findet.

    "Selber lesen macht kluch."


    If you're going to say what you want to say, you're going to hear what you don't want to hear.
    Roberto Bolaño

  • Nicht weltbewegend oder überwältigend im eigentlichen Sinne, aber wichtig für mich: "Trainspoting".


    Ich war etwas jünger als die Charaktere im Buch, als ich es gelesen habe. Die schottische Situation kann man wahrscheinlich nicht mit der Deutschen vergleichen; das Gefühl, in einer sterbenden Arbeiterstadt aufzuwachsen, diese absolute Perspektivlosigkeit, diese Ablehnung von Allem und dieser gleichzeitige Wunsch nach Mehr - das kenne ich alles nur zu gut, das deckte sich sehr mit meinem eigenen Leben. "Trainspotting" ist vielleicht DAS Buch meiner Jugend.

    "Selber lesen macht kluch."


    If you're going to say what you want to say, you're going to hear what you don't want to hear.
    Roberto Bolaño

  • Ich habe lange gebraucht, bis ich an Tanz auf Glas denken konnte, ohne das mir gleich die Tränen kamen und ich bin normalerweise nicht so nah am Wasser gebaut. Wenn ich nach dem emotionalsten Buch gefragt werden würde, würde ich ohne zu zögern dieses hier wählen.

  • Dieses haben wir vor vielen Jahren in der Schule gelesen und als ich dann selber Kinder hatte, habe ich es noch einmal gelesen. Es ist ein wichtiges Buch! :thumleft: Ich konnte danach nächtelang nicht gut schlafen und habe immer meine Kinder in so einer Lage gesehen, wie es Anne damals ergangen ist.

    Liebe Grüße von Pippilotta :-) :winken:


    Fernsehen bildet. Immer wenn der Fernseher an ist, gehe ich in ein anderes Zimmer und lese.
    Groucho Marx

    Ich :study: gerade:
    Barry Jonsberg - Das Blubbern von Glück
    Bill Bryson - Eine kurze Geschichte von fast allem