Sterbenskalt

Buch von Tana French, Ulrike Wasel, Klaus Timmermann

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Sterbenskalt

Du kannst nicht fliehen aus Faithful Place Frank Mackey, Undercover-Ermittler, hat seine Familie seit 22 Jahren nicht gesehen. Die vier Geschwister, den trinkenden, gewalttätigen Vater, die ruppige Mutter. Er wollte der Armut und Perspektivlosigkeit seines Viertels für immer entfliehen – zusammen mit seiner ersten großen Liebe Rosie. Doch die hatte ihn versetzt und war allein nach England aufgebrochen, so hat Frank es jedenfalls immer gedacht. Bis Rosies Koffer und ihre Fährtickets in dem alten Abbruchhaus in der Straße seiner Kindheit gefunden werden. Frank muss zurück nach Faithful Place – und feststellen, dass er diesen dunklen Ort immer in sich getragen hat.
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Serieninfos zu Sterbenskalt

Sterbenskalt ist der 3. Band der Mordkommission Dublin Reihe. Diese umfasst 6 Teile und startete im Jahr 2007. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 2016.

Über Tana French

Tana Elizabeth French wurde 1973 in Burlington, USA, als Tochter einer Italienerin und eines Amerikaners geboren. Durch die internationale Tätigkeit ihres Vaters wuchs sie in verschiedenen Ländern wie Malawi, Italien und Irland auf. Mehr zu Tana French

Bewertungen

Sterbenskalt wurde insgesamt 38 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,3 Sternen.

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Meinungen

  • Sehr spannender Krimi, super vorgelesen von Dietmar Wunder, Hörenswert

    Zesa2501

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Sterbenskalt

    So in etwa ist Frank Mackeys Einstellung zu seinen nächsten Verwandten, die er bis auf seine Schwester Jacky seit 22 Jahren nicht mehr gesehen hat. Doch dann erhält er einen Anruf von ihr, der ihn zurückkehren lässt - und alles, was er längst vergessen glaubte, taucht mit einem Mal wieder unmittelbar vor ihm auf. Das Arme-Leute-Viertel am Faithful Place in Dublin, der jähzornige alkoholabhängige Vater, die stets schimpfende und alles bestimmende Mutter - und seine erste große Liebe Rosie, die ihn völlig unvorbereitet ohne jeden Grund verlassen hat. Ein Verlust, den er noch immer nicht wirklich verkraftet hat.
    Auch wenn sich dies nun nicht so liest - es ist ein Kriminalroman. Zwei Tote und die Suche nach einem möglichen Täter stehen im Mittelpunkt, doch darum herum schlingen sich die Geschichten von Franks Kindheit und Jugend und die Beziehung zu seiner Familie in einer Intensität, dass es auch für zwei weitere Bücher gereicht hätte Frank schildert seine Vergangenheit in der Ich-Perspektive derart deutlich und detailliert, dass ich diese Zeit förmlich mit ihm durchlebte. Die Beengtheit der Verhältnisse; die Bigotterie in der Familie; das stets nach aussen zu wahrende Gesicht, obwohl jeder wusste, wie es daheim zuging; die Lieblosigkeit und Kaltherzigkeit der Mutter; die fortwährende Angst vor den Ausbrüchen des besoffenen Vaters - ich litt mit Frank und freute mich, wenn es mal die Gelegenheit dazu gab; ich tauchte förmlich in diese Familie hinein. Vielleicht weil Vieles dieser Zeit (der 80er) so vertraut wirkte: die Musik, die Kleidung, die Art sich zu geben. Offenbar ähneln sich solche Dinge auch über Ländergrenzen hinweg. Oder es ist schlicht der gute Schreibstil Tana Frenchs, der die Figuren und das Drumherum so lebendig wirken lassen - ich weiss es nicht. Ich konnte mich auf jeden Fall kaum lösen von diesem Buch und habe es aufrichtig bedauert, als es zu Ende war.
    Was ich nicht unerwähnt lassen möchte: Fast nebenbei werden noch große Fragen des Lebens aufgeworfen. Wie weit muss Verantwortung gehen? Muss ich den Erwartungen Anderer gerecht werden? Was kann ich von Anderen erwarten?
    Alles in allem ein richtig tolles Buch, das einen nicht so schnell wieder loslässt.
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  • Rezension zu Sterbenskalt

    Fast genau 22 Jahre ist es her, dass Frank Mackey in einer kalten Winternacht vergeblich auf seine Freundin Rosie gewartet hat, die mit ihm nach London abhauen wollte, um dort ein neues, besseres Leben zu beginnen. Heute ist Frank Anfang 40, geschieden, Vater einer Tochter und bei der Dubliner Polizei für Undercover-Ermittlungen zuständig. Den Berufszyniker bringt so schnell nichts aus der Ruhe, abgesehen vielleicht vom neuen Freund seiner Exfrau, aber als in einem abbruchreifen Haus in der Straße, in der er aufgewachsen ist, die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, erschüttert ihn das doch ziemlich, vor allem, weil schnell klar ist, dass die Tote da nicht erst seit gestern liegt.
    Bald verdichten sich die Hinweise, dass es sich bei der Unbekannten um Rosie handeln könnte. Das hieße, dass sie ihn doch nicht versetzt hat, um alleine nach London oder sonstwohin zu gehen, obwohl der Brief, den er damals fand, darauf schließen ließ. Und zum ersten Mal seit 22 Jahren kehrt er in seine alte Straße und zu seiner Familie zurück, weil er hofft, irgendwelche Anhaltspunkte dafür zu finden, was Rosie - falls sie es denn ist - zugestoßen sein könnte.
    Obwohl Frank Polizeibeamter ist und Ermittlungsarbeiten durchaus eine Rolle spielen, würde ich das Buch nicht als typischen Krimi einordnen. Viel mehr steht Franks persönliche Geschichte im Vordergrund, sein problematisches Verhältnis zu seiner Familie, sein Aufwachsen in einer der weniger privilegierten Gegenden Dublins, seine große Liebe zu Rosie und sein übermächtiger Wunsch, ein für allemal aufzuklären, was damals passiert ist.
    Frank ist zwar ein sperriger Typ und manchmal ganz schön hinterhältig-manipulativ, aber trotzdem mochte ich ihn irgendwie. Vielleicht gerade, weil er kein aalglatter Schwiegermutterliebling ist. Überhaupt kann Tana French das richtig gut, "echte" Menschen zu erschaffen. Auch die Familiendynamik bei den Mackeys ist gut getroffen, die alten Rivalitäten und Gemeinsamkeiten zwischen den Geschwistern, das Alkoholproblem des Vaters, die Mutter, die sich ihr ganzes Leben lang abgearbeitet hat und dafür von den Kindern heute noch Dankbarkeit erwartet. Ebenso ist das Porträt der gesamten Straße, die hier eine so wichtige Rolle spielt, wunderbar gelungen, auch im Hinblick auf die Gegenüberstellung von "damals" und "heute".
    Dass es kein klassischer Krimi ist, bedeutet beileibe nicht, dass das Buch unspannend wäre, ganz im Gegenteil. Allerdings ist es über weite Strecken keine vordergründig-actionreiche Spannung, sondern eher auf der subtilen, persönlichen Schiene.
    Ich mag die gesamte Reihe über die "Dublin Murder Squad" sehr gerne, die lose zusammenhängt, aber jedesmal aus dem Blickwinkel eines anderen Protagonisten erzählt wird.
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  • Rezension zu Sterbenskalt

    Kurzbeschreibung (von amazon):
    Niemand lotet Charaktere gnadenloser aus, niemand zieht die Leser tiefer in die Atmosphäre: Die junge irische Kriminal-Literatin Tana French.
    "Ich stand dort im Schatten, während die Glocken drei und vier und fünf schlugen. Die Nacht verblasste, und ich wartete noch immer auf Rosie Daly."
    Frank Mackey, Undercover-Ermittler, hat seine Familie seit 22 Jahren nicht gesehen. Er wollte der Perspektivlosigkeit seines Viertels für immer entfliehen zusammen mit seiner ersten großen Liebe Rosie. Doch die hatte ihn versetzt und war allein nach England aufgebrochen, so hat Frank es jedenfalls immer gedacht. Bis in einem Abbruchhaus Rosies Koffer gefunden wird. Was ist damals wirklich geschehen? Frank muss zurück nach Faithful Place und feststellen, dass er diesen dunklen Ort immer in sich getragen hat...
    Zum Inhalt:
    Faithful Place - eine Straße in Dublin. Hier wächst Frank Mackey zusammen mit seinen vier Geschwistern bei seiner Mutter und seinem alkoholabhängigen Vater auf. Um die Chance auf eine selbstbestimmte Zukunft zu haben, beschließt er, mit seiner großen Liebe Rosie nach London zu gehen. Doch als der Abend ihrer heimlichen Abreise herankommt, wartet er vergeblich auf sie. Als er schließlich einen Abschiedsbrief von ihr findet, glaubt er, dass Rosie ohne ihn aufgebrochen ist. Da für ihn eine Rückkehr in seine Familie und sein von Armut und Hoffnungslosigkeit geprägtes Leben unmöglich scheint, macht auch er sich alleine auf den Weg. Zwar geht er nicht nach London, aber es gelingt ihm zumindest, der Straße seiner Kindheit und Jugend und auch seiner Familie zu entfliehen.
    22 Jahre später erhält er einen Anruf von seiner Schwester Jackie, der einzigen aus seiner Familie, mit der er noch Kontakt hat: In einem Abbruchhaus wurde Rosies Koffer gefunden. Nur widerwillig kehrt Frank in seine alte Straße zurück und stellt sich der Begegnung mit seiner Familie und seiner Vergangenheit. Als schließlich eine Leiche auftaucht und der zuständige Ermittler Frank unmissverständlich klar macht, dass er sich aus dem Fall heraushalten soll, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln.
    Meine Meinung:
    "Ich hatte mein ganzes Erwachsenenleben damit verbracht, um eine Narbe herum zu wachsen, die die Form von Rosies Abwesenheit hatte."
    Besser als mit diesem Zitat aus dem Buch lässt sich die Hauptperson Frank Mackey wohl kaum beschreiben. Ich mochte ihn schon von von der ersten Seite an. Rosies Verschwinden hat in seinem Leben eine tiefe Lücke hinterlassen und mehr als zwanzig Jahre lang begleitet ihn die Frage, warum sie damals ohne ihn aufgebrochen ist, und ob dies vielleicht irgendwie seine eigene Schuld gewesen ist. Eine Frage, auf die er nie eine Antwort erhalten hat. Dies erzählt Tana French auf eine Art und Weise, dass es einem beim Lesen förmlich weh tut. Aber nicht nur der Verlust von Rosie, sondern auch die Erlebnisse in seiner Familie, deren Rhythmus mehr oder weniger von den Alkoholeskapaden seines Vaters bestimmt wurde, hat bei ihm tiefe Spuren hinterlassen. Und nicht nur bei ihm, sondern auch bei seinen Geschwistern, vor allem bei den älteren, die sich für ihre jüngeren Geschwister verantwortlich fühlten und deswegen so manchen Traum begraben mussten. Tana French zeichnet das Bild dieser Familie, deren Alltag von Lügen, Gewalt und Angst bestimmt wurde, sehr eindringlich. Immer tiefer dringt man beim Lesen in dieses komplizierte Familiengeflecht ein und beginnt zu verstehen, warum Frank den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen hat.
    Bei seiner Tochter, die er nur an den Wochenenden sehen darf, möchte Frank alles besser machen. Er ist ein sehr guter Vater, der alles für seine Tochter tun würde, und er möchte um jeden Preis verhindern, dass sie jemals seine Familie kennenlernt. Mir haben diese Szenen, in denen man beim Lesen Frank und seiner Tochter begegnet, sehr gut gefallen. Hier ist Frank nicht der Undercover-Cop, sondern einfach nur ein Mann, der sein Kind über alles liebt, der sich seiner Verantwortung bewusst ist und sich dennoch oft fragt, ob er alles richtig macht.
    Nach anfänglichem Widerwillen ist Frank fest entschlossen, endlich herauszufinden, was damals wirklich passiert ist. Dass er nur heimlich ermitteln kann, macht dies für ihn nicht so einfach, aber seine Erfahrungen, die er als Undercover-Cop gemacht hat, kommen ihm dabei zugute. An dem Ort seiner Kindheit wird er nicht von allen mit offenen Armen empfangen, und die Tatsache, dass er als "Bulle" in seine alte Straße zurückkehrt, macht die Sache nicht leichter. Nach und nach beginnt sich ein Bild davon abzuzeichnen, was in jener Nacht vor 22 Jahren wirklich geschehen ist. Auch ich habe beim Lesen des Buches schon relativ früh geahnt, wer der Täter sein könnte, aber dies hat der Spannung nicht im Geringsten geschadet, da hier die entscheidende Frage nicht "Wer?", sondern vielmehr "Warum?" ist.
    Neben der eigentlichen Krimihandlung zeichnet Tana French auch ein realistisches Bild vom Irland der achtziger Jahre, für viele geprägt von Armut und Perspektivlosigkeit bis hin zur totalen Aufgabe. Was dies für Auswirkungen hat, wird dann am Schicksal von Franks Jugendfreunden deutlich, von denen es fast keiner so recht geschafft hat, dem Ort der Kindheit zu entfliehen und deren Leben scheinbar nur eine Wiederholung des mehr oder weniger trostlosen Lebens der eigenen Eltern ist.
    Irgendwie kann man sich beim Lesen des Eindrucks nicht erwehren, als wäre Faithful Place eine Welt für sich. Hier kennen sich alle, man schließt Freundschaften, es entstehen Feindschaften. Und wer hier geboren wurde, scheint dazu verdammt zu sein, für immer da bleiben zu müssen, oder es zumindest nicht sehr weit weg zu schaffen.
    Und so ist "Sterbenskalt" nicht nur ein sehr spannender Krimi, sondern auch eine Milieu-Studie, ein Buch über vergebene Chancen, Hoffnungslosigkeit und vergeudete Leben.
    Fazit:
    Auch mit ihrem dritten Buch hat Tana French es wieder geschafft, mich zu begeistern, für mich war es das bisher beste aus der Reihe. Sie versteht es meisterhaft, ihren Figuren Tiefe zu verleihen und gleichzeitig eine unglaublich spannende Atmosphäre aufzubauen. "Sterbenskalt" ist sicher kein Buch für Leser, die von einer actionreichen Situation zur nächsten jagen wollen, sondern eher eines für all jene, die sich mehr für die Beweggründe und Gedanken der Protagonisten interessieren. Und es ist auch keines dieser Bücher, nach deren Lektüre man sich entspannt zurücklehnt, weil der Täter gefasst wurde, sondern eher eines von der Sorte, die aufzeigt, dass auch die Täter allzu oft nur Opfer sind.
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich vergebe
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  • Rezension zu Sterbenskalt

    […]
    Umgekehrt: Im ersten Band erscheint er nicht, im zweiten ist er Cassies ehemaliger Chef, der die Idee hat, sie auf die Undercovermission zu schicken.
    In relativ kurzer Zeit habe ich die drei Bände in der "richtigen" Reihenfolge gelesen, was nur bei Band 1 und 2 nötig wäre, während dieser dritte Band ganz für sich steht und lediglich eine Figur aus Band 2 zum Protagonisten macht. Inhaltliche Bezüge gibt es nicht.
    Im Gegensatz zu meinen Vorrednern hat mir dieser Band am besten gefallen. Als Krimi ist er zwar weniger spannend als die anderen beiden, doch die Verknüpfung der Familiengeschichte mit dem/den Verbrechen finde ich sehr gelungen. Wer der eigentliche Täter ist, kann man ziemlich früh ahnen, doch das Zusammentreffen von Frank mit dem Täter hat in meinen Augen eine besondere Dynamik, weil sich die Grenzen zwischen dem Guten Jungen und dem Bösen vermischen; beide sind im Grunde gleich, nur hat er eine mehr Glück in seinem Leben gehabt.
    Wie bereits in den Vorgängerbänden gibt es auch hier keine "glatte" Lösung, und am Ende hat Frank sich in einen klassischen tragischen Konflikt manövriert.
    Frenchs Bücher leben zum größten Teil von den Dialogen, die gelegentlich zu breit geraten. Das fiel mir allerdings bei "Totengleich" wesentlich störender auf als hier.
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  • Rezension zu Sterbenskalt

    Originaltitel: Faithful Place
    Klappentext
    Frank Mackey, Undercover-Ermittler, hat seine Familie seit 22 Jahren nicht gesehen. Er wollte der Perspektivlosigkeit seines Viertels für immer entfliehen zusammen mit seiner ersten großen Liebe Rosie. Doch die hatte ihn versetzt und war allein nach England aufgebrochen, so hat
    Frank es jedenfalls immer gedacht. Bis in einem Abbruchhaus Rosies
    Koffer gefunden wird. Was ist damals wirklich geschehen? Frank muss zurück nach Faithful Place und feststellen, dass er diesen dunklen Ort immer in sich getragen hat...
    Autorin (Info bei amazon)
    Mit der jungen irischen Autorin Tana French betritt ein außergewöhnliches Erzähltalent den Tatort. Sie wuchs in Irland, Italien und Malawi auf und lebt seit 1990 in Dublin. Tana French machte eine
    Schauspielausbildung am Trinity College und arbeitet für Theater, Film und Fernsehen. Ihr erstes Buch Grabesgrün wurde mit dem Edgar Allan Poe
    Award für das beste Debüt ausgezeichnet.
    Ergänzung: "Sterbenskalt" ist nach "Grabesgrün" und "Totengleich" der dritte Roman von Tana French.
    Eigene Beurteilung
    Der Undercover-Ermittler Frank Mackey wuchs in den Siebziger/Achtziger Jahren am "Faithful Place", einer Straße in einer Dubliner Arbeitersiedlung auf. Er und seine vier Geschwister Carmel, Shay, Kevin und Jackie hatten eine ziemlich deprimierende Kindheit: Der Vater war (und ist) Alkoholiker, hatte nur gelegentlich Arbeit und wurde gern gewalttätig, wenn er betrunken und frustriert war - und das war er meistens. Die Mutter trennte sich trotz der katastrophalen Familienverhältnisse nicht von ihrem Mann und drangsalierte ihrerseits die Kinder, die keine Liebe und Nestwärme erfuhren. Frank und seine Jugendliebe Rosie, der es zuhause nicht wesentlich besser erging, wollten deshalb eines Nachts zusammen nach England durchbrennen und ein neues Leben anfangen. Obwohl die Flucht gut vorbereitet war, erschien Rosie nicht am Treffpunkt, sie schien es sich anders überlegt zu haben und allein abgereist zu sein.
    22 Jahre später hat Frank es zu etwas gebracht, er ist als Kriminalbeamter beruflich erfolgreich und hat jegliche Verbindung zu seiner Familie gekappt, nur mit der jüngsten Schwester Jackie telefoniert er gelegentlich. Frank ist geschieden, hängt aber sehr an seiner neunjährigen Tochter Holly, die er am Wochenende zu sich holt und der er um alles in der Welt die Bekanntschaft mit ihrer Verwandtschaft väterlicherseits ersparen will. Als Jackie Frank darüber in Kenntnis setzt, dass in einem Abbruchhaus am Faithful Place der Koffer der vor zwei Jahrzehnten verschwundenen Rosie gefunden wurde, begibt er sich zum ersten Mal seit seinem Wegzug wieder dorthin, um in eigener Sache zu ermitteln.
    Schon bald wird in dem verlassenen Abbruchhaus eine weibliche Leiche gefunden, wenige Tage später gibt es einen weiteren Toten...
    Vordergründig ist "Sterbenskalt" ein Krimi, ich würde dieses Buch jedoch eher bei den Romanen einordnen. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf der Darstellung von Irlands, bzw. Dublins Arbeitermilieu in den Achtziger Jahren im Allgemeinen und der Schilderung der Familienverhältnisse bei den Mackeys im Besonderen. Die Stimmung ist düster bis geradezu deprimierend, dennoch ist das Buch aber auch sehr faszinierend. Die Charaktere der Familienmitglieder sind detailliert ausgearbeitet und vor allem differenziert dargestellt. Jeder hat seine guten und schlechten Seiten, auch in Bezug auf den Ich-Erzähler Frank weiß man als Leser nicht so recht, wie man zu ihm stehen soll. Teilweise ist er sehr unsympathisch, was sicherlich auch seinem früheren Umfeld und seiner Erziehung zuzuschreiben ist, andererseits bemüht er sich redlich, seiner Tochter ein besserer Vater zu sein, selbst wenn er dabei nicht immer den richtigen Weg geht.
    Der Erzählstil der Autorin, die ich vorher nicht kannte, hat mir sehr zugesagt. Es gelingt ihr, sehr anschaulich ("atmosphärisch dicht") zu schreiben, die Lektüre erfordert auf Seiten des Lesers allerdings Konzentration, da der Ich-Erzähler mitten in der Erzählung der laufenden Ereignisse immer wieder in Erinnerungen abdriftet, die im Text nicht weiter gekennzeichnet sind.
    Für Freunde rasanter Thriller, die einen rasch dem Spannungshöhepunkt zustrebenden Krimi erwarten, ist "Sterbenskalt" weniger zu empfehlen. Wer Familienromane, auch solche der "problembeladenen" Art, schätzt und auch gern Bücher liest, die Züge einer Sozialstudie aufweisen, hat mit diesem Roman eine nicht ganz einfache, aber wirklich lesenswerte Lektüre vor sich.
    Über den deutschen Titel habe ich - wie so oft - den Kopf geschüttelt, der Originaltitel "Faithful Place" ist hervorragend gewählt und hätte meiner Meinung nach beibehalten werden sollen.
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Ausgaben von Sterbenskalt

Taschenbuch

Seitenzahl: 624

Hardcover

Seitenzahl: 608

E-Book

Seitenzahl: 625

Hörbuch

Laufzeit: 00:06:43h

Sterbenskalt in anderen Sprachen

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