Die Lügen, die wir erzählten

Buch von Judy Blundell, Mirjam Pressler

Bewertungen

Die Lügen, die wir erzählten wurde insgesamt 6 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,1 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Lügen, die wir erzählten

    Ich kann mich euren begeisterten Eindrücken zu diesem Buch leider nicht ganz anschließen. Mich konnte es nur mäßig begeistern.
    Zustimmen kann ich euch auf jeden Fall in dem Punkt, dass Evie ein sehr authentischer und glaubwürdiger Charakter ist. Sie verhält sich so, wie man es von einem Teenager, der immer im Schatten seiner wunderschönen Mutter stand und der sich nun zum ersten Mal bis über beide Ohren verliebt, erwartet. Sie ist stur, trotzig, freudestrahlend. Je nachdem... Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt. Auch fand ich, dass es der Autorin hervorragend gelingt, das Lebensgefühl im Amerika des Jahres 1947 einzufangen. Zum ersten Mal verspüren die Menschen wieder Hoffnung und leben ihren amerikanischen Traum. Gleichzeitig ist natürlich nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen. Anspielungen auf Rassentrennung und Diskriminierung der Juden finden sich oft.
    Da hören für mich die Pluspunkte dieses Buches aber leider auch schon auf. Die Handlung war für mich absolut vorhersehbar. Die Entwicklungen kamen nicht überraschend, ich hatte eher schon mit ihnen gerechnet. Allein den Verlauf des Gerichtsprozesses am Ende des Buches fand ich überraschend.
    Der Schreibstil der Autorin ist zwar angenehm, aber nicht fesselnd. Judy Blundell bemüht sich um einen poetischen und eindringlichen Stil. Der passt aber meiner Meinung nach gar nicht zur Geschichte. An einigen Stellen wäre es wohl besser gewesen, sich nicht nur auf Andeutungen zu beschränken, sondern die Dinge beim Namen zu nennen. Das Buch braucht keinen intelligenden Schreibstil, bei dem der Leser zwischen den Zeilen lesen muss.
    Bis auf Evie blieben alle Charaktere blass und unnahbar. Es ist mir sehr schwer gefallen, ihr Verhalten nachzuvollziehen. Vor allem Evies Mutter fand ich furchtbar.
    Insgesamt gibt es von mir nur .
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  • Rezension zu Die Lügen, die wir erzählten

    Evie Spooner wächst im Amerika der Nachkriegsjahre auf, dort, wo der Zucker nicht mehr rationiert ist:
    Die Menschen umarmen voller Liebe und Tränen in den Augen ihre Heimgekehrten, sie gehen ins Kino und trinken Cola, sie rauchen die Zigaretten nur so dahin, sie fahren in den Urlaub und sie lachen, sie versuchen nur noch glücklich zu sein.
    Sie versuchen, den Schrecken des Krieges hinter sich zu lassen, Neues auf den Überresten des Alten wieder aufzubauen.
    Dass dies jedoch gar nicht so leicht ist, merken auch Evie, ihre Mutter und ihr Stiefvater Joe, als in ihrem Urlaub in Palm Beach plötzlich Peter Coleridge auftaucht, der als Soldat an der Seite ihres geliebten Stiefvaters Joe im Krieg gekämpft hat. Die Dinge spitzen sich nach seinem Auftauchen zu, die Gefühle werden dichter, wilder. Solange, bis sie in einer Esakalation enden.
    Mir hat an Judy Blundells Roman vor allem gefallen, wie echt ihre Protagonistin Evie wirkte. Als junges Mädchen konnte ich mich bedingungslos in ihren Worten und ihren Gefühlen wiederfinden. Ich sah mich in der Art, wie sie die Kleider ihrer Mutter anprobierte und Puder auftrug, ich sah mich in ihrem Verlangen, schön und begehrenswert und erwachsen zu sein wie ihre Mutter Beverly, in deren Schatten sie stets stand.
    Ich erkannte mich in ihrer Geste, sich an einem Punschglas auf einer ersten Tanzveranstaltung festzuhalten:
    "Ich ging direkt zum Punsch und goss mir etwas von der roten Flüssigkeit in ein Kristallglas. Ganz langsam, als hoffte ich, irgendein Junge würde herüberkommen und das Einschenken übernehmen. Keiner kam."
    Sie war es, die einen im Verlauf des Romans grenzenlos faszinierte, sie und ihre Entwicklung. Die Tatsache, dass es in Wahrheit wahrscheinlich die Erwachsenen in ihrer Umgebung waren, die sie beeinflussten, prägten und letztendlich zur Lügnerin machen - oder entschied sie sich selbst dafür?
    Jedenfalls harmoniert hier für mich alles in einer perfekten Konstellation. Geschichte, Cover, Titel (wobei er mir im Englischen mit What I saw and how I lied sogar fast noch ein bisschen besser gefällt).
    Die Art, wie Judy Blundell (und Mirjam Pressler in einer sehr gelungenen Übersetzung!) am Ende ihres Romans ihre Protagonisten und die offenen Fragen in der Luft eines Gerichtssaals hängen lässt, war ebenfalls brillant. Sie sagte kein Wort zuviel, gab keine Antwort extra, die die Grundstimmung des Buches hätte ruinieren können.
    Stattdessen waren ihre Worte voller Sehnsucht, voller Überfluss der Nachkriegsjahre und der noch nicht getilgten Schulden, voller Aufbruch, voller Liebe, doch auch voller Lügen und voll von den Intrigen, die ihnen vorausgingen.
    Aber es war hauptsächlich die Sehnsucht, die überwog. Deswegen möchte ich meine Rezension mit den Worten Evie Spooners selbst enden lassen:
    "Ich hatte mir immer einen Vater gewünscht. Irgendeinen. Einen strengen, einen lustigen, einen, der mir rosa Kleider kaufen würde, einen, der lieber gehabt hätte, wenn ich ein Junge geworden wäre. Einen, der herumreiste, einen, der sich nie aus dem Sessel erhob. Einen Arzt, einen Rechtsanwalt, einen Indianerhäuptling, ich wünschte mir Reste von Rasierschaum im Waschbecken und ein Pfeifen auf der Treppe. Ich wollte Hosen, die an den Aufschlägen am Kleiderbügel hingen. Ich wünschte mir Kleingeld, das in einer Hosentasche klimperte, und Eiswürfel in einem Cocktailglas abends um halb sechs. Ich wollte meine Mutter hinter einer verschlossenen Tür lachen hören."
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  • Rezension zu Die Lügen, die wir erzählten

    Klappentext:
    USA, 1947: Der Krieg ist vorbei. Kino, Musik, Konsum und Reklame prägen den Alltag. Auch auf die 15-jährige Evie machen die Verheißungen der
    Werbung großen Eindruck. So wie die Frauen auf den Plakaten und
    Kinoleinwänden will sie sein: unwiderstehlich und schlagfertig. Als der geheimnisvolle Peter, ein ehemaliger Kamerad ihres Stiefvaters Joe, in ihr Leben tritt, sieht Evie ihre Stunde gekommen. Doch Peter und Joe verbindet ein düsteres Geheimnis ...
    Aufbau/Eigene Meinung
    "Was bedeutet Erwachsensein?" Mit dieser Frage muss sich die 15-jährige Evie auseinandersetzen. Evie, die in den Nachkriegsjahren aufwächst und kein leichtes Leben gehabt hatte, hat es nicht leicht, denn sie wächst bei ihrer Mutter auf, hinter deren Schatten sie immer steht und bei einer Schwiegermutter, die sie nicht ausstehen kann. Eines Tages, als die Nachricht von ihrem Stiefvater Joe, einem Kriegsoffzier, der in Deutschland stationiert ist, eintrifft, dass er zurückkommt, ist sie ganz aus dem Häuschen. Denn Joe stellt für sie einen Helden, ein Vorbild dar. Zu Feier des Tages beschließt die Familie einen Urlaub in Florida zu verbringen. Der Strand, die Sonne und neue Bekannschaften lassen Evies Herz in die Höhe springen, doch das ganze nimmt ei jähes Ende, als sie hinter Joes und Peters Geheimnis kommt und es zu einem schrecklichen Verbrechen kommt, bei dem Evie eine Rolle spielt und nicht weiß, auf wessen Seite sie stehen soll...
    Ein wirklich spannender Roman über die neue Gesellschaft der USA am Ende der 40er Jahre. Wie der Klappentext bereits erwähnt, entwickelt sich zu dieser Zeit die Konsumgesellschaft mit Kino, Musik und Urlaub. Dieses Buch erzählt nicht nur über Kriegsfolgen, Diskriminierung und Vorurteile in der Gesellschaft, sondern über den Kampf einer jungen Frau gegen die neuaufkeimenden Gesellschaftsverhältnisse. Meistens ist die Geschichte, welche 35 Kapiteln aufgegliedert ist aus Evies Sicht erzäht. Die Spannung kommt schon relativ früh, als Evie im Urlaub auf Pete trifft, was keine ZUfallsbekanntschaft zu sein scheint. Denn es kommt zu Ereignissen, die keiner von ihnen vorherrsehen konnte bis es am Ende zu einer gravierenden Wendung kommt, die die ganze Geschichte auf den Kopf wirft.
    Ich könnte dieses Buch wirklich an alle empfehlen, denn es enthält sowohl eine Liebesgeschichte als auch historische Hintergründe oder auch Aspekte aus dem Bereich Krimi.
    Von mir gibt es Sterne.
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Ausgaben von Die Lügen, die wir erzählten

Hardcover

Seitenzahl: 288

Besitzer des Buches 9

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