Der Herr der Unruhe

Buch von Ralf Isau

Zusammenfassung

Über Ralf Isau

Der Schriftsteller Ralf Isau wurde 1956 in Berlin geboren und war schon früh kreativ: In der Schule beim bildnerischen Gestalten, später beim Dichten und schließlich beim Schreiben. Mehr zu Ralf Isau

Bewertungen

Der Herr der Unruhe wurde insgesamt 12 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,1 Sternen.

(5)
(4)
(3)
(0)
(0)

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Herr der Unruhe

    Die Geschichte beginnt 1932 im italienischen Städtchen Nettuno. Der Uhrmacher Emmanuele die Rossi hat für den reichsten und mächtigsten Mann am Ort, Massimiliano Manzini, eine kostbare Taschenuhr angefertigt. Bei der Abholung entbrennt ein Streit um die Bezahlung, Manzini greift den Uhrmacher brutal an, versetzt ihm einen tödlichen Stich ins Herz und macht sich mit der Uhr davon. Mit letzter Kraft verflucht Emmanuele den Mann - und stirbt.
    Emmanueles Sohn Nico hat alles mit angesehen und flieht voller Angst, zunächst zu Freunden nach Rom, später führt ihn das Schicksal nach Wien, wo er von einem jüdischen Uhrmachermeister das Handwerk des Vaters erlernt, und schließlich unter falschem Namen wieder zurück nach Nettuno. Er hat sich geschworen, den Tod des Vaters zu rächen und die Uhr zurückzuholen, die Manzini unrechtmäßig an sich genommen hat. Bei seiner Rückkehr nach Nettuno verliebt er sich auf den ersten Blick in die hübsche Laura, die sich ausgerechnet als Manzinis Tochter entpuppt.
    Nico verfügt über eine besondere Gabe. Man nennt ihn „der Leblosen Liebling“, er hat einen besonderen Draht zu unbelebten Dingen, kann verborgene Schäden aufspüren und reparieren und manchmal sogar über die Dinge gebieten. Diese Gabe führt ihn ganz nah an seinen alten Feind, dessen große Schwäche sein Aberglaube ist - er fürchtet, seine „Lebensuhr“, die Emmanuele einst gefertigt hat, könne stehenbleiben und somit das Ende seines Lebens anzeigen. Nachdem er auf wundersame Weise ein kleines Mädchen gerettet hat, will Manzini sich Nicos Fähigkeiten zunutze machen, um das „Überleben“ seiner kostbaren Uhr sicherzustellen. Dieser willigt ein, ohne dabei sein Ziel aus den Augen zu verlieren: Manzini eines Tages zu Fall zu bringen.
    Schon bald ist Nicos Leben jedoch nicht nur durch seinen persönlichen Feldzug geprägt, sondern auch durch die Zeitumstände. Mussolinis Faschisten sind an der Macht, der Judenhass wächst, und nicht nur Verwandte und Freunde, sondern auch Nico selbst ist in Gefahr.
    Dies ist nur eine dürftige Zusammenfassung dieses unheimlich vielschichtigen Buches. Nicos wunderbare Gabe, mit den Dingen zu kommunizieren, bleibt das einzige phantastische Element des Romans, in dem Ralf Isau meisterhaft Fantasy, Zeitgeschichte, Spannung und Romantik zusammenbringt. Mit der atemberaubenden Handlung homogen verwoben sind wieder einmal zahlreiche Informationen über das Leben der Juden in Italien und Österreich, die Geschichte der beiden Staaten vor und während des 2. Weltkriegs, die Rolle des Vatikan in der Zeit der Judenverfolgung, physikalische Phänomene und Uhrmacherei.
    Unglaublich liebevoll beschreibt Isau die herrliche „Lebensuhr“ wie auch viele andere Gegenstände, mit denen Nico Verbindung aufnimmt, sie nehmen schon fast menschliche Züge an, ohne dass darüber die Charakterzeichnung der handelnden Personen zu kurz kommt. Nico und Laura, aber auch einige Randfiguren und natürlich Nicos treuer Begleiter, sein Moped „Albino“, sind mir im Verlauf der Geschichte sehr ans Herz gewachsen, es war schon beinahe traurig, am Ende des Buches Abschied zu nehmen.
    Ein weiterer Punkt, der mich bei Isau immer wieder beeindruckt, ist seine Fähigkeit, auch kleinste Handlungsfäden am Ende wieder aufzunehmen und das Buch zu einem runden, gelungenen Schluss zu führen, sowie ein auch hier wieder sehr informatives Nachwort.
    Die wunderschöne Ausstattung des Buches darf zum Schluss nicht unerwähnt bleiben. Schon der Schutzumschlag hat mich angesprochen, noch viel begeisterter war ich jedoch, als ich den Umschlag abnahm und darunter nicht einfach ein schlichter, glatter Einband zum Vorschein kam, sondern eine im Buchdeckel und –rücken eingeprägte goldene Uhr auf silbernem Grund. Das Vorsatzblatt ist mit einer beschrifteten Konstruktionszeichnung eines Uhrwerks gestaltet, und am Beginn jedes Kapitels steht neben der hübsch verschnörkelten Kapitelüberschrift eine zarte Zeichnung der „Lebensuhr“, die sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch zieht.
    Ein Buch, das mich zum Lachen und Weinen gebracht, Wut und Empörung, Trauer und Mitgefühl ausgelöst und wie schon lang keines mehr in seinen Bann gezogen hat. Ich habe es innerhalb von drei Tagen gelesen, weil ich es kaum aus der Hand legen konnte, und werde es sicher so schnell nicht vergessen. Absolute Empfehlung.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Der Herr der Unruhe

    Seiten: 509
    Verlag: Bastei Lübbe
    Einband TB
    Über den Autor: (kopiert bei Amazon)
    Ralf Isau wurde 1956 in Berlin geboren. Er arbeitet neben dem Schreiben als Computer-Fachmann und lebt mit seiner Familie in der Nähe von Stuttgart. Da der Umgang mit seelenlosen Maschinen seinen Gedanken die Farbe nimmt, wie er sagt, sucht und findet er schon lange seine Freiräume in der fantastischen Literatur. Anfangs folgte er noch anderen Autoren in die von ihnen geschaffenen fremden Welten, seit 1988 schreibt er selbst und eroberte sich mit seinen Romanen rasch eine ständig wachsende Fan-Gemeinde.
    Wer mehr über Ralf Isau erfahren möchte, dem empfehle ich die überaus informative Seite www.isau.de
    Über das Buch:
    Nico dei Rossi ist der Sohn eines Uhrmachers, und er besitzt eine erstaunliche Gabe: Er spricht mit Maschinen, kann die störrischen besänftigen – oder ihnen befehlen, für immer still zu stehen. Als Nico noch ein Junge war, musste er zusehen, wie sein Vater von dem reichen Kaufmann Manzini ermordet wurde, wegen eines Dante-Zitats in einer Taschenuhr. Nun, als junger Mann, kehrt er zurück an den Ort seiner Kindheit – und sinnt auf Rache. Doch dann lernt er die bezaubernde Laura kennen. Bald erfährt er, aus welcher Familie die junge Frau stammt: Ihr Name ist Manzini, und ihr Vater, inzwischen zum Bürgermeister aufgestiegen, gilt als glühender Anhänger Mussolinis
    Kritik:
    Erst einmal möchte ich auf einen kleinen Sachverhalt hinweisen, den ich lange falsch betrachtete.
    Bei der im Titel genannten Unruhe handelt es sich um ein kleines aber wichtiges Bauteil einer Uhr.
    Eine schneckenförmige Feder, die in der Uhr für den genauen Sekundentakt verantwortlich ist.
    Mit diesem Wissen, hätte ich schon viel früher erahnen können, dass sich dieses Buch dem Thema Zeit in besonderer Weise widmet, was zu einem meiner Lieblingsthemen in der Literatur gehört.
    Doch nun der Reihe nach.
    Die Geschichte spielt zum größten Teil im Ilatien zwischen 1932 und 1944
    Ein weitere Teil in Österreich in dem selben Zeitfenster.
    Die Kapitel sind nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern so geteilt, dass der Leser im Ungewissem bleibt, was der Protagonist "all die Jahre" getan hat.
    Doch wird dies in anderen Kapiteln wieder zum Vorschein gebracht. Zu Beginn der Kapitel steht immer Ort und Zeit der Handlung.
    Zu Beginn des Buches war ich sehr gefesselt. Isau schreibt mit einer wundervollen Sprache. Detail verliebt und Dialoge, die ihres Gleichen suchen.
    Doch je weiter die Geschichte und somit auch die Zeit voran schreitet, um so mehr drängen sich Mussolini und Hilter in die Geschichte um den Rachversuch des Uhrmacherjungen.
    Isau verrennt sich in geschichtlichen Hintergründen, die nur sehr wenig mit dem Buch zu tun haben.
    Es ist schon interessant, wie er über die wachsende Angst unter den Juden von der deutsch Wehrmacht berichtet, doch auch überflüssig.
    Ca. 70 Seiten weniger hätten dem Buch keinen Abbruch getan, wären aber für den Leser angenehmer gewesen.
    Dieser Punkt kann einem Leser, der sich nicht sehr für die Geschehnisse im 2.Weltkrieg interessiert, die Lust an dem Buch vermasseln.
    Nach dem spannenden und packenden Auftakt plätschert die Geschichte langsam vor sich hin.
    Mit der Zeit verlor ich das Interesse am Ausgang des Racheversuchs.
    Ebenso unangenehm empfand ich die vielen Sprünge innerhalb der Geschichte. Mal ein Sprung von ein paar Stunden, mal von ein paar Monaten, ohne dass dies "angekündigt" wurde.
    Trotzdem erhält das Buch von mir, wenn auch schwache.
    Aber das Nachwort des Autoren hat mich zum Lachen und der Epilog fast zum weinen gebracht.
    Die Idee, Macht über "leblose Dinge" zu erlangen hat mir gut gefallen. Ich denke manchmal auch, dass Maschinen ihren eigenen Sinn haben, den man besänftigen kann.
    Isau hat in diesem Buch eine Mischung aus Liebe, Krimi, etwas zuviel Zeitgeschichte und interessanten fantastischen Elementen geschaffen.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Der Herr der Unruhe

    Ich habe gerade eine ellenlange Rezension zu diesem Buch verfasst, die leider nun in den Untiefen einer Diskette verschwunden ist
    Also noch einmal von vorne.
    Eingeschlossen in den Rahmen des zweiten Weltkrieges aus der Sicht des italienischen Nettuno durchlebt ein junger, sympathischer, wissbegieriger junger Nico dei Rossi 12 aufwühlende Jahre im Zwiespalt von Liebe und Hass. Begleitet von Freunden und welchen, die sich als solche ausgeben, versucht sich der verwaiste Sohn des ermordeten Emanuele dei Rossi am Tod seines Vaters zu rächen. Dieser ist jedoch das Stadtoberhaupt seiner einstigen Heimatstadt und besitzt mächtigen Einfluss. Zu allem "Überfluss" ist er außerdem der Vater der schönen unwiederstehlichen Laura Manzini, die das Herz des "Doctor Mechanicae" innerhalb von Sekunden erobert, und so seine Pläne komplett über den Haufen wirft.
    Die Liebesgeschichte des einfachen, hasserfüllten Nico dei Rossi und der bezauberten Podestà-Tochter durchzieht den ernsthaften Roman wie ein roter Faden, hält sich jedoch dezent im Hintergrund. Vordergründig steht der Kampf der italienischen Juden gegen den mit der deutschen Regierung sympathisierenden Benito Mussolini und seiner Gefolgsleute.
    Nico dei Rossi - selbst ein Jude - versucht auf seine eigene Art die Windmühlen in die Knie zu zwingen, und so seinen Leidensgenossen und sich selbst zu helfen. Dabei verliert er jedoch nie seine persönliche Rechnung mit Manzini aus den Augen.
    Während dieser Zeit lernt Nico die unterschiedlichsten Menschen kennen und gewinnt einige Freunde. Auch die katholische Kirche soll - mehr oder weniger - zum Freund des verfolgten Juden werden. In dem Buch erfährt der Leser auf eine angenehme Weise die Unterschiede und Gemeinsamkeiten - die Zwiespälte, Konflikte und Parallelen zwischen den großen Religionen.
    Der fantastische Teil des Buches - die Fähigkeit Nicos, mit Maschinen zu sprechen, ist logisch, konsequent und hintergründig. Gefallen hat mir Nicos "eiserner Begleiter" Albino, ein Motorrad, das er mit der Sorgfalt eines Haustieres behandelt.
    Ein wenig gestört haben mich die Zeitsprünge der Kapitel, da es mich leider in meinem Lesefluss gehindert hat. Auch die Vielfalt an Namen, Personen und Orten machte die Lektüre teilweise ein wenig verwirrend und anstrengend
    Alles in allem ist der Roman jedoch wunderbar recherchiert, und zeigt eine andere Sichtweise des zweiten Weltkrieges. Der Autor lässt fiktionale und reale Begebenheiten so nahtlos in einander übergehen, dass ich bis auf einiger Kleinigkeiten nicht immer erkennen kann, ob es wirklich so war, oder frei erfunden ist.
    9,5 von 10 Punkten für dieses wunderbare Buch!
    Weiterlesen

Ausgaben von Der Herr der Unruhe

Hardcover

Seitenzahl: 509

Taschenbuch

Seitenzahl: 432

E-Book

Seitenzahl: 571

Ähnliche Bücher wie Der Herr der Unruhe

Besitzer des Buches 48

Update: