Rebecca Gable - Das Lächeln der Fortuna

  • Ich könnte es immer wieder lesen. Man erfährt in ihren Büchern nicht nur eine Menge Geschichtliches, man will dann sogar noch mehr wissen. Also ich persönlich habe dann noch Wikipedias Schilderungen über Schlachten und natürlich Personen verschlungen!

    Bücher müssen schwer sein, weil sie eine Welt in sich tragen.

  • Zum Inhalt des Buches will ich nichts mehr sagen, weil das haben schon ein paar Vorgänger hier im Thread getan. :thumleft:
    Meine Meinung will ich dennoch loswerden:


    Ich lese das Buch gerade und finde es wirklich toll geschrieben und fesselnd. Das sind so die Momente, wenn die paar Minuten, die man abends schnell noch lesen will, mal eben zu über einer Stunde werden und man irgendwann einfach aus Müdigkeit aufhört. Ständig passiert etwas und man will natürlich wissen, wie es weiter geht.


    Rebecca Gablé findet hier in meinen Augen genau das richtige Erzähltempo. Es gibt kaum Strecken, die man nur überfliegen möchte, gleichzeitig beschreibt sie die Dinge detailliert und sehr anschaulich.


    Was mir besonders gut gefällt sind die liebevoll eingeführten Charaktere, die einem schnell ans Herz wachsen. Welcher Leser hat z. B. wohl nicht mit Leofric 'gefiebert' (im wahrsten Sinne des Wortes)? Es wurde hier bereits erwähnt, dass die Charaktere manchmal zu schwarz/weiß sind, aber ich empfinde das nicht als schlecht oder nachteilig. Man kann damit ganz gut spekulieren, wie die Geschichte wohl weiter geht. :-k


    Das Buch hat auch eine ordentliche Größe. Mit 1200 Seiten ist man eine Weile beschäftigt, aber umso besser kann man in die Geschichte eintauchen. Obwohl es sicherlich ein bisschen Zeit braucht es zu lesen, werde ich es ganz bestimmt wieder tun. Es wird wohl eines meiner Lieblingsbücher werden und ich bin gespannt auf die weiteren Teile der Saga. :lechz:


    El Novelero

  • Hay,


    "Das Lächeln der Fortuna" habe ich mir vor XX Jahren einmal ausgeliehen und war mein erster
    Historischer Roman. Seitdem ist das eines meiner Lieblings Genre, und das Buch eines meiner
    Lieblings Bücher.
    Vor kurzem hat es sich dann zu "Die Hüter der Rose" in mein Regal gesellt und ich habe es mit
    Freuden noch einmal gelesen. Auch wenn es einige Seiten hat und klein geschrieben ist,
    macht es doch jede Menge Spaß zu lesen, ist nicht langweilig und bietet dazu noch jede Menge
    Informationen. Der Schreibstil ist klasse und super verständlich. Mit den vielen Personen habe
    ich weniger Probleme, und wenn man sich auf das Buch konzentriert dann fällt es einem auch
    nicht allzu schwer die Personen gut auseinander zu halten.


    Das Buch ist erstklassig!


    LG
    Deadwood

  • Ich bin gerade dabei, das Buch zu lesen, und ich muss sagen, auch ich bin recht begeistert.


    Eigentlich hat dieses Buch in meinen Augen zwei große Negativpunkte: Einerseits finde ich die Charaktere - wie schon angemerkt - viel zu schwarz/weiß. Sympathien sind sofort und unwiderruflich verteilt, es gibt keine "grauen" Figuren. Zweitens ist die Handlung doch oft sehr vorhersehbar (zumindest bis Seite 600, wo ich aktuell bin :wink: ), es geht einfach alles immer viel zu gut aus. Dazu noch ein kleinerer Negativpunkt: Auch wenn das Buch, was man so hört und liest, historisch sehr akkurat sein soll, finde ich es zum Teil doch etwas romantisierend, und Robin ist eigentlich ein viel zu moderner Mensch (was seine Meinungen, Wertvorstellungen etc. angeht).


    Insbesondere die ersten beiden Punkte sind für mich normalerweise ein No-Go in einem Buch, denn tiefe Charaktere und unvorhersehbare Handlung sind für mich die Punkte, die einen richtig guten Roman ausmachen. Aber dieser Roman schafft es (wie es nur wenige tun), mich trotzdem so zu fesseln und für seine Figuren, Geschichte und das historische Szenario zu interessieren, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen kann, und mich die erwähnten Schwachpunkte nur am Rande stören. Und letztlich ist es doch das, was ein gutes Buch ausmacht: man kann nicht mehr aufhören zu lesen.


    Von daher: Super Buch, ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzungen.

    "Ein Raum ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele." - Marcus Tullius Cicero
    :study: Tad Williams - Die Hexenholzkrone 2

  • Rebecca Gablés Das Lächeln der Fortuna dürfte eigentlich nahezu jedem Historienfan ein Begriff sein, dennoch ein paar Worte zum Inhalt:

    England, 1360: Der zwölfjährige Robin of Waringham wird im Kloster Sankt Thomas erzogen, weil sein Vater, der Kronvasall Gervais of Waringham, an der Seite des schwarzen Prinzen im Hundertjährigen Krieg kämpft. Da seine Mutter und die meisten seiner Geschwister der letzten Pestwelle zum Opfer gefallen sind, ist zuhause in Waringham niemand mehr, der sich um Robin und seine Schwester Agnes kümmern könnte.
    Es ist für Robin ein Schock, als ihm der Abt des Klosters mitteilt, dass sein Vater wegen Hochverrats verhaftet wurde und sich im Kerker erhängt hat, was vom König als Schuldeingeständnis gewertet wurde und dazu führte, dass Waringham von der Krone eingezogen wurde. Robin ist also nicht der nächste Earl of Waringham, sondern nur noch ein Niemand.
    Der Abt ordnet an, dass Robin im Kloster bleiben muss, was für ihn unvorstellbar ist. Er wartet die Nacht ab und macht sich davon. Der einzige Ort, an den er zurückkehren kann und will, ist das Gestüt von Waringham. Er hat Glück, und kann dort als Pferdeknecht ein Auskommen finden.
    Doch als der neue Earl of Waringham die Burg in Besitz nimmt, stellt sich heraus, dass es sich um Geoffrey Dermond, den ältesten und besten Freund seines Vaters handelt, der darauf besteht, Robin eine standesgemäße Erziehung angedeihen zu lassen, zusammen mit dem jungen Dermond - Mortimer - absolviert Robin nun täglich seine Waffenübungen.
    Die beiden Jungen hassen sich von der ersten Sekunde an, und Robin sieht sich schon wieder in einer ausweglosen Situation...

    Der Roman erzählt die Geschichte von Robin, seinen Freunden und seiner Familie bis ins Jahr 1399, also über 39 Jahre.

    Auch das Haus Lancaster und John of Gaunt, der jüngere Bruder von Edward, dem schwarzen Prinzen, spielen eine große Rolle, da Robin zum engsten Vertrauten von John of Gaunt aufsteigt, ist der Leser bei allen wichtigen und für das Haus Lancaster umwälzenden Ereignissen in der ersten Reihe.
    Die Handlung beginnt in den letzten Regierungsjahren von Edward III und behandelt die anschließende Thronbesteigung Richards II, die großen Themen sind daher, neben dem Hundertjährigen Krieg, die immer wiederkehrenden Pestwellen und die Ausbeutung der Bauern durch den Adel, was schließlich in den großen Bauernaufstand gipfelt.

    Bei dieser Ausgabe handelt es sich nun also um die "Erweiterte Ausgabe", die Rebecca Gablés Urfassung des Romans beinhaltet, die 1997 um etwa 300 Seiten gekürzt werden musste um das fertige Buch überhaupt binden zu können.
    Nachdem Das Lächeln der Fortuna, und auch die Fortsetzungen über die Waringhams so erfolgreich waren, wünschten sich die Fans immer wieder eine ungekürzte Fassung des Buches. Das Originalmanuskript war aber durch einen PC-Defekt verloren gegangen. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass Frau Gablé bei einer Keller-Entrümpelungsaktion eine vergessene Sicherheitskopie des Manuskripts auf alten Disketten wiedergefunden hat und so konnte dieser alte Leserwunsch doch endlich noch erfüllt werden.

    Was bekommt der Leser in dieser erweiterten Fassung?
    Sie enthält einen Handlungsstrang, der gänzlich gekürzt wurde: Robin begegnet der Kaufmannsfamilie Hillock aus Canterbury auf seiner Flucht aus dem Kloster. Die Hillocks spielen immer mal wieder eine Rolle in der Handlung, in der Originalfassung wurden alle diese Szenen gestrichen. Im Roman Der König der purpurnen Stadt ist Jonah Durham bei seinem Cousin Rupert Hillock in der Lehre, diese Namensgleichheit ist mir irgendwie gleich ins Auge gestochen, weitere Parallelen zwischen den beiden Familien sind mir allerdings nicht aufgefallen.
    Ich habe die erweiterte Ausgabe nicht mit meiner alten Taschenbuchausgabe Wort für Wort verglichen, aber einige Szenen erschienen mir dann doch länger und ausführlicher.
    Zudem enthält diese Ausgabe dann noch den eigentlich von Rebecca Gablé vorgesehenen Schluss, der für die Erstveröffentlichung ein wenig abgeändert wurde. Der Leser kann also entscheiden, ob er den Schluss der Urfassung oder der Erstveröffentlichung lesen möchte.

    Mir hat die erweiterte Ausgabe sehr gut gefallen und ich habe es genossen, so lange in die Anfänge des Waringham-Kosmos abzutauchen.
    Allerdings muss ich gestehen, dass ich in dem Punkt nicht sehr objektiv bin, da die Waringham-Trilogie schon wirklich lange zu meinen absoluten Lieblingsbüchern zählt und ich im Besonderen Das Lächeln der Fortuna schon sehr oft gelesen habe. Dieses Buch und Follets Die Säulen der Erde haben mein Interesse am (englischen) Mittelalter und an historischen Romanen überhaupt geweckt.
    Ich kann durchaus verstehen, dass der Verlag damals auf eine Kürzung bestanden hat, denn diese erweiterte Fassung ist rein vom Umfang her ein solches Ungetüm, dass es bestimmt beinah unverkäuflich gewesen wäre.

    Empfehlen kann ich diese Ausgabe also allen Hardcore-Waringham-Fans, oder auch Lesern, die das Buch vor vielen Jahren einmal gelesen haben und es vielleicht nochmal lesen möchten.
    Wer Das Lächeln der Fortuna noch überhaupt nicht kennt, macht mit beiden Fassungen nichts verkehrt, denn in jedem Fall bekommt man einen gut recherchierten historischen Roman, der das englische Mittelalter mit all seinen schillernden Figuren aufleben lässt.
    Wenn man die erweiterte Ausgabe wählt, sollte man aber in jedem Fall kein Problem mit sehr, sehr dicken Büchern haben :wink: .

    Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: , allerdings mit Fan-Bonus.

  • Hier gibt es schon einen Thread zu diesem Buch.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Sidera, vielen Dank für die ausführliche Rezension.
    Könntest Du Infos über den abgeänderten Schluss in einen Spoiler setzen und hier posten?


    Gerne :) - unter der Voraussetzung, dass ich das hinbekomme:


    Ende der Originalausgabe / Ende der Ursprungsfassung - Unterschiede:


    Sollte geklappt haben, ich hoffe, das hilft weiter :wink: .


    Mir gefällt übrigens das Ende besser, das ich von Anfang an kenne, nicht das der Urfassung. Ist wahrscheinlich Gewohnheit :lol:

  • Das ist aber die "normale" Fassung, nicht die 1760-Seiten-Urfassung


    Trotzdem ist es das gleiche Buch auch wenn es erweitert ist und es wird mit allen anderen nicht verlinkt, wäre doch besser wenn es bei der ersten Fassung stünde, du hast ohnehin daraufhingewiesen, dass es eine erweiterte Augabe ist

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Ich bin eigentlich kein Fan von historischen Romanen und nachdem Ken Follett mich mit "Fall of Giants" so gar nicht begeistern konnte, hatte ich mir auch vorgenommen, nie wieder einen historischen Roman anzurühren :uups: . Dann habe ich in der Bibliothek "Das Lächeln der Fortuna" gesehen und ich erinnerte mich, dass diese Autorin doch ganz schön oft positiv im BT erwähnt wird. Ich bin erst einmal weitergegangen und bin dann doch noch einmal umgekehrt um das Buch mitzunehmen. Beim persönlichen Losentscheid über das nächste zu lesende Buch gewann dann ausgerechnet der 1200-Seiten-Schmöker :study: .


    Aber was soll ich sagen? Es hat sich sehr gelohnt - Rebecca Gablé versöhnt mich wieder mit dem historischen Roman und ich kann mir durchaus vorstellen, einige mehr zu lesen (auf jeden Fall die Fortsetzung). Zum Inhalt will auch ich nicht viel sagen und auch nicht darüber, ob der historische Hintergrund gut recherchiert ist oder nicht, denn das kann ich wirklich nicht einschätzen. Hier glaube ich einfach einmal den fundierten Kenntnissen anderer Leser/innen des BT.


    Der Einstieg in das Buch fiel mir sehr leicht - eigentlich war ich von Beginn an begeistert. Vom Schreibstil, von den Charakteren - es liest sich sofort wie eine Abenteuergeschichte und eine sehr detaillierte "Coming-of-Age"-Handlung. Der Hauptprotagonist war sofort interessant und sympathisch, die historischen Handlungen stehen erst einmal im Hintergrund. Schon früh kristallisiert sich der "böse Bube" des Romans heraus - aber einen bösen Buben benötigt so eine Geschichte einfach. Auch die vielen Nebencharaktere waren sehr gut herausgearbeitet und ich habe mit einigen von ihnen gefiebert und gelitten (z.B. Leofric, Isaac, Agnes, M2).


    Ich fand, dass die Autorin die Geschichte von Robin und der tatsächlichen englischen Geschichte sehr gut verwoben hat. Immer wieder musste ich im Personenverzeichnis nachschauen, ob diese oder jene Person tatsächlich historisch oder nur erfunden war. Ich hatte jedenfalls häufig das Gefühl, dass Robin tatsächlich "dazu" gehört hat.
    Allerdings beginnt hier mein erster Einwand: Robin wirkte häufig sehr fortschrittlich - bisweilen zu übertrieben fortschrittlich.


    Außerdem stimme ich etwas in die Schwarz-Weiß-Diskussion ein. Dass ein Schurke richtig schurkig sein muss ist klar :twisted: . Aber der Hauptprotagonist war mir doch manchmal zu weiß.


    Zum Ende hin hat mich leider auch die Zahl der Personen etwas verwirrt. Immer mehr Nachkommen, die ich kaum noch in Verbindung mit den Vorfahren bringen konnte und die im Personenverzeichnis fehlten (betrifft einige Nebencharaktere). Hier hätte ich mir doch öfter mal einen Nebensatz mehr gewünscht. :pale:


    Nichtsdestotrotz habe ich die Geschichte des Robin of Waringham mit viel Begeisterung gelesen und war immer gespannt, wie es weitergeht. Die Geschichte war sehr abwechslungsreich und immer wieder voller Überraschungen. Vom historischen Hintergrund wusste ich zum Glück sehr wenig ( 8) ), denn so konnte mich die ein oder andere Wendung doch überraschen. (Was eigentlich mein größtes Problem mir historischen Romanen ist: eigentlich weiß man doch, was am Ende passieren wird ...). Von mir gibt es 4,5 Sterne: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Ich bin zwar noch nicht ganz durch mit den 1200 Seiten, aber zukünftig wird Frau Gablé zu den Schriftstellerinnen gehören, deren Bücher ich unbesehen kaufen werde.
    Die Geschichte ist rund, spannend. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und es gibt spannende Konflikte und Begebenheiten. Wie schon von anderen gesagt, ist auch der historische Hintergrund sehr gut recherchiert und die gesamte Geschichte ist einfach gut erzählt. Die Nachfolgebände stehen schon in meinem Bücherregal und der 5. Band auf meiner WuLi.

  • Kaum zu glauben, dass es so lange gedauert hat, bis ich auch zu diesem Schmöker gegriffen habe, aber nun kann ich endlich mitreden.


    Gut gefallen hat mir Gablés Fähigkeit, Figuren mit wenigen Sätzen vor dem inneren Auge auferstehen zu lassen. Verwechslungen und Verwirrungen kamen erst im letzten Drittel vor, als die Menge der Charaktere schier unüberschaubar wurde. Da hätte ich mir wie @Petra Lustig entweder mehr Namen im Namensverzeichnis oder weitere Stammbäume gewünscht. Mich hat es übrigens überhaupt nicht gestört, dass Robin so ein Gutmensch ist, wobei ich einige seiner Verhaltensweisen durchaus bemängeln würde. Dafür habe ich mich ein paar Mal gefragt, ob ein Mensch damals tatsächlich derart fortschrittlich denken konnte, aber warum eigentlich nicht? Widerlegen kann man es ja nicht und es ist durchaus vorstellbar, dass nicht alle Adeligen nur darauf aus waren, Bauern auszubeuten.


    Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, das Buch ließ sich zügig lesen. Dennoch empfand ich es ab und zu als langatmig, vor allem, wenn es hauptsächlich um Politik ging (im letzten Drittel oft der Fall). Deswegen haben mir die ersten zwei Drittel besser gefallen. Entweder interessieren mich die historischen Ereignisse in dieser Zeit nicht so sehr oder ich habe den richtigen Zugang noch nicht gefunden. Sehr gut hat mir der Rest gefallen: Vom Leben auf dem Gestüt über die Organisation eines Lehens bis zum Verbleib im Kerker - Gablé vermittelt historisches Wissen mühelos.


    Zuerst habe ich dem Roman vier Sterne geben wollen, aber ich möchte Gablés großartige Leistung noch besser würdigen und vergebe deshalb einen halben Stern mehr. Nach ihren Romanen werde ich künftig Ausschau halten.

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius

  • Dennoch empfand ich es ab und zu als langatmig, vor allem, wenn es hauptsächlich um Politik ging (im letzten Drittel oft der Fall). Deswegen haben mir die ersten zwei Drittel besser gefallen. Entweder interessieren mich die historischen Ereignisse in dieser Zeit nicht so sehr oder ich habe den richtigen Zugang noch nicht gefunden.

    Dann lies eher nicht die Nachfolgebände, da wird es nämlich noch sehr viel mehr "politischer" :wink: Und oft auch sehr unübersichtlich. Obwohl mich diese Zeit interessiert hatte ich irgendwann komplett den Überblick verloren (auch ob dieser Unmengen an Personen) und bin im vierten Band abgestorben. :uups: Auch weil es immer langatmiger wurde.
    Ich fand den ersten Band hier noch am leichtesten zu lesen hinsichtlich der politischen Begebenheiten.

  • Dann lies eher nicht die Nachfolgebände, da wird es nämlich noch sehr viel mehr "politischer" :wink: Und oft auch sehr unübersichtlich. Obwohl mich diese Zeit interessiert hatte ich irgendwann komplett den Überblick verloren (auch ob dieser Unmengen an Personen) und bin im vierten Band abgestorben. :uups: Auch weil es immer langatmiger wurde.Ich fand den ersten Band hier noch am leichtesten zu lesen hinsichtlich der politischen Begebenheiten.

    Ich hoffe ja eher darauf, dass mich der dritte Band mehr begeistern kann, weil es da mit den Rosenkriegen losgeht. Das ist dann wieder ein Gebiet, das mich interessiert. Allerdings bin ich ein hoffnungsloser Reihen-in-richtiger-Reihenfolge-Leser, sodass der zweite Band selbstverständlich ebenfalls gelesen wird. Ich werde es einfach mal versuchen und dann berichten, wie es mir ergangen ist. :)
    Das Gute an den Büchern ist ja, dass man durch die große Menge an Informationen dann bei anderen historischen Romanen, die zu dieser Zeit spielen, einen besseren Durchblick hat. :loool:

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



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  • Dieses Buch erzählt die Geschichte des jungen Robin von Waringham - seinen Weg von dem zwölfjährigen Pferdeknecht zu einem ehrenhaften Ritter. Und das tut es in einer Form, die wohl auch den kritischsten Leser historischer Romane begeistern wird - bei mir zumindest hat es das geschafft und ist damit in den Olymp meiner absoluten Lieblingsbücher aufgestiegen.


    Schon gleich von Beginn an lernt man Robin kennen und begleitet ihn und seine Lieben von da an auf ihren verschlungenen und zum Teil extrem gefährlichen Leben. Der Roman erzählt die Geschichte von runden 40 Jahren, in denen Robin mal ober- und mal unterhalb von Fortunas Glücksrad sitzt und dennoch in seinen Grundsätzen niemals erschüttert wird. Die große Stärke dieses Buches ist es, realhistorische Personen und fiktive Charaktere so in der Handlung zu verbinden, dass man den Eindruck hat, auch die fiktiven Figuren gehörten damals wirklich dazu und haben die politischen Entwicklungen im England des Mittelalters maßgeblich mitgestaltet. Von den real existenten Personen sind natürlich die der Königsfamilie und deren Abkömmlinge besonders relevant. Das Haus Lancaster spielt eine wichtige Rolle, und der Leser ist bei allen prägnanten Ereignissen dieser Familie anwesend. Generell erfährt man unglaublich viel über die englische Geschichte, über das Rittertum an sich mit all seinen bindenen Treueschwüren, der komplexen Hochzeitspolitik und den zum Teil lebensgefährlichen Intrigen bei Hofe. Sehr interessant, lehrreich und unterhaltsam sind auch die Referenzen auf mittelalterliche Sagentraditionen, die zwar meistens nur angerissen werden, mir aber trotzdem immer ein freudiges Lächeln entlockt haben.


    Eine weitere Besonderheit des Romans sind die ausgearbeiteten Charaktere. In verschiedenen anderen Rezensionen habe ich immer wieder von schwarz/weiß-Malerei bei der Gestaltung der Figuren gelesen, kann mich dieser Kritik aber nicht anschließen - und das, obwohl ich in der Beziehung ebenfalls sehr empfindlich und äußerst kritisch bin. Natürlich sind die Rollen des Protagonisten Robin und seines Gegenspielers Mortimer klar verteilt und Robin ist eindeutig der Gute in dieser Konstellation. Aber er ist durchaus nicht als erhabener, besonnener Moralapostel dargestellt, dem alles gelingt; er hat eine ziemlich große Klappe und eine scharfe Zunge, die er oftmals nicht in Zaum halten kann und dadurch sich und andere in große Schwierigkeiten bringt. Und auch Mortimer ist nicht bloß auf die Rolle des despotischen Tyrannen zu reduzieren, sondern hat durchaus auch eine angreifbare, menschliche Seite. Die versteckt er halt nur gut.


    Und auch die übrigen Figuren sind so ausgearbeitet, dass sie über eine bloße Funktionserfüllung weit hinausgehen, in ihrem Verhalten oder zumindest ihren Gedanken durchaus wanken und auf jeden Fall Ecken, Kanten und Fehler haben, die sie auszeichnen.


    Insgesamt habe ich mich in Waringham sehr heimisch gefühlt und mich bei diesem gut 1000-Seiten schweren Wälzer wirklich sehr an die Figuren gewöhnt. Das Lesestündchen jeden Abend war immer ein bisschen wie nach Hause kommen, weil man viele Figuren von Geburt an begleitet und ihre Entwicklungen beobachten kann. Deshalb war ich auch ein bisschen traurig, als das Buch dann doch irgendwann dem Ende zuging. Einen so gut recherchierten historischen Roman habe ich lange nicht mehr gelesen und ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzungen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: und ein :love: von mir!

  • Die Geschichte beginnt in England im Jahr 1360. Der zwölfjährige Robert of Waringham, genannt Robin, erfährt vom Abt seiner Klosterschule, dass sein Vater wegen Hochverrates hingerichtet wurde. Nun ohne Rechte, Besitz und Titel, reißt Robin aus und findet schließlich Arbeit als einfacher Stallbursche auf dem Gestüt von Waringham. Die Pferdezucht hatte seine Familie begonnen und er hat eine ganz besondere Gabe, mit störrischen Tieren umzugehen. Mit der Zeit wird Conrad, der Verwalter des Gestüts, eine Art Vaterersatz für ihn. Und einer der anderen Stallknechte, Isaac, wird sein bester Freund und diese Freundschaft hält ihr Leben lang. Aber es gibt auch jede Menge Probleme, denn Mortimer, der Sohn des neu ernannten Earl of Waringham, ist ein besonderes Ekel und schikaniert Robin wo er nur kann.
    Im Laufe der Jahre führt das Schicksal Robin nach London und vom Knappen wird er schließlich zum Ritter und trifft auf König Edward III. sowie seine Söhne Edward, genannt "Der Schwarze Prinz" und John of Gaunt, den Duke of Lancaster. An der Seite des charismatischen Lancaster erlebt er blutige Feldzüge, Aufstände und politische Triumphe und Intrigen. Trotz aller Machenschaften in der Welt des Adels und am Königshof bemüht er sich immer, sein aufrechtes und loyales Wesen beizubehalten, zum Schutz seiner Familie, Freunde und zum Wohle Englands. Aber Mortimer hat nichts vergessen und schließlich stehen sich die beiden Todfeinde wieder gegenüber...


    Mehr will ich nicht verraten, aber ihr könnt euch vorstellen, dass auf fast 1300 Seiten so einiges passiert. Und Rebecca Gablé gelingt es durch Überraschungen und Wendungen immer wieder die Spannung aufrecht zu erhalten. Ich finde hier die Mischung aus historischen und erfundenen Ereignissen sehr gelungen. Ebenso die Verknüpfung von realen und fiktiven Charakteren. Lancaster hat sicher einen Berater gehabt und warum soll es nicht jemand wie Robin of Waringham gewesen sein?
    Robin war mir von Anfang an sympathisch. Trotz der bösen Gerüchte über seinen Vater ist er stolz auf ihn und seinen Titel und verliert nie aus den Augen, sich diesen irgendwann zurückzuholen. Auch John of Gaunt, der Duke of Lancaster, mochte ich sehr. Er bewies großes Geschick, die politischen Tretminen zu umgehen und hat manches auf sich genommen zum Wohle seines Landes und seines Sohnes Henry, in der Hoffnung, dass dieser eines Tages die Krone Englands tragen würde und der zu junge, unfähige König Richard abgesetzt würde.
    Keine Figur im Roman bleibt blass. Neben Robin und Lancaster mochte ich Agnes, Conrad, Isaac, Leofric, Anne, Elinor, Blanche und jungen Henry of Lancaster. Zum Ende dann erhielt die jüngere Generation etwas mehr Raum und Raymond und der junge Mortimer werden sicher in den weiteren Teilen der Reihe einige Abenteuer bestehen.
    Die Geschichte hat alles, was ein guter historischer Roman braucht: eine spannende, gut erzählte Geschichte, interessante Charaktere und die richtige Dosis Herz und Humor. Nur ein paar Sätze und man taucht ein in die Welt der Rittergeschichten von König Artus und den Rittern der Tafelrunde. Und doch bietet das Buch so viel mehr.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: