Margaret Atwood, Douglas Preston (Hrsg) - Vierzehn Tage / Fourteen Days

  • Klappentext/Verlagstext
    … New York im April 2020. Während des ersten Lockdowns treffen sich die Bewohner eines Mietshauses abends auf dem Dach und erzählen einander Geschichten. Jeder Mieter und jede Mieterin steuert eine Geschichte bei (wahr oder zumindest gut erfunden) und ein neues Decamerone für unsere Zeit nimmt seinen Anfang. Die Erzählungen sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sich hier versammeln, und über die Geschichten in dieser Ausnahmesituation entwickelt sich ein ganz neuer Zusammenhalt. Allmählich findet die Runde zu einer unerwarteten Gemeinschaft und Anteilnahme füreinander.

    Vierzehn Tage und Abende auf dem Dach eines Mietshauses in New York: Dieses Buchprojekt ist ein Lobgesang auf Leben, Menschlichkeit und Gemeinschaft.

    Ein einzigartiges Romanprojekt, das 36 der hochkarätigsten Autorinnen und Autoren der US-Gegenwartsliteratur versammelt – von Margaret Atwood bis Sylvia Day, von Celeste Ng bis John Grisham.


    Die Autoren

    Charlie Jane Anders, Margaret Atwood, Jennine Capo Crucet, Pat Cummings, Joseph Cassara, Angie Cruz, Sylvia Day, Emma Donoghue, Dave Eggers, Diana Gabaldon, Tess Gerritsen, John Grisham, Maria Hinojosa, Mira Jacob, Erica Jong, CJ Lyons, Celeste Ng, Tommy Orange, Mary Pope Osborne, Douglas Preston, Alice Randall, Caroline Randall, Ishmael Reed, Roxana Robinson, Nelly Rosario, James Shapiro, Hampton Sides, R.L. Stine, Nafissa Thompson-Spires, Monique Truong, Scott Turow, Luis Alberto Urrea, Rachel Vail, Weike Wang, DeShawn Charles Winslow, Meg Wolitzer.

    Authors Guild als Mitherausgeber


    Inhalt
    Durch den Lockdown während der Corona-Pandemie 2020 finden sich die Hausmeisterin und die Bewohner eines heruntergekommenen fünfstöckigen Mietshauses in Brooklyn ans Haus gefesselt. Der Ausstieg auf das Dach (mit Handyempfang!) scheint ihr einziger Bezug zur Außenwelt zu sein. Die Sirenen der Krankenwagen vergegenwärtigen in jeder Minute hier oben, dass im weltweiten Vergleich New York eine der höchsten Todesraten hat.


    Jeder Mieter bringt am Abend seine Sitzgelegenheit, Lampe und Getränk mit nach oben. Die Abstandsregel gilt auch hier; ein diffuses Misstrauen gegenüber einer möglichen Ansteckung durch die Nachbarn wird spürbar. Alle scheinen einzige Bewohner ihre jeweiligen Apartments zu sein und noch ist unklar, ob alle Wohnschachteln bewohnt sind. Die Hausmeisterin, die lange namenlos bleibt, hat den Job gerade neu übernommen und sieht sich der Verantwortung für das Gebäude gegenüber, für das die Vermieter sich nicht zu interessieren scheinen. Der einzige Lichtblick für die junge, kräftige Frau ist „die Bibel“ ihres Vorgängers, ein Ringbuch, in dem er jedem Mieter einen Spitznamen verpasste und zur Person einige Stichwörter notierte. Nicht alle Seiten im Buch sind beschrieben. Spitznamen und die Apartment-Nummern definieren die Personen, die sich geschützt durch die Dunkelheit während einer Spanne von 14 Tagen Geschichten erzählen. Es gibt erlebte, weitererzählte, zitierte und gelogene Geschichten, sowie Sinnieren über das Erzählen an sich. Einige Personen schreiben selbst. Durch Spitzname, Person und die Figur, von der erzählt wird, wirkt das Ganze vielschichtig. Die Geschichten sind eng verflochten und wirken keinesfalls wie Kurzgeschichten. Themen sind z. B. der Tod, Krankheit, Familie, Aberglaube, Adoption, Rache und Musik.


    In New York als Einwanderer-Stadt spielt fast in jeder Story Herkunft, Identität und Hautfarbe eine Rolle. Herkunft scheint ein unerschöpflicher Fundus für das Erzählen zu sein. Mich zwang die Herkunft der Figuren zum Differenzieren; es genügte nicht mehr, jemanden z. B. nur Mittelamerika oder dem amerikanischen Süden zuzuordnen. Hochinteressant fand ich die Dynamik in der Gruppe, wer sich wann zu Wort meldet oder wer sich zum Sprechen ermutigen lässt.


    Fazit

    Mit einer pfiffig gewählten Rahmenhandlung handelt es sich hier tatsächlich um einen Roman, keine Anthologie, der die Handschrift von 36 zum großen Teil weltbekannten Autoren trägt und mit vielfältigen wie überraschenden Wendungen überzeugt.


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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

    :study: -- Landsteiner - Sorry, not sorry

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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Vierzehn Tage: Ein Gemeinschaftsroman - Hrsg. von Margaret Atwood / Douglas Preston“ zu „Margaret Atwood, Douglas Preston (Hrsg) - Vierzehn Tage / Fourteen Days“ geändert.
  • Bekannten Autoren nahmen an diesem Projekt teil. Für die Lesebegeisterten ein Grund, neugierig auf das Buch zu werden. 36 Autoren haben an diesem Roman mit gearbeitet. Meine Erwartungen waren dementsprechend hoch, da ich viele von den hier schreibenden Autoren sehr mag. Es ist anzumerken, dass dies hier tatsächlich ein zusammenhängender Roman ist und keine Ansammlung von Erzählungen. Was mich persönlich sehr gefreut hat.


    Die Geschichte spielt sich auf dem Dach eines mehrstöckigen Hauses in New York an, der von vielen Bewohner als Entspannungsplatz und Fluchtmöglichkeit aus der Enge der Wohnung, am Abend beim Sonnenuntergang, genutzt wird. Es ist die Zeit der Coronapandemie, die Zeit des Lockdowns. Die Reichen fliehen aus der Stadt, die Armen müssen ausharren. Wir treffen hier auf unterschiedlichen Menschen, verschiedener Herkunft, mit Migrationshintergrund und ohne, Angehörigen der Mittelschicht und Menschen, die hart zu kämpfen haben, um finanziell zu überleben. Es geht um Geschichten verschiedener Menschen, um Zusammenhalt in der schweren Zeit, um das Erlebte. Die Themen der Bewohner sind vielfältig, es reicht von der Tragik und Drama bis zum Alltag.


    Bei so einer Geschichtensammlung läuft man die Gefahr, dass nicht alle den Leser interessieren würde, da die Thematik doch sehr unterschiedlich ist. Alles in allem ein interessantes Projekt.

    Von mir gibt es nur mittelmäßige Begeisterung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Adrian, Lara - Hüterin der Ewigkeit

  • Klappentext (Meine Übersetzung)


    'SO WEIT ICH WEIß, hat hier niemals irgendjemand berühmtes gewohnt:es gab keine Serienmörder, suberversive Graffiti-Künster/innen, dauerbetrunkene Poeten, radikale Feminist/innen oder Broadwayliedtexter, die nach Tin Pan Valley pendelten. Es könnte ein oder zwei Morde gegeben haben - das Gebäude sieht danach aus -, aber nichts, was es in die New York Times schaffen würde. Ich kenne die Mieter/innen kaum.'

    Eine Woche im Lockdown haben die Bewohner/innen eines heruntergekommenen Mietshauses in Manhattan damit begonnen, jeden Abend auf dem Dach zusammenzukommen und Geschichten zu erzählen. Jede Nacht kommen mehr und mehr Nachbar/innen zusammen, bringen Stühle und Milchkisten und umgedrehte Eimer. Nach und nach werden die Mieter/innen, die zuvor kaum ein Wort miteinander gewechselt hatten - zu wirklichen Nachbarn.


    'Fourteen Days' ist ein unwiderstehlich mitreißender Roman mit einem ungewöhnlichen Dreh: jeder Charakter in diesem diversen und exzentrischen Satz von Nachbar/innen wurde insgeheim von einem/r anderen Autor/in geschrieben. Eine verwirrnde, herzerwärmende und schlußendlich überraschende Erzählung. 'Fourteen Days' ist eine Ode an die Kraft des Geschichtenerzählens und der menschlichen Verbindungen.


    Eigene Beurteilung (Eigenzitat aus Amazon)


    Charlene Jane Anders, Margaret Atwood, Joseph Cassara, Angie Cruz, Jenine Capo Crucet, Pat Cummings, Sylvia Day, Emma Donaghue, Dave Eggers, Diana Gabaldon, Tess Gerritsen, John Grisham, Maria Hinojosa, Mira Jacob, Erica Jong, CJ Lyons, Celeste Ng, Tommy Orange, Mary Pope Osborne, Douglas Preston, Alice Randall, Ishmael Reed, Roxana Robinson, Nelly Rosario, James Shapiro, Hampton Sides, R. L. Stine, Nafissa Thompson-Spures, Monique Truong, Scott Turow, Luis Alberto Urrea, Rachel Vail, Weike Wang, Caroline Randall Williams, De'Shawn Charles Winslow und Meg Wolitzer sind die 36 Autor/innen, die zum Entstehen dieses Werks beigetragen haben, das Atwood und Preston herausgegeben haben.


    In diesem Buch, dessen Rahmenhandlung um die Hausmeisterin Yessie, die gewissermaßen auch die Chronikverfasserin auf der Grundlage von heimlich mitgeschnittenen Geschichten ist, die Yessie abends mit ihrem Smartphone aufnimmt und in der Nacht transkribiert. Von ihrem Vorgänger hat Yessie einige mit Spitznamen versehene Kurzbeschreibungen der Mieter/innen, doch bei den abendlichen Zusammenkünften gibt es deutlich mehr Informationen. Wie in Bocacio 'Decamerone' sitzen die Mieter/innen zusammen und erzählen einander Geschichten, während in der Stadt COVID wütet. Und die 36 Beteiligten sorgen sehr überzeugend dafür, daß jede/r Erzähler/in eine ganz eigene Stimme hat. Und so lesen wir auch sehr, sehr unterschiedliche Geschichten über Krieg und Frieden, Liebe, Haß, Intrigen und Verrat, Enttäuschung und Glück, Rache...


    Ein sehr ambitioniertes Projekt, das ziemlich gut gelungen ist. Nicht jede Geschichte wird jedem gefallen, aber das liegt in der Natur der Sache. Aber im Großen und Ganzen gefällt das Buch, das sich in der Tradition Bocacios und Chaucers bewegt - und der des Open-Story-Miks und dabei auch noch vergleichbare Bündelerzählungen aus nicht europäischen Traditionen mit einbezieht. War ein gutes, abwechslungsreiches und unterhaltsames Buch. :thumleft:

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