Anfang des 20. Jh. Wien. Als Tochter des bekannten Malers Emil Jakob Schindler in einer wohlhabenden Wiener Familie aufgewachsen, ist die 20-jährige Alma Schindler schon in jungen Jahren eine begehrte Frau, da niemand ihrer Schönheit wiederstehen kann. Aber Alma ist auch künstlerisch begabt, liebt die Musik und komponiert selbst. Sie träumt davon, durch ihr eigenes Werk berühmt zu werden. Durch die Kontakte ihrer Familie bewegt sie sich in den besten, aber auch in illustren Kreisen, zu denen bekannte Maler, Literaten und Musiker gehören. Nach einer kurzen Liaison mit dem Maler Gustav Klimt verliebt sie sich auf den ersten Blick in den zwanzig Jahre älteren Musiker Gustav Mahler, als sie einander vorgestellt werden. Auch Mahler ist ihr gleich verfallen und umwirbt sie, macht ihr jedoch auch sofort klar, dass er nur die Ehe mit ihr eingehen wird, wenn sie ihrerseits die Musik aufgibt, so dass es keine Konkurrenz in ihrer Ehe geben wird. Alma lässt sich darauf ein, doch beschert ihr das ein Leben an der Seite eines Egomanen sowie den Verzicht auf die Dinge, die sie immer geliebt hat…
Caroline Bernard hat mit
ihrem Buch „Die Muse von Wien“ einen sehr gefühlvollen und spannenden historischen
Roman über Alma Mahler (geborene Schindler) vorgelegt und sie dadurch wieder
zum Leben erweckt. Der Schreibstil ist flüssig und emotional, schnell taucht
der Leser in eine vergangene Zeit und bewegt sich an der Seite von Alma in der
Wiener Künstlerszene, erlebt sie beim Musizieren und Komponieren, aber auch
dabei, wie sie den Männern reihenweise den Kopf verdreht und genau um ihre
Wirkung weiß. Die Autorin hat eine akribische Hintergrundrecherche betrieben
und die Historie wunderbar mit ihrer Handlung verwebt. Fiktion und Realität verschmelzen
hier auf ganz besondere Weise und lassen neben Alma auch Gustav Mahler und
einige andere wiederauferstehen. Ebenso zeichnet die Autorin einen guten Querschnitt
durch die damalige Wiener Künstlerszene und die Rolle der Frau zur damaligen
Zeit. Die schwierige Lage der Juden in Europa sowie die Reisen und auch die
klamme Haushaltslage der Mahlers sind gut inszeniert. Die Streifzüge durch Wien
und New York sind lebhaft und farbenfroh und bilden die damalige Zeit wunderbar
ab.
Die Charaktere sind sehr detailliert gezeichnet und mit
Leben versehen worden, so dass dem Leser das Empfinden vermittelt wird, bei
seiner gedanklichen Zeitreise die persönliche Bekanntschaft dieser illustren Künstlerschar
zu machen. In jungen Jahren ist Alma eine lebenshungrige und quirlige Frau, die
sich nimmt, was sie will. Sie hat eigene Wünsche, träumt davon, mit ihrer
eigenen komponierten Musik einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen. Doch
dann wandelt sie sich völlig, als sie mit Mahler verheiratet ist, denn ihr sind
die Hände gebunden. Durch das Versprechen, dass sie Mahler gegeben hat, hat sie
sich ihr eigenes Gefängnis geschaffen, aus dem sie nicht mehr herauskommt. Sie
gibt alles, was sie einst geliebt hat auf und ordnet sich ihrem Mann völlig
unter, der sie oftmals mehr als Bedienstete behandelt, denn als geliebte
Ehefrau. Man sieht Alma regelrecht verschwinden und nur noch als Schatten ihrer
selbst ihre Pflicht tun. Von der einst sprühenden Frau ist nichts mehr übrig.
Gustav Mahler isst ein sehr unnahbarer Mann, der kein anderes Talent neben seinem
eigenen akzeptieren kann und will. Er ist ein Abbild seiner Zeit, in dem Frauen
nur für den Haushalt, die Kinder und zur Unterstützung des Mannes da zu sein
hatten.
„Die Muse von Wien“ ist ein gelungenes Abbild der damaligen
Gesellschaft und mit Alma Mahler als tragische Figur derselben. Ein sehr
fesselnder Roman, der den Leser mitreißt und mit der Hauptprotagonistin
mitleiden lässt. Absolute Leseempfehlung für ein Highlight!
Spannende