Exit Ghost

Buch von Philip Roth, Dirk van Gunsteren

Zusammenfassung

Serieninfos zu Exit Ghost

Exit Ghost ist der 10. Band der Nathan Zuckerman Reihe. Diese umfasst 10 Teile und startete im Jahr 1974. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 2007.

Bewertungen

Exit Ghost wurde insgesamt 6 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Exit Ghost

    Ich habe erst gestern Morgen diesen Roman beendet. Ein richtig großer Philip-Roth-Fan wird aus mir wohl nie werden, doch Exit Ghost erscheint mir, wenn auch ein bisschen unangenehm zu lesen, doch immerhin so intelligent und hintergründig, dass ich ein bisschen was dazu kommentieren möchte:
    […]
    Ich habe bisher auch nur den ersten Teil (Ghost Writer) aus der Zuckerman-Serie gelesen, glaube jedoch nicht, dass man die anderen Bücher kennen muss, um etwas mit Exit Ghost anfangen zu können. Schwer getan habe ich mich aber auch beim Lesen, das liegt meines Erachtens daran, dass der chronisch inkontinente, sich unweigerlich „dem Tunnel nähernde“ Nathan Zuckerman eine ziemlich unsympathische Type ist. Ich habe viele Abschnitte zweimal lesen müssen, weil ich einfach immer wieder unbewusst gedanklich abgedriftet bin.
    Nathan Zuckerman ist also ein alter Mann in einem eremitischen Dasein, der sich schon seit Jahren mit seinem körperlichen Verfall abgefunden zu haben glaubt, und der sich bereits über all dem stehend wähnt, was für die moderne Gesellschaft wichtig ist (d.h. Geld bzw. Affluenz, eine korrekte politische Meinung, Stil und Geschmack, also alles, was einem eben Ansehen in der Gesellschaft einbringt). Doch da holt ihn seine männliche (menschliche?) Eitelkeit ein, und er möchte mithilfe eines kleinen chirurgischen Eingriffs das gesellschaftlich inakzeptable und geruchsfeindliche geriatrische Gebrechen seiner Inkontinenz beseitigen lassen. Es wird klar: Zuckerman, der sich völlig klar darüber ist, dass er sich mit ziemlich hoher Geschwindigkeit auf den „Tunnel“ zu bewegt, möchte immer noch gern für voll genommen, von Männern als Konkurrenz und Gegner und von Frauen als kaum widerstehlich wahrgenommen werden.
    Im Zusammenhang mit dem für den Eingriff notwendigen Besuch in New York kommt es zu Kontakten mit mehreren Personen, die um die Vergangenheit des von Zuckerman exzessiv bewunderten fiktiven Schriftstellers E.I. Lonoff kreisen, der im Roman leider in der Versenkung der nicht mehr gelesenen Autoren verschwunden ist. Doch der skandalöse Blickwinkel, den ein aufstrebender junger Autor als Aufhänger für eine Lonoff-Biografie verwenden will, mit der sich als Biograf und Autor selbst einen Namen machen will, empört Nathan Zuckerman bis zum Äußersten.
    Das für mich typische künstlerische Roth-Element besteht hierbei meiner Meinung nach in der cleveren Art und Weise der Verknüpfung von wenigen Personen in die Ereignisse, die der Schriftsteller benötigt, um seine kommunikative Absicht zu vermitteln. Ich bin mir sicher, andere Schriftsteller müssen da über mindestens achthundert Seiten in epischer Breite ausholen und dann wieder mühselig alle Fäden zusammenklauben, um zum eigentlichen Punkt zu kommen. Philip Roth dagegen reduziert, filtert und verdichtet alles in schlüssiger und logischer Weise auf weniger als dreihundert Seiten, wodurch der Plot und seine Hintergründe jedoch ein bisschen komplexer und anstrengender zu lesen werden.
    In Exit Ghost sind mir vor allem zwei Aspekte aufgefallen:
    Menschlicher, altersbedingter Verfall versus menschliche Eitelkeit: Roth bringt diese Eitelkeit durch immer wieder eingestreute fiktive Dialoge zwischen einer jungen, schönen, intelligenten und extrem wohlhabenden Frau ans Licht, in der sich Zuckerman selbst immer noch die Rolle des auf Frauen unwiderstehlichen Mannes zuschreibt. Diese Dialoge sind aus genau diesem Grund durchgehend mit kitschig-verbaler und abstoßend erotischer Atmosphäre gefüllt, die umso schlimmer wirkt, weil Nathan Zuckerman seiner Inkontinenz wegen ständig in Kunststoffunterhosen und Tröpfelpads herumläuft, und weil er dauernd mit kleineren altersbedingten Gedächtnislücken zu kämpfen hat. Hut ab vor Philip Roth diesbezüglich, denn es gehört meiner Meinung nach eine ganz schön sture Kompromisslosigkeit dazu, den Leser in voller Absicht durch solch schreckliche Eitelkeitsdialoge zu zwingen, die womöglich noch schlimmer klingen als selbstgefälliges Hanns-Josef-Ortheil-Roman-Geschwafel.
    Den idiotischen Zwang im Leser und Literaturwissenschaftler, hinter allem Geschriebenen immer biografische Züge sehen zu wollen: Dieser Punkt wurde ja schon von Rosalita geradezu beispielhaft in ihrem Eröffnungsbeitrag gebracht:
    […]
    Auch ich hatte bereits mehr als einmal auf unterschiedlichen Seiten im Internet gelesen, dass Nathan Zuckerman angeblich autobiografische Züge seines Autors trüge. Mit Exit Ghost setzt Philip Roth jedoch all diese literaturwissenschaftlichen Besserwisser ganz klar und deutlich vor die Tür. Niemand kann und sollte aus den Werken literarischer Fiktion eines Autors auf dessen eigenes Leben und seinen Charakter schließen. Wie Philip Roth diesen Gedanken im Roman aufzeigt, ist schon fast zum Lautauflachen wegen all der Lächerlichkeit, in der er seine Charaktere bloßstellt. Diese Menschen, die da in ihren unterschiedlichen Interessen um die Vergangenheit von E.I. Lonoff aufeinander treffen und sich deshalb ganz schön in die Haare kriegen, sind alle komplett cholerisch, wenn auch jeder auf seine eigene Weise; niemand von ihnen kennt die „ganze Wahrheit“ - der eine, weil niemand bereit ist, sie ihm anzuvertrauen, und die anderen, weil sie nicht mehr ganz richtig im Kopf sind – eine ziemlich witzige, wenn auch aufgrund der unangenehmen Charaktere etwas unangenehm zu lesende Farce.
    Mal abgesehen von diesem Roman:
    Erhalten wir als Leser wirklich auch nur einen Jota an sinnvoller und nutzbringender Leseerfahrung, wenn wir irgendwelche Elemente aus irgendwelchen fiktiven Romanen irgendwelchen angeblich realen Elementen aus dem wahren (und eigentlich höchst privaten!) Leben eines Schriftstellers zuordnen können? – Erhalten wir denn dadurch wirklich mehr als eine happengroße Befriedigung unserer eigenen Morbidität? Ich persönlich glaube nicht. Wenn wir weiterhin immer nur das Privatleben eines Autors hinter seiner Fiktion suchen, dann entgeht uns, denke ich, eine ganze Menge eigener Gedanken und deren aktiver Weiterentwicklung, vom Verlust leserischen Vergnügens gar nicht erst zu reden. Seit den 1920er Jahren hatte die Bewegung des „New Criticism“ und später ernsthafte Denker wie Umberto Eco, Michel Foucault, Roland Barthes und vor allem Jacques Derrida immer wieder deutlich und nachvollziehbar genug erklärt, warum es sinnvoll ist, als Leser einen Text für sich selbst und seine eigenen Gedanken zu erschließen. Sogar in der Lehrmethodik und in der Aufgabenstellung der Schulaufgaben unserer eigenen Kinder im Deutschunterricht hat diese veränderte Denkweise ihren Niederschlag gefunden! ... Nur wir alten unkritischen Dickschädel scheinen das nicht kapieren zu können, wenn ein Philip Roth sich noch im Jahre 2007 bemüßigt fühlte (und völlig zu Recht, wie ich meine), ein Buch wie Exit Ghost veröffentlichen zu müssen ...
    Fazit: eine ziemlich lohnenswerte Lektüre, wenn man bereit ist, die nötige Lesekonzentration aufzubringen, und wenn einem etwas nervige Charaktere nichts ausmachen.
    Edit: Gelesen habe ich das englische Original, das ebenfalls den Titel Exit Ghost trägt.
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  • Rezension zu Exit Ghost

    Nathan Zuckermann, nunmehr 71jährig, hat die letzten 11 Jahre in vollkommener Einsamkeit in seinem freiwilligen Exil in den Berkshires , New England verbracht. Er hat seinem bisherigen Leben den Rücken gekehrt, lebt sein Leben fernab der Zivilisation, ohne Zeitung, ohne TV und widmet sich nur mehr der Schriftstellerei.
    An Prostatakrebs erkankt, impotent und inkontinent treibt es ihn aber doch nach New York zurück, denn neue Behandlungsmethoden geben ihm Grund zu Hoffnung auf Verbesserung seines Gesundheitszustandes. Zufällig bekommt er eine Zeitung in die Hand und liest ein Inserat eines jungen Ehepaares, das die New Yorker Wohnung gegen ein Haus auf dem Land eintauschen möchte. Zuckermann, der sich sofort wieder wohl fühlt in der Großstadt mit all ihrem Trubel und ihrer Hektik, antwortet auf dieses Inserat und lernt das junge Paar Jamie und Billy kennen. Er begehrt die junge Frau mit Haut und Haaren und flüchtet in eine fiktive Konversation mit ihr. Ebenso lernt er den aufstrebenden Schriftsteller Richard Kliman kennen, der eine Biografie des von Zuckerman so verehrten Schrifstellers Lonoff schreiben möchte.
    Der Leser stößt hier auf typische Roth-Thematiken: Alter, Verfall des Körpers, Impotenz, Inkontinenz, Krankheit bis in alle Details. Ebenso auf innenpolitische Themen (das Buch spielt am „Vorabend“ der Wiederwahl George W. Bushs im Jahr 2004), mit dem Literaturbetrieb als solchen, mit Journalisten und Medien . Leider kenne ich keines der „Zuckerman-Bücher“, sodass ich mich mit der Person Zuckerman selbst als auch mit dem Inhalt dieses Buches recht schwer tat. Es ist offensichtlich, dass viele Personen bereits aus vorherigen Büchern bekannt sind, es wird auch oft direkt Bezug genommen. Große Namen der amerikanischen Literatur tauchen auf, viele autobiografische Züge des Autors sind erkennbar, wird doch häufig kolportiert, Nathan Zuckerman sei Roths „alter ego“. Wollte Roth hiermit vielleicht einen Grundstein und ein Muster legen, wie seine Biografie eines Tages aussehen soll?
    Wie gesagt halte ich es für unabdingbar, zumindest den einen oder anderen Vorgängerroman über Nathan Zuckermann zu kennen um mit diesem Buch wirklich etwas anfangen zu können.
    Meinen Recherchen zufolge erschienen bisher folgende "Zuckerman"-Romane:
    Ghostwriter
    Zuckermans Befreiung
    Die Anatomiestunde
    Die Prager Orgie
    Gegenleben
    Exit Ghost
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Ausgaben von Exit Ghost

Hardcover

Seitenzahl: 304

Taschenbuch

Seitenzahl: 304

Hörbuch

Laufzeit: 00:09:14h

E-Book

Seitenzahl: 305

Exit Ghost in anderen Sprachen

Besitzer des Buches 16

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