Unsereins

Buch von Inger-Maria Mahlke, Julia Nachtmann

  • Kurzmeinung

    drawe
    Facettenreicher Gesellschaftsromanm sprachlich an "Buddenbrooks" angelehnt
  • Kurzmeinung

    Abroxas
    Vielschichtiges, szenisch geschriebenes Lübecker Gruppenporträit zur Kaiserzeit; Exzellent

Bewertungen

Unsereins wurde insgesamt 5 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,6 Sternen.

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Meinungen

  • Facettenreicher Gesellschaftsromanm sprachlich an "Buddenbrooks" angelehnt

    drawe

  • Vielschichtiges, szenisch geschriebenes Lübecker Gruppenporträit zur Kaiserzeit; Exzellent

    Abroxas

  • Der Schreibstil passt, doch ist die Erzählung mit vielen Akteuren über einen langen Zeitraum ermüdend.

    Maesli

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Unsereins

    Anstrengende Lektüre
    Worum geht es in dem Buch?
    Der Roman besteht aus vielen Momentaufnahmen einiger Leute aus Lübeck, die sich in den Jahren von 1890 bis 1906 abspielen. Das Deutsche Reich ist damals ein Kaiserreich und Lübeck gilt als „kleinster Staat“ darin.
    Die Leser machen Bekanntschaft mit Georg, der aus Berlin kommt, in Lübeck das Gymnasium besucht und nicht sonderlich Freude an der Schule hat. Er wohnt bei einem Pastor, der nicht nur ihn, sondern auch andere Schüler beherbergt.
    Weiterhin lernt man Friedrich Lindhorst kennen, praktizierender Rechtsanwalt, verheiratet und kinderreich. Seine Frau kommt mit der Kinderschar nicht klar, immer wieder leidet sie an seelischen Problemen.
    Der Ratsdiener Isenhagen ist sehr beschäftigt. Seine Nachbarschaft, besonders Mathilde Helms, interessiert sich dafür, wie seine Wohnung aussieht. Er konsultiert Mathilde Helms immer wieder in Fragen zu Zimmerpflanzen.
    Ida Stuermann ist Dienstmädchen bei den Lindhorsts. Sie träumt von einer Karriere als Stenotypistin, besucht an ihren freien Tagen Kurse für Stenografie und erlernt Maschinenschreiben.
    Es gibt noch viele andere Personen, deren Schicksal teilweise gestreift wird oder über die ausführlicher berichtet wird.
    Meine Meinung zu diesem Buch:
    Der Roman ist im Präsens geschrieben, aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler). Die Autorin hat einen sehr anspruchsvollen Erzählstil gewählt mit wenig wörtlicher Rede, viel indirekter Rede und einigen alten Wörtern. So ist ein Gymnasium beispielsweise eine „Anstalt“ und die Frau des Pastors eine „Pastete“.
    Einen roten Faden in der Handlung sucht man vergeblich, auch ist keine Spannung vorhanden. In dem Buch geht es vielmehr um die Gesellschaft im Deutschen Reich gegen Ende des 19. Jahrhunderts und im frühen 20. Jahrhundert. Wer in wohlhabenden Verhältnissen geboren ist, kann es schaffen, Karriere zu machen. Vorwiegend ist das Männern vergönnt.
    Frauen kümmern sich um die Kindererziehung, beaufsichtigen das Dienstpersonal. Wer wohlsituiert ist, fährt im Sommer für einige Wochen in den Urlaub, beispielsweise nach Sylt.
    Viele der Figuren sowie die Darstellung der Gesellschaft aus längst vergangenen Zeiten ziehen den Leser in den Bann. Zum Glück gibt es am Anfang des Buches ein Verzeichnis der handelnden Personen. Es ist nützlich und erleichtert die Lektüre immer wieder.
    Mein Fazit:
    Das Buch lässt sich nicht „einfach weg lesen“, es erfordert Konzentration. Viele Personen, viele Puzzleteile, viele Momentaufnahmen machen diesen Roman aus. Von manchen wird mehr, von anderen weniger berichtet. Manche Fragen, die man als Leser hat, bleiben ungeklärt. Zum Beispiel: Kommt Robert aus Japan zu Hause an? Welche Probleme hat Ida mit ihren Händen, besonders am Ende des Romans?
    Positiv finde ich, dass ich in diesem Buch einiges über die Gesellschaft im Deutschen Kaiserreich in Lübeck gelernt habe. Diese Zeit ist faszinierend dargestellt.
    Ich vergebe „Unsereins“ von Inger-Maria Mahlke vier Sterne und eine Leseempfehlung.
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  • Rezension zu Unsereins

    Unsereins erzählt die Geschichte der protestantisch, konservativ, kaisertreuen Lübecker Familie: die Lindhorsts. 1890 beginnt die Geschichte mit der Geburt der Nachzüglerin Marthe. Von diesem Ereignis ausgehend erzählt Inger-Maria Mahlke ein facettenreiches, detailliertes Werk vom Aufstieg und Fall des weitläufigen Patrizierhauses. Als sich die Familie langsam wieder finanziell erholt, erscheint ein Bestsellerroman, verfasst vom Sohn eines verstorbenen Lübecker Senators, der den respektablen Lindhorsts klarmacht, dass sie für ihr Umfeld auch nach zwei Generationen noch immer «die Jüdischen» sind.
    Meine persönlichen Leseeindrücke
    Inger-Maria Mahlke kann Schreiben, das steht außer Frage. Sie taucht ausführlich und feinfühlig in das Leben der Familie Lindenhorst ein, und verbindet damit Ereignisse und Menschen, deren sie sich ausladend annimmt. Obwohl es mich selten stört wenn es fordernd wird, hier wird es mir dann doch zu viel. Ohne Personenverzeichnis am Anfang des Buches wäre ein gutes Durchkommen schwierig geworden.
    Mahlkes Sinn fürs Detail wirkt dann irgendwann einfach nur mehr ermüdend. Zu ausufernd sind ihre Einblicke in das Leben jeder einzelnen Romanfigur. Wenngleich es historisch und gesellschaftlich lohnende Einblicke in Lübecks Leben um die Jahrhundertwende gibt, so sind dennoch knapp 500 Seiten zu viel bemessen. Einige Figuren hätte die Autorin streichen können, ihr Dasein kann man wohlwollend dem Tratsch zuschreiben. Der Handlung hätte dies zweifelsfrei gut getan, sie wäre greifbarer und sinnhafter geworden. Und somit hat Mahlke mit ihrem Buch, das durchaus ein buddenbrooksches Flair hat, für mich nicht klar ausdrücken können, was sie eigentlich sagen wollte.
    Fazit
    „Unsereins“ von Inger-Maria Mahlke erzählt die Geschichte der Lübecker Patrizierfamilie Lindhorst, und vieler anderer Nebenfiguren. Der Schreibstil passt, doch ist die Erzählung, die durchaus mit einer Buddenbrooks Atmosphäre aufwartet, durch ausufernde Details ermüdend.
    N.B. Meine Buchbeschreibung ist an die Rezension von Sternguckerin (Lovelybooks) angelehnt.
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  • Rezension zu Unsereins

    Klappentext/Verlagstext
    Eine Lübecker Familie, kinderreich, konservativ, kaisertreu: die Lindhorsts. 1890 kommt Marthe in dem weitläufigen Patrizierhaus in der Königstraße zur Welt. Um sie eine Schar älterer Brüder, deren Freiheiten nicht ihre sein werden. Und doch ist es ein Leben mit glänzenden Aussichten. Bis ein Bestsellerroman, verfasst vom Sohn eines verstorbenen Bekannten, den respektablen Lindhorsts klarmacht, dass sie für ihr Umfeld auch nach zwei Generationen noch immer «die Jüdischen» sind.
    Unsereins ist der Roman einer Stadt und ihrer Gesellschaft, ihrer Bürger und Lohndiener, der Handwerker und, vor allem, ihrer Frauen. Ob Dienstmädchen, Hausfrau, Weißnäherin oder Schriftstellerin, ob manisch-depressiv wie Marthes Mutter, durchlässig wie Marthe selbst, die mit eigenen und fremden Erwartungen ringt. Inger-Maria Mahlke erzählt von Identität und Zugehörigkeit, von Geschlecht und Klasse, von Macht- und Liebesverhältnissen – von allem, was nicht nur den vormals «kleinsten Staat des deutschen Reichs», Lübeck, formte und zusammenhielt.
    Die Autorin
    Inger-Maria Mahlke wuchs in Lübeck und auf Teneriffa auf, studierte Rechtswissenschaften an der FU Berlin und arbeitete dort am Lehrstuhl für Kriminologie. 2009 gewann sie den Berliner Open Mike. Wissenschaften und der Künste… . Ihr Roman „Wie Ihr wollt“ gelangte unter anderem auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises, den sie 2018 für den Roman „Archipel“ dann erhielt. (… gekürzt)
    Inhalt
    Wenn Friedrich und Marie Lindhorst im Lübeck der Kaiserzeit von ihren Kindern erzählten, teilten sie sie gern die „die Ältesten, die Mittleren und den Jüngsten“ auf. Das waren jedoch erst sechs, ihre beiden Töchter zählten offenbar nicht als Kinder. Im Lübeck der Kaiserzeit arbeitete Friedrich Lindhorst als Anwalt; er war Vorsitzender des Bürgerausschusses im Lübecker Stadtrat und wird für einen Sitz im Berliner Reichstag kandidieren. Als einer von drei Brüdern unterliegt er u. a. Familieninteressen, seine politische Karriere beruht eher auf Quoten als auf Kompetenzen und ist für einen beruflich Selbstständigen wirtschaftlich ein Verlustgeschäft. Die Stadtgeschichte Lübecks zeigt sich von der Lage an zahlreichen Gewässern geprägt, von der Konkurrenz mit Hamburg, aber auch von der (Un-)fähigkeit seiner Städtväter, die Weichen für die Herausforderung der Zukunft zu stellen.
    Marie Lindhorst spielt die klassische Rolle bürgerlicher Frauen der Epoche, die eheliche Pflichten um den Preis zu verrichten hatten, entweder von Tuberkulose dahingerafft zu werden oder bei der xten Entbindung im Kindbett zu sterben. Die bipolare Marie hält sich zwischen Sanatoriums-Aufenthalten jedoch aufrecht mit der Planung üppiger Festlichkeiten, die u. a. der Anbahnung standesgemäßer Verbindungen dienen. Wie lange Lindhorst einen Haushalt mit 23 Zimmern finanzieren kann, habe ich mich nicht nur einmal gefragt.
    Im Privatleben erleben wir die Lindhorsts geprägt von einer Klassengesellschaft, in der sie ohne Dienstpersonal weitgehend hilflos wären und in der Heiraten in erster Linie der Sicherung geschäftlicher Verbindungen dienen. In einer Familie mit sechs Söhnen sollten theoretisch die unterschiedlichsten Talente heranwachsen für kaufmännische, militärische, theologische und wissenschaftliche Karrieren. Doch wie viele standesbewusste Familien jener Zeit nehmen die Eltern Lindhorst weniger die Talenten ihrer Kinder wahr als ihre Defizite – und von talentierten Töchtern ist sowieso keine Rede.
    Mit Focus u. a. auf Dienstmädchen Ida, Leih-Diener Helms und Ratsdiener Isenhagen lässt Inger-Maria-Mahlke ihre Leser:innen hinter bürgerliche Kulissen blicken. Ida und der auswärtige Schüler Georg stehen für Menschen, die durch einen Schicksalsschlag aus ihrer sozialen Schicht fallen, zunächst ohne Aussicht, sich aus eigener Kraft wieder hochzuarbeiten. Mahlkes Focus liegt betont auf der Rolle der Frauen und des Dienstpersonals. Zu kurz kommen für meinen Geschmack die Töchter Lindhorst, denen ihre Mutter leider wenig fürs Leben mitgeben kann. Wasserbau-Direktor Schilling wäre ich zu gern an seinen Arbeitsplatz gefolgt, da ich die Infrastruktur einer Stadt wie Lübeck für interessanter halte als Maries Einkaufsorgien.
    Fazit
    Sorgfältig recherchiert und liebevoll wie spöttisch erzählt, gibt Inger-Maria Mahlke Einblick ins Lübeck der Kaiserzeit. In „Unsereins“ vergeht die Zeit, indem die Kinder heranwachsen. Der Roman hat m. A. keinen roten Faden, sondern kartiert die Beziehungen zwischen Menschen, die aus ihren gewohnten Netzen geworfen werden oder sich selbst heraus kämpfen. Insgesamt ein Roman, den ich mit seiner Detailfülle mit Begeisterung gelesen habe.
    erscheint am 14.11. - Vorabveröffentlichung im Rahmen von Vorablesen
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Rezensionen zum Hörbuch

  • Rezension zu Unsereins

    Klappentext:
    Eine Lübecker Familie, protestantisch, konservativ, kaisertreu: die Lindhorsts. 1890 kommt Marthe in dem weitläufigen Patrizierhaus in der Königstraße zur Welt. Um sie eine Schar älterer Brüder, deren Freiheiten nicht ihre sein werden. Und doch ist es ein Leben mit glänzenden Aussichten. Bis ein Bestsellerroman, verfasst vom Sohn eines verstorbenen Bekannten, den respektablen Lindhorsts klarmacht, dass sie für ihr Umfeld auch nach zwei Generationen noch immer "die Jüdischen" sind. Unsereins ist der Roman einer Stadt und ihrer Gesellschaft, ihrer Bürger und Lohndiener, der Handwerker und, vor allem, ihrer Frauen. Ob Dienstmädchen, Hausfrau, Weißnäherin oder Schriftstellerin, ob manisch-depressiv wie Marthes Mutter, durchlässig wie Marthe selbst, die mit eigenen und fremden Erwartungen ringt. Inger-Maria Mahlke erzählt von Identität und Zugehörigkeit, von Geschlecht und Klasse, von Macht- und Liebesverhältnissen - von allem, was nicht nur Lübeck, den vormals "kleinsten Staat des Deutschen Reichs", formte und zusammenhielt.
    Mein Hör-Eindruck:
    „Und wäre dies das Ende eines Films, so würde die letzte Einstellung aus der Perspektive einer Drohne gedreht“, heißt es am Ende des Romans. Und genau so beginnt auch der Roman: mit der Perspektive einer Drohne. Da wird der Weg eines Regentropfens verfolgt, der sich von oben her dem „kleinsten Staat des Deutschen Kaiserreichs“ nähert und seinen Weg sucht und findet, nämlich das Haus des Rechtsanwaltes Lindhorst und seiner Familie. Und auch wie von oben werden weitere Figuren anvisiert und dann herangezoomt, die in einer Verbindung zu dieser Familie stehen. Mit diesen Nebenfiguren – sind es wirklich Nebenfiguren? – entfaltet die Autorin die sozialen, gesellschaftlichen und politischen Problemfelder der Zeit um die Jahrhundertwende: Sozialdemokratie, Antisemitismus, Homosexualität, Pauperismus, merkantile Krisen, Nationalismus, gesellschaftliche Umbrüche.
    Zugleich zoomt sie sich bis in das Innerste der Figuren hinein.
    Da ist z. B. Georg, Sohn eines Bankrotteurs, von den Klassenkameraden verachtet und isoliert. Hier erfährt der Leser etwas über die gesellschaftliche Rangordnung der Zeit: oben stehen die ostelbischen Großgrundbesitzer, dann das Patriziat der Hansestadt, und hinter jedem Schülernamen wird die Position des Vaters aufgeführt: Senator, Konsul oder doch zum mindesten Bürgerschaftsmitglied. Da ist für einen Jungen wie Georg kein Platz vorgesehen.
    Oder Ida, eine der weiblichen Figuren. Sie will ihrem Schicksal des Dienstmädchens entfliehen und zum Bürofräulein aufsteigen. In vielen Abendstunden lernt sie mühsam das Stenografieren, um dann zu erkennen, dass sie auch die Schreibmaschine beherrschen muss. Und als sie sich diese Kenntnisse angeeignet hat, wird sie ausgebremst durch ihre arthritischen Hände. Sie bleibt gefangen in ihrer Schicht, jeder Aus- und Aufstieg bleibt ihr verwehrt.
    Die Parallelen zu den „Buddenbrooks“ sind unübersehbar. Die Autorin ahmt den Ton sehr geschickt nach, und sie spielt mit dem bekannten Personal, das sie ausweitet auf die unteren Schichten. Sie spielt auch mit dem Roman „Buddenbrooks“ selber, der als eine Art gesellschaftliches Ratespiel in der Lübecker Bürgerschaft mit Häme und Schadenfreude entschlüsselt wird. Und hier macht die Autorin eine einfach überzeugende und sehr witzige Volte: denn genau dieses Entschlüsselungsspiel spielt auch der Leser mit ihrem Roman.
    Das Hörbuch wurde eingelesen von Julia Nachtmann. Von einer verwirrend falschen Betonung abgesehen ( Monàco statt Mònaco): eine rundum angenehme Stimme, ihr interpretierendes Vorlesen ist gut durchdacht.
    Fazit: ein facettenreicher Gesellschaftsroman.
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Ausgaben von Unsereins

Hardcover

Seitenzahl: 496

E-Book

Seitenzahl: 474

Besitzer des Buches 8

Update: