Die Zeuginnen

Buch von Margaret Atwood

  • Kurzmeinung

    Enigmae
    hält das Niveau des 1. Bandes, charaktertreu und spannend
  • Kurzmeinung

    SiriNYC
    Abbruch: Kein Vergleich zum „Report der Magd“.

Zusammenfassung

Serieninfos zu Die Zeuginnen

Die Zeuginnen ist der 2. Band der Gilead Reihe. Diese umfasst 2 Teile und startete im Jahr 1985. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 2019.

Über Margaret Atwood

Die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood wurde nicht nur durch ihre Bücher, sondern auch durch ihr Engagement in Frauenfragen und für Umweltthemen international bekannt. Mehr zu Margaret Atwood

Bewertungen

Die Zeuginnen wurde insgesamt 47 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,2 Sternen.

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Meinungen

  • hält das Niveau des 1. Bandes, charaktertreu und spannend

    Enigmae

  • Abbruch: Kein Vergleich zum „Report der Magd“.

    SiriNYC

  • Wie war Tante Lydia wirklich und wie geht es weiter in Gilead?

    Aladin1k1

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Zeuginnen

    […]
    In der Retrospektive würde ich das Buch auch wesentlich schlechter einordnen, als ich es damals getan habe. Das merke ich schon daran, dass ich nie den Drang verspürt habe, es nochmal zur Hand zu nehmen und zumindest einzelne Passagen erneut zu lesen. Etwas, dass ich beim Vorgänger regelmäßig tue, weil ich mich immer wieder an Atwoods Sprachgewalt erfreue. Ich kann mittlerweile ganze Abschnitte auswendig und diese fallen mir immer mal wieder ein - gerade im Kontext aktueller (politischer) Ereignisse. Auch die Finsternis ist beim Reinlesen sofort wieder präsent, egal wie oft ich das Buch in die Hand nehme.
    […]
    Das glaube ich schon, denke aber, sie hat sich hier den eigenen Stoff "stehlen" lassen und wurde beim Schreiben viel zu sehr von der TV Serie beeinflusst, an deren Lore sie sich anscheinend halten wollte.
    Obwohl ich bezweifle, dass M.Atwood, aus eigenem Antrieb, je eine Fortsetzung geschrieben hätte, wäre diese sicherlich viel besser gewesen, wenn es die Serie nicht gäbe.
    Diese geht, im Übrigen, mittlerweile auch in eine Richtung, die mir überhaupt nicht gefällt.
    Typischer Serienkitsch, der im Grunde nur noch von Atwoods Grundgerüst lebt, sowie den hervorragenden Darstellerinnen. Wirklich schade.
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  • Rezension zu Die Zeuginnen

    ### Inhalt ###
    "Die Zeuginnen" setzt die Geschichte "Der Report der Magd" von Margaret Atwood nach der Flucht der Magd Desfred aus Gilead weiter fort. In Rückblenden und Zeitsprüngen wird die Geschichte aus der Sicht verschiedener wichtiger Personen geschildert. Tante Lydias Tagebucheinträge vermitteln uns Einblicke in den Aufstieg und Untergang der mächtigsten Frau im Staate Gilead. Agnes, Kommandantentochter, soll nach Gileadtradition zwangsverheiratet werden. Sie folgt dem Vorbild ihrer Freundin Becka und schlägt eine Laufbahn als Tante ein. Daisy, freies Mädchen im Gileadgrenzland Kanada erzählt von ihrem Leben als Tochter eines Seconhandladenbesitzerpaares mit den Namen Neil und Melanie. In der Schule lernt sie über Gilead. Mägde versuchen von dort mit oder ohne ihren Kindern zu fliehen. Gileadische Handlangerinnen, die Perlenmädchen, versuchen junge verlassene und verwahrloste Mädchen zu konvertieren und nach Gilead mitzunehmen. Dann ist da noch die Legende eines Mädchens namens Nicole, das vor langer Zeit als Baby aus Gilead entführt wurde und das zu einem Politikum zwischen Gilead und Kanada geworden ist. Gilead versucht mit aller Macht dieses Mädchens wieder habhaft zu werden, da sie zu einem Symbol der Niederträchtigkeit des Auslands und des Anstands und der Tugend Gileads geworden ist. Als Daisy eines Tages von der Schule nach Hause zurückkehrt, wird sie von Ada, einer ominösen Freundin der Familie abgefangen und erfährt von dem Tod ihrer Eltern - Sprengstoffanschlag. Ada und Elijah, Mitglieder der Widerstandsorganistion Mayday, eröffnen ihr anschließend die Wahrheit über ihr Leben, die sie auf eine gefährliche Mission führt...
    ### Meinung ###
    Gilead ist ein Gedankenexperiment wie Atwood es im Nachwort von "Die Zeuginnen" anmerkt. Aus meiner Sicht geht es ihr in dem Roman um drei Fragen:
    1. Wie konnte es zu der Machtergreifung kommen?
    2. Was macht ein unfreies Regime mit seinen Bewohnern?
    3. Wie fühlt sich das Leben von dessen Bewohnern und des Grenzlandes Kanada an und welche Schicksale ergeben sich daraus?
    Das gelingt ihr wie ich finde zum Teil ganz gut. Über den Umsturz berichtet Tante Lydia, der differenzierteste Charakter des Buches, in ihren geheimen Tagebucheinträgen auf S. 96 lax:
    "Mit jenem meinem verschwundenen Land ging es jahrelang bergab. Überschwemmungen, Waldbrände, Tornados, Hurrikane, Dürren, Wasserknappheit, Erdbeben. Zu viel dies, zu wenig das. Die marode Infrastruktur - warum hatte man die Atomreaktoren nicht stillgelegt, bevor es zu spät war? Zusammenbruch der Wirtschaft, Arbeitslosigkeit, die sinkende Geburtenrate. [...] Meine Verhaftung erfolgte kurz nach dem Angriff der Söhne Jakobs, bei dem der Kongress liquidiert wurde. Zunächst war von islamistischen Terroristen die Rede gewesen: Der Notstand wurde ausgerufen, aber es hieß, wir sollten einfach weitermachen, die Verfassung werde in Kürze wieder in Kraft treten und der Ausnahmezustand aufgehoben. Was auch geschah, nur anders als erwartet."
    Tante Lydia präsentiert sich als eher nüchtern und pragmatisch. Aber die Bemerkung "zu wenig dies, zu wenig das" oder die Aufzählung aller möglicher Katstrophen, die es so geben kann, als Ursache für den Umsturz anzugeben macht diesen Charakter für mich eher unglaubwürdig.
    Eine zentrale Frage, die Verwandlung von Tante Lydia von einer Richterin eines demokratischen Staates in die Speerspitze der gileadischen Ideologie wird neben einigen anderen Stellen auf Seite 165 geschildert:
    "In meinem früheren Jahren hatte ich mich mit Dingen beschäftigt, die angeblich nichts für eine wie mich waren. Niemand aus meiner Familie hatte studiert, sie verachteten mich dafür; ich schaffte es mithilfe von Stipendien und miesen Nebenjobs. Das härtet ab. Man wird stur. Ich hatte nicht vor, mich abschaffen zu lassen, wenn es sich irgendwie vermieden ließ. Aber nichts von meinem Schliff aus Uni-Zeiten nützte mir hier etwas. Ich musste mich zurückversetzen in das störrische Unterschichtskind, das verbissene Arbeitstier, die Karrieristin, die mich auf jenen gesellschaftlichen Rang befördert hatte, von dem ich soeben gestürzt worden war. Ich musste mir die Situation zunutze machen, sobald ich mir über die Situation klar geworden war. Ich saß nicht zum ersten Mal in meinem Leben in der Klemme. Ich hatte es immer geschafft. Das war die Geschichte, mit der ich mich selbst bei der Stange hielt."
    Dies ist ihre Begründung dafür eine der schlimmsten und rücksichtlosesten Personen des Staates Gilead zu werden. Eine Person, die buchstäblich über Leichen geht und sie als Kollateralschaden betrachtet. Sie segnet Partizikutionen ab, bei denen die Mägde gezwungen werden vorgeblich schuldige und verurteilte Personen mit bloßen Händen zu zerfleischen, sie trichtert jungen Frauen ihre ihnen zugeschriebene unterwürfige Rolle in der gileadischen Gesellschaft ein, sie bedient sich kaltblütig des gesamten Instrumentariums eines totalitären Machtapparats. Wofür? Um ihre Haut zu retten und irgendwann später einmal vielleicht zum Umsturz des Regimes beizutragen.
    Neben dieser Ihrer Einstellung ist da natürlich die ihr zu Beginn zugefügte Gewalt, tagelange Einzelhaft bei Wasser und Brot, sie musste den Mord ehemaliger Kollegen mit ansehen, die sich dem System verweigerten und am Ende stand sie vor der grauenhaften Wahl: Entweder stirbt sie oder sie tötet eigenhändig Gilead-Abweichlerinnen, um sich mitschuldig zu machen und gleich einen hohen Platz in der Gilead-Hierarchie einzunehmen. Sie entscheidet sich für Letzteres. Anschließend setzt sie sich als gekonnte Ränkeschmiedin gegen andere Konvertierte ein und ergreift die höchste Machtposition, die als Frau im Staate Gilead möglich ist und das alles mit einer für mich schlafwandlerischen Leichtigkeit.
    Ich habe mich gefragt, ob sowas möglich ist. Kann aus einem Hüter des Rechts und der Freiheit einer Demokratie in einem Regime das genaue Gegenteil werden und kann dieser dann spielerisch zwischen beiden Weltanschauungen hin- und herwechseln wie Lydia es tut? Ich hatte damit so meine Schwierigkeiten. Aber ausschließen kann ich es auch nicht, zumal wenn Gewalt im Spiel ist, machen Menschen vieles, um ihre Haut zu retten. Insofern war das für mich ertstmal glaubwürdig und erschreckend zugleich.
    Agnes und Daisys Geschichte sind Beispiele, die die dritte Frage beantworten können. Daisy ist ein Teenager, 13 Jahre alt, wird aber innerhalb weniger Tage zu einer Agentin von einem anderen Teenager ausgebildet und soll Gilead infiltrieren, um wichtige Informationen, die Gilead zum Umsturz bringen können, von einer Kontaktperson erhalten. Sie übt ihre Rolle aus wie eine Große, raffiniert und kaltblütig, was natürlich hochgradig lächerlich ist. Agnes ist zunächst ratlos gegenüber Daisy, aber nicht erschüttert, obwohl sie als eine seit ihrer Kindheit indoktrinierte Frau es sein müsste bei den vielen sprachlichen Entgleisungen, dem aufmüpfigen Verhalten gegenüber Erwachsenen der dem so gar nicht dem gileadischen weiblichen Verhaltenskodex entsprechenden Daisy. Abgesehen davon bekommen wir in kleinen Anekdoten die Unterschiede der beiden dargeboten. Bezüglich dem Glauben zu Gott, dem Maß an Bescheidenheit, der Kleiderordnung, der Dankbarkeit für wenig, der Vorwitzigkeit usw. könnten die beiden nicht unterschiedlicher sein, womit wir als Leser ein besseres Gefühl von Lebens- und Denkweise zweier völlig unterschiedlich sozialisierter Menschen bekommen.
    ### Fazit ###
    Das Buch hat seine starken und seine schwachen Seiten. Hier und da gibt es interessante Aspekte, die zum Nachdenken angeregt haben. Da ist vor allem die Verwandlung Lydias zu nennen. Auch einige dystopische Aspekte über die Unfreiheit, die Bespitzelung und die stets drohende Denunziation, die über jeder menschlichen Kommunikation lastet, kommen gut zur Geltung. Agnes und Daisys Geschichte wirkt auf mich wie eine etwas flache Jugendgeschichte, bei der die agierenden Kinder immer als besonders stark und klug dargestellt werden, der glorreiche Ausgang aber schon von Anfang an abzusehen ist.
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  • Rezension zu Die Zeuginnen

    Mehr als 30 Jahre nach „Der Report der Magd“ ist 2019 eine Fortsetzung erschienen, in der, das soll bereits verraten sein, auch Desfreds Geschichte noch einmal erwähnt wird. In der Erzählung selbst sind 15 Jahre vergangen, und auch hier gibt es wieder Ich-Erzählerinnen, dieses Mal sind es drei, neben Tante Lydia, die man schon aus dem Vorgänger kennt, zwei junge Frauen, eine davon in Gilead, die andere in Kanada aufgewachsen.
    Auch hier ist die Geschichte wieder sehr eindringlich, aber die Wucht des Reports der Magd erreicht diese Erzählung bei weitem nicht, was möglicherweise auch darin liegt, dass die Perspektive immer wieder gewechselt wird. Bei Desfreds Bericht wurde die ganze Dramatik wesentlich deutlicher, weil man so eng bei ihr war – und natürlich kennt man die Zustände in Gilead bereits aus dem Vorgängerband. Dennoch sind auch diese Zeuginnenaussagen sehr eindringlich und machen das Dilemma deutlich, das Frausein in Gilead bedeutet. Besonders Tante Lydias Bericht hat eine ganz eigene Aussagekraft – hier wird sie einem sogar fast sympathisch, erstaunlich, war sie doch im ersten Band noch jemand, der regelrecht Hass hervorrufen konnte.
    Unbedingt sollte man Desfreds Geschichte bereits kennen, um die Fortsetzung überhaupt komplett zu verstehen und sie würdigen zu können. Ich selbst habe beide Romane hintereinander gelesen und war erst ein wenig enttäuscht, dass Desfred selbst keine Stimme mehr bekommen hat, aber am Ende hat es schon gepasst und ich habe einen Eindruck bekommen, was nach den letzten Sätzen ihres Reports geschehen ist.
    Auch hier gibt es übrigens wieder im Anhang eine wissenschaftliche Tagung, die ca. 200 Jahre später stattfindet und die (ähnlich wie im ersten Band Desfreds Report) die Zeuginnenaussagen analysiert – und hier erfährt man ganz am Schluss noch einmal etwas über Desfreds Schicksal, das für mich ein gelungener Abschluss der Geschichte ist. Also unbedingt diesen „historischen Anmerkungen“ genannten Abschnitt lesen!
    „Die Zeuginnen“ ist eine gelungene Fortsetzung von „Der Report der Magd“, die offene Fragen des Vorgängers beantwortet, aber nicht dessen eindringliche Wucht erreicht. Wer jedoch den ersten Band gut fand, sollte hier unbedingt zugreifen, ansonsten gilt: Erst Band 1, dann Band 2 lesen, was ich ausdrücklich empfehle.
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  • Rezension zu Die Zeuginnen

    Mit Begeisterung habe ich diese Fortsetzung des "Reports" gelesen. Ich bin oft sehr vorsichtig, was die späte Fortsetzung eines grandiosen Buches angeht, aber hier war keine Vorsicht nötig.
    Hat mich der "Report" beim Lesen oft fast depressiv werden lassen (die Geschehnisse sind so nah an unserem Leben, dass es mich einfach oft nur gruselte), so blieb diese Lesedepression hier aus. Das liegt vermutlich zum einen daran, dass der Gottesstaat Gilead mir beim Lesen bereits vertraut war, und zum anderen daran, dass die Zeuginnen mir als Person nicht so nahe stehen. Desfred kommt aus meiner Welt, die Zeuginnen schon nicht mehr, auch Tante Lydia nicht.
    Die Fortsetzung 15 Jahre nach dem Report ist für mich glaubhaft aufgebaut und erzählt. Die Welt hat sich weiter entwickelt, die Protagonisten ebenfalls und damit stimmt das Setting. Das Konstrukt, erneut im Rückblick durch Aufzeichnungen die Geschichte entstehen zu lassen, funktionierte für mich wieder perfekt. Der gelungene Abschluss dazu ist erneut das Symposion, dass die Schilderungen abrundet. So habe ich mit Genuss ein fantastisches Buch gelesen. Den Aussagen von @Marie kann ich mich ansonsten nur komplett anschließen.
    @Marie mit deinem ersten Spoiler gehe ich konform, weshalb ich auch nicht die vollen Sterne vergebe. Dieser Teil ist mir zu publikumswirksam geschrieben.
    Den zweiten dagegen sehe ich anders, denn
    Ich stimme @findo und @buchregal zu: ohne den "Report" gelesen zu haben, kann man den "Zeuginnen" nicht gut folgen und findet wohl keinen Einstieg in die Geschichte. Schade, findo, dass der Verlag dich so fehlinformiert hat. Aber bitte, gib Margaret Atwood noch eine Chance, vielleicht sogar, indem Du doch noch den "Report einer Magd" liest. Es lohnt sich, versprochen.
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  • Rezension zu Die Zeuginnen

    Margaret Atwood - Die Zeuginnen
    Ein weiterer Blick nach Gilead
    Hier haben wir den so lange schon her gesehnten zweiten Teil der Reihe um das Land Gilead. 1985 erschien Der Report der Magd in Englisch, 1987 in Deutsch, ich habe den Report erst dieses Jahr gelesen und ich fand ihn unglaublich gut. Trotzdem dieses Buch schon vor langer Zeit geschrieben wurde, erscheint es in keiner Weise altbacken. Dieses Düstere, diese Tiefe und dieses Schwere, was durch die Lektüre des Buches in den Leserinnen ausgelöst wird, ist schon bemerkenswert und zeugt auch von einem ungeheuren Können der Margaret Atwood. Nachdem der Report so sehr bei mir eingeschlagen hat, war ich natürlich sehr gespannt, wie wohl Die Zeuginnen wirken werden. Über dreißig Jahre nach dem Report ist es äußerst interessant wie die Atwood jetzt auf Gilead blickt.
    Und ich wurde nicht enttäuscht, was einerseits gewiss schwer ist, nach diesem Erfolg vom Report, aber andererseits hat Frau Atwood bei mir sicher schon einen gewissen Heimvorteil, sie ist nach dem Report und nach dem blinden Mörder auf meiner imaginären Autorenliste recht weit nach oben geklettert. Ihre Art zu schreiben, ihr etwas besonderer und auch etwas boshafter Humor und ebenso ihre Sicht auf den Menschen gefallen mir sehr.
    Nun kommt dieses Buch vom Klang und vom Gefühl beim Lesen deutlich anders an als der Report der Magd. Dieses vorhin beschriebene düstere und dunkle Gefühl habe ich hier deutlich weniger wahrgenommen. Dies mag vielleicht auch daran liegen, dass hier keine neue Welt auf die Leserin einwirkt, man weiß schon wo man sich befindet, der Schock ist nicht mehr ganz so groß. Andererseits sprechen auch drei verschiedene Frauen, unterschiedlichen Situationen und Klassen entstammend, unterschiedlichen Altersklassen angehörend, aus unterschiedlichen Orten kommend, so unterschiedlich sind dann auch ihre Wahrnehmungen und Sichten. Aber alle drei sind keine Mägde und haben auch nicht dieses Entsetzliche erleben müssen, was Desfred im Report erdulden muss.
    Durch diese drei Zeuginnen erhalten wir neue Blickpunkte auf Gilead, bekommen neue äußerst interessante Informationen und Gilead wird nachvollziehbarer und das ganze System dieses furchtbaren Gebildes wird etwas begreifbarer. Die ganze Geschichte erzeugt wieder einen ganz besonderen Sog, ich konnte dieses Buch wieder ganz schlecht aus der Hand legen. Es kommt in meinen Augen nicht ganz an den Report heran, aber das liegt ganz sicher am Zauber des ersten Teils, dem Entdecken einer neuen Welt, hier ist die Welt schon bekannt und nicht mehr so überraschend. Trotzdem ist dieses Buch für mich wieder ein fünf Punkte Buch!
    Das etwas hastig herbeigeführte Ende könnte bedeuten, dass es weiter geht in Gilead, ich hoffe dies sehr und warte gespannt!
    Und wieder kann ich nur sagen, bitte unbedingt Lesen!
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  • Rezension zu Die Zeuginnen

    Ein fesselnder Roman, der von seinen drei Erzählerinnen getragen und spannend vorwärts getrieben wird. Zweifellos eine unterhaltsame Lektüre. Wenn man „Der Report der Magd“ gelesen hat.
    Andersfalls, fürchte ich, kann man weder die Personen noch ihre Funktionen noch ihren besonderen Status einordnen. Und dass man es kann, ist ab der ersten Zeile wichtig, sonst verpuffen eingestreute Verweise auf den 1. Band und die Brisanz vielen Handlungen, v.a. von Tante Lydia.
    Man sollte nicht erwarten, dass das Buch dort beginnt, wo der Report endet, denn inzwischen sind 15 Jahre ins Land gegangen, in denen sich die Verhältnisse in Gilead stabilisiert haben, und das, was damals geplant war (z.B. Frauen das Lesen und Schreiben vorzuenthalten), ist inzwischen gängige Praxis und gesellschaftlich akzeptiert. Nur noch die Männer und die Tanten beherrschen die Schrift.
    Das war damals noch anders, denn die Magd Desfred hatte die Schule besucht, man hatte ihr lediglich jegliche Art der Lektüre entzogen.
    Lesen- und Schreibenkönnen als Mauer zwischen den Mächtigen und Einflussreichen auf der einen Seite und den Untertanen auf der anderen - selten wird dieser Umstand so leicht erzählt und dadurch so deutlich ausgedrückt, denn indem man die Frauen von der Schrift ausschließt, nimmt man ihnen die Möglichkeit sich zu entwickeln und eigenständige Gedanken zu entwickeln. Während die Magd das Lesen schmerzlich vermisste, haben die Frauen der zweiten Gilead-Generation wie Agnes kein Bedürfnis nach Büchern oder Zeitungen, nach Briefschreiben oder Dichten.
    Der Erzählstrang aus Kanada mit Zeugin Daisy entwickelt sich in Richtung einer Agentenstory, büßt gegenüber den Schilderungen der beiden anderen Zeuginnen Glaubwürdigkeit ein. So solls gehen? So simpel?
    Wer kann so was glauben, wenn tagtäglich dasselbe auf der Welt passiert und kein Hahn danach kräht. An dieser Stelle hätte ich von Atwood mehr erwartet.
    Was mit der Magd Desfred tatsächlich geschah, wird durch die „Protokolle des Symposiums über Gileadstudien“ im Anschluss an die Erzählung bekannt. Auch hier die Anknüpfung an Band 1, der auch mit den Protokollen beendet wird.
    Besonders gelungen: Das Vexierbild auf den Innenklappen mit Magd und Mädchen. (Bilder bei Amazon, dritte Reihe, zweites von links)
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Ausgaben von Die Zeuginnen

Hardcover

Seitenzahl: 576

E-Book

Seitenzahl: 574

Taschenbuch

Seitenzahl: 576

Hörbuch

Laufzeit: 00:13:08h

Die Zeuginnen in anderen Sprachen

Besitzer des Buches 82

  • Mitglied seit 19. November 2012
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