Unerhörte Stimmen

Buch von Elif Shafak, Michaela Grabinger

  • Kurzmeinung

    towonder
    Ein ergreifendes Buch, sachlich-emotional, ein sehr guter Erzählton für diesen doch harten Stoff

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Unerhörte Stimmen

So sehr Leila es auch dreht und wendet: Sie wurde ermordet.Wie konnte es zu dieser Tat kommen? Fieberhaft denkt sie zurück an die Schlüsselmomente ihres aufreibenden Lebens, an den Geschmack von gewürztem Ziegeneintopf aus ihrer Kindheit, an den Gestank der Straße der Bordelle, wo sie arbeitete, und den Geruch von Kardamomkaffee, den sie mit einem jungen Mann teilte, der zu ihrer großen Liebe wurde. Elif Shafak erzählt in ihrem neuen Roman von einer Frau, die am Rand der Gesellschaft Halt sucht, wo die Freundschaften tief ist, aber das Glück flüchtig.
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Bewertungen

Unerhörte Stimmen wurde insgesamt 12 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,3 Sternen.

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Meinungen

  • Ein ergreifendes Buch, sachlich-emotional, ein sehr guter Erzählton für diesen doch harten Stoff

    towonder

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Unerhörte Stimmen

    Elif Shafak - Unerhörte Stimmen
    Ein Blick in eine Welt zwischen Tradition und Moderne
    Dieses Buch ist ein äußerst interessanter und auch erschreckender Blick in ein Land, welches einerseits versucht Nähe zu Europa aufzubauen, andererseits aber auch sehr weit davon entfernt ist. Dieser Roman ist ein absolut mutiger Blick einer Autorin/einer Frau auf ihre Heimat, auf den Staat Türkei. Ich kann nur sagen ich habe Achtung vor dieser Frau, denn dieses Buch wird den mächtigen reaktionären Kreisen in ihrer Heimat nicht gefallen und dieser Autorin weitere Feinde bescheren. Leider! Und den Lesern dieses Buches wird ein gewisser geschichtlicher Abriss geboten, ein Blick in die Politik der Türkei, ein Blick in die abgeschiedenen Gebiete Ostanatoliens und ebenso ein Blick in das Leben einer Familie der bildungsfernen und abergläubischen und ebenso streng gläubigen Schicht. Hier entsteht vor meinen etwas ungläubigen Augen eine Welt, die wirkt, als käme sie aus einer weit entfernten Zeit oder Gegend, dabei spielt dieser Teil des Buches zumeist in der 50ern und Anfang der 60er Jahre. Dann wandert die Protagonistin nach Istanbul, auf der Suche nach einem offeneren Leben und gelangt einerseits in eine etwas modernere Welt, andererseits gibt es aber auch hier reaktionäre Kreise. Es wird in diesem Buch auch über eine bunte Welt berichtet, eine bunte Welt, die ich so nicht erwartet hätte, eine bunte Welt, die von ihrer Umgebung aber nicht gesehen/gehört wird, eine bunte Welt, die zu den "Unerhörten Stimmen" wird, erschreckenderweise in einer stark moralisierenden Welt sogar im Tod verbannt wird. Traurig! Wenn man bedenkt, dass in unserem Leben Achtung vor unseren Mitmenschen im Vordergrund stehen sollte und dies auch Gesellschaften ausmacht, zeigt dieser interessante Blick auf die "Unerhörten Stimmen" auch, wie krank manches Denken in Bezug auf Unbekanntem/buntem Leben ist.
    Interessant finde ich auch den Aufbau des Buches. Die Hauptprotagonistin Leila wird ermordet, im ersten Teil des Buches werden nach dem Herztod des Opfers, die 10 Minuten und 38 Sekunden beschrieben, die das Hirn eines Herztoten noch aktiv sein kann. Die Ermordete Leila wirft in dieser Zeit einen Blick auf ihr Leben und ihre Lieben. Und dieser Blick zeigt auch den Menschen in seiner ganzen Pracht und auch in seiner Düsternis.
    Und ebenso erwähnen muss ich noch diese wunderschöne Sprache. Elif Shafak kann definitiv wunderbar und spannend schreiben und auch hier kann ich sagen, "Unerhörte Stimmen" war das erste Buch von dieser Autorin für mich, wird aber nicht das letzte gewesen sein.
    Ein kleines Manko in meinen Augen ist folgender Punkt, ich mag normalerweise in der Zeit und der Handlung hin- und herspringende Geschichten, denke aber, dass bei diesem Roman eine chronologische Erzählweise dem Buch/der Handlung mehr geholfen hätte, das Buch noch besser gemacht hätte.
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  • Rezension zu Unerhörte Stimmen

    Klappentext:
    So sehr Leila es auch dreht und wendet: Sie wurde ermordet. Wie konnte es zu dieser Tat kommen? Fieberhaft denkt sie zurück an die Schlüsselmomente ihres aufreibenden Lebens, an den Geschmack von gewürztem Ziegeneintopf aus ihrer Kindheit, an den Gestank der Straße der Bordelle, wo sie arbeitete, und den Geruch von Kardamomkaffee, den sie mit einem jungen Mann teilte, der zu ihrer großen Liebe wurde. Elif Shafak erzählt in ihrem neuen Roman von einer Frau, die am Rand der Gesellschaft Halt sucht, wo Freundschaften tief sind, aber das Glück flüchtig. (Kein&Aber-Verlagsseite)
    Zur Autorin:
    Elif Shafak, in Straßburg geboren, gehört zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen der Gegenwart. Ihre Werke wurden in über fünfzig Sprachen übersetzt. Die preisgekrönte Autorin von siebzehn Büchern, darunter Die vierzig Geheimnisse der Liebe (2013), Ehre (2014) und Der Geruch des Paradieses (2016), schreibt auf Türkisch und Englisch. Mit ihren Artikeln und Auftritten wurde sie zum viel beachteten Sprachrohr für Gleichberechtigung und freiheitliche Werte zunächst in der Türkei, später in ganz Europa. Elif Shafak lebt in London. (Kein&Aber-Verlagsseite)
    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: 10 minutes 38 seconds in this strange World
    Erstmals erschienen 2019 bei Viking, New York
    Aus dem Englischen übersetzt von Michaela Grabinger
    Aus wechselnden personalen Perspektiven erzählt
    Drei Teile 432 Seiten
    Meine Meinung:
    Zehn Minuten und 38 Sekunden – solange arbeitet das Hirn nach dem Tod. Und solange kann es denken, fühlen, hoffen, sich erinnern. Leila, ermordet und in einem Müllcontainer entsorgt, hat noch genau diese zehn Minuten und 38 Sekunden, die sich minutenweise herunterrechnen, während sie ein letztes Mal in ihr Leben eintaucht.
    Der Leser erfährt: Sie wuchs unter einer Lüge auf. Weil die erste Frau ihres Vaters keine Kinder bekam, wurde Leila, Tochter der zweiten Frau, ihrer Mutter weggenommen, die fortan als „Tante“ des eigenen Kindes galt, sogar für dieses Kind. Schon als Kind muss sie sexuelle Übergriffe eines Onkels ertragen; niemand glaubt ihr. Sie verlässt das Elternhaus und geht nach Istanbul, doch was bleibt ihr ohne Arbeit, ohne Geld, ohne Beziehungen? Nach Jahren der Prostitution erlebt sie unerwartet eine Zeit des Glücks und der Liebe, die jedoch nur kurz währt.
    In fünf Freunden, alle Außenseiter, findet Leila eine neue Familie. In den wenigen Augenblicken, die ihr bleiben, sind diese Freunde die einzige Hoffnung, gefunden zu werden und ein würdiges Grab zu bekommen.
    Dieser Teil der Handlung berührt, er tut weh, verstört. Man weiß von der politischen Situation in der Türkei, vor allem, was das Selbstbestimmungsrecht der Frauen betrifft, dennoch braucht es mitunter Geschichten wie Leilas, damit man spürt, wie es ist, keine Stimme zu haben und männlicher Willkür ausgeliefert zu sein.
    Die fünf Freunde, darunter eine kleinwüchsige Frau, eine transsexuelle, der Freund aus Kindertagen, werden mit ihren Biographien vorgestellt und bekommen ihren Platz in Leilas Leben. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie in der türkischen Gesellschaft keinen Platz haben, weil sie anders sind. Weil sie in Schande leben. Weil sie nicht den Normen entsprechen. Weil sie zu offen und zu laut sind.
    Auch wenn im letzten Drittel einige Szenen zu Slapstick oder Chaos werden, versöhnt der Schluss.
    Nicht zum ersten Mal gibt die Autorin Rechtlosen und Außenseitern eine Stimme. Diesmal geht sie einen Schritt weiter und gibt einer Toten eine Stimme.
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Ausgaben von Unerhörte Stimmen

Hardcover

Seitenzahl: 432

Taschenbuch

Seitenzahl: 432

E-Book

Seitenzahl: 370

Hörbuch

Laufzeit: 00:09:11h

Unerhörte Stimmen in anderen Sprachen

  • Deutsch: Unerhörte Stimmen (Details)
  • Englisch: 10 Minutes 38 Seconds in this Strange World (Details)

Besitzer des Buches 18

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