All die Jahre

Buch von J. Courtney Sullivan, Henriette Heise

  • Kurzmeinung

    Bridgeelke
    schrecklich, welchen Einfluss die Kirche noch Mitte des 20. Jahrhunderts auf das Leben ihrer Mitglieder hatte

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu All die Jahre

Als Nora Flynn ihren ältesten Sohn beerdigen muss, trifft sie das erste Mal seit fünfzig Jahren auf ihre jüngere Schwester Theresa. Die beiden sind damals gemeinsam aus Irland ausgewandert - Nora als die Verantwortungsbewusste, Theresa als die, die sich dem bunten neuen Leben in Boston sofort hingab. Als Theresa damals schwanger wurde, mussten die beiden eine Entscheidung treffen, deren Konsequenzen sie nicht im Mindesten erahnen konnten. Und die sie für Jahrzehnte sprachlos machen sollte. Nora gründete eine große Familie und wurde Mutter von vier Kindern, Theresa zog sich in ein Kloster zurück. Nun stehen die beiden wieder voreinander und müssen sich mit dem auseinandersetzen, was sie so lange voneinander getrennt hat - und was ihr Leben für immer verändert hat.
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Bewertungen

All die Jahre wurde insgesamt 10 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,2 Sternen.

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Meinungen

  • schrecklich, welchen Einfluss die Kirche noch Mitte des 20. Jahrhunderts auf das Leben ihrer Mitglieder hatte

    Bridgeelke

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu All die Jahre

    Spät abends erhält Nora Rafferty einen verhängnisvollen Anruf - Patrick, ihrältester Sohn, ihr heimlicher Liebling unter den vier Kindern, ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Eine furchtbare Nachricht, die selbst die stetsbeherrschte und pragmatische Frau an ihre Grenzen bringt.
    Jahrzehnte zuvor ist Nora mit ihrer jüngeren Schwester Theresa in die USA ausgewandert. Nicht, weil sie das unbedingt wollte, sondern weil ihr Verlobter von seinem Vater dorthin geschickt wurde, weil es zu Hause in Irland keine guten Zukunftschancen für junge Leute gab. Während die zurückhaltende, stets vernunftgetriebene Nora keine großen Ansprüche an das Leben stellt, sich mit den Gegebenheiten abfindet und sich mit der Arbeit zufriedengibt, die sie finden kann, will Theresa mehr vom Leben: tanzen, flirten, schöne Kleidertragen und als Lehrerin arbeiten, statt sich die Finger wundzunähen oder sich als Hausmädchen zu verdingen.
    Doch wie es so schön heißt: Leben ist das, was passiert, während man andere Pläne schmiedet. Für Nora wie für Theresa nehmen die Dinge schon bald Wendungen, die nicht vorherzusehen waren, was schließlich dazu führt, dass sich die Schwestern auf Jahrzehnte entzweien.
    Inhaltlich sticht "All die Jahre" gar nicht einmal so sehr unter vielen anderen Einwanderergeschichten zwischen Irland und den USA heraus, auch wenn die wechselvolle Familienhistorie der Flynns und Raffertys zahlreiche überraschende Volten schlägt und schon dadurch spannenden und unterhaltsamen Lesestoff bietet.
    Was dieses Buch zu einem meiner bisherigen Jahreshighlights macht, ist J.Courtney Sullivans Einfühlungsvermögen und präzise, glaubhafte Charakterzeichnung. Ihre Figuren sind echte Menschen, keine Stereotypen, sie haben Ecken und Kanten und alle ihre seelischen Abgründe, die kein anderer sehen soll. Die Reibungen zwischen Nora und ihrer Schwester, die sich unterscheiden wie Tag und Nacht, fängt die Autorin mit einem ausgezeichneten Blick fürs Detail genauso wunderbar ein wie die Geschwisterkonstellationen unter Noras vier Kindern oder auch deren jeweiligen Konflikte mit der Mutter, die zeitlebens verschlossen, streng und unzugänglich bleibt.
    Zahlreiche Themen werden berührt, ohne sie zu verwässern, Gefühle porträtiert, ohne in Kitsch abzugleiten, und oft schwingt auch ein leiser Humor mit, ohne dass Ernsthaftes ins Lächerliche gezogen wird. Sullivan bedient sicheiner leicht dahingleitenden Sprache, ohne oberflächlich zu sein - ein wirklich gelungenes Familiengemälde mit großartigen Figuren.
    Das einzige, was mir (wieder einmal) nicht so gut gefällt, ist der lahme deutsche Titel. Das Original heißt "Saints for All Occasions"(Heilige für jede Gelegenheit), was auch einen schönen Bezug zum Buch hat.
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  • Rezension zu All die Jahre

    1957. Die 21-jährige Nora Flynn macht sich mit ihrer jüngeren Schwester Theresa von Irland auf den Weg nach Amerika, wo ihr Verlobter Charlie sie in Boston schon erwartet und die beiden heiraten sollen. Obwohl Nora nicht begeistert ist, in die USA zu reisen, tut sie dies ihrer Schwester zuliebe, denn Theresa soll dort eine Ausbildung zur Lehrerin machen und nicht in einer Fabrik in Irland versauern. Als Theresa sich in den verheirateten Walter verliebt und auch noch schwanger wird, dieser aber nicht zu ihr steht, ist es Nora, die eine Entscheidung für sie beide trifft und damit die Entzweiung der Schwestern auslöst, die 50 Jahre dauern wird. Als 2009 Noras ältester Sohn Patrick bei einem Autounfall stirbt, sucht sie den Kontakt zu ihrer Schwester Theresa. Was ist zwischen den Schwestern passiert, dass sie so lange nichts miteinander zu tun haben wollten?
    J. Courtney Sullivan hat mit ihrem Buch „All die Jahre“ einen sehr interessanten und fesselnden Familienroman vorgelegt, der historische Züge aufweist. Der Schreibstil ist flüssig und eindringlich, dabei unaufgeregt und mit einem kleinen Augenzwinkern, wobei auch eine gewisse Tiefgründigkeit zu erkennen ist. Die Geschichte wird in zwei wechselnden Handlungssträngen erzählt, einer befasst sich mit den Ereignissen der Vergangenheit der beiden Schwestern, der andere berichtet über die Gegenwart der Frauen und wie es ihnen ergangen ist. Die Autorin versteht es geschickt, die beiden Zeitepochen miteinander zu verflechten und dem Leser so einen Rundumblick über die Situation der beiden Schwestern zu vermitteln. Der Spannungsbogen wird durch die einzelnen Charaktere und deren Geheimnisse aufgebaut und stetig gesteigert. Gleichzeitig lässt die Autorin viele Themen und Ansichten in ihre Handlung miteinfließen, die zum einen die vergangene Zeit geprägt haben und die sich gerade in Familien zum Großteil durch die Erziehung immer wieder wiederholen. Da geht es um Einwanderung und Heimatgefühle, das Frauenbild in Irland zur damaligen Zeit, Kindererziehung und Generationenkonflikt sowie um Dinge, die innerhalb der Familie im Verborgenen bleiben müssen. Gerade dieser Mix lässt die Geschichte zum einen kurzweilig wirken, aber sie stimmt auch sehr nachdenklich.
    Die Charaktere sind sehr unterschiedlich angelegt und bestechen durch ihre individuellen Eigenschaften. Sie wirken authentisch und lebendig. Nora ist eine eher schüchterne und zurückhaltende Frau, die sich ihrer Verantwortung voll bewusst ist. Schon früh musste sie sich nach dem Tod der Mutter um die jüngeren Geschwister kümmern. Die Hochzeit mit einem Mann, dem sie keine Gefühle entgegenbringt, zieht sie durch, weil es von ihr erwartet wird. Um ihre Schwester vor Diffamierung zu schützen, trifft sie eine Entscheidung, die dann allerdings zum Bruch führt. Als alte Frau wirkt Nora nachdenklich und in sich gekehrt, sie resümiert ihr Leben und wird sich dabei bewusst, wie sehr einige Entscheidungen das Leben von vielen anderen geprägt und gelenkt haben. Theresa war als junge Frau aufgeschlossen, lebensbejahend und abenteuerlustig. Sie freute sich auf ein neues aufregendes Leben in einem fremden Land und auf eine Ausbildung. Doch dann stürzt sie aufgrund von falschen Entscheidungen ab und landet unsanft auf dem Boden der Tatsachen. Sie wird Nonne und lebt fernab vom normalen Leben in einem Kloster, als wollte sie sich abschirmen und nie mehr an der Oberfläche auftauchen. Gleichzeitig wirkt es, als wolle sie, die immer so fröhlich und neugierig auf das Leben war, sich selbst bestrafen. Die weiteren auftretenden Protagonisten geben mit ihren eigenen Geheimnissen und ihrer Sicht auf die Dinge der Handlung weitere Spannung.
    „All die Jahre“ ist ein wirklich gelungener Familienroman, der historische Vergangenheit und Gegenwart miteinander verknüpft und mit vielen Geheimnissen gespickt ist, die es nach und nach zu ergründen gilt. Das offene Ende des Romans überlässt es dem Leser, sich sein eigenes Ende zu spinnen. Absolute Leseempfehlung für alle, die schön geschriebene Familiengeschichten lieben!!!
    Wunderbare .
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Ausgaben von All die Jahre

Hardcover

Seitenzahl: 464

E-Book

Seitenzahl: 465

Taschenbuch

Seitenzahl: 464

Besitzer des Buches 14

Update: