Tana French: Grabesgrün/In the woods

  • Vor die ISBN bitte nicht die Buchstabenfolge ISBN schreiben. Es werden nur die Zahlen benötigt. Und bitte leserfreundlicher editieren, denn so ist der Beitrag nicht so gut zu lesen


    brenda_wolf
    Ausserdem wurde das Buch bereits im Forum vorgestellt und wäre über die >Suchfunktion bzw. unseren Rezi-Index< ganz leicht zu finden gewesen. Ich habe die Threads zusammengefügt... :idea::wink:

  • Nach "Sterbenskalt" und "Schattenstill" ist "In the woods" der erste Krimi der Autorin, den ich im englischen Original gelesen habe.


    Zum Inhalt


    1984 sind in einem Wald in Irland zwei Kinder spurlos verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Ein drittes Kind, Adam Rob Ryan, der mit Peter und Jamie zusammen im Wald spielte, wurde unverletzt, aber völlig verstört im Wald aufgefunden. Er konnte und kann sich bis in die Gegenwart hinein nicht daran erinnern, was damals vorgefallen ist.
    Als zwanzig Jahre später in eben diesem Wald ein zwölfjähriges Mädchen ermordet aufgefunden wird, denkt Rob, der den Vornamen Adam abgelegt hat und bei der Mordkommission arbeitet, als erstes an eine Verbindung zu den Vermissten- und vermutlich Mordfällen von 1984.
    Aber es gibt auch andere Ermittlungsansätze: Der Vater der ermordeten Katy ist in einer Initiative gegen einen geplanten Autobahnbau aktiv, die Autobahn soll durch ein archäologisch schützenswertes Gebiet nahe beim Wald führen. Wegen seines Widerstandes hat der Vater bereits anonyme Drohanrufe erhalten. Außerdem gibt es in seiner Vergangenheit ein dunkles Geheimnis. Es könnte sich also ebenso gut um einen Racheakt am Vater des Mordopfers handeln wie um die Tat eines psychopathischen Killers.


    Persönliche Beurteilung


    Rob Ryan tritt als Ich-Erzähler auf. Er erzählt abwechselnd von den aktuellen Ermittlungen, vor allem von seiner Zusammenarbeit mit seiner Partnerin Cassie, von der er sich zunehmend entfremdet, und von den Ereignissen seiner Kindheit. Das Verschwinden seiner beiden Freunde beschäftigt ihn auch zwei Jahrzehnte später noch sehr. Manchmal geraten mir diese Reminiszenzen und gelegentliche Abschweifungen zu ausführlich, die Autorin hat jedoch einen so anschaulichen und fesselnden Schreibstil, dass ich diese Längen nicht als sehr störend empfunden habe.
    Sehr gut hat mir die Darstellung der Ermittlungsarbeit mit all ihren akribischen Details gefallen.Wochenlang geht es einfach nicht richtig voran, was sehr realistisch ist. Am Ende wird eine Ermittlung abgeschlossen, deren Auflösung und vor allem die Motivation des Täters sehr interessant ist. Der andere Fall bleibt (nur in diesem Buch?) ungelöst, das ist etwas frustrierend, aber andererseits auch glaubwürdig.
    Die Charakterzeichnung sagt mir sehr zu, der Protagonist ist nicht unbedingt ein Sympathieträger, hat aber - wie auch alle anderen Figuren - gute und weniger gute Charakterzüge.
    :arrow: "In the woods" ist ein sehr beeindruckender Krimi, stellenweise sehr spannend, manchmal auch mit gewissen Längen, der vor allem durch die Glaubwürdigkeit seiner Charaktere und den "erlesenen" Sprachstil besticht. Da die Handlung sehr komplex ist, sollte man sich für dieses Buch etwas Zeit nehmen.
    Ich vergebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: und bin entschlossen, den mir noch fehlenden Anschlussband "The likeness" auch noch zu lesen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ich habe "Grabesgrün" gestern nun abgebrochen, werde es nicht weiterlesen, bin bei ca. 150 Seiten gelandet. Ich finde das Buch echt schleppend, gar nicht so meines, so viel bla bla und irgendwie passiert überhaupt nichts. Schade.

  • Gestern abend habe ich "Grabesgrün" beendet und ich war noch nie so froh, ein Buch zu Ende gebracht zu haben.


    Ich habe "Grabesgrün" gerade am letzten Wochenende fertig gelesen und ich war einfach nur froh, es endlich beenden zu können


    Wenn ich dieses Buch nicht in einer Leserunde gelesen hätte - ich hätte es definitiv abgebrochen.


    Der Klappentext klang vielversprechend, nur leider hält der Inhalt davon so gut wie nichts. Langatmig, unsympathischer Protagonist, unnötige Längen - und die immer wiederkehrenden Rückblicke zu Robs Erlebnis


    Ich war ab der Hälfte nur noch genervt, man kam in der Geschichte überhaupt nicht voran, die Auflösung war weit entfernt von einem Aha-Effekt und die Seiten nach der Auflösung auch komplett überflüssig.

  • Ein kleines Mädchen wird getötet und auf einem Opferaltar in einer Ausgrabungsstätte aufgebahrt.
    Die beiden jungen Dubliner Ermittler Rob und Cassie ermitteln in dem Fall und jede Spur führt sie tiefer in ein undurchsichtiges Dickicht ohne richtige Lichtblicke.
    Und auch Rob hat ein Geheimnis, das nicht an die Öffentlichkeit darf und das sich vor vielen Jahren in eben diesem Wald neben dem Leichenfundort ereignet hat.
    Mit „Grabesgrün“ hat Tana French ein gutes Debüt geliefert, das sprachlich mitreißend und sehr ansprechend war.
    Allerdings hatte ich zwei große Kritikpunkte.
    Der erste ist die Naivität von Ermittler Rob und die Offensichtlichkeit der Fallaufklärung.
    Mir war relativ früh klar, wer der Täter ist und deswegen fand ich die naive Herangehensweise von Rob auch sehr störend. Es wird alles aus seiner Perspektive erzählt, wobei zwischendurch von der Vergangenheit in die Gegenwart gewechselt wird, was ich etwas verwirrend fand, mit der Zeit ging es aber. Der Leser ist durch diese Perspektive somit genau so unwissend wie der Ermittler – zumindest sollte es so sein. Allerdings war mir bald klar, was die „Wahrheit“ ist.
    Der zweite Kritikpunkt, den ich weit störender fand, war, dass in „Grabesgrün“ etwas aufgegriffen wird, das am Ende nicht geklärt wurde.
    So etwas finde ich besonders bei einem Krimi nicht gut und es hat mir auch sehr die Freude an „Grabesgrün“ vermiest, wobei ich das Buch sonst gerne gelesen habe.
    Idee, Spannung und Schreibstil fand ich sehr ansprechend. Nicht zu blutig und trotzdem anrührend.
    Ich werde also weitere Bücher von Tana French lesen.



    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: von :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Meine Meinung:


    So wie von vielen gelesen und zurecht kritisiert empfand ich es ebenfalls als zu langatmig, zu ausschweifend. Ich mag der Autorin nicht absprechen das sie nicht beschreiben kann, das kann sie sehr wohl, stellenweise, gerade am Anfang des Buches kam mir der Schreibstil sehr angenehm vor. Die Sicht des Ich - Erzählers allerdings sind stellenweise sehr komisch, weil er es rückblickend erzählt. Die Auflösung irgendwie unspektakulär, das mag so sein das dies so ist, aber irgendwie hatte ich das Gefühl das die Autorin nach 100-150 Seiten eine Pause eingelegt hatte und dann nicht mehr wusste wie sie zwei Handlungsstränge zu Ende erzählen sollte. Auf alle Fälle lässt mich das Buch unbefriedigt zurück, weil eben nicht alles restlos aufgeklärt wurde, nicht mal im Ansatz. Das war wirklich nicht schön.


    :bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 50 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • Meine Meinung:


    Das Buch fing gut an und versprach eine spannende Story. Doch es war mir zu langatmig der Schluß war für mich nicht gelungen. Einer der Handlungsstränge verlief sich praktisch im Sand. Die Ich-Erzählung aus Sicht des Ermittlers Rob versprach interessant zu werden, doch irgendwann schleppte sich das Buch nur noch dahin und die Gedankengänge von Rob waren für mich nicht schlüssig.


    Meine Wertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ich sag’s frei heraus: Ich fand diesen Krimi stinklangweilig. Die zähe Lektüre hat meinen Herzschlag fast zum Erliegen gebracht, mich aber zumindest gelehrt, dass Niederspannung sehr viel gefährlicher für meinen Kreislauf ist als Hochspannung.
    Mir gefallen Krimis immer dann besonders gut, wenn sie sich Zeit fürs Detail nehmen und es gleichzeitig schaffen, die Spannung leise am Köcheln zu halten. Die Beiträge einiger meiner Gewährsleute in diesem Thread ließen mich hoffen, dass es sich hierbei um so einen auf gemütliche Art fesselnden Krimi handeln könnte, aber ich habe wieder einmal feststellen müssen, dass man heutzutage keinem Menschen mehr trauen kann. :wink:
    In der ersten Hälfte des Buchs passiert außer dem Leichenfund und einigen vagen Verhören und noch vageren Vermutungen kaum etwas. Im zweiten Teil bequemt sich der geschwätzige Erzähler dann endlich zu einem Geistesblitz, der ihm aber auch nur durch den Kopf schießen kann, weil die Polizei in unfassbarer und völlig unglaubwürdiger Art geschlampt hat.



    Spannend und subtil soll die Geschichte laut Klappentext sein. Weniger spannend und vor allem weniger subtil geht es nach meinem unmaßgeblichen Dafürhalten kaum noch. Tödlich für jeden Krimi – eigentlich für jeden Roman - ist seine Vorhersehbarkeit, und hier ist wirklich alles vorhersehbar: Wer der Täter ist, wer hinter dem Schnellstraßenprojekt steht, wie die Beziehungen zwischen den drei Protagonisten verlaufen werden. Im zweiten Teil wird sogar mehrmals angedeutet, was man im Hinblick auf den viel interessanteren Strang um die seinerzeit verschwundenen Kinder zu erwarten oder vielmehr nicht zu erwarten hat. Wer sich also erst am Schluss ärgert, hat nicht aufgepasst. :mrgreen:
    Für mich gehört „Grabesgrün“ zu jenen Büchern, deren Thema gerade mal für die Hälfte ihres Umfangs ausreicht, die aber durch die Beschreibung von Banalitäten auf das Doppelte aufgeblasen werden. Auch hier sind Dehnung und Wiederholung die Mittel der Wahl. Der Kriminalfall wird wie so oft von den uninteressanten Beziehungsproblemen der Ermittler überlagert, die endlos wiedergekäut werden, obwohl man schon nach den ersten Sätzen weiß, was kommt, man hat ja schließlich „Harry und Sally“ gesehen. Die regelmäßigen Treffen der drei Protagonisten in Cassies Wohnung sind auch nur eine Wiederkehr des ewig Gleichen. Da wird eine Flasche Wein aufgemacht, Nudeln mit Tomatensauce gekocht, Whisky auf dem Boden sitzend getrunken, und Rob übernachtet wieder auf dem Sofa. So werden aus fünf Seiten schnell fünfzehn. Dafür dass der Schluss keinerlei Überraschungen mehr zu bieten hat, zieht er sich ebenfalls ewig dahin. Cassie, die einige Semester Psychologie studiert hat, erläutert in aller Ausführlichkeit, wie sich der Täter bei einer Befragung verhalten werde und genau so verhält er sich dann auch, was natürlich ein zweites Mal – nach der Theorie folgt die Praxis – beschrieben wird. Zuviel Belanglosigkeiten, zuwenig Spannung und Atmosphäre, ich glaube, Tana French Krimis werde ich mir in Zukunft ersparen. Ich muss schließlich an meinen Kreislauf denken!


    Gruß
    mofre

    :study: Zsuzsa Bánk - Die hellen Tage

    :study: Claire Keegan - Liebe im hohen Gras. Erzählungen

    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer
















  • Die unterschiedlichen Bewertungen dieses Romans sind sehr interessant, aber das Beste an der ganzen Sache ist die Rezi von Mofre. :totlach:
    Dafür gibt es von mir :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: . :thumleft:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Mein Fazit:


    Auf einem Opferaltar, der sich mitten in einer Ausgrabungsstätte befindet, wird eine Zwölfjährige gefunden. Sie wurde erschlagen und vergewaltigt.
    Cassie und Robert, ein erfolgreiches junges Ermittlerduo bei der irischen Polizei übernehmen den Fall. Robert ist das unangenehm, da er den Tatort besser kennt, als ihm lieb ist.
    Er ist dort aufgewachsen und war als Kind in ein Verbrechen verwickelt, dass nie aufgeklärt werden konnte, da er infolge einer Amnesie nichts zur Aufklärung beitragen konnte.
    Die einzige die von seiner Vergangenheit weiß ist Cassie.


    Das Buch wechselt zwischen wilden Kindererinnerungen, die sich langsam wieder einen Weg in Roberts Bewusstsein bahnen und der Aufklärung des Mordes.


    Tana French schreibt auf einem hohem sprachlichen Niveau.
    Die Charaktere von Cassie und Robert sind authentisch dargestellt und die innige und vertraute Freundschaft zwischen den beiden lässt den Leser teils amüsiert schmunzeln.


    Nach und nach entwirrt Tana French die Verknüpfungspunkte und der Leser bekommt eine leise Ahnung wer als Täter in Frage kommt.
    Das ganze Ausmaß des Tatmotivs ist schockieren, rundet das Buch aber perfekt ab.


    Ein spannendes Buch, das teils allerdings etwas langatmig zu lesen war.
    Da sich das halbe Buch um das Verbrechen aus Roberts Kindheit dreht, erwartet der Leser eigentlich, dass dieser Fall dann auch aufgelöst wird. Mitnichten! Das hat mich sehr enttäuscht.


    Ich vergebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: Sterne an das Buch.

  • Ich hätte mir vor ein paar Tagen dieses Buch fast gekauft, jetzt wo es die günstige Bildausgabe gibt.


    Aber irgendwie ist es mir zu umstritten. Und auf ein schlechtes Buch kann ich im Moment doch nicht :/

    "Aber sie hatten einander damals völlig natürlich verstanden und angenommen. So vollständig, dass es beinahe ein Wunder war"


  • Ich hätte mir vor ein paar Tagen dieses Buch fast gekauft, jetzt wo es die günstige Bildausgabe gibt.


    Aber irgendwie ist es mir zu umstritten. Und auf ein schlechtes Buch kann ich im Moment doch nicht :/


    Auf alle Fälle wird es sehr unterschiedlich bewertet, aber seine eigene Meinung zählt doch am ehesten oder? Ich fand das Buch schrecklich, meine Mutter scheinbar nicht, obwohl ich nur negatives berichtet habe, hat meine Mutter das Buch auch gelesen und fand es gut, das kann ich wirklich gar nicht verstehen, aber nun ja, scheinbar ist dieses Buch für sie toll gewesen und ich habe den Folgeroman ja auch auf mein SUB ^^


    Aber daran sieht man das selbst schlecht bewertete Bücher einige Menschen auch begeistern können, aber in der Tat ist bei solchem das Risiko höher das es eventuell nicht gefällt, da kann man ja in der Buchhandlung einfach mal reinlesen :wink:

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 50 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • Auf alle Fälle wird es sehr unterschiedlich bewertet, aber seine eigene Meinung zählt doch am ehesten oder? Ich fand das Buch schrecklich, meine Mutter scheinbar nicht, obwohl ich nur negatives berichtet habe, hat meine Mutter das Buch auch gelesen und fand es gut, das kann ich wirklich gar nicht verstehen, aber nun ja, scheinbar ist dieses Buch für sie toll gewesen und ich habe den Folgeroman ja auch auf mein SUB ^^


    Aber daran sieht man das selbst schlecht bewertete Bücher einige Menschen auch begeistern können, aber in der Tat ist bei solchem das Risiko höher das es eventuell nicht gefällt, da kann man ja in der Buchhandlung einfach mal reinlesen :wink:

    hmm... da hast du auch wieder Recht. Aber jetzt habe ich die Bildausgabe von Gottlos schon gekauft :D

    "Aber sie hatten einander damals völlig natürlich verstanden und angenommen. So vollständig, dass es beinahe ein Wunder war"


  • Rob Ryan und Cassie Maddox sind schon seit einiger Zeit ein unschlagbares Team bei der Dubliner Mordkommission, als ihnen ein aufsehenerregender Mordfall übertragen wird: die zwölfjährige Katy Devlin wurde erschlagen und auf einem alten Opferstein in der Nähe einer archäologischen Ausgrabungsstätte bei Knocknaree aufgebahrt.


    Neben der Frage, wer die begabte Ballettänzerin getötet hat und warum, und dem allgemeinen Unbehagen angesichts des zarten Alters des Mordopfers, geht der Fall Rob aus ganz persönlichen Gründen nahe. In Knocknaree hat er seine Kindheit verbracht, und in Knocknaree verschwanden seine beiden besten Freunde, Peter und Jamie, spurlos, als sie so alt waren wie das tote Mädchen. Rob selbst wurde blutverschmiert und verstört im Wald gefunden und kann sich bis heute nicht erinnern, was geschehen ist.


    Kein Wunder also, dass die Untersuchungen für ihn eine ziemliche Nervenprobe darstellen, vor allem, weil das Verschwinden von Peter und Jamie dabei wieder beleuchtet wird und niemand außer Cassie über Robs Vergangenheit Bescheid weiß. Die enge Freundschaft zwischen den beiden leidet ebenfalls unter den "Nebenwirkungen" der Ermittlungen. Überdies ist die Beweislage relativ mager und echte Verdächtige rar, während die Öffentlichkeit den Täter lieber gestern als heute hinter Gittern sähe ...


    Eins vorweg: "Grabesgrün" ist kein superschneller Actionthriller. Die Spannung spielt sich vielmehr auf der psychologischen Ebene ab, und zwar genauso sehr im Hinblick auf das Rätsel um Katys Tod wie in Bezug auf Robs Kindheitstrauma. Tana French gelingt es außerordentlich gut, aus ihren Ermittlern ganz normale Menschen zu machen, die weder Überflieger-Superhelden sind noch depressive Trauerklöße. Dass Rob und Cassie schon lange gute Freunde sind, hat sie wunderbar eingefangen, und die Rückblenden in Robs Kindheit vor dem Verlust seiner Freunde lassen die sorglose Leichtigkeit eines herrlichen Feriensommers lebendig werden.


    Bezüglich des Täters und seines Motivs bin ich lange mit den Polizisten im Dunkeln getappt. Die Auflösung war heftig, aber schlüssig, und der Weg dorthin bestand im wesentlichen aus Intuition und guter alter Polizeiarbeit, nicht irgendwelchen spektakulären Super-Alleingängen. Auch das Ende hat mir gefallen. Nicht Friede-Freude-Eierkuchen, auch nicht sämtliche Fragen beantwortet, aber ich empfand es gerade deshalb als sehr glaubhaft.


    Diese Mischung aus "altmodischer" Ermittlungsarbeit und viel Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis hat mir sehr gut gefallen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Puh, bin gerade durch und ich muss sagen, mich hat schon länger kein Buch mehr so sehr mitfiebern lassen!Ich bin total begeistert und vergebe volle Punktzahl.
    Zum Glück habe ich schon den Anschlussband und mache damit auch gleich weiter :wink:

  • Ich muss gestehen, dass mich Bücher auf der Bestsellerliste eher abschrecken als anziehen. Zu oft habe ich schon festgestellt, dass die dort Genannten kaum das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt wurden (wie ich finde). Doch ab und zu gibt es auch Ausnahmen: dieser Kriminalroman ist einer davon.
    Erzählt wird das Ganze in Ichform von der Hauptfigur Detective Rob, der als Kind mit zwei Freunden verschwand und alleine mit blutigen Füßen wieder auftauchte. Niemand weiß, was geschah und Rob kann sich an nichts erinnern. Alle Ermittlungen verliefen ins Leere und so muss er mit dieser ständigen Ungewissheit weiterleben. Als an dem Ort des damaligen Verbrechens ein totes Mädchen aufgefunden wird, gerät Rob in Bedrängnis. Zum einen weiß ausser seiner Kollegin niemand von seiner Vergangenheit und zum andern drängt Vieles von früher zurück ins Bewusstsein - nur das Entscheidende nicht: Was geschah damals?
    Rob und seine Befindlichkeiten stehen klar im Mittelpunkt dieser Geschichte. Seine Ängste, die wiederkehrenden Erinnerungen, seine Gefühle zu seiner Kollegin und der Umgang mit ihr werden derart überdeutlich und intensiv dargestellt, dass man förmlich mit ihm lebt. Die Sprache mag nicht so ganz der Vorstellung eines Detectives der Mordkommission entsprechen, bildhaft, gefühlvoll und teilweise sogar poetisch, doch umso mehr der eines Menschen mit einem tiefen Empfinden, der seine innere Zerrissenheit kennt und zeitweise nicht mehr ein noch aus weiß. Genau wie er wollte ich wissen, wer der Täter ist und warum, doch das Handeln seiner Figur interessierte mich ebenso.
    Ist das Alles nun ein richtiger Kriminalroman oder nicht? Gut, es geht um ein ermordetes Kind und die Suche nach dem Mörder und den Hinterleuten. Es gibt ja sogar dieses zweite Verbrechen, dass vor langer, langer Zeit geschah und immer wieder in die aktuellen Geschehnisse hineinreicht. Doch so eine richtige Mörderjagd mit womöglich noch weiteren Untaten ist diese Lektüre definitiv nicht.
    Alles in allem meine ich eher, es ist das Psychogramm eines Detectives mit einer grausamen Vergangenheit, der einen Mord aufzuklären hat. Wie man so ein Genre nennen sollte? Hm, tja, da bin ich auch gerade überfragt ;-) Aber an alle KrimiliebhaberInnen: Wer lieber 'reine' Krimis liest, könnte bei diesem Buch vielleicht nicht auf ihre/seine Kosten kommen.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Du hast recht, es ist kein klassischer Krimi, und für einen Thriller ist es eigentlich zu ruhig. Für mich sind Tana Frenchs Bücher eher Psychogramme mit Krimianteil. Zwischenmenschliches schildern kann sie ganz ausgezeichnet.

  • Dann wünsch ich Dir viel Spaß - ich bin auch froh, dass ich noch zwei vor mir habe :)