Rebecca Gablé - Das Spiel der Könige

  • Gestern habe ich den dritten Teil der Waringham-Saga beendet und ich kann nur sagen, dass ich wieder sehr begeistert bin. Wenn ich so drüber nachdenke, gefiel mir dieser Teil bisher am besten.
    Obwohl ich gleich auf den ersten Seiten ziemlich sauer war auf die Autorin, weil ich mich von einer meiner Lieblingsfiguren aus "Die Hüter der Rose" verabschieden musste. Wie kann sie sowas denn machen? :cry:


    Aber dadurch geht die Geschichte natürlich voran und der junge Julian wird überraschend früh zum neuen Earl of Waringham. Wovon er allerdings zunächst gar nicht begeistert ist. Als Knappe aufgewachsen in den Diensten des yorkistischen Earl of Warwick, gerät er zwischen die politischen Fronten des Bruderkrieges zwischen dem Hause York und dem Hause Lancaster, für das sein Vater und sein Großvater seit Jahrzehnten kämpfen. Sein Vorsatz, sich aus der Sache herauszuhalten, gerät jäh ins Wanken, als der Duke of York mit unfairen Mitteln versucht, Julian für sich zu gewinnen. Und ein Gespräch mit seiner Mutter Juliana öffnet ihm die Augen über seinen Vater und das Vermächtnis seiner Familie. Zusammen mit ein paar treuen Freunden und den Halbbrüdern des Königs, Edmund und Jasper Tudor, unterstützt er Königin Marguerite in ihrem Kampf für das Haus Lancaster und ihren Sohn Edouard, damit dieser einmal die Nachfolge seines Vaters, des schwachen Königs Henry antreten kann. Dieser Kampf wird sich über Jahrzehnte und Generationen hinziehen und später als Rosenkriege in die Geschichte eingehen, denn York und seine Nachfolger sind nicht bereit, ihren Anspruch auf Englands Thron aufzugeben.
    Auch Julians Zwillingsschwester Blanche unterstützt den Kampf für das Haus Lancaster. Nach einer schrecklichen Ehe ist sie auf der Flucht vor dem Gesetz und ihrem rachsüchtigen Mann und schließt sich Jasper Tudor und seinen Rebellen in Wales an. Ebenfalls über Jahre beschützen sie einen weiteren wichtigen Erben in der Thronfolge, den jungen Henry, Sohn von Edmund Tudor und Margret "Megan" Beaufort, einer Nachfahrin von John of Gaunt, des Duke of Lancaster.
    Wird es ihnen wirklich gelingen, den Thron für das Haus Lancaster zu halten und England damit endlich Frieden zu geben?


    Kenner der englischen Geschichte wissen natürlich, wie das Ganze ausgeht und wer am Ende der neue König von England wird. Aber bis es soweit ist, passiert sehr viel und Rebecca Gablé gelingt es mal wieder hervorragend historische Fakten und Figuren mit Fiktion zu vermischen, so dass man am Ende glauben kann, dass auch alles wirklich so gewesen sein kann und die Familie Waringham vielleicht doch existiert hat. :wink: Im Nachwort erklärt sie z. B. ihre Idee zu Blanche und Jasper und ich dachte mir: Warum nicht?
    Nach Robin und John ist es mit Johns Kindern Julian und Blanche nun die dritte Generation des Haues Waringham, die hier im Mittelpunkt steht, ebenso wie die Söhne von Owen Tudor: Jasper, Edmund und Owen. Und wie immer sind alle Charaktere bis in die Nebenfiguren vielschichtig und lebendig gezeichnet, bis auf wenige Ausnahmen haben alle sowohl positive als auch negative Charakterzüge, eben menschlich. Auch wenn es manchmal nicht einfach war mit den ganzen Henrys, Edwards, Edmunds usw. :loool:
    Was mir auch an den Büchern immer gut gefällt, ist, dass nicht seiten- oder kapitelweise nur gekämpft wird. Oft wird im Nachhinein erzählt, was passiert ist oder es steht in einem Brief oder einer der Charaktere erzählt es einem anderen.


    Ich bin mir zwar nicht sicher, ob ich in der damaligen Zeit hätte leben wollen, aber manchmal wünsche ich mir, dass ein paar der Werte aus dieser Zeit des Rittertums bis heute überlebt hätten.


    Fazit: "Das Spiel der Könige" ist wieder ein rundum gelungenes Kapitel aus der Familiensaga der Waringham, das nicht nur wunderbar unterhält, manchmal witzig, manchmal sehr emotional ist, sondern es bringt dem Leser auch einen wichtigen Teil der englischen Geschichte näher: die Rosenkriege. Ein Bruderkrieg, mit dem das Land und die Menschen eigentlich nichts zu tun hatten, unter dem sie aber trotzdem litten und für den Zehntausende ihr Leben ließen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Obwohl ich gleich auf den ersten Seiten ziemlich sauer war auf die Autorin, weil ich mich von einer meiner Lieblingsfiguren aus "Die Hüter der Rose" verabschieden musste. Wie kann sie sowas denn machen? :cry:

    Ich persönlich fand es um einiges schlimmer als Gable` im zweiten Teil...


    Der hat die ganze Waringham-Saga irgendwie getragen und dann... hachja. :cry:


    Aber es freut mich, dass Dir die Bücher auch gefallen. Sie sind aber auch wirklich toll. :):thumleft:

  • Ich persönlich fand es um einiges schlimmer als Gable` im zweiten Teil...


    Der hat die ganze Waringham-Saga irgendwie getragen und dann... hachja. :cry:


    Aber es freut mich, dass Dir die Bücher auch gefallen. Sie sind aber auch wirklich toll. :):thumleft:

    Okay, das fand ich auch schlimm, den mochte ich auch sehr. Aber er durfte ja zumindest doch noch einige Kapitel länger dabei sein. Ein kleiner Trost.

  • Es ist viel Zeit vergangen, seit ich den 2. Teil Die Hüter der Rose gelesen habe und da ich das Buch auch nicht mehr besitze, kann ich leider nicht sagen, ob der Anfang von diesem Teil, zum Ende des vorherigen Bandes passt. Aber im Grunde spielt das gar keine Rolle, weil es immer wieder große Zeitsprünge gibt.


    Figuren, die in Die Hüter der Rose noch eine entscheidende Rolle eingenommen haben, sterben quasi direkt zu Beginn. Was mich zum Teil unglaublich gefreut aber auch traurig gestimmt hat. Immerhin schließt man den ein oder anderen Charakter bei solch einer Reise dann doch irgendwie ins Herz


    Wie dem Klappentext bereits zu entnehmen ist, steht hauptsächlich Julian of Waringham im Mittelpunkt.

    Während die meistren Mitglieder des Hauses von Anfang an sehr sympathisch wirken, wurde ich mit Julian ziemlich lange nicht richtig warm. Ich konnte auch viele seiner Entscheidungen nicht wirklich nachvollziehen. Ich bin froh, dass sich das mit der Zeit geändert hat.


    Rebecca Gablé hat durchgehend einen angenehmen und flüssigen Schreibstil. Wie bereits jedoch mehrfach erwähnt, neigt sie dazu, Ausdrucksweisen und die Art, wie sie was beschreibt, ständig zu wiederholen.

    Im 3. Band dieser Saga scheint Gablé daran gearbeitet zu haben, weil mir keine Wiederholungen großartig aufgefallen sind.


    Auch wenn ich extrem lang für Das Spiel der Könige gebraucht habe, freue ich mich schon auf den nächsten Band. Da nehme ich mir dann auch vor, nicht mehr wirklich zu pausieren, weil man den Zusammenhang der Ereignisse nicht mehr ganz nachvollziehen kann. Jedenfalls ging es mir so.

    Jetzt werde ich mich aber erstmal auf andere Geschichten konzentrieren.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Mein re-read der Reihe geht weiter und auch dieser Band hat mich wieder von Anfang an mitgerissen und mit viel farbenprächtiger Unterhaltung durch den Rosenkrieg getragen!


    "Nur ein Wahnsinniger könnte seinem Publikum eine Geschichte zumuten, in der beinah alle Hauptakteure Edward oder Henry heißen und alle Frauen Margaret." Zitat aus dem Nachwort von Rebecca Gablé


    Aber wie immer gelingt es der Autorin, dass man sich in dieser verwickelten, von Schlachten geprägten Welt zurecht findet und man der Handlung mit all ihren Intrigen und hinterlistigen Machenschaften folgen kann. Gegen Ende war ich zwar dann auch ein bisschen überfordert, aber den großen Überblick hab ich dann schon noch behalten.




    Nachdem Robert of Waringham in einem Hinterhalt zu Tode kommt, ist es nun an seinem Sohn Julian, den Verpflichtungen gegenüber seiner Familie und König Henry nachzukommen. Aber nicht nur seine Sorge um den Stammsitz seiner Familie in Waringham machen dem jungen Lord zu schaffen, auch seine Loyalität gegenüber dem schwachen, scheinbar geisteskranken König Henry gerät ins Wanken. Der Duke of York giert nach dem Thron und ausgerechnet Julians Lehrmeister und Mentor Warwick ist ein exzessiver Anhänger der Yorkisten.

    Julian macht eine große Entwicklung durch und fungiert hier nicht nur einmal mit seiner Stärke, Entschlossenheit und Loyalität als wichtiger Bestandteil der geschichtlichen Entwicklungen. Diese gilt allerdings nur der Ehre und dem Stolz, denn innerlich schwankt er doch desöfteren ob dem Sinn des jahrzehntelangen Bruderkriegs. Ich mochte ihn wirklich gerne, aber so manche Entscheidungen oder Gedankengänge waren nicht so sympathisch - was aber auch einfach der Gesellschaftsordnung dieser Zeit geschuldet ist.


    Aber auch Julians Zwillingsschwester Blanche hat es nicht leicht. Ihre arrangierte Ehe mit Thomas Deveraux stellt sich schnell als Martyrium heraus und der einzige Ausweg treibt sie in die Verbannung. Jasper Tudor ist ebenfalls eine wichtige Figur und wie alle anderen auch ein sehr eigenwilliger, überzeugender Charakter - ihn hab ich trotz seiner zurückhaltenden Art sehr ins Herz geschlossen!


    Lucas Durham als loyaler Ritter war auch eine tolle Figur! Megan Beaufort als die Mutter eines Thronerben frömmelte sehr, wirkte aber äußerst liebenswert und herzensgut! Und noch viele andere Lords, Earls und Dukes und eine Vielzahl an Frauen, die trotz ihrer untergeordneten Gesellschaftsrolle teilweise großen Einfluss genommen haben!

    Trotz der Vielzahl an Personen schafft es die Autorin, jeden auf seine Art herausstechen zu lassen - jede Rolle besitzt einen wichtigen Impuls für den Verlauf der Handlung, sowie keine einzige Szene überflüssig ist und es greift alles logisch ineinander. Die Dialoge sind perfekt angepasst und wirken überhaupt nicht aufgesetzt.


    Wie Figuren in einem Spiel werden die Menschen damals benutzt, um die Intrigen und Machtspielchen anderer zu lenken. Die Liebe zum Detail der englischen Geschichte ist hier auf jeder Seite zu spüren und wird lebendig und anschaulich erzählt. Von Anfang an wirkt die Handlung wie ein Sog – die interessanten Charaktere und die vielen Wendungen haben mich total in diese imposante Welt eintauchen lassen, auch wenn mir jetzt beim 2. Mal lesen doch einige forcierte "Zufälle" aufgefallen sind, hab ich sie nicht als störend empfunden, weil sie so stimmig in die Handlung eingebunden waren.

    Diese Zeit fasziniert mich jedes Mal aufs Neue: der Umgang der Menschen miteinander, die Rolle der Frau und die Akzeptanz derselben, die strikte Einhaltung der Etikette, das Ehr- und Pflichtgefühl der Männer, als ein Wort eines Ehrenmannes selbst beim Feind noch etwas gegolten hat … eine harte Zeit, die aber auch die Stärken (sowie die Schwächen) der Menschen hervorgebracht hat.


    Das Buch ist in vier Teile gegliedert, die einen bestimmten Zeitraum abhandeln und ich bin sehr froh, dass es trotz der knapp 1200 Seiten nicht in Einzelbände gepackt wurde.

    Ein Mammutwerk über die Zeit eines Bruderkriegs, der die vertrackten Verhältnisse zwischen den beiden großen Familien Lancaster und York anschaulich und fesselnd beschreibt.

    Ein Einblick in eine für uns völlig fremde Welt, in der es zwei erbitterte Seiten schaffen, trotz all der blutigen Kriege noch respektvoll miteinander umzugehen und in der das Ehrenwort der (meisten) Männer noch etwas gilt.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Rebecca Gablè - Das Spiel der Könige“ zu „Rebecca Gablé - Das Spiel der Könige“ geändert.
  • "Nur ein Wahnsinniger könnte seinem Publikum eine Geschichte zumuten, in der beinah alle Hauptakteure Edward oder Henry heißen und alle Frauen Margaret." Zitat aus dem Nachwort von Rebecca Gablé

    Ich sag nur Heini 8 und die Thomasse ... :D

  • "Nur ein Wahnsinniger könnte seinem Publikum eine Geschichte zumuten, in der beinah alle Hauptakteure Edward oder Henry heißen und alle Frauen Margaret." Zitat aus dem Nachwort von Rebecca Gablé

    Ich sag nur Heini 8 und die Thomasse ... :D

    Oh ja, ich erinnere mich an "Wolf Hall" :loool:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • In "Ich, Heinrich VIII" von Margaret George wird er sogar im Traum von "den toten Thomassen" verfolgt :clown:

  • In "Ich, Heinrich VIII" von Margaret George wird er sogar im Traum von "den toten Thomassen" verfolgt :clown:

    das hab ich gar nicht mehr in Erinnerung, aber es ist passend :totlach:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Ich weiß es noch, weil ich damals mit irgendwem rumphilosophiert habe, ob die Mehrzahl von Thomas eigentlich Thomasse oder Thomanten ist :D