Ich habe vor einiger Zeit die weiße Ausgabe dieses Kings ertauscht und hatte vor ein paar Tagen dann plötzlich den Drang, nach Jahren mal wieder einen King zu lesen. Da mir der SUB momentan etwas zu sehr anwächst, habe ich mich kurzerhand für dieses dünne Exemplar entschieden. Eine gute Wahl, wie sich herausstellte.
Vielleicht etwas "Gemecker" im Voraus: Der Leser begleitet bekanntlich das Mädchen Trisha, das sich unglücklicherweise im Wald verirrt. Wie es hier schon so viele angemerkt haben, kam mir Trishas Alter von 9 Jahren etwas unpassend vor. Zumindest während eines gewissen Teils der Geschichte wirkte sie wirklich viel reifer. An anderer Stelle wiederum fand ich sie sehr authentisch. Aber das nur am Rande.
Ansonsten habe ich "Das Mädchen" - sofern man das bei einem King sagen kann - sehr genossen und wirklich gern gelesen. Stephen King hat mir in diesem Roman einmal mehr bewiesen, dass er auch in der Lage ist, nahezu poetisch Szenerien zu schildern und auf diese Weise seinen Leser tief in die Geschichte eintauchen zu lassen. Zu erwarteten Schreckensbildern gesellte sich damit auch hier und dort mal eine gewisse Idylle, was mir richtig gut gefallen hat.
Äußerst sympathisch fand ich auch Trisha (und ja, zum Großteil auch ihre Familie). Ein tolles Mädchen ist sie und ich habe sie, mal mehr und mal weniger, gern auf ihrem harten Weg begleitet. Was für mich neu war: Natürlich tat mir Trisha leid, aber da war noch was anderes. King hat es geschafft, dass ein hilfloses Mädchen mit zutiefst beeindruckt und fasziniert. Ihr ganzes Wesen wurde auf eine so (für mich) eindrucksvolle Art und Weise dargestellt, dass ich nicht nur mit ihr mitgefiebert habe, sondern auch das eine oder andere Mal - und ich weiß, dass das jetzt etwas seltsam klingen mag - richtig stolz auf sie war. Das kannte ich so bisher auch noch nicht. Wieder eine neue Seite, eine neue Art des Lesegefühls, das ich Dank King kennenlernen konnte.
Trishas Geschichte - und auch das wurde hier schon häufig erwähnt - ist wirklich kein Horror, wie man ihn vielleicht von King, dem Meister des Grauens, erwarten würde. Ganz ehrlich? Ich finde diesen unterschwelligen Horror, der in meinem Kopf entstanden ist, weitaus besser, da intensiver. Was ich so genial finde, ist, dass King in diesem Roman wunderschön mit den Gedanken und Empfindungen seiner Leser spielt. Genauso, wie er es mit Trisha tut. Denn nicht nur sie ist es, die sich im Wald verliert. Irgendwie hatte ich beim Lesen die ganze Zeit das Gefühl, mit ihr verloren gegangen zu sein. Gerade weil es eine meiner tiefsten Ängste ist, mich zu verlaufen oder allein im Dunkeln zu sein oder nicht zu wissen, was da noch in meiner Umgebung auf mich lauern mag, ist dieser King für mich so wahnsinnig gut gelungen. Er hat mich einfach gehabt. Von der ersten Seite an.
Dieses Buch hatte also für mich alles: Spannung, Emotion (und ja, die ist schon mal ganz schön Achterbahn gefahren) und auch sonst einfach alles, was ich mir von einem guten Buch wünsche. Ich gehöre eindeutig zu denjenigen, die dieses Buch für etwas Besonderes halten und für mich war es sogar der bisher beste King, den ich gelesen habe.
Von mir gibt es
und ich glaube, dass ich dieses Mal nicht wieder erst Jahre verstreichen lassen werde, bis ich den nächsten King vom SUB befreie.