Original: Englisch (Nigeria), 2021
INHALT:
Am 10.Juni 2020 stirbt unerwartet der Gelehrte James Nwoye Adichie in Nigeria. In diesem Essay, das den ursprünglichen New Yorker Text ausweitet, erinnert sich seine Tochter, ein selbsternanntes Vaterkind, an den geliebten Vater. So ist dieses Büchlein eine Ehrung an das lange Leben von Weisheit, die Geschichte einer Tochterliebe und eine Sicht auf die Schichten von Verlust und Kummer…
(Amaz.de, gekürzt, übersetzt)
BEMERKUNGEN:
Schaut man auf den Todestag des Vaters, so fällt dieser in die ersten virulenten Monate des Coronavirus’. Die Kinder, teils zerstreut in Grossbritanien und den USA (wie halt die Autorin selbst) sind einerseits überrascht, überrannt von diesem unerwarteten Tode, können aber nicht ausreisen aufgrund des blockierten Flugverkehrs. Wie lebt sich Tod in Zeiten von Corona? Wie “erlebt” man aus der Ferne, wie nehme ich Anteil?
Es ist angebracht, hier nicht zuerst von Trauer zu reden, sondern im englischen Original von “grief”, oder im Französischen von “chagrin” (tiefer Kummer). Hier geht es nicht um den Abstand nehmenden und erreichenden Trauernden, sondern um die vom Blitze erschlagene Amamanda. Sie wird in einer whattsapp – Kommunikaion mit ihren Geschwistern soweit gehen, ihre Kleider zu zerreissen und letztlich nackt dazustehen (auch biblische Symbolhandlung oder eben nahezu unkontrollierte Momentreaktion!). Das wirkt dann schon ein wenig exzessiv, aber was sage ich dazu, der ich noch meine 88-jährigen Eltern habe? Die Vaterliebe grenzt an Verehrung, die mir in dieser Weise doch fremd ist; das ist sehr berührend, aber eben für mich auch exzessiv, selbst wenn dieser Vater tadellos gewesen ist/wäre.
In den dreissig ultrakurzen Kapiteln geht es erst um die unmittelbare Zeit nach dem Tode des Vaters, dann um Erinnerungen und Anekdoten an Erlebtes (Hommâge, Ehrung). Im Rahmen des Virus’ bildet die Organisation einer immer wieder verschobenen Beerdigung auch ein Thema: sie muss auf Verschiedenes Rücksicht nehmen.
Der deutsche Titel ist ein Zitat aus einem anderen Roman von Adichier, der hier kurz zitiert wird. Sind englischer und französischer Titel nüchterner und irgendwie nicht treffender?
AUTORIN:
Chimamanda Ngozi Adichie (* 15. September 1977 in Enugu) ist eine nigerianische Schriftstellerin und Feministin, die heute teils in Nigeria, teils in den USA lebt und in englischer Sprache schreibt. Ihr Werk wurde vielfach international ausgezeichnet und gilt als herausragendes Beispiel junger afrikanischer Literatur.
Adichies Muttersprache ist Igbo, ihre Familie stammt aus Abba im nigerianischen Bundesstaat Anambra. Ihr Vater war Mathematik-Professor.
Sie wurde als fünftes von sechs Kindern geboren und wuchs in der Universitätsstadt Nsukka in einem einst auch von Chinua Achebe bewohnten Haus auf. Nach ihrem Schulabschluss begann sie ein Medizin- und Pharmaziestudium in Nigeria. Mit 19 Jahren zog sie für ein Studium in die USA. 2001 schloss sie dort ein Studium der Kommunikations- und Politikwissenschaften summa cum laude ab. Von 2005 bis 2006 war Adichie „Hodder Fellow“ an der Princeton University, 2008 erhielt sie an der Yale University einen Masterabschluss in Afrikanistik. Sie ist mit dem Mediziner Ivara Esege verheiratet und hat mit ihm eine Tochter.
(Quelle und mehr: https://de.wikipedia.org/wiki/Chimamanda_Ngozi_Adichie )
Publisher : S. FISCHER; 2. edition (8 Sept. 2021)
Language : German
Hardcover : 80 pages
ISBN-10 : 3103971184
ISBN-13 : 978-3103971187
Original title : Notes on Grief
Dimensions : 12 x 1.03 x 19.4 cm