Lenz Koppelstätter - Die Stille der Lärchen

  • Im idyllischen Ultental in Südtirol ist ein schrecklicher Mord passiert. Der bei den Einheimischen unbeliebte Architekt Benedikt Haller hat unter den Lärchen vor seinem Haus die 17jährige Marie, eine Bauerntochter aus der Gegend, ermordet aufgefunden. Zum nicht geringen Erstaunen des mit dem Fall betrauten Commissario Grauner gesteht Haller den Mord ohne Umschweife, drängt sein Geständnis den Ermittlern geradezu auf.
    Da die Dorfbewohner die Tat viel eher dem verhaltensauffälligen Sohn des Architekten zutrauen, beschließt Grauner, der Sache genauer auf den Grund zu gehen. Bei seinen Ermittlungen stößt der Commissario nicht nur auf eine mehrere Generationen zurückreichende Familienfehde, sondern auch auf geheimnisvolles Briefmaterial, das den berühmten Thomas Mann als ehemaligen Kurgast zum Mitwisser eines mehr als 100 Jahre zurückliegenden Verbrechens machen könnte.
    Doch hat das alles etwas mit dem aktuellen Mordfall zu tun? Viel Aufklärungsarbeit wartet auf Grauner und seinen neapolitanischen Kollegen Saltapepe.



    Der zweite Fall um das sympathische Ermittlerduo aus Südtirol hat mich genauso wie der Vorgängerband gleich von der ersten Hörminute an in seinen Bann gezogen.
    Commissario Johann Grauner, der genauso gerne Viehbauer wie Polizist ist, Mahler liebt, mit einer verständnisvollen Frau und einer pubertierenden Tochter gesegnet ist, begegnet dem Hörer wie ein guter alter Bekannter. Das Original aus Südtirol kann mit seinen Eigenheiten genauso punkten wie mit seiner ruhigen Art bei den Ermittlungen. Hat der Commissario aber erst einmal eine Fährte gewittert, dann verbeißt er sich wie ein Spürhund in den Fall, vergisst sogar seine Kühe samt Ehefrau und Tochter.
    Ebenso gefreut habe ich mich über das „Wiedersehen“ mit seinem strafversetzten Kollegen Saltapepe. Den Neapolitaner quält zwar immer noch das Heimweh, doch langsam wachsen ihm auch die Südtiroler Täler mit ihren verschlossenen Bewohnern ans Herz. Das liegt zu einem guten Teil sicher auch am Grauner, der ihn mit den Gepflogenheiten der Gegend behutsam vertraut macht.
    Lenz Koppelstätter hat sich für seine geheimnisvolle Geschichte noch eine ganze Reihe weiterer Protagonisten mit individuellen charakterlichen Eigenschaften ausgedacht. Der Bürgermeister, der Pfarrer und der Wirt dürfen dabei natürlich genauso wenig fehlen wie zwei über Generationen bis aufs Blut verfeindete Nachbarn und die von der Dorfgemeinschaft nicht akzeptierten Zuwanderer.
    Besonders gut hat mir die Verknüpfung mit der Vergangenheit gefallen. Die Zeit der Kurbäder hat der Autor durch seine wunderbar atmosphärischen Beschreibungen vor den Augen des Hörers lebendig werden lassen. Als fantasievoller Höhepunkt wird sogar ein Aufenthalt des Schriftstellers Thomas Mann mit in die Geschichte eingeflochten.
    Gegen Ende nimmt die Handlung noch einmal deutlich an Tempo auf. Es passiert viel auf allen Ermittlungsebenen und doch werden alle Ungereimtheiten lückenlos und logisch gut nachvollziehbar aufgeklärt.
    Die Stimme des Sprechers Uve Teschner hat mir ganz ausgezeichnet gefallen. Besonders gut ist ihm die charakterliche Darstellung Grauners durch ein spezifisches, tiefes Timbre gelungen, die ich sehr gut mit meinem Bild vom Commissario in Einklang bringen konnte.
    Die Geschichte um die Geheimnisse aus dem Ultental hat mich derart fasziniert, dass ich mir die 7 Stunden 53 Minuten Hörzeit mit nur einer Unterbrechung zu Gemüte geführt habe.
    Lenz Koppelstätters Romane haben meiner Meinung nach durch Stil und Einfallsreichtum Wiedererkennungswert und heben sich deutlich aus der Masse der Publikationen in diesem Genre ab. Für diese tolle Leistung vergebe ich sehr gerne :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Liebe Grüße von Lorraine :)


    "Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen." (Karl Kraus) :study: