John Burnside - In hellen Sommernächten (ab 01.09.2022)

  • Buch Huldra

    Abschnitt 1 bis ..."war sie aufgeblüht"



    Diesmal ist die Erkältung aber deutlich hartnäckiger als beim letzten Mal. Dank Inhalation fühl ich mich gerade fit genug um auch noch meine paar Gedanken zu teilen.


    ich befürchte, dass wir keine Auflösung bekommen, sondern dass Burnside uns in dieser irrlichternden, zwielichtigen und unheimlichen Welt stehen lässt.

    Ich denke, dass es so wohl sein wird. Zum Schluss sind noch alle Fragen offen und wir verwirrter als Liv je sein könnte.



    Existiert Maia wirklich oder ist sie eine abgespaltene Persönlichkeit Livs? Wenn Liv Maia ist, bedeutet das dann, dass Liv tatsächlich mit Martin zusammen ist (als Maia), um ihre verdrängten Bedürfnisse nach Liebe und Sex ausleben und gleichzeitig dafür Rache nehmen zu können? Oder imaginiert sie Maia bloß, d.h. sieht sie etwas, das nur in ihrem Kopf existiert? Übrigens beschreibt sie Maia als dunkelhaarig und sehr schön, sie scheint also der Mutter und nicht Liv zu ähneln.

    Beides ist für mich möglich und beides ist ziemlich erschreckend, was den Geisteszustand von Liv betrifft. Je nach Situation, Tageszeit und -form tendiere ich mal in diese oder mal in die andere Richtung.


    drawe ich bin mal so frei und angle mein müdes Gehirn noch an deinen Stichworten entlang:


    - Die Mutter trägt einen Schal, den Liv ihr geschenkt hat. Liv hat ihn aber nicht ausgesucht, sondern Ryvold (wieder Ryvold!). Offenbar kann also der Teetischpartner den Geschmack der Mutter besser einschätzen als die Tochter.

    - Der Schal gefällt der Mutter, aber sie gibt sich "größte Mühe..., ihre Überraschung zu verbergen" (S. 261). Das verstehe ich auch nicht. Wieso verbirgt sie dieses positive Gefühl? Es hätte die Tochter doch gefreut und sie bestärkt?


    Fast wundert es mich nicht mehr, dass Ryvold den Tipp mit dem Schal gibt. Der Mann scheint ziemlich aufmerksam zu sein, im Gegensatz zu manch anderen in diesem Buch. Nur wundert es mich, dass Liv es so geheim hält. Ich verstehe es auch überhaupt nicht, warum die Mutter nicht sagt, dass er ihr gefällt. Mich macht es fast schon kirre, wie wenig die beiden (Mutter/Tochter) miteinander reden. Und der Schal ist nur ein kleiner Teil davon.

    Überhaupt dieser Schal, mir kam noch in den Sinn wie Liv dem Ganzen mehr Bedeutung hineinliest als so ein Detail es wert wäre. Fast wie eine Art Ablenkung. Seltsam.



    - Das "rein formelle Feingefühl" (S. 263) verstehe ich auch nicht ganz. Gut: man muss nicht alles von seinen Kindern wissen und sollte sie nicht ausquetschen. Aber manchmal reicht doch eine kleine interessierte Frage, und schon bekommt man mehr zu hören, als man eigentlich hören wollte - so sehen meine Erfahrungen jedenfalls aus. Diese Mutter hier will aber "gar nichts wissen" (S. 263). Oder ist das wiederum nur Liv, die uns diesen Eindruck vermittelt?


    Den Punkt kann ich auch nicht nachvollziehen. Das hat doch nichts mehr mit Feingefühl zu tun, gar nichts zu fragen und nur abwarten. Wie du schreibst, es geht ja nicht ums ausquetschen. Man könnte ja fast wieder den Eindruck gewinnen, dass es ihr nur um ihre Ruhe gehen könnte. Gleichzeitig frage ich mich natürlich auch, was Liv uns da eventuell verschweigt.


    - Umgekehrt verstehe ich auch Livs Verhalten nicht. Will sie jetzt erzählen oder nicht? Warum fängt sie dann nicht einfach an?

    Es müsste ja wirklich nur so aus ihr heraussprudeln. Aber sie hält es in sich gefangen und versteckt, dass es einem Angst machen könnte. Das kann doch nicht auf Dauer gut gehen.


    Auf Seite 265 verstehe ich auch diese Aussage von Liv nicht:


    Zitat

    Sie wollte nicht, dass ich einen Fehler machte und mich später darüber ärgerte.

    Bitte, welcher Art sollte denn dieser Fehler sein. Die Mutter sollte wirklich das Gespräch mit ihrem Kind suchen, bevor Liv sich noch sonst was einbildet.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Überhaupt dieser Schal,

    Der ging mir auch im Kopf herum.

    Der Schal wiederholt die Farben, die der Maler Sohlberg in seinen Gemälden benutzt, es könnte also wie ein Bild von ihm sein - das muss der Grund sein, dass die Mutter ihre Freude vor der Tochter verbirgt.

    Inzwischen wirkt das auf mich so, als ob die Mutter ihre Tochter von der Kunst fernhalten will.

    :drunken: :scratch: :drunken:

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich glaube auch, dass wir keine Auflösung bekommen und Burnside jedem Leser die Deutung selbst überlässt.

    Ich kann/will Dir da nicht ganz folgen, aber das heißt noch lange nicht, dass Dein Ansatz nicht stimmt.

    Ich kann selbst keinem meiner Erklärungsversuche ganz folgen, aber es ist, wie gesagt, wohl Burnsides Absicht, dass die Geschichte rätselhaft und mehrdeutig bleibt.

    Trotzdem glaube ich, dass verdrängte Sexualiät, wir können es auch den verdrängten Wunsch nach einer Liebesbeziehung nennen, eine Rolle spielt, es ist doch ganz offensichtlich ein problematisches, angstbesetztes Thema für Liv.

    Da ist einmal die verführerische Hulda, die die Männer betört und ins Verderben treibt. Dann die schöne Mutter, um die alle Männer der Insel herumschwirren und die auch keine Beziehung mit einem Mann eingeht (es geht immer um liebeskranke Männer, Frauen sind nur die Verführer). Weiter Livs offenkundiges Interesse an Mats und Crosby und schließlich das Bekenntnis der älteren Liv, dass sie zwar mehrere Beziehungen ausprobiert habe, manche seien rein sexueller Natur, bei anderen sei auch Liebe dabei gewesen, aber dass sie letztlich kein Interesse an diesen Dingen, also an Beziehungen habe. Abgesehen davon, dass ich ihr diese Erfahrungen mit Beziehungen nicht recht glauben kann, muss man sich doch fragen, warum sie überhaupt davon erzählt.


    Wessen Abbild entspricht nun die Huldra, man sich überlegen kann.

    Eigentlich geht beides: Wie das Porträt der Mutter von Liv nahelegt, ähnelt sie der blonden Waldfee (für mich ist Huldra eher die Wasserfee Ondine), d.h. Liv selbst ist Maia-Huldra. Da Liv aber ihre Maia-Seite abgespalten hat oder vielleicht auch ihre Ängste bzw. dunklen Seiten in eine halluzinierte Maia, die sie als böse empfindet, hineinprojiziert, gibt sie ihr - unbewusst natürlich - ein anderes Aussehen, das sich von ihrem unterscheidet.

    :study: Zsuzsa Bánk - Die hellen Tage

    :study: Claire Keegan - Liebe im hohen Gras. Erzählungen

    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer
















  • mofre Du liest parallel "Lügen über meinen Vater". Das ist ja ein echtes Kontrastprogramm.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Matt Ruff - Lovecraft Country

  • Der Schal wiederholt die Farben, die der Maler Sohlberg in seinen Gemälden benutzt, es könnte also wie ein Bild von ihm sein - das muss der Grund sein, dass die Mutter ihre Freude vor der Tochter verbirgt.

    Siehst du, dieser Zusammenhang war mir gar nicht aufgefallen. Dafür musste ich an die Mohnblumen denken. Zum einen verbinde ich damit die "Remembrance Poppy" (meine Schwägerin ist Engländerin und trägt sie zur entsprechenden Jahreszeit). Damit enthält es den Hauch von Tod für mich, den es ja in dem Buch mehr als genug gibt. Aber auch das Überleben in einer Ödnis. Letzteres passt zu Mutter und Tochter. Nicht jede/r hält es in der Einsamkeit aus. Dazu noch die Verbindung der Mutter zu Blumen, die sie jedes Jahr gegen jedwede gärtnerische Vernunft versucht zu kultivieren.



    Trotzdem glaube ich, dass verdrängte Sexualiät, wir können es auch den verdrängten Wunsch nach einer Liebesbeziehung nennen, eine Rolle spielt, es ist doch ganz offensichtlich ein problematisches, angstbesetztes Thema für Liv.

    Vielen Dank noch einmal für deine Ausführungen. Ich habe mich ja anfänglich innerlich gegen diese Überlegungen gesträubt, warum auch immer. Je länger ich allerdings darüber nachdenke, spielt es doch eine größere Rolle in dem Buch.


    Noch etwas zu Liv/Maia. Damit wäre auch für mich endgültig geklärt, warum es keine Bilder von Maia auf dem Laptop Martins gab, sondern nur welche von Liv. Ich bin übrigens froh, so aufmerksame Mitleser zu haben. Mir wäre nicht mehr eingefallen, ob Liv jetzt dunkelhaarig oder blond ist. Oder wie die Haarfarbe der Huldra ausschaut. Geschweige denn Maia. Das hat mein Gehirn noch nicht mal ansatzweise gespeichert und verglichen, obwohl ich es extra im Buch angestrichen habe. :shock:

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  • Damit enthält es den Hauch von Tod für mich, den es ja in dem Buch mehr als genug gibt.

    Ja, Du hast recht, daran habe ich gar nicht gedacht...

    Vielleicht ist das der Schlüssel, wieso die Mutter ihre Freude nicht zeigt?

    Mohnblume - Schlafblume - Schlaf als kleiner Bruder Todes?

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Damit enthält es den Hauch von Tod für mich, den es ja in dem Buch mehr als genug gibt.

    Ja, Du hast recht, daran habe ich gar nicht gedacht...

    Vielleicht ist das der Schlüssel, wieso die Mutter ihre Freude nicht zeigt?

    Mohnblume - Schlafblume - Schlaf als kleiner Bruder Todes?

    Genau das. Beim Stichwort Schlaf ist mir noch eingefallen, dass die Mohnblume eine Pflanze ist, die äußerst überlebensfähig ist und jedes Jahr wieder neu treiben kann, egal wie hart das Umfeld ist. Das lässt ja fast schon für unsere kleine Familie hoffen :lol:


    Buch Huldra

    Abschnitt 2 bis ..."als könnte ein verliebter Mann niemandem Schaden zufügen"


    Und schon ändert sich eine Kleinigkeit bei Liv. Sie nimmt an der Teeparty teil. Das ist ein Novum, da sie ja normalerweise menschliche Gesellschaft weitgehend meidet. Dafür fehlt Ryvold. Liv fällt es irgendwann ein, dass er sich ja quasi verabschiedet hätte. Nur sagt sie nichts mehr darüber. In dieser Familie wird viel (ver-)geschwiegen. Vielleicht weiß ihre Mutter mehr, aber wenn dem so ist, dann behält sie es für sich.


    Mal vorausgesetzt, dass Ryvold verreist und/oder für immer wegbleibt. Man "meinte" ihn ja auch auf dem Flughafen gesehen zu haben. Dann könnte diese geheimnisvolle Botschaft im Hotel an Liv möglicherweise auch von ihm gewesen sein.


    Der eine geht, die andere nimmt seinen Platz ein. Was den verbleibenden Herren eine leichte Nervosität verschafft.


    Buch Huldra

    Abschnitt 3 bis ..."weil er dorthin ging und dies die einzige Weise war, ihm zu zeigen, dass er geliebt wurde."

    Alte Gewohnheiten werden wieder aufgenommen. Liv geht Martin Crosbie und seinem Mädchen nachspionieren. Nur ist Crosbies Wagen nicht da und für sie nichts zu entdecken.

    Mir hatte das so gut gefallen wie Burnside von dieser Situation, auf die Beschreibung der Landschaft und von da aus über Livs Gedanken über die Wiesen im Spätsommer kam. Über ihre Gedanken über den Garten der Mutter, mit den protzigen Blumen. Bis dann wieder die arktische Mohnblume ins Spiel kam. Die Pflanze die in diese Gegend gehört. Eine Pflanze, die in dem überkultivierten Garten der Mutter vermutlich nicht bestehen könnte. Eine Pflanze, die im Freien lebt und sich stets nach der Mitternachtssonne ausrichtet.


    Und dann taucht Maia auf.


    Zitat von S. 275

    (...), dann zeigte sie mir etwas. Ich kann es nicht beschwören, aber ich glaube, sie wollte mir - weniger mir als vielmehr einem beliebigen Zeugen - zeigen, dass sie sich verändert hatte. Was zweifellos stimmte: Etwa an ihr war wirklich anders. Jenes Spiel, das sie gespielt hatte, dieser alte Bluff, ein Wildfang zu sein, damit war es vorbei; stattdessen strahlte sie eine immense, dunkle Ruhe aus.

    Nein, nicht Ruhe, sonder die Aura einer Person, die das Schlimmste gesehen und mit Erleichterung gemerkt hatte, dass es nicht so schlimm war wie befürchtet. Eine Erleichterung, die mit dem plötzlichen Begreifen einherging, dass sie nun tun konnte, wonach ihr der Sinn war.

    Ich könnte noch weiterzitieren, aber lass es mal an dieser Stelle sein. Maia/Liv hat sich verändert. Das lässt auf aberwitzige Weise einen Hauch von Hoffnung zu.


    Maia/Liv ist immun "gegen die zu Hause sonst übliche Missachtung". Zwar ist etwas "Böses" in ihr. Aber in jedem von uns steckt doch etwas "Böses". Und der Teil, dass sie nicht verbittert werden konnte, in einem "solchen Haus", dass ist doch alles Liv. Liv ist bestimmt nicht die perfekteste Person aller Zeiten. Sie glänzt bestimmt nicht durch zuverlässiges berichten. Aber ist bestimmt ziemlich unsicher mit so einer "starken Mutter". Einer Mutter, die sich -zumindest was Liv uns zeigt - nicht so kümmert, wie man es sich wünschen würde.


    Liv fühlt sich dennoch von Maia bedroht. Ich bin jetzt kein Psychologe, aber könnte es auch sein, dass ihr immer mehr über sich selbst klar wird und sie es noch auf Maia überträgt. Und das sie sich aus diesem Grund auch ein wenig verloren und bedroht fühlt. Da bricht ja doch eine Vorstellung von ihr zusammen und sie wird ein Stückchen sich selbst, ein Stückchen erwachsener. Was auch immer eine Liv darunter verstehen mag.


    Und könnte das Ganze auch von Kyrres Erzählungen ausgelöst worden sein? Mit seinen Erzählungen über die Huldra. Er bedeutet ihr sehr viel. Er hatte ja auch eine Beziehung zu ihr aufgebaut. War ihr eine Begleitung. Hat ihr Geschichten erzählt, sich um sie gekümmert. Hat sie zur Schule gefahren. Hat ihr mit dem Herrichten der Hytte für die Gäste auch mal eine kleine Aufgabe gegeben. Damit war er mehr Vater als ihr echter Vater je war. Und auch mehr als Livs Mutter, die ihr ja immer nur Freiräume gewährt, aber selten sich um sie kümmert.



    Buch Huldra

    Abschnitt 3 bis ..."erzählt von einer einsamen Frau, der man, wie sie selbst sagt, das zweite Gesicht zuspricht."

    Tochter und Mutter besuchen "das Ende der Welt". Ein Ort, den sie schon öfter aufgesucht haben. Hier gefällt mir gut, wie Burnside dieses zerbrechliche, beschädigte und zerbrochene beschreibt. So beschädigt wie Mutter und Tochter, dachte ich beim Lesen. Die Mutter, die viele Skizzen der aufgebrochenen Seeigel und Muscheln angefertigt hatte bis sie durch ihre Arbeiten einen neuen Stil -von Porträts zu Landschaftsbildern - fand.


    Überraschenderweise gibt es auch hier in diesem Kapitel Veränderungen bei Liv. Sie hat Verständnis für ihre Mutter, die ihrer Tochter zuliebe, nicht ganz von dieser Welt lassen konnte. Sie fühlt sich ihrer Mutter ein Stückchen näher. Und seit die Beiden wortlos übereingekommen waren, in dieser Einsamkeit freiwillig den Rest ihres Lebens zu verbringen, scheint auch das den Band zwischen ihnen gestärkt zu haben.

    Bezeichnend auch, dass mittlerweile Liv sie hierher bringt an diesen Ort, der mit vielen Erinnerungen bestückt ist.


    Herrlich fand ich auch wie Burnside dieses "unvorstellbare Früher" beschrieben hatte. Eine wilde und unvorstellbare Zeit. Verbunden mit der Natur. Fast unwirklich erscheinend. Und den Geschichten von Trollen und Klabautermännern.


    Und dann kam dieser Satz (Seite 282):


    "Heute dagegen wirken Geschichten - zumindest die Geschichte, die ich zu erzählen habe - nur seltsam, ein absurder, so gar nicht überzeugender Bericht einer Reihe tragischer Zufälle, erzählt von einer einsamen Frau, der man, wie sie selbst sagt, das zweite Gesicht zuspricht."


    Ich hatte fast überlesen, dass sie "ich" gesagt hatte. Nicht Kyrre ist es diesmal, sondern Liv. Das war wirklich spannend. Inklusives ihres "zweiten Gesichtes".

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  • mofre Du liest parallel "Lügen über meinen Vater". Das ist ja ein echtes Kontrastprogramm.

    Stimmt. Normalerweise lese ich nicht gleichzeitig zwei Bücher desselben Autors, aber auf meiner Zeitreise durch meinen SWR-Bestenliste-SUB bin ich jetzt bei diesem Buch von Burnside angelangt.

    Der Schal wiederholt die Farben, die der Maler Sohlberg in seinen Gemälden benutzt, es könnte also wie ein Bild von ihm sein - das muss der Grund sein, dass die Mutter ihre Freude vor der Tochter verbirgt.

    Aber den Schal hatte Liv ihr doch schon zum letzten Weihnachtsfest geschenkt, also Monate vor den Ereignissen dieses Sommers. Mit dem Bild von Sohlberg, das Liv in England gesehen hat, kann er also nichts zu tun haben.

    Die Mutter konnte ihre Überraschung darüber, dass Liv ihr zum ersten Mal etwas geschenkt hatte, dass ihr gefiel, nicht verbergen (sie wusste ja nicht, dass der Tipp von Ryvold kam). Da Liv das gemerkt hat, hat die Mutter den Schal nachher kaum getragen, um diesen Eindruck des freudigen Überraschtseins abzuschwächen, warum, verstehe ich nicht so recht. Wollte sie ihr damit zeigen, dass sie den Schal nicht mehr mag als die anderen Geschenke ihrer Tochter?

    Ich glaube, die Erwähnung des Schals soll das symbiotische Verhältnis zwischen Mutter und Tochter nochmal beleuchten, diese Abhängigkeit und Ausschließlichkeit ihrer Beziehung.

    Wenn Liv von der Mutter spricht, scheint manchmal unterschwellig Kritik an ihr durchzuscheinen, aber als die Mutter sie jetzt mit dem Schal um den Hals vom Flughafen abholt, ist das für Liv ein Zeichen, dass sie als Tochter vollkommen angenommen wird, egal, ob sie der Mutter meist Geschenke macht, die ihr nicht gefallen, ob sie nach der Englandreise schlecht von ihr denkt oder ob - so könnten wir als Leser hinzufügen - sie ein labiles, versponnendes Mädchen ist. Die Mutter liebt und akzeptiert sie so, wie sie ist. Im Gegenzug hat Liv sofort ein schlechtes Gewissen, weil sie in Bezug auf den Vater an der Mutter gezweifelt hat, und hebt nun ihrerseits die Mutter fast in den Himmel. Alles, was sie macht, ist perfekt, sie ist eine durch und durch perfekte Mutter. Die ganze Stelle zeigt, wie abhängig Liv von der Mutter ist und welche Angst sie hat, sie zu verletzen oder ihre Kritik auf sich zu ziehen.


    Mal vorausgesetzt, dass Ryvold verreist und/oder für immer wegbleibt.

    Soweit ich verstanden habe, geht Ryvold endgültig fort, um es nochmal mit einer Frau zu versuchen, mit der er schon früher zusammen gewesen war. Er hat wohl eingesehen, dass seine Liebe zu Livs Mutter nie Wirklichkeit werden wird. Interessanterweise bezeichnet er sie als einen Engel, also als jemanden, der über allem schwebt, unnahbar und unberührbar für die Menschen. Es erinnert mich ein bisschen an Rilkes Duineser Elegien: "Alles Schöne ist nur des Schrecklichen Anfang". Ich glaube, er wollte durch das Gespräch Liv zu verstehen geben, dass sie es nicht so wie ihre Mutter machen, sondern sich auf die Welt und auf menschliche Beziehungen einlassen solle, auch wenn das Schmerz und Enttäuschung bedeuten könne.

    Die anonyme Nachricht an Liv stammt bestimmt nicht von Ryvold. Der altestamentarische Stil und der bedrohliche Ton passen nicht zu dem offenen, freundlichen und klugen Mann.

    Allerdings frage ich mich, warum er weggegangen ist, ohne sich von der Mutter und den Freiern zu verabschieden. Keiner weiß, wo er geblieben ist, er ist "wie vom Erdboden verschwunden". Komisch ist aber auch, dass Liv bei der Teeparty nichts sagt. Sie weiß doch, wo er ist.


    Ich habe das Buch mittlerweile zu Ende gelesen und mir wäre es recht, wenn wir jetzt ein bisschen schneller machen könnten, weil das Weihnachtsfest mit geballter Familie auf uns zu rollt.
    Maia und Martin Crosby sind angeblich ein Liebespaar, aber wir wissen nicht, ob es Maia wirklich gibt und Liv dieses Mädchen einfach nur dämonisiert oder ob sie Maia imagisiert, also etwas sieht, was gar nicht da ist, oder ob sie selbst Maia ist, was bedeuten würde, dass sie selbst mit Crosby zusammen ist (das glaube ich eher nicht).

    Vielleicht könnten wir langsam zu dem Abend kommen, an dem Liv Crosby ertrinken sieht. Was geschieht da wirklich?

    :study: Zsuzsa Bánk - Die hellen Tage

    :study: Claire Keegan - Liebe im hohen Gras. Erzählungen

    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer
















  • Aber den Schal hatte Liv ihr doch schon zum letzten Weihnachtsfest geschenkt, also Monate vor den Ereignissen dieses Sommers. Mit dem Bild von Sohlberg, das Liv in England gesehen hat, kann er also nichts zu tun haben.

    Die Farben beziehen sich auch nicht konkret auf das Bild, das Liv in der Ausstellung sieht und das ihre Halluzinationen (?) in Gang setzt. Es heißt beim Schal nur, dass er in Sohlbergs Farben gehalten sei.

    Der Schal wirkt also wie von Sohlberg gemalt - das meinte ich.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Der Schal wirkt also wie von Sohlberg gemalt - das meinte ich.

    Ja, stimmt. Trotzdem verbirgt die Mutter ihre Freude darüber aus einem anderen Grund, wenn ich den auch etwas unlogisch finde.

    :study: Zsuzsa Bánk - Die hellen Tage

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  • Maia/Liv ist immun "gegen die zu Hause sonst übliche Missachtung". Zwar ist etwas "Böses" in ihr. Aber in jedem von uns steckt doch etwas "Böses".

    Ich habe ja auch eine Zeit lang mit der Maia/Liv Theorie gespielt, aber mittlerweile sehe

    ich das wieder anders. Ich denke Maia existiert nicht als Alter Ego von Liv. Sie scheint mir

    die Verkörperung von all dem zu sein was Liv nicht ist und nie sein wird. Maia ist frei und

    an nichts gebunden. Sie spielt mit dieser Freiheit und holt sich was sie will. Liv ist gebunden

    in dieser Mutter /Tochter Beziehung und an Kvaloya. Sie wird diese Freiheit niemals haben.

    Das macht Maia zu einer Gegenspielerin. Sie stört das geordnete und auch stagnierende Leben von Liv. Sie ist ein Störenfried. Sie ist für Liv das Böse, eben die Huldra.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Matt Ruff - Lovecraft Country

  • Trotzdem verbirgt die Mutter ihre Freude darüber aus einem anderen Grund,

    Ja sicher, das auf alle Fälle!

    wenn ich den auch etwas unlogisch finde.

    Ich auch. Aber so ist das in dem Buch ?( :scratch: .

    Buch Huldra

    Abschnitt 2 bis ..."als könnte ein verliebter Mann niemandem Schaden zufügen"

    Kann es sein, dass Du mit der Zählung aus dem Tritt geraten bist? Nicht, dass wir aneinander vorbeireden...?


    Abschnitt 2 S. 267 bis S. S. 268 "niemandem Schaden zufügen"

    Hier geht es nur um Livs Beobachtung: sie sieht Martin und Maia zusammen.

    Und wir erfahren, wieso sie die Mädchenbilder aus Martins PC gelöscht hat: sie dachte, "sein Interesse an den Mädchen sei schlicht sexueller Natur" (S. 268).

    mofre, Du hast die richtige Spur gewittert, jedenfalls sieht es so aus.


    Abschnitt 3 S. 268 - "auf seinen Teller lud" S. 272

    Nur sagt sie nichts mehr darüber. In dieser Familie wird viel (ver-)geschwiegen. Vielleicht weiß ihre Mutter mehr, aber wenn dem so ist, dann behält sie es für sich.

    Eine gespenstische Tee-Runde, finde ich. Ryvolds Verschwinden ähnelt einer Flucht; das Wort hat er bei seinem Abschiedsbesuch zwar nicht benutzt, aber keiner weiß etwas Genaues.

    Und wie immer: es wird darüber geschwiegen.

    Livs hoch-empathische Vermutungen über die Gedanken der anderen Freier muss man wohl hinnehmen. Ich finde sie einfach nur überspannt. Daher hat mir der Schluss der Szene gut gefallen: der Herr Rott nimmt sich wonneseufzend einfach die letzte Cremeschnitte. Wahrscheinlich die, die für Ryvold gedacht war.


    Abschnitt 4 S. 272 - S. 278 "zu zeigen, dass er geliebt wurde"

    Alte Gewohnheiten werden wieder aufgenommen.

    :lol: Die Katze lässt das Mausen nicht, auch wenn - oder gerade weil? - sie inzwischen im Ausland war.

    Gedanken über die Wiesen im Spätsommer kam. Über ihre Gedanken über den Garten der Mutter, mit den protzigen Blumen.

    Diesen Gegensatz wilde Natur - gezähmte Natur im Garten hat uns Burnside schon öfter vorgeführt. Allmählich habe ich den Eindruck, dass es darum geht, wer hier der Mächtigere ist. die Natur mit ihren Wildwiesen etc. oder der Mensch mit seinem festen Willen, Pflanzen etc. nach seinem Willen anzubauen?


    An einer Stelle habe ich mich selber wiedererkannt:

    Zitat

    "Für mich ist der Garten wie ein zusätzlicher Raum, ein äußeres Sonnenzimmer, dessen Dekor allein durch endlose Ausgaben und gewissenhafte Arbeit erhalten werden kann" (S. 274).

    Ich bezeichne unseren Garten auch immer als unser Sommerzimmer, den Sommer über leben wir im Garten. Und die Sache mit den "endlosen Ausgaben", na ja, das stimmt.


    Jedenfalls wird Maia außerhalb dieses geschützten Bereich, d. h. auch außerhalb des Schutzes ihrer Mutter!, von Liv wahrgenommen. Und wieder dieses hoch-empathische Erkennen der Gestimmtheit eines anderen Menschen, noch dazu auf Distanz - also mir ist das zuviel Psychologie...

    "Etwas an ihr war wirklich anders" (S. 275).

    Liv fühlt sich dennoch von Maia bedroht

    ... und gleichzeitig hat sie Angst um sie und sie erkennt, dass sie "Schrecklichem entgegen"" geht (S. 276). Ihre Einstellung ist ambivalent, und bei solchen Beschreibungen ist Burnside natürlich in seinem Element.

    Das Gefühl der Bedrohung wird aber mächtiger, da gebe ich Dir Recht; dafür spricht auch dieses irreale Gefühl, etwas "Dunkles, Schweres" hinter sich zu spüren, vor dem sie sich in den geschützten Bereich des Gartens rettet.

    ich habe auch den Eindruck, dass sie innerlich Distanz zu Kyrre und seinen Geschichten nimmt. Als ob sie sich in diese magische Welt nur habe entführen lassen, um Kyrre ihre Zuneigung zu zeigen.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich habe ja auch eine Zeit lang mit der Maia/Liv Theorie gespielt, aber mittlerweile sehe

    ich das wieder anders. Ich denke Maia existiert nicht als Alter Ego von Liv.

    Ich kann auch nicht so richtig glauben, dass Liv wirklich schizophren ist. Andererseits kommt mir Maia so schemenhaft vor, nicht wie ein Mensch aus Fleisch und Blut, deswegen überlege ich, ob Liv sie nur imagisiert. In diesem Zusammenhang finde ich interessant, dass Burnside Apophänien erlebt.


    Laut Wikipedia:

    Zitat

    Apophänie (von altgriechisch ἀποφαίνειν apophaínein ‚zeigen‘, ‚erscheinen‘, ,verwirklichen‘) bezeichnet bei einer Schizophrenie die Erfahrung, scheinbare Muster und Beziehungen in zufälligen, bedeutungslosen Einzelheiten der Umwelt wahrzunehmen.[1]

    Der Begriff wurde 1958 von dem Psychiater Klaus Conrad geprägt, der Apophänie als „grundloses Sehen von Verbindungen, begleitet von der besonderen Empfindung einer abnormen Bedeutsamkeit“ definierte. Ursprünglich beschrieb er das Phänomen in Bezug auf Wahrnehmungsverzerrungen, die bei Psychosen vorkommen; doch wird sein Begriff mittlerweile auch auf ähnliche Tendenzen bei Gesunden angewendet, bei denen keine neurologischen oder seelischen Erkrankungen vorliegen.

    Wahrscheinlich hat jeder von uns schon Erfahrungen dieser Art gehabt. Liv könnte an einer ausgeprägten Form der Apophänie "leiden".


    Sie scheint mir

    die Verkörperung von all dem zu sein was Liv nicht ist und nie sein wird. Maia ist frei und

    an nichts gebunden. Sie spielt mit dieser Freiheit und holt sich was sie will. Liv ist gebunden

    in dieser Mutter /Tochter Beziehung und an Kvaloya. Sie wird diese Freiheit niemals haben.

    Das macht Maia zu einer Gegenspielerin. Sie stört das geordnete und auch stagnierende Leben von Liv. Sie ist ein Störenfried. Sie ist für Liv das Böse, eben die Huldra.

    Ja, so sehe ich Maia auch. Sie verkörpert all die unausgelebten Bedürfnisse nach Liebe, nach Lust, nach Freiheit, die Liv unterdrückt, weil sie Angst vor Kontrollverlust und Chaos hat.

    :study: Zsuzsa Bánk - Die hellen Tage

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    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer
















  • Sie verkörpert all die unausgelebten Bedürfnisse nach Liebe, nach Lust, nach Freiheit, die Liv unterdrückt, weil sie Angst vor Kontrollverlust und Chaos hat.

    Ja - irgendwie schon - aber sie ist sehr naturverbunden, liebt die Natur, auch die wilde - passt das zusammen?


    Abschnitt 5 S. 278 - S. 282 "...das zweite Gesicht zuspricht"


    Ein Sprung in die Jetzt-Zeit: es ist die erwachsene Liv, die spricht.

    Sie fühlt sich ihrer Mutter ein Stückchen näher. Und seit die Beiden wortlos übereingekommen waren, in dieser Einsamkeit freiwillig den Rest ihres Lebens zu verbringen, scheint auch das den Band zwischen ihnen gestärkt zu haben.

    Sie beschwört richtig die Gemeinschaft mit ihrer Mutter! Basis der Gemeinschaft ist aber offenbar die Vergangenheit und nicht das Hier und Jetzt.

    Und das Wort "wortlos" kennzeichnet das Verhältnis der Beiden. Die Kommunikation ist gestört.


    Hier gefällt mir gut, wie Burnside dieses zerbrechliche, beschädigte und zerbrochene beschreibt. So beschädigt wie Mutter und Tochter, dachte ich beim Lesen.

    Ja, da hast Du Recht - ich fand die Stelle eher makaber und auch bisschen gruselig - und ich habe wieder an die Seevögel gedacht, die immer wieder in diesem Buch beschrieben werden: das sind keine niedlichen eleganten Tierchen, sondern eher bedrohliche und gefährliche Räuber: sie treten in Schwärmen auf, kreischen bedrohlich und stürzen sich unvermutet ins Wasser, um einen Fisch zu fangen. Diese See-Igel-Hüllen sind das, was sie übrig lassen.


    Herrlich fand ich auch wie Burnside dieses "unvorstellbare Früher" beschrieben hatte. Eine wilde und unvorstellbare Zeit. Verbunden mit der Natur. Fast unwirklich erscheinend. Und den Geschichten von Trollen und Klabautermännern.

    Ja, eine schöne Stelle - und Burnside schildert hier einen Eindruck, den einige von uns sicher auch schon erlebt haben. Manchmal fühlt man sich ganz klein vor der Natur und erkennt, dass das alles auch ohne uns existiert und man selber nicht so wichtig ist.

    Burnside spricht hier aber eine Art kollektives Gedächtnis an: in uns ist noch das Wissen um diese vor- oder außer-menschliche Zeit verankert, in der die Natur von Naturgeistern bevölkert war.



    ch habe das Buch mittlerweile zu Ende gelesen und mir wäre es recht, wenn wir jetzt ein bisschen schneller machen könnten, weil das Weihnachtsfest mit geballter Familie auf uns zu rollt.

    Einverstanden. Mir geht es ähnlich. Bei uns sitzen ab Samstag 13 Leute am Tisch, 11 davon ca. eine Woche lang: und alle sind ständig hungrig, durstig und redselig.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich habe das Buch mittlerweile zu Ende gelesen und mir wäre es recht, wenn wir jetzt ein bisschen schneller machen könnten, weil das Weihnachtsfest mit geballter Familie auf uns zu rollt.

    Macht das -ich kann im Moment nicht mithalten - der Unfall klingt leider noch nach - bin ziemlich angeschlagen. Sobald es besser geht werde ich das Buch zu Ende lesen und allenfalls noch einige Abschlussworte finden.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Ja, da hast Du Recht - ich fand die Stelle eher makaber und auch bisschen gruselig - und ich habe wieder an die Seevögel gedacht, die immer wieder in diesem Buch beschrieben werden:

    Er beschreibt das sehr eindrnglich, aber es hat auch etwas morbides und sein Hang zu den dunklen und verfallenen Seiten der Welt zeigt sich auch in solchen Abschnitten. Da schwingt

    immer eine Stimmung der Gefahr, der Nähe des Vergänglichen mit.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Matt Ruff - Lovecraft Country

  • Er beschreibt das sehr eindrnglich, aber es hat auch etwas morbides und sein Hang zu den dunklen und verfallenen Seiten der Welt zeigt sich auch in solchen Abschnitten. Da schwingt

    immer eine Stimmung der Gefahr, der Nähe des Vergänglichen mit.

    Ja, sehe ich auch so; bei der Beschreibung der Seevögel überwiegt meinem Eindruck nach der der Gefahr.

    Allerdings bin ich da etwas befangen, weil ich sofort an dieses Titelbild denke - und der Titel taucht ja auch schon in diesem Kapitel auf.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ryvold hat mich drauf gebracht, und ich habe die Bedeutung der Namen kurz nachgeschlagen.


    Angelika ist klar: der kleine Engel. Ursprung: lateinisch

    Maia kommt von Maria, Bedeutung die Geliebte, Ursprung: hebräisch

    Liv bzw. Lif bedeutet Abwehr, kommt aus dem Altnordischen. Kate hatte es allerdings als "Leben" übersetzt.


    Das passt doch alles recht gut.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Wir können gerne zum Ende kommen. :)


    Soweit ich verstanden habe, geht Ryvold endgültig fort, um es nochmal mit einer Frau zu versuchen, mit der er schon früher zusammen gewesen war.

    Genau, so ist es. Das kam dann etwas später. Mit diesen Hintergrundinfos habe ich dann auch nicht mehr daran geglaubt, dass die Nachricht an Liv von Ryvold stammen kann.



    Ich habe ja auch eine Zeit lang mit der Maia/Liv Theorie gespielt, aber mittlerweile sehe

    ich das wieder anders.

    Die Liv/Maia Theorie hatte sich für mich dann am Abend des Ertrinkens von Martin Crosbie in Luft aufgelöst.


    Kann es sein, dass Du mit der Zählung aus dem Tritt geraten bist?

    :uups: Ja, ich habe vergessen weiterzuzählen.


    Daher hat mir der Schluss der Szene gut gefallen: der Herr Rott nimmt sich wonneseufzend einfach die letzte Cremeschnitte. Wahrscheinlich die, die für Ryvold gedacht war.

    Das war eine herrliche Szene. Wonneseufzend. Das passte so schön dazu.


    Er beschreibt das sehr eindrnglich, aber es hat auch etwas morbides und sein Hang zu den dunklen und verfallenen Seiten der Welt zeigt sich auch in solchen Abschnitten. Da schwingt

    immer eine Stimmung der Gefahr, der Nähe des Vergänglichen mit.

    Ja, sehe ich auch so; bei der Beschreibung der Seevögel überwiegt meinem Eindruck nach der der Gefahr.

    Die Stimmung der Gefahr schwingt bei dieser doch sehr morbiden Szene mit. Da bin ich bei euch.



    Vielleicht könnten wir langsam zu dem Abend kommen, an dem Liv Crosby ertrinken sieht. Was geschieht da wirklich?

    Wenn man das nur wirklich wüsste. Da passierte so viel überraschendes, ist oft verwirrend wenn man darüber nachdenkt und wirft weitere Fragen auf. Ich denke mal, dass sich Liv nicht geirrt hatte und Crosby wirklich ertrunken war. Warum allerdings schaute Maia dabei zu, ohne größere Regungen? Ausgerechnet an diesem Abend wurde sogar die Mutter in ihrer Abgeschiedenheit des Ateliers auf Livs Schrei aufmerksam. Da kam dann ja auch der Punkt, als mir klar wurde, Maia existiert wirklich, sonst hätte Livs Mutter sie nicht sehen und berühren können. Wieso ruft niemand die Küstenwacht? Auch in der Nähe eines Strandes kann man ertrinken.

    Wieso malt die Mutter Maia, obwohl sie nie wieder ein Porträt malen wollte. Wieso übermalt sie es letzten Endes. Zumindest angeblich.

    Maia selbst ist für mich mittlerweile sehr, sehr unheimlich geworden.


    Ich bin schon gespannt wie ihr diese Szenen einordnet.


    In diesem Zusammenhang finde ich interessant, dass Burnside Apophänien erlebt.

    Und schickt uns als Leser auf den gleichen Trip. Ständig meint man irgend etwas erkannt zu haben, sieht immer wieder neue Muster, nur um sie wieder auf der nächsten Seite zu verwerfen. 8-[ (Als Leser finde ich das übrigens ganz toll! Ich liebe diese Stimmungen, die Burnside damit in mir auslöst.)



    Heute Abend werde ich noch den Rest des Buches lesen. :study:

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


    SuB-Leichen-Challenge 2024: Alle Bücher bis inkl. 2022 [-X

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  • Macht das -ich kann im Moment nicht mithalten - der Unfall klingt leider noch nach - bin ziemlich angeschlagen. Sobald es besser geht werde ich das Buch zu Ende lesen und allenfalls noch einige Abschlussworte finden.

    Weiterhin gute Besserung liebe serjena :friends:

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