Tana French - In the Woods
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und auch die Charaktere fand ich zumindest zu Beginn sehr überzeugend, vor allem Cassie. Durch diese beiden Punkte (nicht so sehr durch den Inhalt, d.h. den aktuellen Fall, der gut, aber nicht außergewöhnlich ist) war das Buch ein absoluter Pageturner für mich. Etwa nach der Hälfte war ich daher sehr überzeugt, dass ich das Buch sehr gut bewerten würde. Leider war einerseits das Ende nur durchschnittlich, andererseits der Hauptcharakter ab einem gewissen Punkt extrem unsympathisch, was das Buch für mich deutlich schlechter gemacht hat. Genauer und mit Spoilern: Rezension
Agatha Christie - Five Little Pigs
Ein Krimi, in dem Poirot in einem 16 Jahre alten scheinbar absolut klaren Mordfall ermittelt. Etwas unglaubwürdiger Umgang mit den zu intakten Erinnerungen der Beteiligten. Liest man ihn, wie ich Romane von Agatha Christie of lese eher als Rätsel, so kann man darüber aber leicht hinwegsehen. Manchmal auch etwas langatmig, durch die mehrfache Beschreibung der Ereignisse. Das Ende durchaus sehr gelungen und das ist eines der Hauptqualittätsmerkmale für diese Art von Buch.
Peter Watts - Echopraxia
Parallel erzählte Fortsetzung zu Blindsight. Extrem dicht und schwer geschriebene HardSciFi mit sehr interessanten Ideen (wie schon im Vorgänger), bei der mir aber diesmal der Action-Anteil etwas zu hoch war und außerdem die Themenauswahl nicht ganz zu meinem Geschmack passte. Genauer: Rezension
Seanan McGuire - Middlegame
Urban Fantasy um Geschwister, die Mathematik und Sprache verkörpern. Gut geschrieben und ich mochte die Hauptcharaktere, aber der Plot und das Worldbuilding haben mir so wenig gefallen, dass ich es leider nicht empfehlen kann. Genauer: Rezension
Michael Conolly - The Lincoln Lawyer
Justizthriller über einen Strafverteidiger in den USA, der in einen "franchise client" gegen Vorwürfe von versuchter Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung (oder so, ist schwer Straftatbestände zu übersetzen) verteidigt (d.h. einen, der ihm für die nächsten Jahre ein ordentliches Einkommen bescheren könnte). Spannend erzählt, interessant, dass auch die kleineren Fälle des Protagonisten in der Erzählung vorkommen und später auch eine Rolle spielen, etwas unglaubwürdiges Ende, allgemein nicht zu aufregende Auflösung sondern solide Durchschnittskost. Gerade die entscheidende Szene vor Gericht
(ein Kreuzverhör des Opfers, um dieses unglaubwürdig/unsympathisch zu machen)
hatte auf mich auch längst nicht die Wirkung, die laut Erzählung auf die Geschworenen hatte. Ob das jetzt an mir oder am Buch liegt, ist natürlich schwer einzuordnen - ich habe es als etwas unglaubwürdig wahrgenommen, weiß aber nicht, ob ich Menschen an sich (= die Geschworenen) überschätze.
Außerdem habe ich viel in der Webserie 'Ward' weitergelesen, die im folgenden kommentierten Arcs habe ich aber nicht nur im November, sondern eher Juli - November oder so gelesen:
Wildbow - Ward Arcs 5 -16
Die Webserie Ward ist die Fortsetzung von Worm, einer herausragenden Webserie im Setting einer Welt mit Superkräften. Nachdem ich nach den ersten Arcs von Ward schon sehr überzeugt war bin ich es jetzt umso mehr. Was sich im Vergleich zu Worm vor allem verbessert hat ist das Pacing - man hat etwas mehr Luft/Entspannung (gibt es ein gutes deutsches Wort für "relief of tension"?). Was außerdem meinem persönlichen Geschmack mehr entgegenkommt ist, dass der Fokus noch etwas mehr weg von Actionszenen gesetzt wird. Schon in Worm lag das Interesse deutlich mehr auf den Charakteren (inkl. den erstklassigen Dialogen) und den Themen als auf der Action (die in einem Werk aus dem Superhelden-Genre natürlich dennoch vorkommt und hervorragend ist), in Ward trifft das aber meine Vorlieben noch etwas besser.
Ganz allgemein brilliert die Webserie weiter mit herausragenden, wirklich einzigartigen und nachvollziehbaren Charakteren, einem tollen Worldbuilding und der nuancierten (einfache Lösungen gibt es hier nicht) und dadurch realistischen Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen - eines der wichtigsten ist sicherlich die Erholung von Traumata (auf den verschiedensten Ebenen: für eine Gesellschaft, ein Individuum, aus Täter- und Opfersicht, den Zusammenhang zu Versöhnung, Vergebung usw.). Wie aus Worm gewohnt, wird einem das aber nicht aufgedrängt, sondern es wird einfach im Vorbeigehen einer extrem spannenden Geschichte behandelt. Ich bin von wildbow's Serien weiter begeistert, werde bei Ward bald auf dem aktuellen Stand sein und irgendwann sicher auch Pact und Twig lesen.