Christiane Wünsche - Aber Töchter sind wir für immer

  • Kurzmeinung

    Nilu
    Keine Familie ist perfekt - ein Buch, wunderbar und tiefgründig
  • Kurzmeinung

    Deadwood
    Sehr schöne Familiengeschichte. Toll, dass alle zu Wort kommen und es nicht unübersichtlich wird.
  • Klappentext:

    Schon lange haben sich die drei Schwestern Johanna, Heike und Britta nicht mehr gesehen. Zu verschieden sind sie, zu weit entfernt voneinander leben sie, zu groß ist das Unbehagen, irgendwie. Jetzt treffen sie sich wieder in ihrem Elternhaus am Bahndamm, inmitten der weiten Felder am Niederrhein.

    Hier, in diesem Haus, fing alles an: Das mit ihren Eltern Christa und Hans, verbunden durch die Wirren des Krieges. Das Leben der Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und das mit Hermine. In diesem Haus geschah so vieles und wurde so vieles verschwiegen. Bis zu diesem einen Tag. - kopiert bei fischerverlage


    Zur Autorin:

    Schon als Kind erzählte Christiane Wünsche ihren Schwestern selbst erdachte Geschichten, und so entspringt auch die Idee für diesen Roman ihrer engen Familienverbundenheit und dem großen Interesse an ihrer Heimat. Sie wurde 1966 in Lengerich in Westfalen geboren, aber schon kurze Zeit später zog die Familie nach Kaarst am Niederrhein. Dort wuchs sie als älteste von drei Schwestern auf. Mit 20 begann Christiane Wünsche ihr Studium in der Großstadt, dennoch blieb sie der Heimat eng verbunden. Seit 1991 wohnt sie wieder in Kaarst, wo sie auch heute lebt und arbeitet. Sie hat eine erwachsene Tochter, der Familie genauso wichtig ist wie ihr. - kopiert bei fischerverlage


    Allgemeine Informationen:

    Wechselweise aus der Ich-Perspektive der jüngsten Tochter Britta und eines unbeteiligten Beobachters geschrieben

    Jeder Person sind ein bis drei Kapitel gewidmet

    Zeit: Vor dem zweiten Weltkrieg bis 2017

    464 Seiten


    Meine Meinung:

    Vier Töchter, Johanna geboren 1960, Heike 1963, Hermine1968 und das Nesthäkchen Britta 1988 – da ist Mutter Christa immerhin schon 50 Jahre alt - lebten im Haus ihrer Großeltern, das der Vater geerbt hatte, und wuchsen behütet, wenn auch nicht ohne Probleme auf. Die Mutter trägt immer noch schwer an ihrem Schicksal als Vertriebene von einem schlesischen Landgut.

    Nach einigen Jahren mit spärlichen Kontakten treffen sich alle zum 80. Geburtstags des Vaters.


    Das Buch gehört zu den leicht und flüssig zu lesenden Familienromanen, die in unterhaltsamer Form und vermeintlicher Tiefe diverse Probleme zwischen Vater und Mutter, Kindern und Eltern darstellen und manch Geheimnis aus der Vergangenheit aufdecken.

    Die Töchter sind individuell gezeichnet; ihr derzeitiges Leben außerhalb des Elternhauses wird nur schematisch angedeutet, während ihre Kinder- und Jugendzeit im Mittelpunkt steht. Die dritte Tochter Hermine starb im Alter von 22 Jahren. Doch sie ist es, um die sich alles dreht, die mit ihrem kurzen Leben, ihrer Aufsässigkeit und ihrer Krankheit heute ans Licht bringt, was die einzelnen Mitglieder der Familie immer versuchten, unter der Decke zu halten.


    Auffällig: Die unsympathischen, weil egoistischen und selbstsüchtigen Personen sind ausschließlich Frauen. Auch Vater Hans kommt wesentlich besser weg als Mutter Christa.

    Leser, die in den 1960ern geboren sind, werden an wichtige und weltbewegende Ereignisse während ihrer Lebenszeit erinnert.


    Ein Buch, das ich Freunden des Genre gern empfehle.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Der Aufbau des Romans um die drei sehr unterschiedlichen Schwestern, die sich zum 80. Geburtstag ihres Vaters im Elternhaus treffen, hat mir recht gut gefallen. Allerdings ist es nicht das gegenwärtige Leben der Geschwister, das im Mittelpunkt der Geschichte steht, sondern deren Kindheit und Jugend, ebenso wie das Schicksal ihrer aus Schlesien vertriebenen Mutter Christa. Die Hauptrolle aber spielt die verstorbene vierte Schwester, Hermine, deren Tagebucheinträge die ganze Tragödie ihres kurzen Lebens an den Tag bringen.

    Die charakterliche Ausarbeitung der weiblichen Protagonisten fand ich sehr gut gelungen, während mir der Jubilar Hans am wenigsten gefallen hat. Er war mir gar zu glatt und geschliffen, ein paar Ecken und Kanten hätten ihm bestimmt ganz gut getan.

    Das Buch ist in einer angenehmen und flüssigen Sprache geschrieben, macht von Kapitel zu Kapitel neugierig auf den Fortgang der Geschichte und die Auflösung der angedeuteten Rätsel und Geheimnisse. Völlig überraschende Wendungen gibt es zwar nicht, doch hat die Autorin einen durchaus unterhaltsamen und lesenswerten Roman vorgelegt.