Ein letzter Sommer

Buch von Steve Tesich, Heidi Zerning

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Ein letzter Sommer

East-Chicago, 1960: Daniel Price ist achtzehn und schließt gerade zusammen mit seinen Freunden Larry und Billy die Highschool ab. Die Zukunft wartet auf sie, aber sie haben keine Ahnung, wie sie aussehen wird. Vor ihnen liegt ein Sommer der Entscheidungen und viel schneller als erwartet trennen sich ihre Wege: Billy wählt das ruhige Leben, Larry die Revolte und Daniel bleibt zunächst unentschlossen. Das ändert sich schlagartig, als er sich in die unergründliche Rachel verliebt. Sie ist für ihn das Versprechen einer großen weiten Welt, die Flucht aus den Konflikten seiner schönen, exotisch anmutenden Mutter und seinem krebskranken, verbitterten Vater. Doch Daniels Liebesglück ist überschattet von Rachels Geheimnis, das ihn immer tiefer in den Sog seiner widersprüchlichen Gefühlen zieht.
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Bewertungen

Ein letzter Sommer wurde insgesamt 17 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,5 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Ein letzter Sommer

    Steve Tesich - Ein letzter Sommer
    Inzwischen habe ich den Roman beendet und bin, trotz einiger Längen (halber Stern Abzug), ziemlich beeindruckt ! Was Tesich hier mit einem relativ banalen Stoff anfängt grenzt mE schon an eine Erneuerung des Genres. Denn sicherlich könnte man von der ersten großen Liebe sprechen, doch der Autor baut hier geschickt viele interessante Themen und Fragen ein. Zugegebenermaßen können sie bei gewissen Lesarten nicht erscheinen ?
    1982 geschrieben, spielt die Handlung im Sommer 1961, also auf engstem Raum (für mehr als 500 Seiten!). Dennoch wird sich im Laufe der erzählten Monate vieles definitiv ändern. Sei es die ehemals unzerbrechlichen (Schul-)Freundschafte, sei es die einstigen Träume, sei es eben die erste Liebe, sei es die Bilder von den eigenen Eltern und anderen Menschen im Allgemeinen. Der Ich-Erzähler ist Daniel « Boone » Price selber. Die Mutter stammt aus Montenegro, war und ist eine Schönheit, orthodoxer Herkunft. Der Vater irländischen Blutes und Katholik.
    Danny erscheint zunächst wie ein Gegensatz zum alkoholabhängigen, schimpfenden, welt- und liebeserfahrenen Karoo aus dem anderen großen Roman Tesichs. Er ist Nichtraucher, Jungfrau, trinkt nicht und ist Athlet, der im Ringen Zweiter in seinem Bundesstaat wird.
    Zwischen Humor und Tragödie ist es oft nicht weit, und insbesondere im ersten Teil konnte ich oft gut lachen. Später überwiegen tragische Elemente... Während sich Danny zum ersten Mal verliebt wird sein Vater krank. Das kommt so garnicht gelegen, und was als « eine Behinderung » erlebt wird entwickelt sich nahezu zum Grund des Haßes.
    Doch – und hier ist sicherlich einer der Schlüsselelemnte des Romans – was Gegensätzlichkeit bedeuten könnte entpuppt sich als nahe Verwandtschaft. « Wie der Vater, so der Sohn ». Beide heischen so sehr nach der Liebe der von ihnen Angebeteten, dass der Atemraum für jene eingeschnürt wird. Alles verlangen weil – so heißt es in feinen Andeutungen – man keine anderen Inhalte und Ausfüllungen mehr kennt. Wo der jeweils übersteigende Bezugspunkt fehlt ist die Übererwartung an den anderen eine große Gefahr. Und kann bis zur Erstickung der vorhandenen Liebe gehen.
    Eigentlich geht es sehr viel um die Frage, was Liebe denn nun ist. ZB bedeutet sie eventuell nicht, sich alles zu sagen. Sie bedeutet auch, nicht alles vom anderen zu verlangen.
    So spielen die Themen nicht – wie es oberflächlich aussehen könnte – in einer reinen Gegenüberstellung von Vater-Sohn, den zwei Paaren Vater-Mutter, Danny-Rachel, bzw David/Danny-Rachel, und Vater/Geliebter-Mutter, sondern auch in ihren Entsprechungen, Ähnlichkeiten und Parallelen.
    Andere Grundthemen sind reichlich vorhanden : Was ist denn nun « Schicksal », was Freiheit ? Man läßt die Würfel entscheiden, sieht allerlei mögliche Geheimzeichen und... meint frei zu sein ?
    Was ist das für eine Stadt, die keine Zukunft zu bieten scheint ? Entweder Einordnung und Verbürgerlichung (siehe Freud), oder Revolte bis zur Gewalt (Misiora)? Oder aber Weggang?
    Zur Frage von Marie über den Platz der fiktiven Tagebücher : Wohl nicht das wichtigste Element, doch ich sah darin den (endlich?) Versuch, die Welt mit den Augen der anderen zu sehen : plötzlich scheint Danny im anderen etwas zu verstehen. So ist es ein Schritt weg vom Narzißmus in jener Endphase, wo er sich langsam und endlich von der schrecklichen Fixiertheit löst.
    Für mich ein beeindruckendes Buch. Und ich habe bei Weitem nicht alles gesehen, oder hier dazu gesagt.
    AUTOR :
    Steve Tesich (* 29. September 1942 als Stojan Tešić in Užice, Jugoslawien; † 1. Juli 1996 in Sydney, Kanada) war ein serbisch-amerikanischer Schriftsteller und Drehbuchautor.
    Er kam im Alter von vierzehn Jahren nach East Chicago, Indiana/USA und studierte russische Literatur an den Universitäten von Indiana und Columbia. Tesich schrieb zahlreiche Romane, Stücke und Drehbücher, u. a. das mit einem Oscar ausgezeichnete Drehbuch für den Film Vier irre Typen – Wir schaffen alle, uns schafft keiner und für Garp und wie er die Welt sah. Tesichs Roman, Abspann, erschien 1999 (und noch einmal 2006) auf Deutsch. Sein Erstling Summer Crossing erschien 1982 (Ein letzter Sommer; erschienen 2005 auf Deutsch beim Schweizer Verlag Kein & Aber). Steve Tesich starb 1996 im Alter von 53 Jahren an einem Herzschlag.
    2005 hat das serbische Ministerium für die Diaspora einen Stojan Stiv Tešić-Literaturpreis ins Leben gerufen, welcher einmal jährlich an serbischstämmige Schriftsteller verliehen wird, die ihre Werke in einer anderen Sprache veröffentlichen.
    (Quelle und mehr auch unter : http://en.wikipedia.org/wiki/Steve_Tesich )
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  • Rezension zu Ein letzter Sommer

    Ein Roman in der amerikanischen Erzähltradition über die "Zwischenzeit": Das Ende der Kindheit, aber die Bereitschaft zum selbstverantwortlichen Leben als Erwachsener lässt noch auf sich warten. Und dennoch eine ganz eigene Art des Erzählens: Kälter, härter, distanzierter, schonungsloser.
    Alle Hauptpersonen leiden am selben Zustand: Sie fühlen sich zuwenig geliebt, klagen dieses Manko ständig an und fordern - bis zur Schmerzgrenze des Lesers - immer wieder von Neuem eine Liebeserklärung, die sofort in Frage gestellt wird. Am schlimmsten Daniels Vater. Nur Daniel selbst begreift manchmal, wie sehr der Zwang zur Gefühlsäußerung den anderen unter Druck setzt, und dass die Zweifel sich weder durch Beteuerungen noch durch körperliche Nähe beseitigen lassen.
    Demzufolge wird so immer der andere für das eigene Dilemma verantwortlich gemacht nach dem Motto: Wie gut würde es mir gehen, wenn du mich wirklich lieben würdest. Implizit wird ausgedrückt: Würdest du mich wirklich lieben, müsstest du dasselbe empfinden wie ich. Damit ist der Boden bereitet für Konflikte, Missverständnisse und Unehrlichkeit.
    Liebe ist also nichts, was den, der sie empfindet, dem geliebten Menschen näherbringt, sondern eine Form der Egozentrik; es geht um Selbstbestätigung und Befriedigung des Ego.
    Mir fiel auf, dass sämtliche Familien aus zwei, höchstens drei Mitgliedern bestehen. Niemand hat Geschwister, weder Daniel noch einer seiner Freunde (Rachel erwähnt zwar gegen Ende Schwestern und Brüder, aber sie haben keine Bedeutung). Geschwister haben aber gerade in dieser Art der "Familienromane" eine wichtige Funktion: Sie spiegeln das Verhalten eines Protagonisten, sie binden ihn in eine Gemeinschaft ein, die ursprünglicher ist als z.B. eine Freundesclique. So lässt Tesich seine Figuren allesamt als Einzelkämpfer auftreten und betont deren Einsamkeit.
    Welchen Sinn das Kapitel mit Daniels fiktiven Tagebüchern hat, weiß ich nicht. Wenn man es streicht, würde dem Buch nichts fehlen.
    Empfehlung!
    Marie
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  • Rezension zu Ein letzter Sommer

    Meine Meinung zum letzten Sommer ist eine ganz andere. Mir gefällt schon das Cover der braunen Weltbildausgabe nicht.
    Anfangs vermittelt mir die Handlung den typisch amerikanischen Filmstil: Im einen Teil der Stadt sind die armen/ärmeren Viertel, in einem anderen die etwas Besseren. Ein Junge aus einer Arbeiterfamilie verliebt sich in ein Mädchen aus der besseren Gegend, das auch noch neu zugezogen ist.
    Daniel hat ein paar Eigenschaften an sich, mit denen ich nicht viel anfangen kann. Er denkt zu viel an sich, Rachel ist ihm offensichtlich viel wichtiger als sein kranker Vater. Außerdem will er bewundert werden bzw. andere Personen sollen froh sein dass es ihn gibt (z. B. als er seinen Vater von der Arbeit abholen will, oder in Freuds Garage).
    Daniels Vater ist mir ziemlich unsympathisch. Ich glaub nicht mal das ihn der Krebs so verändert. Wahrscheinlicher ist es doch, dass ihn die Sache mit dem verlorenen Lächeln schon viel zu lange nervt und er es endlich zur Sprache bringen will. Evlt. spürt er auch das er von Daniel nicht wirklich beachtet wird, das es für Daniel eher eine lästige Pflicht ist, ihm Gesellschaft zu leisten.
    Das Verhältnis zwischen David und Rachel ist mir nicht mehr ganz so klar. Sie selbst mag ich eigentlich schon. Der schnelle Themen- und Gefühlswechsel macht sie so lebendig.
    Noch zur Handlung: Manchmal fand ich die unrealistisch. Ich meine wer stellt sich schon stundenlang vor das Haus seiner geliebten? Warum kümmert sich Daniel nicht um einen Job? Warum sucht Daniel Larry nicht? Außerdem hat sich ein Teil immer wiederholt (Die Gespräche mit Daniels Vater). Ab dem Todesfall fand ich, wird das Buch zwar besser, wobei ich die Idee mit den vielen Tagebüchern nicht so gut finde.
    Der Schreibstil hatte so schnelle Übergänge, im einen Moment war Daniel noch bei Rachel, im nächsten schon zu Hause. Manchmal war das zu schnell.
    Nicht das schlechteste Buch, aber auch keins von meinen Lieblingen.
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  • Rezension zu Ein letzter Sommer

    Mittisch Sahne, doch Anfang und Ende taten sich etwas schwer!
    Der erste Schritt ins Leben, wenn man die Kindheit hinter sich lässt und in die Fußstapfen der Erwachsenen tritt, wer kann sich nicht an dieses Gefühlschaos erinnern? So auch hier Daniel Price.
    Die letzten Wochen auf der High School, Daniel verbringt seine Zeit wie immer mit seinen Freunden. Bis er bei einem Spaziergang Rachel kennen lernt, und von da an seinen Freunden irgendwelche Ausflüchte aufbindet um sich nicht mit ihnen treffen zu können, denn er möchte seine Zeit von nun an mit RACHEL verbringen.
    Sie ist seine erste große Liebe, doch der Zeitpunkt könnte nicht schlechter gewählt sein, denn sein Vater erkrankt unterdessen an
    Rückenmarkskrebs.
    Daniel ist wütend auf seinen Vater! “Wie kann er ihm das antun?” Die schönste Zeit in jedermanns Leben, das große Verliebsein, und er soll
    Zuhause bei seinem Vater verweilen?
    Doch es steckt noch mehr Chaos in dem Buch!
    Eine verborgene Familientragödie, Freunde gehen auseinander, und das Rätsel um Rachel lüftet sich.
    Ich empfand beim Lesen, dass sich Tesich etwas schwer tat in den
    Roman hinein zu finden. Der Bogen war zu groß gespannt, worunter die
    Spannung litt.
    Und zum Schluss kam alles Knall auf Fall, dort hätte er den Bogen erweitern können. Aber die Haupthandlung wurde hervorragend erzählt, die Seiten verflogen, man saugt das Geschriebene förmlich in sich auf.
    Ein guter Roman!, den ich gerne weiterempfehlen kann.
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  • Rezension zu Ein letzter Sommer

    Originaltitel: Summer Crossing (1982)
    Inhalt:
    East Chicago, Indiana - 1961.
    Daniel Boone Price beendet gemeinsam mit seinen Freunden Billy Freund (genannt Freud) und Larry Misiora die Highschool. Vor ihnen liegt der letzte Sommer als "Kind". Ihnen ist überdeutlich bewusst, dass sie danach einen Job ergreifen müssen, den sie wahrscheinlich ihr Leben lang behalten werden. In ihrer Gegend bieten sich allerdings nicht sehr viele Möglichkeiten und so sehen sie sich mental schon als Teil der Sunrise Oil Company. Keiner der drei wünscht sich diese Zukunft und alle drei finden Wege, ihre Ängste zu verdrängen.
    Im Mittelpunkt der Geschichte steht Daniel, der gemeinsam mit einem harten, desillusioniertem Vater und einer lebensfrohen, unkonventionellen Mutter lebt. Seinem Vater geht es zusehends schlechter - die Arbeit in der Ölfabrik bekommt ihm immer weniger. Die Stimmung im Haus wird dadurch natürlich zunehmend bedrückender.
    Wie gut, dass Daniel gerade jetzt das Mädchen seiner Träume kennenlernt: die neue Nachbarstochter Ruth. Er verliebt sich Hals über Kopf in das schöne Mädchen und verbringt soviel Zeit wie möglich bei ihr. Leider ist die Liebe nicht unkompliziert: Daniel wundert sich mehr als einmal über ihr seltsames Verhalten. Mal ist sie anschmiegsam und lieb, dann wieder distanziert und kühl. Was steckt hinter diesem Katz-und-Mausspiel?
    Meine Meinung:
    Endlich mal wieder ein Buch, dass ich nicht aus der Hand legen konnte. So hatte ich die knapp 500 Seiten innerhalb von zwei Tagen gelesen. Auf das Buch wurde ich wie viele andere auch durch Frau Heidenreichs Rezension bei "Lesen!" aufmerksam (sie erzählt wieder viel zu viel - schaut es euch nicht an!!! Großer Spoiler!!!... ). Inzwischen haben es ja viele gelesen und sind begeistert. Ich schließe mich diesem Kreis gern an!
    Mir hat vor allem gefallen, dass hier eine alltägliche Geschichte auf wunderbare Weise erzählt wird. Hauptfigur ist zwar eigentlich Daniel, aber auch seine Familie wird durch seine Beschreibungen sehr greifbar. Ihre Geschichte wird parallel zu Daniel Sommerliebe erzählt und ist ebenfalls eine so große Liebe.
    Während des Lesens durchläuft man das Wechselbad der Gefühle, dem sich auch Danny stellen muss, entwickelt darüber hinaus aber zusätzliche Emotionen, weil man ja auch noch seine Person bewertet.
    Hier ein Spoiler, in dem ich einiges über Daniel und seinen Vater erzähle, um die letzte Bemerkung nicht unbegründet zu lassen.
    Insgesamt liegen Freude und Leid während der ganzen Geschichte sehr dicht beieinander. Und manche Erlebnisse sind schon extrem, aber immer glaubwürdig!
    Fazit: Sehr, sehr lesenswert! Nicht nur für Fans der amerikanischen Erzähltradition!
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Ausgaben von Ein letzter Sommer

Taschenbuch

Seitenzahl: 496

Hardcover

Seitenzahl: 512

Besitzer des Buches 58

Update: