Mr. Crane

Buch von Andreas Kollender

  • Kurzmeinung

    claudi-1963
    Ein Buch das herausfordernd, mitunter verwirrend und sehr extravagant ist. Man sollte es nicht allzu kritisch betrachten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Mr. Crane

Im Sommer 1900 wird der Schriftsteller Stephen Crane im Tuberkulose-Sanatorium Badenweiler von der jungen Kranken­schwester Elisabeth gepflegt. Sie kennt seine ­Bücher, seit Langem fühlt sie sich ihm seelenverwandt. In den heißen ­Tagen im Sanatorium entwickelt sich zwischen den beiden Außenseitern eine obsessive Liebesbeziehung, die sie vor ­allen geheim halten müssen. Crane, von Fieber und Delirien befallen, erzählt Elisabeth von seinem Schreiben, seinen Liebschaften und seinen Erlebnissen als Kriegsberichterstatter. Mitgerissen und ermuntert durch Cranes Erzählungen wagt Elisabeth endlich, ihm das ­große Geheimnis ihres Lebens zu offenbaren. Andreas Kollender gelingt es in „Mr. ­Crane“ meisterhaft, das Wesen dieses viel zu früh verstorbenen Genies ­heraufzubeschwören. An dessen Seite steht die rebellische Krankenschwester Elisabeth. Eine ­aufregende und radikale Liebe verbindet die beiden. Doch ihnen bleiben gerade einmal acht gemeinsame Tage. Acht Tage, wie man sie ­intensiver nicht erleben könnte.
Weiterlesen

Bewertungen

Mr. Crane wurde insgesamt 6 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4 Sternen.

(1)
(4)
(1)
(0)
(0)

Meinungen

  • Ein Buch das herausfordernd, mitunter verwirrend und sehr extravagant ist. Man sollte es nicht allzu kritisch betrachten

    claudi-1963

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Mr. Crane

    Zwischen Roman und Biographie
    In letzter Zeit sind ja die sogenannten „Roman-Biographien“ in Mode gekommen. Zum Teil mit mehr, zum Teil mit weniger Erfolg, werden die Lebensgeschichten berühmter Persönlichkeiten als Aufhänger genommen, um eine romanhafte Handlung mit emotionalen Schlaglichtern zu verbinden, die den Charakter der Person oder bestimmte Wendungen ihres Lebens illustrieren sollen. Das Buch „Mr. Crane“ von Andreas Kollender passt auch in dieses neue Genre – wenngleich auch mit wesentlich mehr Geschick und Anspruch ausgeführt, als manche „Vergleichsobjekte“.
    Historisch verbürgt an diesem Buch ist der – wie man sagt – schwierige und explosive Charakter des amerikanischen Schriftstellers Stephen Crane, der vor allem durch sein Buch „Die rote Taperfkeitsmedaille“ berühmt wurde, hierzulande aber immer noch ein literarisches Stiefkind ist. Weiterhin verbürgt ist, dass er an Tuberkulose erkrankte, und in Deutschland, in Badenweiler, ein Sanatorium aufsuchte.
    Der Autor Andreas Kollender nimmt nun diese Rahmenelemente, und macht daraus ein emotionales Drama. Es entspinnt sich zwischen dem todkranken Schriftsteller, und „seiner“ Krankenschwester, der Deutschen Elisabeth. Auch sie ist gezeichnet, emotional und körperlich, durch Brandverletzungen. Die beiden „Versehrten“ geraten in eine Spirale der Leidenschaft und emotionalen Abhängigkeit, die sich immer mehr steigert, und eigentlich nur auf die eine oder andere Weise fatal enden kann.
    Zuerst tendierte ich eher zu einer mittleren Bewertung, weil mir die Charaktere aufgrund ihrer extremen Neigungen doch eher fremd waren. Zudem bin ich selber in der Pflege tätig, und konnte so manche Handlungsweise von Schwester Elisabeth nicht nachvollziehen. Doch bei näherem Nachdenken wurde mir klar, dass diese Argumente natürlich keine sind, da sie der „Freiheit der Kunst“ widersprechen. Romanfiguren haben nicht die Aufgabe, uns verständlich oder sympathisch zu sein. Hingegen hat der Autor die Aufgabe, gut zu unterhalten, und interessante Fragen zu stellen. Das ist Herrn Kollender ausnehmend gut gelungen!
    Ich fand die ganze Struktur des Romans künstlerisch durchdacht, und sehr gut ausgeführt. Wir schwanken zwischen zwei Handlungsebenen: einmal Schwester Elisabeth im „Jahr Crane“ um 1900, und einmal in der Roman-Gegenwart 18 Jahre später. Im „Damals“ verfällt die Krankenschwester ihrem prominenten Patienten, und kann ihn nicht retten. Im „Jetzt“ liegt ein ganz ähnlicher Fall, der junge Leutnant Fischer, in genau jenem Zimmer, das einst „Mr. Crane“ innehatte. Elisabeth erinnert sich, und versucht, Dinge wiedergutzumachen…
    Die Themen des Romans sind sehr mutig! Man muss sich an die sexuelle Freizügigkeit, die hier geschildert wird, erst einmal gewöhnen. Doch dann illustriert sie ganz wunderbar, in was für einem Dampfdrucktopf der Emotionen Menschen in Extremsituationen stecken. Zum Beispiel am Lebensende, oder in Kriegszeiten. In Elisabeth gärte es schon damals, sie versagte sich jedoch die Erfüllung bis ins „Heute“. Des weiteren ist die Rede von Kriegstraumata, falsch verstandenem Heldentum, und der Selbstbestimmung der Frau. Für mich geriet das Leben von Stephen Crane dabei nahezu in den Hintergrund. In der Tat will es ja auch keine Biographie sein!
    Die Sprache ist auf hohem Niveau, die Dialoge voller Spannung. Manches kann man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen! Auch Momente der Frivolität und des Humors gibt es. Lachen und Weinen liegen eben oft nahe beieinander. Nur Stephen Crane hätte ich manchmal schütteln mögen, wäre ich Elisabeth gewesen! Nun gut, er fantasiert im Fieber. Aber auch so scheint er ein „Aufschneider vor dem Herrn“ gewesen zu sein.
    Über weite Strecken hat mich das Buch einerseits an den „Zauberberg“, andererseits an den „Englischen Patienten“ erinnert. Der Autor verneint einen direkten Einfluss zwar – aber manchmal liegen solche Dinge ja einfach „in der Luft“!
    Ich würde das Buch durchaus gerne weiterempfehlen. Allerdings nicht an Fans von klassischen Biographien. Sondern eher an Leser, die auch einmal ungewöhnliche Pfade gehen wollen. Und die bereit sind, ihre Konzepte in Frage zu stellen.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Mr. Crane

    "Krankheit akzeptieren heißt, sie als ein Mosaiksteinchen in einem großen Ganzen zu sehen." (Ebo Rau)
    Badenweiler im Sommer 1900, wird für Schriftsteller und Kriegsreporter Stephan Crane zum letzten Ausweg seiner Tuberkulose Erkrankung. Längst haben ihn alle anderen Ärzte aufgegeben, weshalb er zusammen mit seiner Frau Cora und Nichte Helen in das Sanatorium nach Badenweiler reist, das für seinen guten Ruf bekannt ist. Dort soll ihn die junge Krankenschwester Elisabeth pflegen, die eine große Liebhaberin seiner Bücher ist. In seinem Fieberwahn erzählt Crane Elisabeth aus seinem Leben, seinen Liebschaften und den Erlebnissen als Kriegsreporter. Währenddessen wird Elisabeths Zuneigung zu Crane immer stärker, in ihm erkennt sie das erste Mal, was wahre Liebe ist. Nach und nach wird ihr Vertrauen zu dem doch recht unbekannten Mann immer stärker und sie offenbart ihm ihre sogar ihr größtes Geheimnis.
    Meine Meinung:
    In "Mr.Crane" gelingt es dem Autor auf wundersame, extravagante Weise das Leben des viel zu früh verstorbenen Schriftsteller darzustellen. Während auf der einen Seite ein todkranker Mann steht, stellt er hier eine revolutionäre, ungehorsame Krankenschwester, die voll Hunger nach Anerkennung, Liebe und Geborgenheit ist. Eine recht eigenwillige Liebe verbindet die beiden, obwohl sie wissen, dass ihnen sehr wahrscheinlich nur noch wenige Tage bleiben werden. Umso intensiver beschreibt hier Andreas Kollender den kranken Stephan Crane, der in seinem Fieberwahn manches aus dem Nähkästchen plaudert, bei dem man nicht so recht weiß, sind sie nun wahr oder nur einer seiner vielen erfundenen Geschichten. Aus einer unheimlich schnellen Vertrautheit und Zuneigung zu der durch einen Unfall gezeichneten Elisabeth wird sehr schnell eine innige, intensive Liebe. Die dadurch entstehenden zwei erotischen Szenen haben mich weniger gestört als viel mehr verwirrt. Besonders die Dreistigkeit und der Egoismus, mit dem Elisabeth diese einfordert, sie kommt mir mitunter vor wie dem Liebeswahn verfallen. Da ich selbst diesen Beruf ausgeübt habe, konnte ich manche Reaktion Elisabeths so gar nicht verstehen. Besonders da man ja eigentlich keine Beziehung zu seinem Patienten haben sollte. Doch dem Autor scheint dies hier nicht wichtig zu sein. Den er möchte hier eher eine Elisabeth darstellen, die durch die Begegnung Cranes zur Rebellin wird und ihr eigenes Leben, Liebe und Ehe hinterfragt. So wirkt dieses Buch für mich stellenweise recht verwirrend und nicht nur wie ein Bericht über Stephan Crane, sondern eher als eine Art Emanzipation von Schwester Elisabeth. Wie sie jedoch teils mit ihren Mitmenschen umgeht, hat mich doch mitunter nicht nur überrascht, sondern sogar gestört. Deshalb sollte man das Buch auch nicht allzu kritisch sehen. Man muss schon recht intensiv bei Lesen dabei sein, sonst verliert man sich recht schnell in dieser Geschichte. Besonders da Cranes Erinnerungen schon recht kompakt und verwirrend dargestellt werden. Was jedoch wiederum sehr gut zu seiner Krankheit und dem Fieber passt. Dass die Tuberkulose im Jahr 1900 eine schreckliche Krankheit war, das spiegelt der Autor hier allerdings wirklich bemerkenswert wider. Selbst wenn ich etwas anderes von der Geschichte erwartet hatte, ist es doch ein gutes literarisches Werk, das Andreas Kollender hier darstellt. Darum gibt es von mir 4 von 5 Sterne dafür.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Mr. Crane

    Symmetrie des Leidens
    Sehr gewagt, was der Autor Andreas Kollender anstellt, um dem Leser seine Ideen zu Krieg und Leid zu verdeutlichen!
    In einem zweisträngigen Erzähldurchgang, streng alternierend präsentiert, konfrontiert er seine Protagonistin, die Krankenschwester Elisabeth, in einem Abstand von 14 Jahren mit zwei Ausprägungen von Männlichkeit.
    Während der TB-Patient des Jahres 1900 eine reale Gestelt des Zeitgeschehens ist, der US-amerikanische Autor Stephen Crane, kommt die fiktive Gestalt des Offiziers Bernhard Fischer zu Beginn des 1. Weltkriegs mit zwei Lungendurchschüssen in die Klinik in Badenweiler. Dieser fingiert, wie sich erst im Verlauf des Romans erweist, die damals bereits bekannten Symptome des shell shock, da er nicht gewillt ist, in den Wahnsinn des Krieges zurückzukehren, Und kommuniziert über weite Strecken allein durch seine den Schrecken wiedergebenden Zeichnungen. Welch ein Kontrast zu der fiebergeschüttelten Logorrhöe des Schriftstellers, der in wilden Bruchstücken sein Schelmenleben wiedergibt.
    Diametral entgegengesetzt das Verhältnis der Schwester zu ihren beiden Patienten: eine leidenschaftliche erotische Beziehung zu dem einen, engagierte Caritas gegenüber dem zweiten.
    Man muss selbst ein leidenschaftlicher Leser sein, um Menschen wie die Krankenschwester Elisabeth oder den verwundeten Offizier Fischer verstehen zu können, die beide der Erzählkunst des tatsächlich seiner Krankheit erlegenen Crane verfallen sind. Der Autor Andreas Kollender bemüht sich, uns die Not des ersten Weltkriegs zu verdeutlichen, deren Schrecken für zwei Menschen erträglich werden, indem sie sich den Werken eines Autors hingeben, der seine eigene Verzweiflung in Worte gefasst hat. Welch ein Anlass, sich einmal wieder mit Cranes Erzählungen zu beschäftigen!
    Mein Urteil: 5 Sterne
    Weiterlesen

Ausgaben von Mr. Crane

Hardcover

Seitenzahl: 256

Besitzer des Buches 3

Update: