Austernfischer

Buch von Susan E. Fletcher, Malte Friedrich

Bewertungen

Austernfischer wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,3 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Austernfischer

    Seitenzahl: 381
    Inhalt:
    Moira steht seit über vier Jahren am Bett ihrer kleinen Schwester, die nach einem Sturz von der Klippe im Koma liegt. Sie gibt sich die Schuld daran, bricht deshalb ihr Schweigen und erzählt nun Tag für Tag Amy von ihrem Leben von Geburt an. Was zunächst als Beichte gedacht war, entwickelt sich zu einer berührenden Liebeserklärung an die kleine Schwester und ein deutliches Ja zum Leben.
    Moira wird in Stackpole an der Küste geboren. Ein sehr ernstes Kind mit dicken Brillengläsern, das gerne stundenlang die heimatliche Küste erforscht, beobachtet und in sich aufnimmt, sehr in sich gekehrt, meist schweigend.
    In der Schule erweist sie sich bald als hoch intelligent. Mit elf Jahren erhält sie deshalb ein Stipedium für ein Eliteinternat. Zur gleichen Zeit wird, nach vielen Fehlgeburten der Mutter, ihre kleine Schwester Amy geboren. Moira glaubt, dass dies der Grund ist sie wegzuschicken, ihre Eltern nur noch Liebe für dieses rosa, dickliche, hässliche Baby empfinden könnten und misstraut in ihrer Einsamkeit allem und jedem......
    Autorin:
    Susan Fletcher lebt in London. 2005 erschien ihr Debütroman "Eve Green", für den sie den renommierten Whitbread First Novel Award erhielt.
    Meine Meinung:
    Teilweise mit Verwunderung blicke ich heute auf meine Kinderjahre zurück als ich mit wahrer Begeisterung die Geschichten von Hanni und Nanni verschlungen habe und schier beleidigt reagierte, weil mir das Glück nicht erteilt wurde in so einem lustigen Internat aufzuwachsen.
    Inzwischen sehe ich das etwas abgeklärter. Ich hätte es, selbst Mutter zweier Söhne, niemals übers Herz gebracht mich von den beiden zu trennen, auch nicht unter dem Aspekt, dass die Möglichkeiten zur Bildung dort wahrscheinlich größer gewesen wären als im familiären Umfeld. Somit frage ich mich was man einem elfjährigen Mädchen, das die Welt, Gerüche, Geräusche und alles sich bewegende mit Argusaugen entdeckt, still in sich aufnimmt und eh zur Schwermütigkeit neigt, antut indem man das Elternhaus, die Geborgenheit, Wärme und Liebe in weite Ferne rückt. Naheliegend, dass sie ihre Verzweiflung, Enttäuschung, Wut und Hass in Zusammenhang mit der Geburt der kleinen Schwester bringt. Sie umschließt ihre Einsamkeit und fasst sie in einen Glaskasten. Ferienaufenthalte daheim vertiefen diese Emotionen noch, Neid kriecht empor und sie glaubt keinen Platz in diesem Dreiergespann zu finden. Im Internat lebt sie sich zwar ein, ist fleißig und eine ausgezeichnete Schülerin, aber sie bleibt allein, schließt keine Freundschaften, wird mit demütigenden Spitznamen betitelt, wird als Außenseiter beäugt. So vergehen die Jahre in denen nur die seltenen Besuche der Tante Lichtblicke schaffen, die jedoch ansonsten mit den eigenen Problemen kämpft. Bis Ray ihr begegnet, der für ein Jahr die Welt erkundet und ihr kleine Luftpostbriefe aus allen Ländern schickt ohne Adressenangabe. Ein einseitiger Kontakt, der jedoch der erste Schritt zur Öfnnung sein wird.
    Ein zunächst sehr melacholisches, stilles Buch, das mich tief berührt, kleine Begebenheiten liefert, die mein Lesen unterbrechen um nachzudenken, Gelesenes zu verarbeiten. Über Ray staune ich - er erscheint nicht nur Moira mit Verzögerung als Märchenprinz. Ich hege Zweifel - so viel Vollkommenheit, Einfühlungsvermögen, fast Pionierarbeit in selbst noch jungen Jahren ohne Erfahrung. Trotzdem schwimme ich davon in der Verzauberung der dieser Teil des Buches liefert. Geradezu poetisch. Dann folgt ein kleinerer Zeitspann, der in mein Bild von Moira nicht passen will. Ich frage mich und die Autorin war das nötig und warum. Endlich fügt sich das Bild wieder.
    Ich stehe erneut vor dem Bett der inzwischen 16 jährigen Amy und hoffe wie Moira, dass dieser reaktionslose Körper die Lebensbeichte der großen Schwester in irgendeiner Form fühlen, hören kann.
    Die Welt öffnet sich, der Alltag hat endlich Zugang.
    Ich habe mit diesem Buch schöne, auch traurige, nachdenkliche Momente erlebt, aber auch kleinere Unebenheiten im Ablauf der Geschichte, die aber meine Freude am Lesen nicht zu stark beeinflußten. Ich weiß nicht ob es für jedermann geeignet ist - man sollte sich dafür Ruhe und Zeit nehmen. Mir hat es gefallen, vielleicht euch ebenso? Es bietet zahlreiche Diskussionspunkte, Erläuterungen, die sich aus meiner Sicht lohnen würden und ich sie somit sehr gerne mit einigen von euch teilen würde.
    Liebe Grüsse
    Wirbelwind
    Alan Bennett, Die souveräne Leserin
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Ausgaben von Austernfischer

Taschenbuch

Seitenzahl: 384

Hardcover

Seitenzahl: 384

Austernfischer in anderen Sprachen

  • Deutsch: Austernfischer (Details)
  • Englisch: Oystercatchers (Details)

Besitzer des Buches 10

Update: