Guten Morgen, Genosse Elefant

Buch von Christopher Wilson, Bernhard Robben

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Guten Morgen, Genosse Elefant

Der rührendste Romanheld aller Zeiten. Die lustige, traurige, spannende, lehrreiche, herzzerreißende Geschichte von Juri Zipit, der ein paar Wochen in Stalins Datscha verbringt und sein Vorkoster Erster Klasse wird. »Mein Name ist Juri Zipit. Ich bin zwölfeinhalb Jahre alt und lebe in einer Personalwohnung im Hauptstadtzoo gleich gegenüber vom Seelöwenteich hinter der Bisonweide, direkt neben dem Elefantengehege. Mein Papa ist Doktor Roman Alexandrowitsch Zipit, Professor für Veterinärmedizin, Fachgebiet Neurologie der Großhirnrinde, also ein Spezialist für alles, was im Kopf der Tiere schiefgehen kann. Als ich sechseinviertel Jahre alt war, passierte mir das größte Pech. Ein Milchwagen ist von hinten in mich reingerumst. Hat mich durch die Luft gepfeffert, bis ich auf den Boden geknallt bin, kopfvoran aufs Kopfsteinpflaster. Dann kam hinterrücks die Straßenbahn und ist über mich rüber. So was hinterlässt einen bleibenden Eindruck.Ich möchte Ihnen erzählen, wie ich einmal ein paar Wochen im Zentrum der Macht verbracht habe. Es waren höchst vertrauliche Angelegenheiten und dubiose Ereignisse, die zu düsteren Geschehnissen führten. Geheimnisse versteckt in der Geschichte. Ich baue auf Ihr Schweigen. Außerdem will ich Sie beschützen. Zu Ihrer eigenen Sicherheit. Also, psssst.« »Lust und Vergnügen wuchsen, je länger und enger ich mit Juri zu tun hatte. Ein großartiger Roman.« Der Übersetzer Bernhard Robben
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Bewertungen

Guten Morgen, Genosse Elefant wurde insgesamt 6 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,2 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Guten Morgen, Genosse Elefant

    Meine Tage mit den Mächtigen
    Guten Morgen, Genosse Elefant, Roman von Christopher Wilson, 272 Seiten, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch.
    Die Erlebnisse des russischen Jungen Juri Zipit, als Vorkoster Stalins.
    Der 12jährige Juri lebt mit seinem Vater Doktor Roman Alexandrowitsch Zipit in einer Dienstwohnung im Zoo, sein Vater ist Professor für Veterinärmedizin, sein Fachgebiet Neurologie der Großhirnrinde. Eines Nachts werden die beiden abgeholt und in die Datscha des „Vater des Vaterlands“, Josef Stalins gebracht. Der Stählerne hatte einen leichten Schlaganfall, da Juris Vater nicht viel ausrichten kann, werden die beiden getrennt und Juri bleibt als erster Vorkoster und Spion, in den Diensten „Onkel Josefs“. Seine Erlebnisse dieser Zeit sind in diesem Buch sehr berührend geschildert. Da Juri in der Vergangenheit vom Blitz getroffen, von einer Straßenbahn und einem Milchwagen überfahren wurde, hat er doch so einige Handicaps. Bei emotionalen Ereignissen reagiert er mit epileptischen Anfällen, außerdem kann er nicht immer kontrollieren was er so alles „ausplappert“. Er wird dort Zeuge wichtiger Entscheidungen und epochaler Vorkommnisse und dieses Wissen wird für ihn schließlich sehr gefährlich.
    Das Buch ist in überschaubare Kapitel aufgeteilt die mit einem Titel versehen sind. Darunter steht der Ort und das Datum, was sehr hilfreich ist sich in der Zeit zurechtzufinden. Medizinische Fachausdrücke erscheinen kursiv und die Verhaltensmaßregeln die ihm sein Vater ans Herz legte, wie auch ein paar Witze sind fett gedruckt und werden dadurch deutlich hervorgehoben. Wilson hat als Stilmittel die Ich-Form aus der Sicht Juris gewählt. So kann sich der Leser zu jederzeit ganz nah am Geschehen fühlen.
    Juri Zipit ist ein, wenn auch etwas naiver, aber doch sehr kluger Junge. Ein liebenswerter Protagonist sein Schicksal hat mich an einigen Stellen zu Tränen gerührt. Trotzdem gab es auch immer wieder Szenen, z.B. mit dem Stählernen, die mich zum Lachen brachten. Stalin ist als grausamer, vulgärer Despot beschrieben, der flucht wie ein Droschkenkutscher. Doch kann er sich nicht der Faszination des Jungen entziehen, die Menschen dazu bringt, ihm seine Geheimnisse anzuvertrauen. Völlig unsympathisch war der sadistische Leiter des Geheimdienstes Marschall Bruchah, der am Ende für seine Untaten büßen muss. Insgesamt hat mich das Buch hervorragend unterhalten und ich konnte es auch schnell durchlesen. Gefallen hat mir, dass trotz traurigen Elementen auch immer wieder Juri durch sein sonniges zuversichtliches Wesen Hoffnung in die Erzählung gebracht hat. Die Charaktere handelten nachvollziehbar und ich konnte dem Plot gut folgen. Am Ende wurde ich noch von einer unvorhersehbaren Wende überrascht.
    Wieweit sich die Erzählung mit den tatsächlichen Geschehnissen um die letzten Tage des Generalsekretärs der KPdSU deckt, bleibt der Fantasie des Lesers selbst überlassen. Die handelnden Charaktere können, soweit es die Sowjetfunktionäre betrifft, durchaus historischen Personen zugeordnet werden, denn die Namen wurden kaum verändert. Meine Empfehlung für Leser, die sich für das Leben des Diktators interessieren oder einfach nur formidabel unterhalten werden wollen. Ich vergebe 5 Sterne.
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  • Rezension zu Guten Morgen, Genosse Elefant

    Autor: Christopher Wilson
    Titel: Guten Morgen, Genosse Elefant
    Seiten: 266
    ISBN: 978-3-452-05076-9
    Verlag: Kiepenheuer & Witsch
    Übersetzer: Bernhard Robben
    Autor:
    Christopher Wilson ist ein britischer Schriftsteller und veröffentlichte zahlreiche Romane und Kurzgeschichten Seine Werke wurden in mehreren Sprachen übersetzt und für's Theater adaptiert. Mehrmals wurde er für den Booker Prize und den Whitbread Fiction Prize nominiert. Zuvor studierte er Psychologie unnd lehrte an der Goldsmith Universität London. Wilson unterrichtet Kreatives Schreiben in Gefängnissen und lebt in London.
    Inhalt:
    Die lustige, traurige, spannende, lehrreiche, herzzereißende Geschichte des zwölfjährigen Juri, Sohn des Zoodirektors, der ein so liebes Gesicht hat, dass ihm jeder ungefragt seine Geheimnisse erzählt. Er gerät ins Räderwerk der Geschichte, als er ein paar Wochen in Stalins Datscha verbringt und sein Vertrauter und Vorkoster erster Klasse wird. (Klappentext)
    Rezension:
    Juri ist ein wenig langsamer im Denken als andere Kinder seines Alters, aber ansonsten fehlt ihm nichts. Im Gegenteil, wie eine Blechbüche, zwar ein wenig verbeult, seit ihm einmal fast eine Straßenbahn und ein LKW überrollt haben, ist er immer noch da und beobachtet die Menschen um sich herum. Und die betrachten ihn als kleinen harmlosen Idioten, der zwar alles sieht aber den man alles anvertrauen kann, ohne das es gefährlich wird. Wichtig in diesen Zeiten, wo Terror und Angst das Land regieren.
    Schon bald kommt Juri mit dessen Zentrum in Berührung, als sein Vater und er vom Geheimdienst abgeholt und in ein Haus am Rande Moskaus gebracht werden, um einen Patienten zu behandeln. Nicht die üblichen Verdächtigen, die Zootiere, die sein Vater als Veterinär sonst immer behandelt, sondern einen anderen großen Elefanten, der so ähnlich aussieht wie der Stählerne. Ehe Juri sich versieht, steht er plötzlich im Strudel der Aufmerksamkeit des kranken Mannes, vor dem so viele Angst haben. Den Ränkespielen um Macht und mögliche Nachfolge kann sich auch der Zwölfjährige nicht entziehen.
    Gleichsam "Der Junge auf den Berg" von John Boyne, nur etwas naiver, erzählt der Schriftsteller Christopher Wilson die Geschichte von Macht Angst und wie sie uns vereinnahmen, so wir unter ihren Einfluss stehen, anhand eines kleinen Jungen, der die gesamte Handlung über Randfigur bleibt, und zugleich Hauptperson ist. Randfigur im Sinne der beobachtenden Person, die ihre Umgebung genau wahrnimmt und durch die kindlichen Bemerkungen eher unbewusst das Verhalten der anderen Protagonisten steuert, selbst aber zumindest zu Anfang eher unbeteiligt ist, Hauptperson, da Juri die Erzählposition einnimmt und die Wirkung Stalins auf dessen Umgebung nur um so klarer verdeutlicht werden. Erzähltechnisch und sprachlich sehr schön gemacht, ist der zwölfjährige Protagonist Sympathieträger, und, gefährlich, auch der rote Diktator in seinen letzten Lebenszügen, während die anderen Protagonisten klar Gegenpole bilden.
    Wenn der Alpha-Wolf schwächelt, zeigen die Beta ihre Zähne und so begegnen wir einer reihe von damaligen Politgrößen, die zwar durch kindliche Spitznamen verklausuliert, aber dennoch zu erraten sind. Genosse Bruhah ist z.B. der Geheimdienstchef und Ausführer des stalinschen Terrors Beria, und so geht es nahtlos weiter. Mit jedem noch dazukommenden Protagonisten verschärft sich die Lage, erhöht sich die Spannung und das Erzähltempo, wird der Hauptfigur jedoch klarer, in welcher Gefahrenzone er sich befindet. Der große Knall, er kommt auf leisen, dann immer lauter werdenden Sohlen.
    Eine temporeiche Erzählung mit kontinuierlichen Spannungsbogen, kindlicher Beobachtungsgabe und einem großen Finale, gebündelt auf relativ wenigen Seiten. So kompakt und gut erzählt, wie man es kaum erwarten wird, und doch steckt hinter den Buchdeckeln ein kleiner großer Roman. Abstriche gibt es, weil man vielleicht gerne mehr erfahren hätte, wie es mit Juri weiterginge, aber das lässt sich verschmerzen. Der Autor hat es bewusst vermieden, seine Geschichte totzuschreiben. Auch das gelingt ja nicht jeden. Eine klare Leseempfehlung.
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Ausgaben von Guten Morgen, Genosse Elefant

Hardcover

Seitenzahl: 272

Hörbuch

Laufzeit: 00:05:43h

E-Book

Seitenzahl: 272

Besitzer des Buches 10

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