Louise O'Neill - Du wolltest es doch / Asking for It

  • Kurzmeinung

    Emili
    Ein schonungsloses, schockierendes und schmerzhaft ehrliches Buch. Sehr wichtiges Thema!
  • Kurzmeinung

    -the-black-one-
    Ein sehr wichtiges Thema, schonungslos und ehrlich erzählt, allerdings kam einiges an Emotionen nicht bei mir an.
  • Ich habe das Buch auch vorhin beendet und werde in diesem Beitrag wahrscheinlich auch etwas spoilern, weil ich anders gar nicht ausdrücken kann, was mir durch den Kopf geht. Das ist mir bisher bei keinem anderen Buch so schwer gefallen. Also lieber nicht weiter lesen, wenn das Buch noch nicht gelesen wurde.


    Im ersten Drittel, als man Emma und ihr Umfeld kennenlernt, war ich mehrmals kurz davor, das Buch abzubrechen. Emma ist eine Figur, die bei mir nicht mal einen Hauch von Sympathie geweckt hat und in die ich mich, obwohl ich es wirklich sehr versucht habe, überhaupt nicht einfühlen konnte. Einerseits ist es genau diese Antipathie, die im weiteren Verlauf der Geschichte so bedeutsam wird und das Buch zu etwas besonderem macht.

    Mir erging es am Anfang sehr ähnlich. Dennoch finde ich eben auch, dass genau diese fehlende Sympathie für Emma die Geschichte noch mal glaubwürdiger gemacht hat. Denn so wurde noch mal viel deutlicher, dass einfach niemand es verdient, so behandelt zu werden. Einfach niemand verdient diesen Schmerz, oder so eine Demütigung verdient.

    Für mich geht es hier nämlich um noch mehr als um eine Vergewaltigung. Was sich bis zuletzt meinem Verständnis entzogen hat, war, dass es keiner auch nur annähernd schlimm fand, dass die anwesenden Männer in dieser Nacht alles auch noch fotografisch festgehalten und zusätzlich noch online publiziert haben. Ständig wurde von anständigen Männern gesprochen, die doch niemals so etwas machen würden. Wie anstädnig ist es denn bitte, jemanden derart entblößt aller Welt zu zeigen? Selbst, wenn Emma mit dem Sex einverstanden gewesen wäre, heißt das doch noch lange nicht, dass sie auch wollte, dass alle Welt jeden Millimeter ihres Körpers sehen kann und was sie in der Nacht damit angestellt haben. ?( Wie können anständige Männer sich selbst und eine Frau in solchen Posen der Welt zeigen und zulassen, dass diese Frau danach derart beschimpft und ausgelacht wird? Wieso war das im Buch nicht eine Sekunde lang Thema? ?(?(


    Insegsamt ist es bestimmt wahnsinnig schwer, in solchen Fällen zu urteilen. Wem soll man glauben? Hier gab es immerhin Beweise. Aber nicht alle Vergewaltigungen werden auf Fotos festegehalten und nicht alle Betroffenen zeigen körperliche Anzeichen, die zweifelsfrei beweisen können, was passiert ist. Und wie viele Leute können sich nach durchzechten Nächsten an nichts mehr erinnern. Sowohl Mann als auch Frau.

    Einfach nur ein schwieriges Thema, deshalb sollte es aber auch so wichtig sein, darüber zu reden und den Opfern mehr Unterstützung zu bieten. Ich habe vor Jahren mal mitbekommen, dass solche Opfer teilweise während der körperlichen Untersuchung echt unmöglich behandelt werden. Für mich absolut nicht tragbar. Und wenn man mal sieht, mit welchen Strafen die Leute dann zu rechnen haben, wenn sie denn mal vor Gericht landen und für schuldig erklärt werden, macht das nun mal auch nicht viel Mut. In dieser Hinsicht muss sich einfach immer noch so viel mehr ändern... :-?


    Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:.

  • Was für ein Buch. :applause: Zunächst möchte ich aber was zu dem Cover sagen. Ich finde es so schade, dass dieses Bild die ganze Ernsthaftigkeit des Themas nicht widerspiegelt. Es vermittelt einen unbeschwerten und friedlichen Eindruck, und der Roman ist alles andere als das. Die Themen, die die irische mehrfach preisgekrönte Autorin O´Neill Louise aufwirft, sind alles andere als harmlos und unterhaltend. Es ist ein Roman, der zum Nachdenken anregt und unbequeme Fragen stellt. Besonders interessant fand ich, dass die Autorin keine Hauptprotagonistin gewählt hat, die jedem sympathisch ist. Es ist um einiges schwieriger mit einem Mädchen, das nicht einmal Sympathieträger ist, mitzufühlen. Der Roman ist beunruhigend, aufwühlend, wütend machend und letztendlich sehr traurig und bewegend. :cry: Ich finde die Geschichte schockierend, schonungslos und schmerzhaft ehrlich. Ein Buch, das ich eigentlich jedem empfehlen würde. Großartig. :thumleft:

    Ich bin bei :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: oder :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sternen

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Lese gerade:

    Adrian, Lara - Hüterin der Ewigkeit

  • Emma O'Donovan hat alles, was sich ein junges Mädchen erträumt: sie ist hübsch, beliebt und ständig von den begehrten Jungen der Schule umgeben. Jeder beneidet sie. Doch dann passiert etwas, was sie zur Außenseiterin macht und plötzlich sind gerade die Dinge, die sie so beliebt machten, schuld daran.


    Meine Meinung

    Auf den ersten Blick scheint Emmas Leben und das ihrer Freundinnen perfekt. Aber der zweite Blick zeigt, dass hinter der schönen Fassade die weniger schönen Dinge lauern. In Emmas Fall ist es ein Mutter, der der schöne Schein wichtiger ist als alles andere. Solange Emma so funktioniert, wie sie das von ihrer Tochter erwartet, ist alles gut. Aber sie kann nicht damit umgehen, wenn Emmas Verhalten von ihren hochgesteckten Normen ausweicht.


    Alles beginnt bei einer Party, die aus den Fugen gerät. Emma trinkt zu viel und nicht nur das. Plötzlich ist sie mit einem Jungen in einem dunklen Zimmer und die Dinge geraten außer Kontrolle. Erst am nächsten Mittag wacht Emma auf der Schwelle ihres Elternhauses mit einem fürchterlichen Sonnenbrand auf, der vermuten lässt, dass sie schon lange draußen gelegen hat. Was genau passiert ist, weiß Emma nicht. Sie kann sich nur an Bruchstücke erinnern. Erst später macht ein Video die Runde, das aus dem Mädchen Emma ein Objekt macht mit dem man machen kann, was man will. Ab diesem Moment geraten die Dinge außer Kontrolle.


    Genau das ist das Schlimme an Emmas Geschichte. Solange das Video nicht da ist, können sie und ihre Familie so tun, als ob nichts geschehen wäre. Die Mutter will keinen Skandal. Warum ihre Tochter stundenlang in der Sonne gelegen hat, ist ihr egal. Nicht aber, dass es Gerede gibt und so erfindet sie eine Geschichte. Dann kommt das Video und das kann sie nicht vertuschen.


    Schnell wird aus dem beliebten Mädchen die Schlampe, von der man immer schon wusste, dass sie so etwas macht. Ihre Freundinnen wenden sich von ihr ab, weil Emma auch mit ihren Freunden herum gemacht hat. Dass Emma offensichtlich nicht mehr in der Lage war, sich zu wehren- egal. Warum war sie dann eine Woche später noch auf einer anderen Party und hat so getan, als ob nichts passiert war? Vertuschen kann man nichts mehr. Mit der Veröffentlichung des Videos kommt die Polizei ins Spiel. Die jungen Männer werden angezeigt. Jetzt steht Aussage gegen Aussage.


    Ein Jahr später soll es zu einem Prozess kommen. Von dem Mädchen, das alle beneidet haben, ist nichts mehr übrig geblieben als der Skandal. Sie ist die Schlampe, die das Leben von sechs vielversprechenden Rugbytalenten verdorben hat. Denn die war selbst schuld, mit ihrem Verhalten und ihrem Auftreten.


    Asking for it zeigt, wie leicht man dieses Urteil fällen kann. Gerade im ersten Teil wird eine eher unsympathische Emma gezeigt. Sie ist oberflächlich und nicht immer ehrlich. Aber es wird auch erklärt, warum sie sich so verhält. Warum sie auf diese Party und auch auf die nächste Party geht. Und warum sie letztendlich eine Entscheidung trifft, die nur wenige verstehen können. Es ist kein leichtes Buch, aber es ist sehr ehrlich geschrieben. Deshalb kann ich es nur jedem ans Herz legen, der den Gedanken "selbst schuld" schon einmal hatte.