Ich habe das Buch auch vorhin beendet und werde in diesem Beitrag wahrscheinlich auch etwas spoilern, weil ich anders gar nicht ausdrücken kann, was mir durch den Kopf geht. Das ist mir bisher bei keinem anderen Buch so schwer gefallen. Also lieber nicht weiter lesen, wenn das Buch noch nicht gelesen wurde.
Im ersten Drittel, als man Emma und ihr Umfeld kennenlernt, war ich mehrmals kurz davor, das Buch abzubrechen. Emma ist eine Figur, die bei mir nicht mal einen Hauch von Sympathie geweckt hat und in die ich mich, obwohl ich es wirklich sehr versucht habe, überhaupt nicht einfühlen konnte. Einerseits ist es genau diese Antipathie, die im weiteren Verlauf der Geschichte so bedeutsam wird und das Buch zu etwas besonderem macht.
Mir erging es am Anfang sehr ähnlich. Dennoch finde ich eben auch, dass genau diese fehlende Sympathie für Emma die Geschichte noch mal glaubwürdiger gemacht hat. Denn so wurde noch mal viel deutlicher, dass einfach niemand es verdient, so behandelt zu werden. Einfach niemand verdient diesen Schmerz, oder so eine Demütigung verdient.
Für mich geht es hier nämlich um noch mehr als um eine Vergewaltigung. Was sich bis zuletzt meinem Verständnis entzogen hat, war, dass es keiner auch nur annähernd schlimm fand, dass die anwesenden Männer in dieser Nacht alles auch noch fotografisch festgehalten und zusätzlich noch online publiziert haben. Ständig wurde von anständigen Männern gesprochen, die doch niemals so etwas machen würden. Wie anstädnig ist es denn bitte, jemanden derart entblößt aller Welt zu zeigen? Selbst, wenn Emma mit dem Sex einverstanden gewesen wäre, heißt das doch noch lange nicht, dass sie auch wollte, dass alle Welt jeden Millimeter ihres Körpers sehen kann und was sie in der Nacht damit angestellt haben. Wie können anständige Männer sich selbst und eine Frau in solchen Posen der Welt zeigen und zulassen, dass diese Frau danach derart beschimpft und ausgelacht wird? Wieso war das im Buch nicht eine Sekunde lang Thema?
Insegsamt ist es bestimmt wahnsinnig schwer, in solchen Fällen zu urteilen. Wem soll man glauben? Hier gab es immerhin Beweise. Aber nicht alle Vergewaltigungen werden auf Fotos festegehalten und nicht alle Betroffenen zeigen körperliche Anzeichen, die zweifelsfrei beweisen können, was passiert ist. Und wie viele Leute können sich nach durchzechten Nächsten an nichts mehr erinnern. Sowohl Mann als auch Frau.
Einfach nur ein schwieriges Thema, deshalb sollte es aber auch so wichtig sein, darüber zu reden und den Opfern mehr Unterstützung zu bieten. Ich habe vor Jahren mal mitbekommen, dass solche Opfer teilweise während der körperlichen Untersuchung echt unmöglich behandelt werden. Für mich absolut nicht tragbar. Und wenn man mal sieht, mit welchen Strafen die Leute dann zu rechnen haben, wenn sie denn mal vor Gericht landen und für schuldig erklärt werden, macht das nun mal auch nicht viel Mut. In dieser Hinsicht muss sich einfach immer noch so viel mehr ändern...
Ich vergebe .