Klappentext:
Als Suzanne in Serges Haus in Montmartre kommt, um das Klavier seines Sohnes zu stimmen, bemerkt er sie zunächst gar nicht. Hat er nicht alles, wovon er geträumt hat: Erfolg in seinem Beruf als Immobilienmakler, eine attraktive, viel jüngere Frau, zwei reizende Kinder? Dennoch beginnt er Suzanne zu folgen, sobald er sie zufällig wiedersieht, wartet Stunden im Regen vor ihrem Haus. Was verbindet ihn mit dieser Frau, die weder jung noch schön ist, ein ganz anderes Leben führt – und warum öffnet sie ihm ohne zu zögern die Tür? Bald treffen sich die beiden Liebenden an unmöglichen Orten, in leerstehenden Wohnungen; bald beginnen sie sich Dinge zu erzählen, von denen kein anderer weiß – bis Serge ein lange gehütetes Kindheitsgeheimnis aufdeckt, das sein Leben änderte. Um eine amour fou und versteckte, verleugnete Wahrheiten geht es in Véronique Olmis neuem Roman, um Musik und die Schlüsselpunkte, an denen ein Leben urplötzlich aus dem Takt gerät und der nächste Schritt, der richtige Ton über alles entscheidet. (von der Verlagsseite kopiert)
Zur Autorin:
Véronique Olmi wurde 1962 in Nizza geboren und lebt heute mit ihren zwei Kindern in Paris. In Frankreich wurde sie, als eine der bekanntesten Dramatikerinnen des Landes, für ihre Arbeit mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Seit 1990 hat die ausgebildete Schauspielerin zwölf Theaterstücke verfasst, am Anfang stand sie bei deren Aufführung auch selbst auf der Bühne und/oder führte Regie. Ihre Theaterstücke wurden in viele Sprachen übersetzt, einige Stücke liegen auch in deutscher Übersetzung vor (bei Suhrkamp) und werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufgeführt. Ihre Romane stehen seit Jahren auf den Bestsellerlisten. In Deutschland erschien von ihr zuletzt "In diesem Sommer". (von der Verlagsseite kopiert)
Allgemeine Informationen:
Originaltitel: Nous étions faits pour etre heureux
Erstmals erschienen 2012 bei Éditions Albin Michel, Paris
Aus dem Französischen übersetzt von Claudia Steinitz
Der größte Teil des Buches wird aus der personalen Perspektive von Serge und Suzanne erzählt, dazwischen Ich-Erzählung von einem der beiden.
220 Seiten
Inhalt:
Keiner von beiden weiß, was ihn am anderen anzieht, denn sowohl Suzanne als auch Serge leben in glücklichen Beziehungen mit anderen Partnern. Dennoch treffen sie sich über Monate hinweg in leer stehenden Wohnungen. Ihre Gedanken drehen sich ständig umeinander. Dass sie nicht miteinander glücklich werden, wissen sie von Anfang an, aber bevor sie endgültig auseinandergehen, erzählt Serge seiner Geliebten die unglückliche Geschichte seiner Kindheit, die er bis heute sogar vor seiner Frau verschwiegen hat.
Eigene Meinung / Bewertung:
Wie in ihren früheren Büchern versieht Olmi auch die Protagonisten dieses Romans wieder mit ihrem Lieblingsproblem: Sie halten ihr Leben für nicht gelungen. Sie hadern, sie suchen nach einer Lösung, nach Ruhe, nach einem anderen Leben. So geht es Serge, Suzanne eher weniger. Zunächst flüchten sie in eine sexuelle Beziehung, die Liebe steht an zweiter Stelle. Außer den wenigen Stunden, die sie in kahlen leeren Wohnungen verbringen, verleben sie keine gemeinsame Zeit miteinander, nur ihre Gedanken sind voneinander erfüllt. Ein Großteil der Handlung spielt sich in den Köpfen ab, vor allem Serge wirkt wie ein von der Midlife-Krise geplagter Mann, der er mit seinen 60 Jahren eigentlich entwachsen sein müsste.
Von Suzanne erfährt man, dass sie Klavierstimmerin wurde, weil ihr Können zur Pianistin nicht reichte, doch Serge hat alles erreicht. Was will er von der nicht besonders schönen, nicht mehr jungen Suzanne, wo er zuhause mit der schönen, 30 Jahre jüngeren Lucie verheiratet ist und mit ihr zwei kleine Kinder hat? Auch in seiner Beziehung zu den Kindern erscheint eines merkwürdig: Während er seine Tochter von Herzen liebt und ihr als Vater zärtlich zugeneigt ist, verhält er sich dem älteren Sohn gegenüber distanziert und gleichgültig.
Erst im letzten Drittel lösen sich die Fragen, als Serge Suzanne die schmerzliche Geschichte seiner Kindheit erzählt. Zu Suzanne hat er Vertrauen im Gegensatz zu Lucie, die nichts von der Vergangenheit ihres Mannes weiß. Die Erklärung wegen der Ungleichbehandlung der Kinder wird dadurch mitgeliefert. Dieser Teil, Serges Geschichte, wird zum Herzstück und dem stärksten Teil des Buches. Hier sind die Schwierigkeiten konkret, werden greifbar, erlebbar und verständlich.
Die Frage bleibt zurück: Wie hätte das Glück denn sein können? Der Leser muss seine eigene Antwort finden; sie wird ihm weder von Serge, noch von Suzanne und erst recht nicht von der Autorin gegeben.
Fazit:
Ein typischer Olmi-Roman in der Tradition von „Nummer sechs“ oder „Eine so schöne Zukunft“, jedoch nicht so düster und depressiv wie „Meeresrand“.