Oliver Pötzsch - Der Hexer und die Henkerstochter

  • Gebundene Ausgabe: 624 Seiten
    Verlag: Ullstein Taschenbuch (16. April 2012)
    Sprache: Deutsch


    Klappentext

    Zitat

    Wer ist der geheimnisvolle Mörder, der im Kloster Andechs sein Unwesen treibt?
    Mit leblosen Augen blickte der Mann auf das Häuflein Pilger, das sich im Gewitter durch den Regen kämpfte - ihr Glaube war so stark, dass man ihn förmlich spüren konnte. Hier oben im Turm fühlte er ihn am stärksten, wie einen Blitzstrahl, wie einen Finger des Himmels, der ihn mit göttlicher Kraft versah. Lange hatte er darüber nach gegrübelt, wie er seinen Traum erfüllen konnte. Nun stand er kurz vor dem Ziel...
    Medicus Simon Fronwieser und seine Frau Magdalena, die Henkerstochter, pilgern im Winter 1666 zum Kloster Andechs. Als ein Mord geschieht und kurz darauf der mysteriöse Frater Virgilius verschwindet, ahnen sie Böses. Gemeinsam mit Jakob Kuisl, dem Henker, mach sie sich auf die Suche nach einem wahnsinnigen Mörder...

    Quelle: Buchrücken


    Der letzte Wegabschnitt zum Kloster Andechs stellt die Schongauer Pilger vor eine Herausforderung. Ein starkes Gewitter ist aufgezogen und mehr als einmal schlägt der Blitz in unmittelbarer Nähe ein. Die Menschen suchen Schutz, auch Magdalena, die Henkerstochter und ihr Mann, der Schongauer Bader Simon Fronwieser, doch dann sind sie plötzlich von hungernden Wölfen umringt. In letzter Sekunde werden sie von einem Mönch namens Johannes gerettet. Eigentlich wollten Simon und Magdalena nur nach Andechs pilgern um Gott für die letzten glücklichen Jahre und die Genesung ihrer beiden Söhne zu danken, doch kurz nach ihrer Ankunft werden einige Ordensbrüder tot aufgefunden. Man bezichtigt den Apotheker Frater Johannes des Mordes. Als Magdalena herausfindet, dass der Verurteilte ein alter Freund ihres Vaters ist, steht fest, dass nur noch Jakob Kuisl seinen besten Freund vor dem Galgen retten kann. Die Suche nach dem wahren Mörder gestaltet sich schwierig. Simon muss sich um die vielen plötzlich erkrankten Pilger kümmern, Magdalena sich um ihre Söhne, die ihr Vater aus Schongau mitgebracht hat und Jakob Kuisl macht sowieso was er will. Außerdem scheint es jemand auf die drei Schongauer abgesehen zu haben und das Gerücht geht um ein Golem treibe in den unterirdischen Gängen des Klosters sein Unwesen. Das nahende Fest zu Ehren der Heiligen Drei Hostien scheint gefährdet zu sein. Simon, Magdalena und der Henker sind fester denn je entschlossen die vielen Rätsel zu lösen und den wahren Mörder zu überführen, dabei geraten sie mehr als einmal in Lebensgefahr...


    Zunächst sollte Oliver Pötzschs vierter Roman um die Schongauer Henkerstochter ja als Taschenbuch erscheinen. Umso überraschter war ich als es plötzlich einige Wochen vor dem Erscheinungstermin als gebundene Ausgabe vorbestellbar war. Da es preislich in einem angemessenen Rahmen liegt und ich meine Neugier endlich stillen wollte, habe ich es mir gekauft, obwohl es schade ist, dass es so nicht zu den Vorgängerbänden passt. Außerdem sind meiner Meinung nach die Buchdeckel für ein Hardcover viel zu dünn und biegsam und die Covergestaltung wirkt nicht stimmig, sondern wahllos zusammengewürfelt (die kniende Frau kenne ich bereits von einem anderen Buchcover). Der in Leinen gebundene Buchrücken ist ganz nett. Der zweifarbige Druck des Buches gefällt mir allerdings sehr gut. Jedes Kapitel beginnt mit einem kunstvollen Letter in Rot und die Seitenzahlen sind von roten Ornamenten umrahmt. Zu Beginn der Geschichte finden sich noch eine Übersichtskarte des Kloster Andechs, eine Karte der Umgebung des Ammersees, sowie eine Liste der "Dramatis Personae".


    Im Prolog wird der Leser Zeuge des Mordes an Johannes' Gehilfen Coelestin. Warum der junge Novize sterben musste bleibt vorerst ein Rätsel. Seit ihrer Heirat sind einige Jahre vergangen und Magdalena und Simon sind mittlerweile Elter zweier Söhne, dem zweijährigen Paul und dem dreijährigen Peter. Nach den ersten Szenen ist bereits klar, dass die beiden nichts als Flausen im Kopf haben, aber die Enkel sind Jakob Kuisls ganzer Stolz. Auf dem Weg nach Andechs trifft der Henker im Wald auf eine alte Frau, die ihm ein schlimmes Unglück prophezeit, doch bevor dieses Geheimnis gelüftet wird, spannt Oliver Pötzsch seine Leser auf die Folter.


    Wieder hat sich der deutsche Autor einen interessanten Schauplatz für seinen vierten Band ausgesucht, ebenso was die Hintergründe der Morde und mysteriösen Vorfälle betrifft. Man erfährt viel Geschichtliches über das Kloster Andechs, sowie die dort verwahrten Reliquien. Der "Andechser Klosteralmanach" im Anhang fasst zusätzlich noch einmal die wichtigsten historischen Aspekte zusammen. Das Hintergrundthema beschäftigt sich unter anderem mit der Erforschung von Blitzen. Auch dies fand ich sehr interessant. Frater Johannes sucht nach einer Möglichkeit Blitze abzuleiten um so das Kloster vor weiteren verheerenden Bränden zu schützen, doch es gibt jemanden, der Johannes' Wissen für eigene Zwecke nutzen möchte und sogar vor Mord nicht zurückschreckt. Frater Virgilius widmet sich ebenfalls einer zur damaligen Zeit nicht alltäglichen Wissenschaft, nämlich dem Bau von Automaten. Dies hat mich sehr überrascht, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass die Mechanik zu dieser Zeit schon so fortgeschritten war. Oliver Pötzsch ahnte scheinbar, dass manche Leser dies nicht ganz glaubwürdig finden würden und belegt die Tatsache, dass man sich bereits relativ früh in der Menschheitsgeschichte mit Automaten beschäftigt hat, mit einem konkreten Beispiel. Bei genauerer Überlegung ist es auch gar nicht so abwegig, schließlich gab es schon Uhren und Musikautomaten, warum sollte man also auch nicht eine Art Roboter konstruieren können. Typisch allerdings war, dass das einfache Volk alles, was es nicht verstand oder erklären konnte, als Hexenwerk bezeichnete. Diesen Konflikt zwischen den glaubensorientierten Bürgern und der Wissenschaft stellt Oliver Pötzsch gut dar.


    Leider hat man spätestens nach der Hälfte des Romans eine Ahnung, wer der Täter ist. Es gibt zwar noch einige Überraschungen, trotzdem hat es mir etwas an Spannung gefehlt. Hinzu kommen zwei Szenen, die absolut keine Glaubwürdigkeit besitzen, so kann ein Mensch, der einen Sturz vom Kirchturm "nur" mit völlig verdrehten Gliedmaßen überlebte, plötzlich eine Botschaft auf ein Stück Papier schreiben. Außerdem züngeln niemanden Flammen aus den Ohren oder man mutiert zu einer menschlichen Fackel, wenn man vom Blitz getroffen wird. Diese Übertreibungen sind schon ziemlich krass.


    Davon abgesehen ist "Der Hexer und die Henkerstochter" aber ein würdiger Nachfolger der Vorgängerromane. Ich mag Oliver Pötzschs lockeren Schreibstil, sowie seine facettenreichen Charaktere von denen der ein oder andere für Auflockerung sorgt. Leider endet das Buch sehr traurig, denn die Prophezeiung der Alten aus dem Wald bewahrheitet sich.


    Für mich ist es bis jetzt der schwächste Band der Reihe, da sich die Spannung teilweise in Grenzen hält, doch alles in allem ist "Der Hexer und die Henkerstochter" sowieso ein Muss für alle Fans, aber auch für alle anderen, die gerne historische Unterhaltungsliteratur mit wissenswerten Hintergrund lesen, empfehlenswert!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Erst einmal vielen Dank für die tolle Rezi.
    Das Buch steht schon seit dem Erscheinungstermin ganz oben auf meiner haben-will-Liste, aber ich kann bei meinem gigantisch hohen Sub momentan einfach keinen Neukauf vor mir selber rechtfertigen. Aus Einem werden dann nämlich ratzfatz fünf, ich kenn' mich doch... :pale:



    Leider endet das Buch sehr traurig, denn die Prophezeiung der Alten aus dem Wald bewahrheitet sich.


    Jetzt sag' nicht dass der Jakob stirbt oder sowas. Das geht ja grad mal so absolut gar nicht. :cry:
    Spoiler mal bitte das Ende, dann kann ich mir ja überlegen ob ich die Antwort darauf wirklich wissen will. :-#

    Ich :study: gerade: Mitch McDeere 02 ~ Die Entführung von John Grisham

  • Das SuB-Problem kenn ich, eigentlich hab ich mir auch ein Bücherkaufverbot auferlegt, aber beim neuen Buch von Oliver Pötzsch konnte ich einfach nicht warten - die Neugier war viiiiiel zu groß :wink:


    Also gut, dann zum Schluss:

  • Der Hexer und die Henkerstochter - Oliver Pötzsch


    Kurzbeschreibung Amazon:
    1666: Der Schongauer Medicus Simon und seine Frau Magdalena, die Tochter des Henkers, brechen zu einer Wallfahrt ins Kloster Andechs auf. Dort lernt Simon den mysteriösen Frater Virgilius kennen, der Uhrmacher und Erfinder ist. Simon ist fasziniert von den unheimlichen Automaten, die Virgilius erschaffen hat. Als der Frater verschwindet und sein Labor zerstört wird, ahnt Simon Böses und ruft Jakob Kuisl, den Schongauer Henker herbei. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche – nach einem wahnsinnigen Mörder … Die Henkerstochter ermittelt zum 4. Mal.


    Ich bin mit dem vierten Teil zum ersten Mal in die Henkersgeschichte richtig eingestiegen. Und ich muss sagen daß mich das Buch total fasziniert hat. Das Mittelalter wird so bildlich beschrieben, daß man das Gefühl hat man ist selbst mitten im Geschehen.
    Die Figuren des Buches sind sehr gut dargestellt und man wird sofort mit den Hauptprotagonisten wie z.B. dem Henker, seiner Tochter und dem Schwiegersohn Simon warm.


    Natürlich sind auch Szenen im Buch - vor allem die beschriebenen Folterszenen - die mich als nicht so hart gesottene Leserin ein wenig abgestoßen haben. Aber der Fall an sich und die darauf aufgebaute Spannung hat der Autor Oliver Pötzsch zu einem extrem spannenden Buch verarbeitet.
    Gegen Ende konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen da ich die Spannung bis zur Auflösung fast nicht mehr ertragen konnte.
    Jedem der sich für historische Kriminalgeschichten interessiert kann ich das Buch nur wärmstens ans Herz legen.


    Die anderen Teile der Buch-Serie werde ich auf jeden Fall noch lesen.
    Ich vergebe dem Buch 5 Sterne!!! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Die anderen Teile der Buch-Serie werde ich auf jeden Fall noch lesen.

    Offensichtlich hast du die anderen Bände ja auch noch nicht gelesen. Das wäre jetzt noch meine Frage an die anderen: sollte man die Bücher in der richtigen Reihenfolge lesen?

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Das Mittelalter wird so bildlich beschrieben, daß man das Gefühl hat man ist selbst mitten im Geschehen.


    1666 ist nun auch bei liberalster Auslegung nicht das Mittelalter, es ist nicht mal mehr die Renaissance, sondern 100%ig Barock. :wink:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Das wäre jetzt noch meine Frage an die anderen: sollte man die Bücher in der richtigen Reihenfolge lesen?


    Meiner Ansicht nach ist es nicht zwingend notwendig, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, würde es aber anraten, um so die Verhältnisse innerhalb der Familie Kuisl und zu den anderen Schongauer Bürgern nachvollziehen zu können. Außerdem lernt man so die Charaktere viel besser kennen, die sich im Laufe der Bücher weiterentwickeln bzw. wenn man plötzlich wieder eine ganz andere Seite der jeweiligen Person kennenlernt. Manchmal nimmt der Autor auch Bezug auf Geschehnisse in vorangegangenen Büchern. Kennt man die Vorgängerbände nicht, kann es also sein, dass manche Zusammenhänge nicht ganz verstanden werden, doch dies hat (fast) keinen Einfluss die eigentliche Geschichte.

  • Ich kann mich im gross und ganzen der Beschreibung von Teufelsweib nur anschließen :thumleft: :thumleft:
    Wer die anderen gelesen hat wird auch an diesem Buch seine Freude haben, und wenn noch nicht wird vieleicht der eine oder andere neue Fan geboren.
    Und dennoch ist es auch für mich sein schwächstes Band.
    Wobei ich schon beim Vorgänger ( Die Henkerstochter und der König der Bettler) einige Schwachstellen empfunden habe.
    Da ich Jakob aber voll cool finde werde ich auch weitere Bücher lesen
    :wink:
    Über die Aufmachung war ich teils überrascht und auch enttäuscht,
    weil es nun optisch eben nicht zu den anderen passt.
    Im übrigen ist mir auch aufgefallen das es ganz anderes, hochwertigeres Papier ist?!
    Einmal zu schnell umgeblättert ist schon ein Riss drin
    :pale:
    Auch ich wusste recht früh wer der Bösewicht ist!
    Über das Ende war ich wirklich sehr traurig
    und musste das eine oder andere Tränchen weg blinzeln
    :cry:
    Vielen dank nochmal für die tolle und treffende Rezi...100 Punkte dafür :cheers: :applause: :cheers: :applause:

    Ein Freund ist ein Mensch, der mich so nimmt wie ich bin -
    und nicht so,
    wie er am wenigsten Schwierigkeit mit mir hat!!

    Einmal editiert, zuletzt von Heinile ()

  • Vielen Dank für die Rezis. Da ich die ersten drei Bände sehr gut fand, bin ich auf den vierten Teil schon sehr gespannt. Wird eines meiner nächsten Bücher sein....;)

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Simon und Magdalena sowie noch einige Schongauer Bürger brechen zur Walfahrt ins Andechser Kloster auf. Simon ist neugierig und aufgeschlossen. Dementsprechend lernt er auch der Frater Virgilius kennen. Er ist Uhrmacher im Kloster. Und erfindet nebenbei noch Automaten.
    Und es begeben sich merkwürdige Dinge in dem Kloster. Es verschwinden Frater. Und es erkranken die Pilger. Was geschehen hier für merkwürdige Dinge? Und dann auch noch ein Mord. Der Mörder ist bald gefasst, doch Simon und Magdalena hegen daran ihre Zweifel. Nicht nur, weil der angebliche Mörder es beschreitet, nein, er ist auch noch ein alter Freund vom Schongauer Henker, Magdalenas Vater. Sie lässt ihren Vater durch einen Boten verständigen. Und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Nimmt es ein gutes Ende? Für den angeblichen Mörder schon, aber ….


    Ich war wie immer sehr begeistert von dem Buch. Vor allem, weil ich während meiner Lesezeit dieses Buches eine Sendung auf N3 über das Andechser Kloster gesehen habe. Viele Dinge, die ich sonst nur meiner Phantasie hätte überlassen müssen, konnte ich mir nun sehr gut vorstellen.
    Oliver Pötzsch konnte mit Schreibstil und Darstellung der Figuren mich wieder überzeugen. Es hat sehr viel Spaß gemacht, das Buch zu lesen.
    Es ist nicht nur historisch, sondern hat auch noch sehr großen kriminalistischen Bereich, mit einem Schuss Humor. Das ist die perfekte Mischung.



    Fazit: Ich vergebe sehr gern fünf von fünf Sternen für die gelungene Unterhaltung. Schade, dass mich kein Buch mehr von der Henkerstochter erwartet.

  • Endlich habe ich es geschafft, den 4. Teil der schönen Serie zu kaufen und zu lesen. Ab der ersten Seite war ich wieder mittendrin, in der Geschichte der Henkerstochter und ihrer Familie und das Lesen hat wieder richtig richtig Spaß gemacht. Der Autor versteht es einfach, die Figuren lebendig werden zu lassen und vergisst auch nicht, den richtigen Schuss Humor mit rein zu bringen.
    So gerne ich das Buch gelesen habe, so muss ich mich doch einigen Vorrezensionen anschließen: dies ist der bisher schwächste Band der Reihe. Sehr schnell waren wichtige Dinge ersichtlich und Täter enttarnt. Auch, wenn es ein bisschen Tränen am Schluss gibt - gerade, dass nicht alles Friede - Freude - Eierkuchen ist und die Familie sichtlich nicht allen Schicksalsschlägen entgeht gefällt mir persönlich. Ich freue mich schon auf den 5. Band .... da ich ja doch recht lange gebraucht habe, mir Nr. 4 zu zu legen, muss ich zum Glück nicht lange warten! Im Herbst soll es ja soweit sein...

  • Okay, nachdem dieses Buch nun seit 2012 auf meinem SuB herumdümpelte, aber ich es gerade eben endlich ausgelesen.
    Und bin doch ein wenig ettäuscht. :-?


    Der Anfang war toll. :thumleft:
    Es war ein superschönes Gefühl, endlich wieder in Schongau zu sein und die "guten, alten Freunde" wiederzutreffen. Ich habe mich über die bärbeißige Art der Kuisls richtig schön amüsiert, war immer wieder froh dass meine Kinder aus dem Nervalter der Fronwieser-Buben raus sind und konnte mich von der Handlung auch prima mitreißen lassen.


    Aber dann...
    ... entwickelte sich die Geschichte nach und nach zu einer Art Frankenstein-Verschnitt, mit dem ich irgendwie nicht so wirklich zurecht kam.
    Diese Entwicklung fand ich völlig überzeichnet und abstrus. :-?
    Und das Ende, als...


    ... war mir einfach zu kurz. Dieses Ereignis hätte mehr sein müssen, als nur eine kleine Randnotiz ganz am Schluss. Das war mir irgenwie zu ... unausgegoren und zu oberflächlich. :cry:
    Hoffentlich wird darauf im nächsten Buch noch mehr eingegangen, denn wenn das alles war, bin ich wirklich enttäuscht. :cry:


    Alles in allem fand ich dieses Buch jetzt nicht schlecht, aber meiner Meinung nach war es der bisher schwächste Teil der Reihe.

  • Bisher habe ich alle Bände der Henkerstochter gelesen. Nur dieser war mir irgendwie durchgerutscht.
    Ich stimme zu, dass dies der schwächste Band der Reihe ist.
    Man ahnt frühzeitig wer der Täter ist. Die Story ist ein bissel arg weit her geholt. Einfach zu realitätsfern, was bei den anderen Teilen nicht so ist.


    Auch diese Geschichte lebt besonders durch Jakob, den Henker. Die Personen bleiben sich treu in ihren Charakteren, was ich als angenehm empfinde. Es entstehen nicht plötzlich lauter Superhelden in der Kuislfamilie, obwohl sie alle schon was drauf haben. Jeder auf seine Art.


    Die Gegenspieler dagegen, konnte ich nicht als so glaubwürdig akzeptieren. Der Weg zur Lösung des Falles ja, nur leider nicht die Handlung an sich.
    Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    Es ist ein ewiger Zwiespalt: arbeitet man am Abbau des SuB oder am Abbau der WL?




  • Fast hätte ich das Buch nicht gekauft, weil mich der Titel nicht angesprochen hat. Allerdings fand ich die Rezension hier sehr gut. Darum habe ich mir das Buch gekauft. Ich war begeistert. Es ist wirklich ein sehr spannender Roman, bereits der Prolog fesselte mich. Außerdem hat der Autor das richtige Maß an historischen Fakten gefunden und baut diese gekonnt in die Geschichte ein. Aus Sicht des Henkers Jakob Kuisl und seiner Familie alles mitzuerleben war sehr interessant und stimmt einen zugleich nachdenklich.

  • Auch dieser vierte Band hat mich wieder gut unterhalten. Es ist einfach schön, mit den Kuisls durch die schöne Schongauer Gegend zu wandern. In Andechs war ich schon, aber nach diesem Buch habe ich richtig Lust bekommen, mal wieder da hin zu fahren.

    Wie einige andere hier hatte auch ich den Gedanken, dass Frankenstein ein wenig grüßen lässt in dieser Geschichte. Aber warum nicht mal eine Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn? Ich fand es faszinierend wie sich der Aberglaube immer wieder gegen Logik und gesunden Menschenverstand stemmt. Im Übrigen hatte ich bis kurz vor Schluss keine Ahnung, wer hinter dem Ganzen steckt

    Auch dieser 4. Fall hat mich wieder gut unterhalten und ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Zwischen Aberglauben und Fortschritt


    In seinem 4. Band rund um die Henkerstochter Magdalena Kuisl, nunmehrige Frau Fronwieser dreht sich alles um einen unheimlichen Automaten, den der mysteriöse Frater Virgilius erfunden haben soll. Virgilius ist eigentlich Uhrmacher und Erfinder, der in damaligen Zeit (wir schreiben das Jahr 1666) zumindest scheel angesehen wird und manchmal, von den konservativen Kräften sogar als mit dem Teufel im Bunde stehend diffamiert wird. Als der Frater dann spurlos verschwindet, ahnt Magdalenas Ehemann, der Medicus Simon Fronwieser, Böses und gemeinsam mit seinem Schwiegervater Jakob Kuisl beginnt die Suche nach dem Erfinder.


    Meine Meinung:


    Autor Oliver Pötzsch gelingt es wieder vortrefflich, das 17. Jahrhundert mit all seinem Aberglauben, der Macht der katholischen Kirche und dem Absolutismus sowie die ersten Aufklärer farbenprächtig darzustellen.


    Der Schauplatz ist diesmal vorrangig das Kloster Andechs, das ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Um diesen zu erfassen gibt es im Anhang den Andechser Klosteralmanach.


    Gut gelungen ist die Spaltung der Gesellschaft in Aber- und Fortschrittsgläubige. Die Wissenschaft ist nur einem kleinen elitären Kreis zugänglich und auch der schwebt immer
    wieder in der Gefahr, als Hexenmeister diffamiert zu werden. Vor allem dann, wenn die Obrigkeit (egal ob kirchlich oder weltlich) einen Nutzen daraus ziehen kann.


    Wer die Reihe verfolgt, wird wissen, dass Magdalena ziemlich stur sein kann und sich und ihre Lieben dadurch auch in Gefahr bringt. Hier hätte ich mir ein wenig Weiterentwicklung dieser
    Figur gewünscht. Aber das ist jammern auf höchstem Niveau.


    Sehr gut sind wieder die medizinhistorischen Recherchen in den Roman eingeflochten. Einigen Lesern wird vielleicht nicht bekannt sein, dass das schwer erhältliche Chinin auch Jesuitenpulver genannt wurde, weil die Jesuiten in China das Christentum verbreitet haben. Gleichzeitig haben sie Heilwissen aus China mitgebracht.


    Fazit:


    Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)