Matt Ruff - Mirage / The Mirage

  • Klappentext:


    9.11.2001: Christliche Fundamentalisten entführen vier Flugzeuge. Sie fliegen zwei davon in das Tigris udn Euphrat Welthandelszentrum und ein drittes in das Arabische VErteidigungsministerium in Riyadh. Das vierte flugzeug, von dem man annimmt, dass es auf Mekka ausgerichtet gewesen ist, wurde von seinen Passagieren zum Absturz gebracht.
    Die Vereinigten Arabischen Staaten ruifen den Krieg gegen den Terror aus, arabische und persische Einheiten marschieren in Nordamerika ein und etablieren eine grüne Zone in Washington, D.C. ...
    Sommer 2009: Der Arabische Heimatsicherungsagent Mustafa al Baghsasi verhört einen gefangenen Selbstmordbomber. Der Gefangene besteht darauf, dass die Welt, in der sie Leben ein Trugbild ist - in der wirklichen Welt sei Amerika eine Supermacht und die arabischen Staaten eine Ansammlung "rückständiger Dritt-Welt-Länder". Eine Durchsuchung der Wohnung des Bombers fördert eine Kopie der New York Times vom 12.09.2001 zutage, die seine Aussagen zu unterstützen scheint.
    Andere gefangene Terroristen erzählen die gleiche Geschichte. Der Präsident verlangt Antworten, aber Mustafa stellt schnell fest, dass er nicht die einzige interessierte Person ist. Der Gangsterboß Saddam Hussein betreibt seine eigenen ermitllungen. Und der Kopf des Geheimdientkommittees des Senat - ein Kriegsheld namens Osama bin Laden - lässt nichts unversucht um die Wahrheit zu verbergen. Während Mustafa und seine Kollegen tiefer in die beunruhigende Welt von Terrorismus, Politik und Spionage eintauchen, werden sie mit Fragen ohne rationale Antworten konfrontiert und der erschreckendenen Möglichkeit, dass ihre Welt nicht so ist, wie sie zu sein scheint.


    Eigene Beurteilung:


    Matt Ruff schafft es immer wieder ungewöhnliche Denkwege konsequent und überzeugend umzusetzen. In einer Welt, die nur einige geschichtliche Veränderungen neben der uns bekannten existiert erleben wir eine durchaus nachvollziehbare Gesellschaft, in der die industrielle Revolution im Osmanischen Reich ihren Anfang genommen hat und sich von dort aus verschiedenen Gründen weit ausgebreitet hat. Israel liegt nun in Mitteleuropa, mit Berlin als Hauptstadt, und Nordamerika besteht aus vielen Einzelstaaten, die mindestens so sehr im Streit miteinander liegen, wie mit den Truppen der Arabischen Staatengemeinschaft.
    In dem Zusammenhang tauchen in diesem Buch auch auf amerikanischer Seite viele Namen auf, die aus anderen Zusammenhängen bekannt sind und die noch einmal die alte Sicherheitsdienstwahrheit aufleuchten lassen: "Des einen Mannes Terrorist ist des anderen Mannes Freiheitskämpfer". Der Roman und seine Auflösugn werden Ruff Gegner im muslimischen und im christlichen Lager bescheren - und die Chinesen werden sich vielleicht wundern, dass sie so wenig Erwähnung finden -, aber gerade das macht eigentlich seinen Reiz aus. :thumleft:

  • Ist erschienen. :wink:

    Das habe ich gemerkt, denn ich hatte es heute schon in der Hand, habe dann aber die 22€ nicht spontan ausgeben wollen ... vielleicht, wenn ich das Buch beim nächsten Mal in der Hand halte ... aber ich sehe, dass das englische TB nur 12€ kostet ... :-k , da lässt mein Gewissen schon eher mit sich reden, denke ich :wink:

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Autor: Matt Ruff
    Titel: Mirage
    Seiten: 492
    ISBN: 978-3-423-21594-7
    Verlag: dtv


    Autor:
    MattRuff wurde 1965 in Queeens/New York geboren und studierte nach der Schule Englische Literatur und Kreatives Schreiben. Er soll bereits mit fünf Jahren beschlossen haben zu schreiben. Seine Magisterarbeit im Studium war gleichzeitig seine erster Roman. Inzwischen sind von ihm fünf Romane veröffentlicht wurden. 2012 die Parallelgeschichte zu den Terroranschlägen am 11. September. Für seine Romane erhielt Ruff einige Auszeichnungen, wie den Wahington State Book Award for Fiction.


    Inhalt:
    Das Attentat erschütztert die Vereinigten Arabischen Staaten (VAS) bis ins Mark: am 9.11.2001 fliegen zwei Flugzeuge in die Türme des Welthandelszentrums von Bagdad, ein drittes ins arabische Verteidigungsministerium in Riad, ein viertes stürzt in der Wüste ab. Die wirtschaftliche Supermacht sagt dem Terror den Kampf an und besetzt die Ostküste von Amerika - ein unbedeutendes Entwicklungsland und vermutlich die Heimat der Terroristen.


    Acht Jahre später, die Gefahr ist noch immer nicht gebannt, gelingt es Mustafa al-Bagdadi, Bundesagent für Innere Sicherheit, einen mutmaßlichen Selbstmordattentäter zu verhaften. Von ihm erfährt er Unglaubliches: In Wahrheit seien nicht die VAS die Großmacht, sondern Amerika! Den ersten Beweis liefert die "New York Times" vom 12.9.2001, die man in der Wohnung des Terroristen findet: "Angriff auf die USA- Entführte Jets zerstören die Twin Towers und treffen das Pentagon". Je weiter sich Mustafa und sein Team in Terror- und Spionagekreise vorwagen, desto mehr Fragen bleiben ohne verstandesmäßig erfassbare Antwort... (Klappentext)


    Rezension:
    Es ist ein interessantes Szenario, das Weltgeschehen einfach mal umzudrehen und diese Idee weiter zu spinnen. Was wäre wenn? Was wäre, wenn die arabische Welt Supermacht wäre und nicht die USA? Was wäre, wenn christliche Fundamentalisten dort einen Anschlag verübt und tausende Menschen getötet hätten? Und was wäre, wenn sich die arabische Welt in ihrem Feldzug gegen den stattgefundenen Terror verheddert hätte? Was wäre, wenn Sadam Hussein ein zwielichtiger Geschöftsmann mit Verbindungen zur Politik und Osama Bin Laden Senator wäre und arabische Behörden im Streit der Zuständigkeiten um Meinungs- und Ermittlungshoheit kämpfen würden?


    So liest sich der Roman von Matt Ruff in einer Mischung aus gesellschaftlichen Spiegel, Fiction und andersartiger Betrachtugn durchaus spannend, zumindest am Anfang. Dann jedoch, so schnell wie die Geschichte an Fahrt aufnimmt, tatsächlich nimmt der Anschlag selbst nur wenige Seiten ein, verliert das Szenario an Geschwindigkeit. Wie in der realen Welt die Amerikaner, bleibt auch Matt Ruffs Roman buchstäblich im Wüstensand stecken und zeichnet sich vor allem durch Längen aus, die es zu überwinden gilt. Ob das nur ein interessanter Scachzug eben gleich der tatsächlichen Ereignisse ist oder ungewollt, bleibt jedem selbst überlassen. Jedenfalls wird aus einem spannenden Fiction-Roman hier ganz schnell eine mäßig interessante Geschichte und das liegt nicht an den Beschreibungen skuriler Figuren. Sadam Hussein als gerissener Geschöftsmann hat schon was oder Bin Laden als sich einsetzender exentrischer Politiker.


    "Mirage" ist ein Roman mit einer guten Idee, der sich beruhigt lesen lässt ohne die Terroranschläge an sich ins Lächerliche zu ziehen, doch hätte man aus der Geschichte mehr machen können. Immerhin hat Jonathan Safran-Foer mit "Extrem laut und unglaublich nah" gezeigt, wie es sehr viel besser gelingt. So bleibt Ruffs Roman einer, den man gelesen haben kann aber nicht unbedingt muss. Leider.