Paolo Giordano - Die Einsamkeit der Primzahlen / La solitudine dei numeri primi

  • Ist ja unglaublich, was für ein gespaltenes Echo es zu dem Buch gibt!! Find ich ja äußerst spannend!!!


    Ich schließe mich den begeisterten Lesern an. Ich denke, daß das Buch vor allem an Teenager, an Pubertierende gerichtet ist. Diese melancholische Stimmung in dem Buch, die spiegelt zumindest meine zeitweise Stimmung während dieser Lebensphase perfekt wieder. Und gerade dieses offene Ende und daß die beiden Protagonisten jeweils in ihrer Welt einsam bleiben und sich eben nicht finden und es kein Happy End gibt, das macht das Buch so glaubhaft. Wäre es anders, dann wäre es für mich nur eins von vielen Büchern. So ist es aber einzigartig.


    Viele Grüße
    literat

    Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist. Elias Canetti

  • Dann reihe ich mich auch mal ein bei denen, die nicht gerade begeistert waren von diesem Buch... :lol:


    Ich hatte schön öfter von "Die Einsamkeit der Primzahlen" gehört, es mehrmals gesehen und natürlich habe ich auch die überaus positiven Kritiken dazu nicht einfach so ignoriert. Auch der Klappentext klang interessant, und ich erhoffte mir eine schöne, melancholische Lektüre.
    ...vielleicht hatte ich ja einfach zu viel erwartet...?


    Es fällt mir schwer, meine Meinung zu beschreiben, denn ich empfinde sie irgendwie als neutral. Die Atmosphäre ist tatsächlich melancholisch, zugleich aber auch relativ oberflächlich. Alice und Mattia sind nicht einfach nur starre Figuren mit wenig Leben, ihre Beziehung zueinander ist auch noch ziemlich unglaubwürdig. Ich erkenne darin gar nichts von der so oft gepriesenen, dramatischen Liebesbeziehung. Wenn die beiden sich über den Weg laufen, dann starren sie sich fast immer nur stumm an, sie sagen nichts und berühren sich in keinster Weise - fast, als ob sie sich gar nicht kennen würden (was vermutlich auch der Fall ist).
    Man könnte jetzt das Argument bringen, dass die beiden ja "psychisch kaputt" sind und in ihrer Kindheit schlechte Erfahrungen gemacht haben. Das mag sein - aber wo bleiben dann die dazu nötigen Erläuterungen und Beschreibungen des Autors, die dem Leser das Leben von Alice und Mattia näher bringen sollten?
    Zusammenhänge fehlen oft, und das liegt nicht nur an den vielen Zeitsprüngen. Die Verhaltensweisen der Figuren scheinen zuweilen seltsam, ihre Beweggründe bleiben mir schleierhaft. Emotionale Tiefe ist kaum vorhanden.


    Ich weiß nicht, ob ich vielleicht irgendetwas verpasst oder übersehen habe - irgendeinen Grund muss es doch dafür geben, dass die einen absolut begeistert von dieser Lektüre sind und die anderen eher (ziemlich) enttäuscht? ?(
    Auch bei mir hinterließ das Buch eine seltsame Leere und der Gedanke: "Was soll ich dazu jetzt bloß sagen?"
    Der Titel bzw. die Idee allgemein ist wirklich toll, aber an der Umsetzung hat es einfach zu sehr gehapert.
    Deshalb würde ich :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: Sterne vergeben.

    “Don't you remember, she told him then, when you were nothing but shadow and smoke?

    Darling, he'd said in his soft, rich way, I was the night itself.”

    ― V.E. Schwab, The Invisible Life of Addie LaRue


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    “Never pray to the gods that answer after dark.”

    ― V.E. Schwab, The Invisible Life of Addie LaRue

  • Das Buch beginnt mit den Schicksalsschlägen, die Alice und Mattia als kleine Kinder trafen: Alice hatte einen schweren Skiunfall allein auf einer gesperrten Piste und gibt ihrem Vater die Schuld daran, dass sie seitdem humpelt; Mattia ließ seine geistig behinderte Zwillingsschwester auf dem Weg zu einer Geburtstagsparty im Park zurück um sich einmal nicht von ihr blamieren zu lassen und hat sie seitdem nie wieder gesehen. Beide kämpfen sich als Außenseiter durch die Schulzeit und kompensieren ihre Traumata mit selbstzerstörerischem Verhalten.
    Als die beiden sich treffen, erkennen sie sofort eine feine Verbindung, können aber nicht genug aufeinander zu gehen um tatsächlich eine Beziehung aufzubauen. Mattia, der eine Begabung für Zahlen hat, vergleicht ihr Verhältnis mit den titelgebenden "Primzahlzwillingen" (wie 11 und 13 oder 179 und 181) - sie haben eine Besonderheit gemein und sind sich nahe, können sich jedoch nie berühren.


    Wir begleiten Alice und Mattia abwechselnd beim Heranwachsen: Zunächst das Unglück im Kindesalter, dann die Teenager, die sich in der Schule kennen lernen, später bei Mattias Diplomarbeit und Alices Ausbildungs zur Fotografin und ein letztes Mal einige Jahre später, als die beiden sich scheinbar schon auseinander gelebt hatten. Diese Zeit- und Perspektivensprünge machen das Buch nicht sonderlich flüssig und die Selbstzerstörung der beiden ist wirklich deprimierend. Ein bedrückendes Buch.

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    Die Worte waren bereits zu ihr unterwegs, und als sie ankamen, hielt Liesel sie wie Wolken in den Händen und wrang sie aus bis auf den letzten Tropfen.
    (M.Zusak, Die Bücherdiebin)



    „Es kommt auch darauf an, wie wir [die Welt] verstehen, oder nicht? Und wenn wir sie verstehen, fügen wir doch auch etwas hinzu, oder nicht? Und wenn das so ist, ist dann nicht das ganze Leben eine Geschichte?"
    (Y.Martel, Schiffbruch mit Tiger)

  • Nun habe ich das Buch auch gelesen. :)
    Und kann mich im Großen und Ganzen den positiven Kritiken anschließen. Mir hat es gut gefallen.


    Ganz besonders hat mir die Idee des Autors gefallen: die Charaktere mit den Eigenschaften der Primzahlen zu assoziieren. Fand ich wirklich gelungen. Die Thematik hat mich ebenfalls angesprochen.


    Der einzige Kritikpunkt meinerseits wäre folgender: ich habe die Sprache des Autors als zu "klar, trocken und nüchtern" empfunden, obwohl es einerseits zu den Charakteren gut passte und ich kann mir vorstellen, dass dies die Beweggründe des Autors waren den Roman in dieser Form zu schreiben. Dennoch hätte ich es mir gewünscht, wenn die Sprache lebhafter und gefühlsgeladener auf mich gewirkt hätte.


    Etwas mehr emotionaler Beteiligung der Protagonisten, wäre mir lieber gewesen, denn die beiden Hauptcharaktere haben zwar gewisse seelische Probleme, haben aber letztendlich nicht an der Unfähigkeit Gefühle zu empfinden gelitten, also wäre es in meinen Augen durchaus zu erwarten, dass sie dazu in der Lage wären, ihren Umfeld etwas aktiver und lebhafter zu erleben. So blieben die beiden: Alice und Mattia - in meinen Augen etwas blass und der Roman erinnerte mich eher an einen klinischen Bericht über zwei Betroffenen. Ist aber rein subjektives Empfinden.
    Abgesehen von diesem Punkt hat mir die Geschichte gut gefallen und ich würde die an Interessierte weiter empfehlen.
    Von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

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    Adrian, Lara - Hüterin der Ewigkeit

  • Ich habe das Buch nun einige Jahre nach dessen Erscheinen völlig unvoreingenommen von Pressestimmen gelesen - und bin völlig davon fasziniert. Es ist vor allem die wunderbare Sprache, die mich ganz in ihren Bann gezogen hat. Die Stimmung eines Romans, die Kälte, die Einsamkeit, die Sprachlosigkeit, die vielen vergeudeten Gelegenheiten so ausdrücken zu können, ist meiner Meinung nach eine ganz große Begabung. Die vielen feinen Nuancen, die ich aus den Zeilen herausfiltern konnte, haben das Lesen für mich zum Vergnügen gemacht.

    Und einmal mehr sieht man, dass es nicht die großen und lauten Ereignisse sein müssen, die die Tragödien eines Lebens ausmachen. In diesem literarischen Meisterwerk kommt das Unglück auf ganz leisen Sohlen, zerstört und vernichtet dafür aber umso gründlicher und um nichts weniger furchtbar als in den reißerisch aufbereiteten Romanen.

  • Man nehme: Zwei Menschen weiblich und männlich mit je einem schlimmen Kindheitserlebnis, man gestatte ihnen keinerlei Entwicklungen, sondern lasse sie in ihrem kindlichen Schmerz verhaften und ihm mit körperlichen Symptomen (Magersucht, Selbstverletzung) begegnen, man erzähle, dass die beiden eine große Liebe verbindet. Und weil man soviel darüber erzählt, braucht man es nicht zu zeigen. Man erinnere sich des Liedes von den beiden Königskindern, die nicht zusammenkommen, weil das Wasser zu tief ist und kopiere das Motiv zum tausendsten Mal.


    Die tragischen Liebenden reden nicht miteinander, obwohl zwei Sätze das ganze Elend aus der Welt schaffen könnten. Sie können nicht reden, weil sie so schrecklich traumatisiert sind. Und wegen der vielen Missverständnisse, die sich im Laufe der Jahre auftürmen.


    Der Geschichte fehlt der organische Fluss, Episode reiht sich an Episode, eine trauriger und depressiver als die andere. Und dort, wo sich Spannung aufbauen könnte,

    wird der Erzählstrang schnell abgewürgt und man wendet sich wieder der tragischen Liebe zu.


    Stereotype Personen in einer schablonenartigen Handlung - enttäuschend.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich fand das Buch einerseits ganz gut aber anderseits hat mir irgendwie was gefehlt. Es fühltesich manchmal so überspielt an. Z.b. Als der Unfall war wie kam sie zur Hütte zurück hat sie jemand gefunden ist sie dorthin gehumpelt ? Ich weiß nicht ob ich es überlesen habe aber sowas hat mir einfach dabei gefehlt also genauer in solche Details zu gehen. Daher von mir nur :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Start Januar 2017 Start Sub ca. 239


    Sub Aktuell : 190 :montag:
    Gelesen : 67 :study:


    Mein Bücherblog >Blog< [-X

  • Das Buch war irgendwie "komisch".


    Meine Gedanken: ^^
    - Am Anfang: Uii, das fängt ja schonmal interessant an, scheint toll zu werden
    - In der Mitte: Wann ist es nun endlich zu Ende? Das zieht sich wie Kaugummi...
    - Am Ende: Unglaublich, es kommt doch noch Spannung auf, nur leider steckte letzendlich nichts dahinter und vom Schluss wurde ich auch enttäuscht


    Meine Bewertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Die Grundidee ist ja nicht mal schlecht (ein Highlight jedoch auch nicht), aber obwohl das Buch nun wirklich nicht viele Seiten hat, habe ich ewig daran gelesen weil es so langatmig war und nur so dahinschlich zumal ich mich jedes Mal nahezu aufrappeln musste, um das Buch wieder und wieder in die Hand zu nehmen, weil dazwischen einfach nicht sonderlich viel passierte.


    Und Marie beschreibt den Inhalt genauso, wie es auch war.

    Ich lese gerade:
    :study: Die Wildrose - Jennifer Donnelly
    :study: Julis Schmetterling - Greta Milán


    Mein aktueller SUB: 29

  • Es fühltesich manchmal so überspielt an. Z.b. Als der Unfall war wie kam sie zur Hütte zurück hat sie jemand gefunden ist sie dorthin gehumpelt ? Ich weiß nicht ob ich es überlesen habe aber sowas hat mir einfach dabei gefehlt also genauer in solche Details

    Ach, das kam also im Buch auch nicht vor? Ich habe das Hörbuch, sehr gut gelesen von Daniel Brühl, gehört und dachte noch, dass dieses erklärende Details vielleicht gekürzt worden ist.


    Mir gefiel der distanzierte Erzählstil recht gut, denn dadurch bleiben die Charaktere relativ unberechenbar. Auch wäre mir mehr Nähe zu den Figuren stellenweise doch störend vorgekommen. Man kann Alice und Mattia sehr gut "aus der Ferne" beobachten, wünscht ihnen zwar ein besseres Leben, aber irgendwie passt der Verlauf der Story sehr gut zu den psychischen Problemen, die die beiden haben. Auch den Schluss fand ich gar nicht enttäuschend, sondern vielmehr sehr gelungen. So kann sich jeder seine eigenen Wahrscheinlichkeiten zurechtlegen für die Zukunft der zwei.
    Ein Hörbuch also, welches mich zwar nicht gerade total mitgerissen hat, was ich aber gern gehört habe.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Dieses Buch hatte ich 12 Jahre auf dem SUB und vielleicht hatte ich zu hohe Erwartungen, aber ich bin enttäuscht. Es las sich gut, aber ich war nie wirklich gefangen. Der Anfang war fast schon unerträglich zu lesen (thematisch) und deswegen konnte ich zu Mattia nie Sympathien aufbauen. Ich bin froh, dass ich das Buch jetzt gelesen habe, aber es war nicht mein Fall.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: