6 CDs 525 Minuten Gesamtspielzeit
(Sprecher: Johannes Steck;Ton: Michael
Andreas Ernst
„Paris 1878: Der alte Lord Littleby, Sammler
orientalsicher Kostbarkeiten, wird ermordet aufgefunden. Und nicht nur
er. Auch seine beiden Kinder nebst der gesamten Dienerschaft sind dem
rasenden Mörder zum Opfer gefallen. Die Spuren führen den
Ermittlungsbeauftragten Kommissar Coche auf den Luxusschiff Leviathan,
das sich auf seiner Jungfernfahrt durch den Suezkanal nach Kalkutta
befindet. An Bord treten jede Menge verdächtiger Passagiere auf – und
ein alter Bekannter: Erast Fandorin. Dieser beginnt schnell, auf eigene
Faust zu ermitteln,“ berichtet die Inhaltsangabe.
Boris Akunin
heißt eigentlich Grigori Tschchartischwili. Er wurde 1958 geboren.
Heute arbeitet er als Philologe, Kritiker, Essayist und Übersetzer aus
dem Japanischen. Akunin lebt in Moskau. Er veröffentlicht seit 1998
regelmäßig Kriminalromane. Glaubt man der Werbung, ist Akunin einer der
meistgelesenen Autoren Rußlands. Angesichts der Überlänge dürfte hier
eine ungekürzte Lesung vorliegen. Die Lesung wird durch Musik
angereichert.
Das Buch ist als Krimi angekündigt. Doch es ist
mehr – es ist ein historischer Roman, Gesellschaftsroman und
Reiseroman. Akunin schildert aus der zeitlichen und örtlichen Distanz
heraus das Leben im 19. Jahrhundert und sein geistiges Umfeld.
Behäbig
plätschert die Handlung voran. Hier wird die ganze Erzählkunst des
guten alten Europas sichtbar, nein, besser: hörbar. Als Hörer muß man
eher aufpassen, daß man sich nicht irgendwann geistig ausklinkt und
nicht vor Langeweile mit dem Zuhören aufhört. Was nicht unbedingt am
Inhalt liegt. Es liegt eher daran, daß hier eine Lesung vorliegt. Ich
bin mir nicht sicher, ob der Stoff das Potential zu einem Hörspiel
hätte; unter Umständen hätten schon verschiedene Sprecherstimmen das
Hörvergnügen aufgewertet.
Von Detektivarbeit (zumindest im
klassischen Sinne) ist hier über weite Strecken nichts zu sehen.
Insbesondere am Anfang erinnert mich das vorliegende Hörbuch an Jules
Verne Reise um die Welt in 80 Tagen. Bei Verne reist jemand um die
Welt, um eine Wette zu gewinnen. Bei Akunin tritt jemand eine lange
Reise an, um einen Verbrecher zu fangen. Doch damit enden auch schon
die Gemeinsamkeiten.
Der Roman ist sicherlich nicht schlecht.
Man muß allerdings ein Faible für diese umständliche Erzählweise mit
ihren vielen Nebensträngen haben, um es zu mögen.