Marlen Haushofer - Die Wand

  • Ein beeindruckendes Buch, finde ich. Es regt zum Nachdenken darüber an, was einen Menschen ausmacht. Was von ihm übrigbleibt, wenn die ganzen Errungenschaften der Zivilisation - positive wie negative - wegfallen und er sich selbst überlassen in der Natur überleben muss.


    "Die Lichtung" von Jean Hegland geht übrigends in eine ähnliche Richtung, falls jemand etwas ähnliches lesen möchte.


    Gestört hat mich an "Die Wand" nur ein wenig, dass der Höhepunkt des Buches im Gegensatz zum Rest recht knapp gehalten ist.



    Trotzdem sehr empfehlenswert.

  • Ein ganz besonderes Buch. Ich konnte mich lange nicht dazu überwingen mit dem Lesen anzufangen, da ich befürchtete, dass der Roman bei mir nicht gut ankommt.
    Ich dachte, das Buch wäre langweilig: nichtssagender Buchtitel, unauffälliger Autorenname, langweiliges Cover - nichts - was mich besonders angesprochen hat, außer vielen wiedersprüchlichen Rezensionen. Wie groß war die Überraschung, nach ein Paar Seiten, als mich die Geschichte vollkommen in ihren Bann gezogen hat. Der Erzählstil der Autorin hat so viel Tiefe und Bedeutung geboten. Und auch Spannung, was mich ganz und gar wunderte, da es im Grunde genommen nicht viel passierte. Und dennoch wartete ich gespannt, wie es wohl weiter gehen wird. Das beklemmende Gefühl des Alleinseins, das bei mir beim Lesen dieses Buchs aufgekommen ist, ließ nicht mehr los.
    Ich bin nach dem Lesen zutiefst beeindruckt und überwältigt zurückgeblieben. Dieses Buch gehört für mich eindeutig zu modernen Klassik. Hat mir sehr gut gefallen.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    Vielleicht wenn meine Begeisterung sich etwas gelegt hat, sehe ich ein paar Dinge kritischer, aber jetzt finde ish, dass es ein sehr starker Roman ist.

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

    --------------------------------------------------

    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
    ------------------------------

    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

    ------------------------------

    Lese gerade:

    Adrian, Lara - Hüterin der Ewigkeit

  • "Die Wand" liegt bei mir auch noch ungelesen im Regal. Wenn ich die Kommentare so lese, sollte ich das schleunigst ändern. Spannung hätte ich hier ja nicht erwartet.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Herbert Rosendorfer, Der Mann mit den goldenen Ohren (z.Zt.MiniLR)

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.


  • Oder eher: Eine leider zu Unrecht vergessene Autorin, siehe hier.


    So kann man es auch sagen.
    Danke für die Infos, Marie.
    Ich habe mich auch schon ein wenig über Marlen Haushofer informiert, was natürlich kein Wunder ist, bei dem Eindruck,
    welches sie bei mir hinterlassen hat :applause:
    Meine Aussage bezog sich eher darauf, dass ihr Name unauffällig und unspektakulär für mich klingt.
    Mehr Aufmerksamkeit hat die Autorin auf jeden Fall verdient. Ich habe heute noch Nachwirkungen nach der Lektüre :wink:
    Wirbelwind
    Das Buch ist es wirklich Wert, kennengelernt zu werden. Spannend im klassischen Sinne, ist es eher weniger, da es tatsächlich nicht viel passiert in dem Buch,
    trotzdem ist der Leser gespannt , wie es weiter geht. :study:

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

    --------------------------------------------------

    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
    ------------------------------

    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

    ------------------------------

    Lese gerade:

    Adrian, Lara - Hüterin der Ewigkeit

    3 Mal editiert, zuletzt von Emili ()

  • @ Emili,
    nachdem ich "Die Wand" gelesen habe, musste ich unbedingt weitere Bücher von Marlen Haushofer haben. Bisher habe ich gelesen: "Die Tapetentür", "Himmel, der nirgendwo endet", "Eine Handvoll Leben", und die Erzählunsbände "Wir töten Stella" und "Schreckliche Treue".
    Es ist allerdings ein paar Jährchen her, so dass ich nichts genaues mehr zu den einzelnen Büchern sagen kann, nur soviel: Sie sind alle gut, das Lesen lohnt auf jeden Fall. Das eindrucksvollste ist "Die Wand" geblieben.


    Beim Stöbern habe ich gerade noch dieses Buch entdeckt, das ich sofort auf meine Wunschliste setze.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Maria
    Es würde mich interessieren ob die Autorin auch in anderen Büchern so beeindruckend erzählt, wie in "Die Wand". Ich setze paar Bücher von ihr auf meine
    Wunschliste: " Himmel, der nirgendwo endet" und "Die Tapetentür" könnten mich ansprechen. Danke für den Tipp.

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

    --------------------------------------------------

    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
    ------------------------------

    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

    ------------------------------

    Lese gerade:

    Adrian, Lara - Hüterin der Ewigkeit

    Einmal editiert, zuletzt von Emili ()

  • @ Emili,
    wenn sie Dir dann gefallen: Immer wieder gerne (*auchzuwirbelwindrüberschiel*).

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • (*auchzuwirbelwindrüberschiel*).


    Marie du kannst wieder die normale Kopfhaltung einnehmen, ich lese bereits. :lol:
    Habe jetzt ungefähr 100 Seiten von"Die Wand"und bin sehr beeindruckt! Spannend auf recht magnetische Weise. Mehr später.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.


  • Es würde mich interessieren ob die Autorin auch in anderen Büchern so beeindruckend erzählt, wie in "Die Wand".

    Hallo emili, ich war von "Die Wand" auch absolut begeistert und habe dann noch "Die Mansarde" gelesen. Auch hier herrscht diese beklemmende Atmosphäre, es ist z.T. sogar leicht unheimlich - mir hat das Buch jedenfalls fast genauso gut gefallen (an "Die Wand" kann für mich so schnell nichts rankommen).


    :winken:

  • bell
    Auf mich hat das Buch auch teilweise unheimlich gewirkt, hat mich gewundert, da es eingentlich keine typische, wie soll ich sagen, "Horrorelemente" benutzt werden,
    und dennoch durch die Stimmung, die Atmosphäre wirkte die Geschichte recht düster.

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

    --------------------------------------------------

    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
    ------------------------------

    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

    ------------------------------

    Lese gerade:

    Adrian, Lara - Hüterin der Ewigkeit

  • So ich habe "Die Wand" nun endlich auch gelesen und es somit aus seiner langen SUB-Zeit erlöst. Im Nachhinein fasse ich mir an den Kopf, weil erst eure so vielen positiven Kommentare mich wachgerüttelt haben.
    Von der ersten Seite an war ich fasziniert. Die Vorstellung plötzlich allein zu sein, nur von Tieren umgeben, hat etwas sehr erschreckendes. Eigentlich müsste man verrückt werden. Um so beeindruckender ist wie die Ich-Erzählerin mit der Situation umgeht und am Leben festhält. Sie maltretiert ihren Körper, schuftet bis zur Erschöpfung um sich und die geliebten Tiere durchzubringen, stellt sich immer wieder neue Aufgaben, forscht in längst verschüttetem Wissen und lernt mit ihrer Kraft hauszuhalten. Tage, Wochen, Monate, Jahre im ständigen Wechsel von Angst, Depression, Verzicht, Verlust, Rückschläge, aber auch Hoffnung bis hin zur inneren Zufriedenheit mit der Erkenntnis erst jetzt wirklich zu leben und ohne auf Dauer zu Hinterfragen wie lange noch.
    Das Buch ist so leicht zu lesen, aber es hinterläßt eine große Wirkung, weil es zeigt wie selbstverständlich wir tagtäglich alles betrachten ohne uns Gedanken zu machen und oftmals sogar noch meckern. Ich süße meinen Tee, betrachte die Zuckerstückchen, ich schlage den Teig für Pfannkuchen mit Eiern und Mehl und denke bestürzt - nie wieder. Ich greife zum Telefonhörer und tausche Neuigkeiten mit meiner Freundin aus, ich erwische mich beim liebevollen Überblicken meiner Familie und das beklemmende Gefühl steigt in mir auf - nie wieder? Ich spüre den Verlust der Ich-Erzählerin, die alles Vergangene verdrängen muß. Ich streichle den Hund und bin plötzlich dankbar für seine Freundschaft.
    Einige Fragen werden nicht beantwortet, aber das ist auch unwichtig. Wahrscheinlich würden mich die Antworten, die mir die Autorin bieten könnte, nicht befriedigen, darum akzeptiere ich und suche auch keine Erklärungen oder Lösungen. Das Buch hat Spuren hinterlassen, versinkt nicht in Vergessenheit - das absolut Beste, was ein Buch bewerkstelligen kann. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Roma Ligocka, Das Mädchen im roten Mantel

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Einige Fragen werden nicht beantwortet, aber das ist auch unwichtig. Wahrscheinlich würden mich die Antworten, die mir die Autorin bieten könnte, nicht befriedigen, darum akzeptiere ich und suche auch keine Erklärungen oder Lösungen.


    Genau das! finde ich auch so genial an diesem Buch und dieser Autorin. Sie schafft es, dass der Leser ein unlösbares Geheimnis als solches akzeptiert; er braucht keine durchdachten Erklärungen, und sie braucht sich nicht irgendwas auszudenken.
    Und das ist umso erstaunlicher, weil Leser normalerweise die neugierigsten Menschen sind, die man sich denken kann, und Geheimnissen gern auf die Schliche kommen. :wink:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Und das ist umso erstaunlicher, weil Leser normalerweise die neugierigsten Menschen sind, die man sich denken kann, und Geheimnissen gern auf die Schliche kommen.


    Zu diesen Lesern zähle ich mich eindeutig dazu. :wink: Doch bei diesem Buch bin ich erstaunlicherweise zufrieden, weil es damit ehrlich und glaubhaft ist und bleibt. :D


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Roma Ligocka, Das Mädchen mit dem roten Mantel

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Sie maltretiert ihren Körper, schuftet bis zur Erschöpfung um sich und die geliebten Tiere durchzubringen, stellt sich immer wieder neue Aufgaben, forscht in längst verschüttetem Wissen und lernt mit ihrer Kraft hauszuhalten. Tage, Wochen, Monate, Jahre im ständigen Wechsel von Angst, Depression, Verzicht, Verlust, Rückschläge, aber auch Hoffnung bis hin zur inneren Zufriedenheit mit der Erkenntnis erst jetzt wirklich zu leben und ohne auf Dauer zu Hinterfragen wie lange noch.

    Das hast du wirklich schön geschrieben :D

  • Hab das Buch gerade gelesen und bin begeistert, wobei ich, wie einige andere hier auch, mit dem Schluss nicht so ganz glücklich bin. Der Schluss wirft soviele Fragen auf und im Gegensatz zum Rest des Buches, berichtet die Erzählerin nichts mehr von den Gedanken und Gefühlen, die sie in den Situationen hatte :-k


    Trotzdem volle Punktzahl von mir, weil es einfach super geschrieben ist und die Geschichte so fesselnd war :thumright:

    lg Schattenlady


    Bücher lesen heißt: wandern gehen in fernen Welten, aus den Stuben über die Sterne
    (Jean Paul)

  • Ich habe das Buch in der Schule gelesen und hab es wirklich toll gefunden - als ich fertig war, hätte ich es am liebsten gleich ein zweites Mal gelesen!


    Obwohl es schon über ein Jahr her ist, weiß ich noch viel vom Inhalt und auch das spricht eindeutig für dieses Buch!
    Meiner Meinung nach verdient es auf alle Fälle :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: !

    "Ein Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher. Aber dafür werden Schiffe nicht gebaut."

  • Ich bin vor längerer Zeit auf Marlen Haushofer gestoßen, "Die Wand" war mein erstes Buch und ich habe alles von ihr gelesen, was aufzutreiben war. Ich liebe diese Autorin. Ihr solltet mal "Wir töten Stella" lesen, preisgekrönt und unglaublich genial geschrieben - finde ich!

    Du solltest die Sorte Frau sein, wo - wenn sie morgens aufsteht und einer ihrer Füße den Boden berührt - der Teufel sagt: "Scheiße, sie ist wach!"
    :study: Dieses Jahr rockt das Regal!

  • So wir mir ging es offentsichtlich vielen. Kaum in den Händen, konnte man sich der Magie des Textes kaum noch entziehen. Die selbstgeschaffene Idylle wird getrübt durch die Frage, was ist außerhalb der Wand passiert. Und noch viel wichtiger? Was hat dies alles zu bedeuten? Unsere Heldin passt sich doch letztlich einer Tatsache an. Muß sich anpassen. Wird gebeugt. Sehen wir also letztendlich die Rolle der Frau in der Gesellschaft? Eine Gesellschaft die letztendlich auch durch Gewalt, wie auch durch gewaltsamen Tod ihres Hundes dargestellt, seinen Höhepunkt findet.