Von Wikipedia kopiert:
Die Stücke von Tschechow, die eine tragikomische Sicht auf die Banalität des Provinzlebens und die Vergänglichkeit des russischen Kleinadels zeigen, erhielten kurz nach der Übersetzung internationale Resonanz. Auch heute wird Tschechow als unübertroffener Meister der Kurzgeschichte betrachtet. Die meisten seiner handelnden Personen sind anständig und sensibel. Sie träumen davon, ihr Leben zu verbessern, meistens vergeblich, wegen des Gefühls der Hilf- und Nutzlosigkeit. Die Forscher meinen, Tschechow hat die Passivität des Gesellschaftslebens des zaristischen Russlands kritisiert. Aber er hat seine Leser nie belehrt, er zog immer vor, die höchst individualisierten Charaktere samt ihren spezifischen Problemen in seinen Werken vorzuzeigen.
Einige der Geschichte aus diesem Buch im Einzelnen:
Eine langweilige Geschichte: Ein Professor, dessen Lebenssinn sein Beruf war, weiss, dass er nicht mehr lange leben wird. Verbittert hält er Rückschau.
Flattergeist: handelt von der lebenslustigen, schönen und jungen Olga Ivanovna, die mit Dymov, einem rechtschaffenden Arzt und Naturwissenschaftler verheiratet ist. Olga, die sich als Künstlerin gibt und als Malerin versucht, versammelt einen Kreis von berühmten Künstlern um sich. Als Rjabovskij, ein Genre-, Tier- und Landschaftsmaler, der verwöhnten Olga eine schwärmerische Liebeserklärung macht, läßt sie sich auf eine Affaire mit ihm ein, ohne zu wissen, was sie dabei aufs Spiel setzt. (Amazon)
Krankenzimmer Nr. 6:Im Krankenzimmer Nr. 6 eines Krankenhauses in der russischen Provinz lebt der Beamte Ivan Dmitric Gromov. Er leidet angeblich unter Verfolgungswahn, deshalb ist er hier in der Abteilung für Geisteskranke untergebracht. Der Chefarzt des Krankenhauses, Dr. Andrej Efimyc Ragin, hat ihn selbst eingewiesen. Zufällig kommt er mit Gromov ins Gespräch und entdeckt in ihm den einzigen vernünftigen Gesprächspartner des ganzen Provinznestes. Immer häufiger werden die Gespräche über Gott und die Welt. Um Dr. Ragin beginnen sich wegen seiner häufigen Besuche im Krankenzimmer Nr. 6 Gerüchte zu ranken; auch er fühlt sich zusehends beobachtet, belauscht, verfolgt. (Amazon)
Die Dame mit dem Hündchen: Während eines Urlaubs lernt Gurov eine junge Dame mit einem Hündchen kennen, von der er sich Abwechslung verspricht. Aber die kindlich wirkende Frau, der er nahekommt, entspricht so wenig der Vorstellung, die er sich bisher von der niederen Rasse Frau gebildet hat, dass er sich ganz verwandelt fühlt. Als sie sich schliesslich trennen, erwartet Gurov, dass das Bild der Geliebten verdämmern werde wie alle andern.
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Weitere Erzählungen des Buches: "Der Student", "Herzchen", "Die Braut".
Es sind ganz unterschiedliche Erzählungen, die hier zusammengefasst sind, angefangen von der mit leichter Hand geschriebenen "Die Dame mit dem Hündchen" bis zu der schweren "Krankenzimmer Nr. 6", die mich an Kafka erinnert (der laut Wikipedia von Tschechows Literatur beeinflusst war). Im Mittelpunkt stehen meist ein bis zwei Personen, aus deren Sicht sich die Geschichte entwickelt. Dabei hält sich der Erzähler ganz zurück und lässt seine Personen fühlen, denken und handeln.
Nachdem ich seit Schülertagen Tschechow links liegen gelassen habe, bin ich froh, ihn durch diese Erzählungen neu entdecken zu können. Ich kann mir vorstellen, dass man durch dieses Buch einen guten Einstieg in Tschechows Werk bekommt; einerseits sind die Geschichten nicht zu lang als dass man den Überblick (z.B. über die gefürchteten russischen Namen ;) ) verlieren könnte, andererseits sind sie lang genug, um interessante, auch überraschende Geschichten zu entwickeln.
Marie