Die Möwe

Buch von Anton P. Tschechow, Kay Borowsky

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Die Möwe

Eine Möwe schmückt immer noch den Vorhang des Moskauer Künstlertheaters, wo Tschechows Stück 1896 uraufgeführt wurde; und auch über hundert Jahre danach ist diese »Komödie« – ihrem Autor zufolge »beginnt sie forte und endet pianissmo« (und tragisch) – auf den Bühnen der ganzen Welt zu Hause. Die psychologische Feinzeichung der Figuren, die verborgene Dramatik, die Frage, wie sich der Künstler zur Gesellschaft verhalten soll, und nicht zuletzt das Interesse an dem Schicksal einer lebensstarken jungen Frau haben der Möwe bis heute ihre Wirkung bewahrt.
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Bewertungen

Die Möwe wurde insgesamt 7 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,9 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Möwe

    Original: Чайка (Russisch, 1895; Uraufführung 1896)
    Viele Übersetzungen durch viele bedeutenden Übersetzer aus dem Russischen (Kay Borowsky, Peter Urban, Gudrun Düwel, Swetlana Geier, Thomas Brasch, Ilma Rakusa...)
    Gattung: Komödie; Drama in vier Akten
    ZUM INHALT:
    Tschechows Stück spielt auf dem Landgut Sorin im zaristischen Russland der Jahrhundertwende (19./20. Jahrhundert). In schrecklicher Langeweile öden die Gäste auf einem Landsitz einander an: Sie gehen sich mit kleinen Sticheleien auf die Nerven und machen sich so das Leben zur Hölle.
    1.Akt: Der Sohn einer Schauspielerin (Schwester des Gutsbesitzers), Konstantin Gavrilovič Treplev, möchte Schriftsteller werden und hat ein kleines Theaterstück geschrieben, welches am Abend auf einer improvisierten Bühne den anderen Gästen vorgespielt werden soll. Die Hauptrolle spielt dabei seine Geliebte und Muse Nina. Treplev leidet jedoch unter der ständigen Nörgelei seiner Mutter, die sein schriftstellerisches Talent und sein ganzes Leben in Frage stellt. Außerdem hat sie einen Freund, Boris Alekseevič Trigorin, der ebenfalls und bereits sehr erfolgreich Schriftsteller ist. Diesen Trigorin führt sie immer wieder an, wenn sie versucht, Treplevs Selbstvertrauen in sich und seine Arbeit zu schwächen. Bei der Aufführung von Treplevs Stück kommt es schließlich zum Eklat: die Mutter sabotiert sozusagen die Aufführung und Mutter und Sohn geraten in Streit …
    2. und 3.Akt: Mehr und mehr zeigt sich, dass Nina sich zu Trigorin hingezogen fühlt, zu seinem Charme und seinem Erfolg, der Treplev bisher versagt war. Als Treplevs Mutter und Trigorin abreisen, um zurück nach Moskau zu gehen, verlässt Nina Treplev und schließt sich Trigorin an, um fortan als Schauspielerin an seiner Seite zu sein.
    4.Akt: Nach zwei Jahren finden wir die Hauptakteure auf dem Gut wieder: Treplev ist inzwischen ein erfolgreicher, aber einsamer Schriftsteller. Unerwartet taucht auch Nina wieder auf. Sie hatte eine Fehlgeburt und wurde von Trigorin sitzengelassent. Sie hatte nur einen kleinen Erfolg als Schauspielerin, und das Leben in Moskau hat sie sich anders vorgestellt. Sie ist am Versuch, ihre Träume zu verwirklichen, gescheitert. Dennoch will sie nicht zu Treplev zurückkehren und verlässt ihn abermals. Was wird Treplev tun?
    (Inhaltsangabe nach Wikipedia, leicht korrigiert und ergänzt)
    BEMERKUNGEN:
    Das Grundmotiv der „Möwe“ taucht in den verschiedenen Teilen auf: Nina fühlt sich anfangs symbolisch „wie eine Möwe zum See (am Gut) hingezogen“. Ihr widmet Trepljew das kleine Stückchen, eine „Hommage“. Seine Mutter sabotiert das Stück: wie könnte man darin nicht eine absolute Herabsetzung ihres Sohnes sehen, selbst wenn sie zeitweise anderes beteuert, beziehungsweise sich beklagt, nicht selber hat die Rolle spielen dürfen? Und so ist sie weniger Mutter und ältere Frau, sondern hat – wie sie anderweitig an sich mit Selbstgefälligkeit feststellt – den Körper eines jungen Mädchens und kann kaum geistig über sich selbst hinauswachsen.
    Dieses blamable Ende läutet dann eine Entzweiung der beiden jungen Geliebten ein: Als Trepljew ihr im zweiten Akt eine von ihm erschossene Möwe vor die Füße legt, sieht er in dieser ein Sinnbild für sich selbst und seine Zukunft. Er wird geprägt bleiben durch diese unerfüllte Liebe, während Nina sich zunehmendst an den verehrten und angehimmelten Trigorin wendet. Wie viele falsche Vorstellungen von sich selbst und von anderen diese Seiten durchzieht!
    Bei der Sicht der toten Möwe sieht Trigorin in dieser aber Nina. Ob er weiterdenkt bleibt offen, aber unentgeltlich denken kann er nicht: als fleißiger Schriftsteller kann er nur noch alles als Stoff für eine weitere Erzählung aufnehmen. Wird da nicht jedes Schauen und Handeln verzweckt? Selbst seine plötzliche Verliebtheit in Nina nimmt man ihm nicht ab...
    Wen wundert's, wie es für sie mit Trigorin weitergeht. Ein paar knappe Worte umreissen ein Schicksal, aber auch eine Verfallenheit an eine Person, die sich rationalen Gründen entzieht. Auch an dieser Stelle bezeichnet sie sich als „Möwe“, doch ist es nun nicht schon ganz anders symbolisch besetzt als das anfängliche schwebende, leichte Motiv? So steht einem Desaster und dramatischem Ende im letzten Akt auch nichts mehr im Wege...
    Natürlich sollte man sich wohl ein Drama im Theater anschauen, und das Lesen eventuell folgen lassen. Ich will niemanden vom Theater abhalten, doch das bewußte Lesen der Texte und oft so modernen Gedanken hilft, um das ein oder andere näher zu betrachten.
    Für mich ist es beeindruckend, den großen russischen Autor langsam auch endlich in seinen Dramen zu erlesen, nachdem ich ihn in seinen tollen Kurzgeschichten kennengelernt habe.
    ZUM AUTOR:
    Anton Pawlowitsch Tschechow kommt am 29. Januar 1860 im südrussischen Taganrog zur Welt. Nach dem Abitur 1879 studiert er in Moskau Medizin und veröffentlicht ab 1880 zahlreiche Erzählungen in Zeitungen und Zeitschriften, zunächst unter dem Pseudonym Tschechonte. Er praktiziert nach Abschluss des Studiums nur kurze Zeit als Arzt und widmet sich bald ganz dem Schreiben. Der Schriftsteller setzt sich mit großem Engagement für Arme und Kranke ein und stiftet mehrere Schulen. Er zählt mit seinen Stücken "Die Möwe", "Onkel Wanja", "Drei Schwestern" und "Der Kirschgarten" neben Shakespeare zu den am meist gespielten Dramatikern.. Kurz nach der Uraufführung des "Kirschgartens" starb er 44-jährig bei einem Kuraufenthalt in Badenweiler im Schwarzwald an Lungentuberkulose, an der der Schriftsteller seit 20 Jahren leidet. Tschechow gilt bis heute als unübertroffener Meister der Kurzprosa. Er trug maßgeblich zur Formung der modernen Novelle und Short Story bei. Bis heute ist er der weltweit am häufigsten aufgeführte Dramatiker nach Shakespeare. (ausführlicher Artikel unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Pawlowitsch_Tschechow )
    Ich habe das Stück in der weiter unten verlinkten enormen und wundervollen Zusammenstellung von 13 Stücken Tschechows gelesen. Darin befand sich „Die Möwe“ in der Übersetzung von Ilma Rakusa. Nun mag solch eine Anthologie sehr mächtig erscheinen (obwohl mir der Preis sehr günstig erscheint). Darum verlinke ich mal eine separate Reclamausgabe. Da handelt es sich allerdings um einen anderen Übersetzer, Kay Borowsky.
    Natürlich könnte man das Werk auch unter "Klassiker" einordnen...
    Taschenbuch: 78 Seiten
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Ausgaben von Die Möwe

Taschenbuch

Seitenzahl: 96

Besitzer des Buches 17

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