Kafka - die Krähe – Tamura hat seinen 15. Geburtstag erreicht und der stärkste Junge Japans hat sich nun entschlossen, das väterliche Haus zu verlassen um sich dem Zugriff seines künstlerisch arbeitenden Vaters zu entziehen und seine verschwundene Mutter und die ältere Schwester zu suchen. Mit dem Vornamen Kafka begibt er sich in die Stadt Takamutsa, weil dies gerade der erste Bus ist, der aus seinem Heimatort wegfährt. Bereits auf der Reise lernt er eine junge Dame kennen, die ebenfalls auf dem Weg nach Takamatsu ist und schnell freunden sich die beiden an und mit dieser jungen Damen namens Sakura soll Kafka auch seine erste sexuelle Erfahrung machen.
Dies ist die Ausgangssituation dieser ungewöhnlichen und sehr schönen Erzählung, die japanische Kultur und kafkaeske Literaturtraditionen miteinander verbindet und dabei einen ungewöhnlichen Zauber entstehen lässt. Kunst, Musik, Literatur und Philosophie sind in den Gesprächen und Betrachtungen der Figuren aus sehr unterschiedlichen Perspektiven miteinander verflochten, wobei bestimmte Stan-dards des frühen 20. Jahrhunderts aus den westlichen Kulturen und der Popkultur mit japanischen Konzepten und Ideen verknüpft werden, die ihre Hochzeit zum Teil im feudalistischen Japan hatten. Trotzdem werden die Leserinnen hier keine Kampfsportphilosophie und Waffenklirren erleben, obwohl es zumindest einen Mord auf diesen Seiten gibt.
Hier sind wache und flexible Leserinnen und Leser gefordert um der gedanklichen Komplexi-tät des Romans gerecht zu werden – unter der gelegentlich die erzählerische Struktur ein wenig leidet. Wer aber ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Philosophierereien und Handlung zu schätzen weiß, wird an diesem Roman viel Vergnügen haben.