Mary Shelley - Frankenstein

  • Habe hierzu noch keinen Thread gefunden, also starte ich mal einen.


    Inhalt:
    »Du bist mein Schöpfer, aber ich bin dein Herr.«


    Der junge Schweizer Student Viktor Frankenstein versucht in die Geheimnisse der Natur einzudringen. Er ist von der Idee besessen, das Elixier des Lebens zu finden. In einer düsteren Novembernacht gelingt ihm das Unfassbare: Aus Menschenknochen, die er aus Beinhäusern zusammengetragen hat, formt er einen menschenähnlichen Körper und haucht ihm Leben ein. Das überdimensionale, hässliche Monstrum lernt schnell gehen und versucht vergeblich die Zuneigung anderer Menschen zu erlangen.


    In seiner Isolation verflucht er seinen Schöpfer und beschließt dessen Vernichtung: Er tötet den Bruder und den Vater Frankensteins. Der Wissenschaftler plant aus Mitleid, ihm eine Frau zu schaffen, verwirft jedoch diesen Gedanken, um die Vermehrung der schrecklichen Geschöpfe abzuwehren. Doch kann er weitere Morde nicht verhindern ...


    Also, ich bin von dem Buch sehr enttäuscht.
    Ich hatte etwas völlig anderes erwartet, und manchmal ergibt es sich ja, dass ein Buch dann doch viel besser ist, aber in diesem Fall, nein, absolut nicht.
    Ich bin ganz froh, mal einen Klassiker gelesen zu haben, so kann ich da wenigstens „mitreden“, wenn mal das Thema aufkommt, aber begeistert bin ich absolut nicht.
    Die Entstehung des Monsters – und wieso hat es eigentlich keinen Namen? – wird kaum geschildert, ebenso wenig wie sein Aussehen, außer, dass es schrecklich und unansehnlich ist (kein Wunder, wenn es aus Leichenteilen besteht). Auch dachte ich, dass das Monster blöde sei, aber nein, es ist (durch gewisse Umstände, selbst angeeignet) hoch gebildet. Das find ich so weit auch völlig ok, aber ich habe halt nicht mit einem, tja, gebildeten Roman gerechnet, sondern eher mit einer art Grusel-Horror-Story. Bildung ist halt nichts für mich :-P.
    Nee, aber diese Art der Sprache, die liegt mir gar nicht, egal, in welchem Zusammenhang oder Buch…
    Es wird ja eigentlich nur auf Frankenstein-Monsters Gefühlsleben eingegangen, aber eben gar nicht auf seine Entstehung usw., völlig anderes Futter als erwartet.

  • Und hier das Bild dazu.


    Das Buch ist im Jahr 1818 erschienen. Es hieß damals "Frankenstein oder der neue Prometheus", womit klar ist, in welche Richtung die Absicht der Autorin zielte.


    Ich habe mich beim Lesen geärgert, dass ich ständig Boris Karloffs Gesicht vor mir hatte; es ist weitaus aufregender, sich sein eigenes Monster im Kopf zu erschaffen, und außerdem: Heute gruselt man sich natürlich auf einem ganz anderen Level. :(


    Marie

    Ohne Bücher auf der Welt wäre ich längst verzweifelt. (Arthur Schopenhauer)

  • mein Exemplar hat ein anderes Bild :P und leider keine ISBN


    danke für die Nachlieferung, Marie :)


    Ich habe nie eine der Verfilmungen gesehen und war darum besonders gespannt auf das Buch, da ich allgemein bisher meist fand, dass Bücher das Geschehen besser als ein Film rüberbringen können.
    Wenn ich allerdings jetzt mal auf eine modernere, neuere Verfilung stoßen sollte, werde ich sie mir aus Neugier schon ansehen, obwohl ich das Buch so doof fand.

  • Nachdem ich mit grossem Vergnuegen "Dracula" von Bram Stoker gelesen habe, das - obwohl 1897 erschienen - immer noch spannend und faszinierend ist, war ich vom "Frankenstein" sehr enttaeuscht. Das Buch mit seinem morbiden und "gotteslaesterlichen" Thema hat damals hohe Wellen geschlagen (zudem hatte es auch noch eine Frau geschrieben), aber es ist doch sehr fade und langweilig zu lesen. Lest lieber "Dracula" oder "Das Haus des Richters" von Bram Stoker Gruss Mofre







    ______________________


    Lese gerade: "Der Mann ohne Eigenschaften" Robert Musil (letzter Teil)
    "Die raetselhaften Worte" Reginald Hill
    "Der Himmel war unten" Hugo Hartung (der Untergang Breslaus in den letzten Kriegsmonaten)

    :study: Hans Pleschinski - Königsallee

    :study: Sophy Roberts - Sibiriens vergessene Klaviere

    :study: James Salter - Alles, was ist

    :study: Ella Berthoud, Susan Elderkin, Traudl Bürger - Die Romantherapie. 253 Bücher für ein besseres Leben



















  • Das Buch ist genau genommen überhaupt kein Horrorroman, auch wenn es in der Kategorie steht, sondern vielmehr eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Fortschritt. Wer Unterhaltung, Gruseln sucht, wird (logischerweise) enttäuscht sein.


    Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen (aber ich mag auch so philosophisches Zeugs), eine sehr gute, tiefgründige Auseinandersetzung mit den Grenzen des Fortschritts, der Forscher, der der Menschheit einen Gefallen tun will, aber das Grauen erschafft.

  • Ich muss auch sagen, dass mir das Buch - besonders mit Bezug auf seine Entstehungsgeschichte - überaus gut gefallen hat. Die Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts ist durch ihren Romantizismus nicht unbedingt ohne Weiteres zugänglich und die hier eingeführten Ideen sind eines tiefeneren Nachdenkens auch heute noch wert, ob wir uns nun über die wiederbelebten Leichenteile, Klone oder auch Androiden unterhalten wollen. Insofern sehe ich diesen Roman als Beginn einer Reihe von Texten, die ursächlich die Frage nach der Verantwortung des Wissenschaftlers und den Problemen der Identitätsfindung zu tun haben.
    Wer den Roman fade findet, der sollte vielleicht noch einmal unter diesen Gesichtspunkten das Werk in die Hand nehmen.

  • Ihr habt ja recht, unter literaturhistorischen und meinetwegen auch philosophischen Gesichtspunkten ist der Roman sicher interessant. Nur ehrlich gesagt: Mir widerstrebt es, ein Werk unter einem bestimmten Gesichtspunkt zu lesen (es sei denn, es ist ein Sachbuch). Entweder fesselt mich ein Roman durch seine erzaehlerische Kraft oder eben nicht. Und dieser hat das bei mir nicht vermocht. Ich fand ihn blass, auch ein bisschen trocken.


    Wer "oberflaechlichen" Horror sucht, darf allerdings auch "Dracula" nicht lesen. Das ist zwar ein spannend geschriebenes, dichtes Buch, aber beileibe kein Reisser. Ich finde ihn trotzdem besser als die gesamte Vampir- und Zombiewelle, die durch ihn ausgeloest worden ist.


    Gruesse Euch Mofre

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  • Zitat

    Original von mofre
    Nachdem ich mit grossem Vergnuegen "Dracula" von Bram Stoker gelesen habe, das - obwohl 1897 erschienen - immer noch spannend und faszinierend ist, war ich vom "Frankenstein" sehr enttaeuscht. Das Buch mit seinem morbiden und "gotteslaesterlichen" Thema hat damals hohe Wellen geschlagen (zudem hatte es auch noch eine Frau geschrieben), aber es ist doch sehr fade und langweilig zu lesen. Lest lieber "Dracula" oder "Das Haus des Richters" von Bram Stoker Gruss Mofre


    Wie schade, dass dir der "Frankenstein" so wenig gefallen hat. Ich hätte gedacht, dass er auf deiner Wellenlänge liegt. Doch manchmal passt es wohl einfach nicht.


    Für mich zählt dieser Roman noch immer zu den Highlights meiner Lesekarriere. Ich fand es einfach wunderbar beschrieben, wie sich das geschaffene Wesen in der Welt zurecht finden muss, noch mit besten Absichten und einer ungesunden Naivität, lediglich durch den Makel seines Aussehens ausgestoßen. Seine "Menschwerdung" war für mich wie eine moderenere Fassung der Schöpfungsgeschichte beschrieben.
    Die Entwicklung zum Monster ist durch viele Faktoren bedingt, doch das verantwortungslose Handeln seines Schöpfers trägt wesentlich zum Verlust seines Gottvertrauens bei.


    Wer Spannung und Horror sucht, liegt mit "Frankenstein" sicher falsch, aber wer eine philosophische Betrachtung zur Außeinandersetzung mit der neuen, wissenschaftlichen Zeit sucht, wird hier fündig!

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Fezzig, ich habe das Buch vor mehr als zwanzig Jahren gelesen und habe es damals als ziemlich droege empfunden. Ich mochte auch die Frankenstein - Verfilmungen nicht, obwohl mir Boris immer leid tat. Ich war enttaeuscht von dem Buch, weil ich es mir irgendwie atmosphaerisch intensiver vorgestellt hatte. Nun habe ich gesehen, dass mein Mann es auf seinem SUB liegen hat - leider in italienisch. Aber Dir zuliebe will ich mich nochmal daranwagen und meine Meinung von ehedem ueberpruefen. Vielleicht sehe ich es heute mit anderen Augen. Das wird aber einige Zeit dauern.


    Gruss mofre

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  • Zitat

    Original von mofre
    Aber Dir zuliebe will ich mich nochmal daranwagen und meine Meinung von ehedem ueberpruefen. Vielleicht sehe ich es heute mit anderen Augen. Das wird aber einige Zeit dauern.


    Gruss mofre


    Achje, so habe ich das gar nicht gemeint, mofre! Das Buch wegen mir nochmal zu lesen und nicht hundertprozentig überzeugt zu sein, klingt nach Quälerei! :-&


    Aber sollte es dir dann doch gefallen, werde ich mich natürlich freuen, dich zum Reread "überredet" zu haben. :-,

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  • Fezzig, sei unbesorgt, ich werde mich nicht unnoetig abquaelen. Wenn ich feststelle, dass das Buch mir immer noch nicht gefaellt, werde ich die Lektuere abbrechen. Im uebrigen ist es eine gute Uebung fuer mich, ab und zu ein Buch auf italienisch durchzuackern.


    Gruss Monika

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  • aus der Amazon Redaktion


    Kurzbeschreibung
    Eine Tragödie von erstaunlicher Aktualität: der junge Wissenschaftler Victor Frankenstein ist von der Idee besessen, einen künstlichen Menschen zu erschaffen. Mit seinen Experimenten ignoriert er die Gesetze der Natur. Doch als er Erfolg hat, wendet er sich mit Schrecken von dem Monster ab, das er selbst ins Leben gerufen hat.
    Katharina Thalbach spricht mit einer grandiosen Mischung aus ehrlichem Entsetzen und zärtlicher Anteilnahme, die es braucht, um diese Geschichte richtig zu erzählen. Ihr Mitgefühl gilt dem Monster, das seinem Schöpfer klagt: "Bin ich nicht jämmerlich allein?"


    Über die Sprecherin
    Katharina Thalbach, geboren 1954 in Berlin, stand bereits als junges Mädchen auf der Bühne. Mit fünfzehn Jahren übernahm sie schon die Rolle der "Polly" in der Dreigroschenoper. Sie wurde berühmt durch ihre vielen Theater- und Filmerfolge. Auch als Sprecherin vieler Hörbücher mit Märchen, Gedichten und Liebesgeschichten hat sich die Schauspielerin einen Namen gemacht. Ihre raue, manchmal rauchige Stimme sprüht vor Temperament und Witz.


    Mein Bewertung
    Mich hat die Geschichte bewegt, war mir doch "Frankenstein" bisher nur als Horrorfigur ein Begriff. Dabei leidet das Monster sehr unter seinem Aussehen, sucht die Nähe zu Menschen, wird aber aufgrund seines Aussehens rüde abgewiesen. Erst als ihm auch der Wunsch nach einer Lebensgefährdin "seines Gleichen" verwährt wird, wird er zum Monster. Für mich eine tragische Geschichte.


    Das Hörbuch habe ich eigentlich nur wg. Katharina Thalbach zur Hand genommen, von der ich schon mehrere Hörbucher gehört habe. Sie versteht es, sich den verschiedenen Stimmungslagen mit der ihr eigenen Art zu nähern. Für mich immer wieder interessant zu hören.


    Mein Gesamteindruck :)

  • Frankenstein begeistert mich immer wieder!


    Ich denke, M. S. hat mit ihrem Roman deutlich aufgezeigt, dass das Monster niemals eine wirkliche Chance in der Gesellschaft bekommen hat, sich zu "etablieren". Dies wäre nur geschehen, wenn es nicht so entstellt ausgesehen hätte. Das Monster hat sich mehr oder weniger erst danach zu einem Monster entwickelt, doch hat es seine Taten nur begangen, weil ihn die Verletzlichkeit zu einem hasserfüllten Wesen gemacht hat. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen und ich denke, es steckt mehr dahinter, als nur die Gesellschaft damit zu unterhalten. Möglicherweise wollte sie ihr nur den Spiegel vorhalten. Ich hatte sehr viel Mitleid mit ihm. Shelley hat es geschafft, nicht nur Frankenstein als solchen hinzustellen, den der Wissensdurst dazu getrieben hatte, einen Menschen erschaffen zu wollen und Gott zu spielen, sondern auch sein Gegenstück, das Monster zu Beginn menschlich darzustellen und nur weil die Anerkennung gefehlt hat, ihn mehr oder weniger zu dem mutieren zu lassen, was am Ende aus ihm geworden ist. Wer weiß, was die Gen-Technik eines Tages schafft und wie gut es tatsächlich für die Gesellschaft ist, Gott zu spielen. Was Shelley aber hervorragend geschafft hat, war ihre Leser in den Bann zu ziehen. Das ist das Größte, was ein Autor erreichen kann; Shelley hat es geschafft und das macht einen guten Roman aus. Nur wenn man mit ihren Figuren mitfühlen kann, ist man mitten im Geschehen. Und das hat sie mit ihrem Frankenstein auch erreicht. Ich denke, viele hatten Mitleid mit dem Monster, viele haben es gehasst, aber man darf nicht "übersehen", aus welchem Grunde er erst so geworden ist. Ein großartiger Klassiker. Ich lese ihn immer wieder gern.


    Darja Behnsch


    P. S.: :winken: :cheers:

  • In einer Rahmen- und einer Kernhandlung, die zum Ende des Romans ineinander fließen erzählt Mary Shelley (zum Zeitpunkt der Niederschrift gerade achtzehn Jahre alt) von Hochmut, Leid und dem tiefen Fall zweier Protagonisten.
    Im Arktischen Eis findet der Leiter einer Polarexpedition einen Mann auf einer Eisscholle und nimmt ihn an Bord seines Schiffes. Im Folgenden berichtet dieser seine Lebensgeschichte und wie es ihn an diesen unwirtlichen Ort verschlagen hat. Es handelt sich um Viktor Frankenstein, einen jungen Schweizer, der während seines Studiums der Naturphilosophie in Ingolstadt dem Geheimnis des Lebens auf die Spur gekommen ist. Getrieben von ungezähmten Wissensdurst gepaart mit ungeheuerlicher Ruhmsucht erschafft er einen künstlichen Menschen – eine bis zuletzt namenlose Kreatur. Als er erkennt, was er getan hat, verfällt Frankenstein in einen schockähnlichen Zustand und sein Wesen zieht in die Welt.
    Dort erlebt es, trotz eines guten Herzens, nichts als Ablehnung Gewalt und Schlechtigkeit, wodurch sich seine Seele verfinstert. Es beginnt zu morden und fordert seinen Schöpfer um den Willen seiner Lieben und der gesamten Menschheit auf ihm ein Wesen zu schaffen, das in der Lage wäre es zu lieben. Es verlangt eine Frau, eine Partnerin, die auf dem selben Weg geschaffen wurde wie es selbst. Dafür würde es sich auf ewig von den Menschen fernhalten und nie wieder jemandem ein Leid zufügen.



    Hochdramatisch erzählt Mary Shelley ihre Geschichte von einem Mann, der sich in den Wissenschaften zu weit hinaus wagt und dadurch zu dem wird, was der Sekundärtitel beschreibt: Ein moderner Prometheus. Wie dieser hat Frankenstein nämlich (um es monotheistisch zu halten) Gott eines seiner Vorrechte streitig gemacht: die Kraft Leben zu erschaffen.
    Die Odyssee von Frankensteins Leiden ist somit nur das Resultat aus dieser Verirrung. Demgegenüber sind aber die Mater, welche sein Wesen allein wegen seiner Existenz erdulden muss, da es zunächst unschuldig zu seinem Unglück kommt, ein zentrales Moment in der Geschichte, nämlich das der unabwendbaren Ungerechtigkeit des Lebens. Erst als Reaktion auf diese ungerechtfertigten Qualen regt sich das Böse in Frankensteins Kreatur. Gerade im Bezug auf diesen Aspekt rekurriert der Roman mehrfach explizit wie implizit auf John Miltons „Paradise Lost“, der Geschichte des Sündenfalls und der ewigen Feindschaft zwischen Gott als Schöpfer und Luzifer als in Ungnade gefallenes Geschöpf. In dieser Rolle sieht auch Frankensteins Kreatur sich – zum Bösen getrieben wegen der Ungerechtigkeit der Welt und seines eigenen Schöpfers ihm Gegenüber.


    Der Schauer, den man beim Lesen empfindet entsteht allerdings aus dem allgemein verbreiteten Wissen über den Plot und nicht durch den Horror, den die Geschichte selbst auslösen soll. Das Schlimme ist nicht was kommen könnte, sondern jene Katastrophen, von denen man weiß, dass sie noch ausstehen.


    Ohne Frage handelt es sich bei diesem Buch um einen Klassiker, der auch nach beinahe zweihundert Jahren nichts an seiner potentiellen Aktualität eingebüßt hat. Ein toller Roman – mehr bleibt nicht zu schreiben. :thumright:


    Klappentext

  • Jetzt bin ich aber neugierig auf diesen Klassiker, den ich mir diese Woche bestellt habe und vielleicht morgen schon bekomme. "Dracula" von Bram Stoker habe ich letztes Jahr gelesen, hat mich aber nicht so richtig begeistert. Mal sehen, wie das mit dem "Frankenstein" werden wird. Durch die Beiträge hier weiß ich ja jetzt, worauf ich mich einstellen muss.

  • Hallole!


    Frankenstein habe ich mit 10 oder 11 Jahren gelesen, viel zu früh natürlich. Ich weiss es noch ziemlich genau, ich durfte in der Stadt bleiben, mir im Buchclub ein Buch aussuchen und das erste Mal alleine mit der Straßenbahn nach Hause fahren. Wie ich auf Frankenstein kam, weiß ich nicht mehr genau, ich hatte bisher nur Kinderbücher gelesen. Am Ende jedenfalls stand Dracula und Frankenstein zur Wahl und Frankenstein wurde es dann, weil Dracula umfangreicher war und ich mir schon bewußt war, dass die Lektüre nicht eben einfach werden würde.


    Ich war von dem Buch sofort fasziniert. So eine altertümliche Sprache hatte ich bisher noch nicht gelesen (Übersetzung von Friedrich Plakovics) und ich war auch überrascht, wie symphatisch und menschlich das "Monster" geschildert wurde und wie verzagt, schwach und feige sein Schöpfer, Frankenstein, reagierte, als er sein Werk das erste Mal lebendig vor sich sah. Erwartet hatte ich ein scheußliches Monster, das sein Unwesen treibt und jeden meuchelt, der seinen Weg kreuzt. Und nun wurde mir hier ein Wesen vorgestellt, sensibel und feinfühlig, das sich nichts anderes wünscht als anerkannt und in die Gemeinschaft der Menschen aufgenommen zu werden aber überall nur auf Ablehnung stößt und Angst und Schrecken verbreitete, nur Aufgrund seines Äusseren. (Ein Vorurteil und eine Vorverurteilung, der ich selber nie erliegen wollte, hatte ich mir fest vorgenommen.) Niemand war bereit, sich mit ihm zu befassen und auf ihn einzugehen und der Tod des kleinen Mädchens (oder war es ein Junge?), das versehentlich erwürgt wurde weil es nicht zu schreien aufhören wollte, geschah ihm beinahe Recht, ich hatte hier jedenfalls wenig Mitleid. Eigentlich hätte ich es gerne gesehen, dass sich die beiden anfreunden, so aber nahm die Tragödie ihren Lauf.


    An viel mehr Einzelheiten erinnere ich mich nicht mehr, weiß aber noch, dass mich das Buch seinerzeit sehr gefesselt hat. Obwohl ich das oft mache, habe ich den Roman nie ein zweites Mal gelesen. Das sollte ich demnächst vielleicht einmal nachholen.

  • Ich habe das Buch vor kurzem beendet und mir hat es gut gefallen. Ich kenne kaum Verfilmungen des Buches (ich bin so ein Angsthase bei Horrorfilmen) und bin daher auch recht unbefangen an das Buch herangegangen.
    Mich hat es schon sehr überrascht, denn ich ich hätte auch gedacht, das viel mehr auf die Entstehung des Monsters eingegangen wird. Aber darüber wird kaum berichtet - es wird von seinem Schöpfer einfach zusammengebastelt und schwupp - fertig. :wink:
    Stattdessen wird viel mehr über die Gefühle des Monsters berichtet, das aus Rache die Familie seines Schöpfers nach und nach umbringt.
    Wie gesagt, mir hat das Buch gefallen, aber ein Horrorroman ist es wahrlich nicht.

  • Das Buch ist ein klassisches Kind seiner Zeit. So etwas muss man einfach mögen. Und bei mir scheint das Alter, wo ich diese Art Literatur mochte, irgendwie überschritten. Man könnte sicher unendlich viel in dieses Buch hinein interpretieren, aber gerade die Umstände seiner Entstehung legen nahe, dass gerade das nicht beabsichtigt war. Und vordergründig ist es eben eine Gothic Novel, bisweilen leicht wirr mit Liebes- und Leidensgeschichten dritter versetzt.
    Kann man schon lesen, hätte ich allerdings nicht gebraucht. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Die phantastische Geschichte des Victor Frankenstein, der – an der Universität Ingolstadt – ein künstliches Wesen erschafft, das er nicht beherrschen kann. Das Monster sehnt sich nach Liebe und Gemeinschaft, bringt aber allen, die ihm zu nahe kommen, den Tod.
    ----------------------------------------------------


    Autor:Mary Shelley (1797-1851) begann schon als Kind Gedichte und Romane zu verfassen. Noch keine 17 Jahre alt, brannte sie mit dem jungen Dichter Percy Shelley durch und bereiste Europa. Im Jahr ihrer Hochzeit 1816 verbrachten beide den Sommer mit Lord Byron am Genfer See, wo sie Ideen für Schauergeschichten sammelten. Schon zwei Jahre später veröffentlichte Shelley ihren Frankenstein, den Vater aller Gruselromane, dessen Erfolg es ihr ermöglichte, fortan als angesehene Schriftstellerin zu leben.


    ***


    Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Frankenstein und seiner Kreatur, wurde sie doch vielfach verfilmt.
    Am besten man vergisst alles Gesehene und Gehörte und genießt diese Auflage nach der Fassung aus dem Jahre 1831 ganz unvoreingenommen.
    Taucht ein in das späte 18. Jahrhundert und erfährt die wahre Geschichte Viktor Frankensteins, dessen Forschungsdrang zur Besessenheit wurde und das Ergebnis ihn einsam und wahnsinnig machte und ihn zur nächsten Besessenheit trieb. Erfährt die Geschichte aus Sicht der Kreatur, die von der Gesellschaft zu dem gemacht wurde was sie ist, nämlich brutal, grausam und ebenso einsam.


    Anfangs fällt es vielleicht schwer, aufgrund der alten Schreib- und Redeweise der Romantik, in die Geschichte hineinzufinden. Aber hat man sich erst daran gewöhnt und lässt sich auf diese ein, eröffnet sich einem eine bildgewaltige und ausdrucksstarke Sprache, die einer Poesie gleicht - melancholisch und düster.


    Diese Geschichte beinhaltet nicht nur Spannung und Phantastik, sondern oder vor allem auch Kritik gegenüber der Gesellschaft und deren Oberflächlichkeit und was diese aus einer unschuldigen und anfangs gutherzigen Kreatur machen kann. Kritik gegenüber der Wissenschaft und Forschung, wobei die Frage aufgeworfen wird, wie weit kann bzw. darf man gehen?


    Dieses Buch wurde zwar als Horror-Literatur bekannt, aber in diesem Klassiker steckt so viel Aussagekraft und Botschaft, welche aktueller nicht sein könnte.


    Fazit:
    Auch wenn ich mich maßlos über Viktor aufgeregt habe und er für mich derzeit der Unsympathler aus Romanen des 19. Jahrhunderts ist, würde ich dieses Buch immer wieder lesen. Alleine aufgrund der typischen bild- und wortgewaltigen Schreibweise der Romantik und der Botschaft, die einem da mitgegeben wird. Es lässt einen nachdenklich zurück und man überlegt, ob man nicht selbst zu diesen oberflächlichen Individuen gehört. Dieser Klassiker ist zu Recht ein Klassiker.

    Wenn ein Mann zurückweicht, weicht er zurück. Eine Frau weicht nur zurück, um besser Anlauf nehmen zu können. (Zsa Zsa Gabor)
    :twisted:

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