Riley Sager - Hope's End: Du kannst niemandem trauen / The Only One Left

  • Kurzmeinung

    Regenmann
    natürlich total konstruiert, aber unterhaltsam geschrieben und eine gute Auflösung
  • Kit McDeere ist seit 12 Jahren als Pflegekraft tätig. Nach einem gravierenden Versagen wurde sie sechs Monate ohne Lohn von der Arbeit freigestellt und musste wieder bei ihrem Vater leben. Nun, nachdem der Vorgang geklärt ist, darf sie wieder arbeiten. Da sie trotz aller Bemühungen keine andere Stelle finden konnte, muss sie wieder für dieselbe Agentur arbeiten. Ihr wird eine 24h Pflege angeboten, für die 71-jährige Lenora Hope, die nach einer Reihe von Schlaganfällen vor einigen Jahren kaum noch kommunizieren kann und auf einen Rollstuhl angwiesen ist. Unterkunft und Verpflegung sind eingeschlossen. Ihre Vorgängerin war unter mysteriösen Umständen einfach verschwunden. Lenora lebt in Hope´s End, einem der Häuser direkt an Cliff, das von vergangenem Reichtum kündet. Kit ist sehr überrascht über das Arbeitsangebot, sie hat Lenoras Namen seit Jahren nicht gehört. Bis heute wird gemunkelt, dass sie 1929 ihr Eltern und ihre Schwester ermordet haben soll. Der Fall wurde zur Gruselgeschichte für die Kinder. Sie gab damals an, dass sie während den Morden geschlafen hat und ihre Familie später tot auffand. Aber sie konnte auch nicht angeben, wer ihre Familie sonst getötet haben könnte und warum sie selber verschont blieb. Die Stadt war von ihrer Schuld überzeugt. Auch wenn Kit sich dabei nicht wohlfühlt, wird sie das Angebot wohl annehmen müssen, schließlich konnte Lenora nie etwas nachgewiesen werden.


    Zum Beginn des Buches ist man direkt mitten in den Ereignissen. Es dauert nicht lange bis es zur ersten überraschenden Enthüllung kommt. Man taucht immer tiefer in die Geheimnisse der Familie ein, die Gefahr steigt stetig. Die Anzahl der Verdächtigen nimmt zu, aber richtige Beweise sind rar. Es werden interessante Parallelen zwischen Kit und Lenora deutlich. Kit ist als Protagonistin sympathisch und nachvollziehbar.


    Durch die Aufteilung des Romans in die Erzählungen aus Kits Sicht und die Niederschriften von Lenora fließt die Geschichte gut voran. Durch die abgehängten Bilder, die Mördertour, die Urnen und die alten Blutspuren kommt leicht gruselige Stimmung auf. Gut beschrieben wird die düstere Atmosphäre im Haus, in dem die Zeit stehengeblieben scheint. Haus und Cliff werden fast zur eigenen Figur.


    Das Ende hält einige Überraschungen und Wendungen bereit und hat auch einen spannenden Showdown zu bieten. Außerdem werden alle Fragen und Aspekte geklärt. Es geht weit über das hinaus, was andere Romanenden zu bieten haben.


    Das Buch konnte mich sehr gut unterhalten und mit seiner intensiven Atmosphäre gefangen nehmen.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Riley Sager - The Only One Left“ zu „Riley Sager - Hope's End: Du kannst niemandem trauen / The Only One Left“ geändert.
  • Wer kennt nicht die ungeklärte Geschichte von Lizzie Borden, deren Vater und Stiefmutter am 4. August 1892 in ihrem Hause ermordet aufgefunden worden sind? Der amerikanische Schriftsteller Riley Sager hat wichtige Motive aus dem historischen gesicherten Fall aufgegriffen und in seinem neuen Psychothriller "Hope's End" umgesetzt, der in einer düsteren, verfallenen Villa auf den Klippen von Maine spielt.

    Unter uns, hätte ich ein klassisches Cover erwartet. Hier wird auf die suggestive Wirkung von zwei Farben, Rot und Blau, gesetzt. Sie ziehen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich, das protzige Herrenhaus, erbaut auf einer steilen Felsklippe, über dem wild tosenden Meer, rückt in den HIntergrund. Den einprägsamen Titel finde ich sehr gelungen; er unterstreicht den tragischen Untergang einer Familie, verbunden mit dem unaufhaltsamen Verfall des Anwesens.

    Der neue Psychothriller von Riley Sager spielt auf zwei verschiedenen zeitlichen Ebenen, einmal in der Vergangenheit (1929) und in der Gegenwart, fast 50 Jahre später. Geschildert werden die Ereignisse aus der Sicht einer "Ich-Erzählerin", einem weiblichen Mitglied der Familie Hope, das von der 1929 geschehenen Tragödie berichtet, und aus der Perspektive einer weiteren "Ich-Erzählerin", der Pflegefachkraft Kit, die mit der persönlichen Betreuung der invaliden Lenora Hope auf dem einst prächtigen, nun verfallenen Landsitz Hope's End betraut ist. Für mein persönliches Empfinden ist der Schauplatz perfekt gewählt; alle handelnden Personen können sich nicht aus eigener Kraft von den Dämonen der Vergangenheit befreien, sie sitzen gleichsam fest in den maroden Gemächern des stattlichen Herrenhauses, das um so mehr tiefe Risse aufweist und aus dem gefährdeten Gleichgewicht in eine extreme Schieflage abrutscht, je näher man der Auflösung der düsteren Familientragödie kommt.

    Alles in allem hat mich meine Lektüre begeistert. Riley Sager ist ein brillanter Psychothriller gelungen, der ohne allzu großes Blutvergießen auskommt. Mich hat dieses mit Mystery und Horror-Elementen angereicherte Buch von der erste Seite an in seinen Bann geschlagen, durch viele unerwartete Wendungen nicht mehr losgelassen

  • Was geschah wirklich?

    Ganz Maine wird 1929 von einer Bluttat erschüttert. Die 17-jährige Lenora Hope wird verdächtigt ihre Familie, Vater, Mutter und Schwester, umgebracht zu haben. Doch sie streitet alles ab. Erst 50 Jahre später scheint sich das Geheimnis zu lüften, als die junge Pflegekraft Kit nach Hope's End, dem Schauplatz der Tragödie kommt. Lenora Hope, die nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen kann und nur noch die linke Hand benutzen kann, will Kit die gesamte Geschichte mithilfe einer Schreibmaschine erzählen. Kit merkt schnell, dass sie niemanden trauen kann und weiß, dass sie in tödlicher Gefahr schwebt.

    Mit dem alten Familienanwesen Hope's End am Rand der Steilküste wurde hier ein großartiges Setting geschaffen. Es vermittelt zugleich ein beklemmendes Gefühl, wenn in dem alten Haus die Dielen knarren und die Wände zu flüstern scheinen. Alles wirkt dadurch düster und es läuft einem eiskalt den Rücken runter.

    Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart mit Kit als Pflegekraft und auf der zweiten Ebene werden die Ereignisse aus der Vergangenheit Stück für Stück aufgedeckt, was damals wirklich auf Hope's End geschehen ist. Es gibt sehr viele Wendungen und im Grunde habe ich einfach jeden verdächtigt und war am Ende doch sehr überrascht. Somit bleibt es bis zum Schluss sehr spannend.

    Mein Fazit:

    Es ist ein Thriller mit Sog-Wirkung, spannend und düster. Man will unbedingt wissen, was damals wirklich auf Hope's End geschehen ist. Klare Leseempfehlung.


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  • Beklemmendes Familiengeheimnis

    Die 17-jährige Lenora Hope soll 1929 ihre Eltern und ihre Schwester grausam ermordet haben, seitdem nehmen viele Gruselgeschichten in Maine ihren Umlauf und sollen noch Jahre später nicht in Versessenheiten geraten. Fünfzig Jahre später wird die Pflegerin Kit McDeere aus ihrer Suspendierung geholt und zum Ort der damaligen Tragödie geschickt: Hope’s End. Dort soll Kit sich um Lenora Hope kümmern, die nur noch mit einer Schreibmaschine kommunizieren kann. Bald darauf möchte Lenora sich Kit anvertrauen, doch das birgt einige Gefahren für die junge Pflegerin.


    Hope’s End von Riley Sager war mein erster Thriller des Autors und wird mit Sicherheit nicht der Letzte bleiben! Sager reißt einen mit der ersten Seite mitten ins Geschehen und erschafft eine so packende Story, die in ihrer Dichtheit kaum Luft zum atmen lässt. Dabei erleben wir die Geschichte aus zwei Perspektiven: die der jungen Pflegerin Kit McDeere und die Geschichte von Lenora Hope, welche sie auf der Schreibmaschine verfasst und sich für uns Leser optisch von Kits Perspektive leicht unterscheiden lässt. Diese Perspektivwechsel geben dem Thriller eine besondere Tiefe und sorgen ebenso für eine hohe Dramaturgie.


    Spannung wird aber nicht nur über die Perspektiven erzeugt, sondern auch über die grandiose Geschichte, die Sager hier erschaffen hat. Nicht alles wird am Ende überraschen und einige Twists waren mir persönlich zu viel und dennoch bleibt es letztendlich ein überragende Idee, die genauso gut umgesetzt wurde und mich einnehmen konnte.

    Mit Kit McDeere können wir die Familiengeschichte aufschlüsseln, eigene Gedankengänge zu einem möglichen Geschehen entwickeln und am Ende niemanden mehr trauen, weil jeder auf seine Weise verdächtigt wirkt.


    Daher kann ich Hope’s End nur jedem ans Herz legen, der spannend und düstere Lesestunden bevorzugt.

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  • unstete Erzählerin - 4 Sterne


    Worum geht es?

    Pflegerin Kit soll sich in Hope’s End, dem alten Gemäuer auf der Klippe, um Lenora Hope kümmern: Eine alte Frau im Rollstuhl. Doch für vielen Jahrzehnten soll diese ihre Eltern und ihre Schwester ermordet haben. In dem Haus, in dem sie noch jetzt lebt.


    Worum geht es wirklich?

    Familie, Misstrauen und Schuld.


    Lesenswert?

    Ja, war ein interessantes Setting.

    Lange Zeit weiß man beim diesem Buch nicht woran man ist. Mal geht es um menschliche Abgründe, um Schuld, mal um das geheimnisvolle Haus auf den Klippen, das sich immer weiter Richtung Meer neigt und seufzt und bebt und mal um die Beziehung zwischen Pflegerin Kit und der alten Frau im Rollstuhl, die beinahe komplett gelähmt ist und nur mit einer Hand Interaktion zeigen kann. Was sie aber nicht immer möchte. Ich mag es, wenn die erzählende Person unstet ist und man nicht genau weiß, ob gerade alles der Wahrheit entspricht.

    Die Stimmung ist manchmal beklemmend, manchmal etwas gruselig, wirkt immer wieder etwas surreal und man kann nicht greifen, was da noch kommen wird. Dazu trägt auch der Kinderreim bei, der im Verlauf des Buches immer wieder zitiert wird.

    Der Schreibstil und die Sprache haben mir sehr gefallen (Lob an Übersetzerin Christina Blum).

    Ich fand die angesprochenen Themen interessant, weil es auch viel um Kits Beruf geht, um die Verantwortung die auf einer pflegenden Person liegt und was für Entscheidungen man fällen muss. Umso erstaunlicher finde ich, dass im Laufe der Geschichte fragwürdige Situationen auftreten, wo Kit einfach die Bedürfnisse und die Wünsche von Lenora übergeht, was ihr durch die Behinderung möglich ist. Dies war eher unangenehm und ich kann nicht einschätzen, ob es Absicht war oder man schlicht ignoriert, dass auch ein alter Mensch im Rollstuhl ein Recht auf Selbstbestimmung hat.

    Je weiter die Handlung fortschreitet, desto absurder wird die Handlung, desto mehr Wendungen und involvierte Personen gibt es.

    Auch das Ende wirft noch einmal Wahrheiten über den Haufen, hat mir aber gut gefallen.

    Habe das Buch ganz gerne gelesen, auch wenn ich bisher noch nichts von dem Autor kannte. Werde ich im Auge behalten.