Mariana Leky - Kummer aller Art

  • Kurzmeinung

    Emili
    Poetisch, berührend, sehr herzlich, mit viel Empathie über die alltäglichen Sorgen.
  • Kurzmeinung

    Cordi
    Eine bezaubernde Geschichte über das Leben, über Menschen mit Sorgen & Nöten & dem Willen weiterzumachen. ☺️
  • Klappentext:



    Ein kleines Buch über Kummer, das erstaunlich gute Laune macht


    »Alle wirken innerlich blitzblank, nur in unserem Inneren sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa«, denkt sich Kioskbesitzer Armin, als er vergeblich versucht, erfolgreich zu meditieren. Und auch im Inneren der anderen Figuren dieser literarischen Kolumnen herrscht Unordnung: Frau Wiese kann nicht mehr schlafen, Herr Pohl ist nachhaltig verzagt, Lisa hat ihren ersten Liebeskummer, Vadims Hände zittern, Frau Schwerter muss ganz dringend entspannen, ein trauriger Patient hat seine Herde verloren, und Psychoanalytiker Ulrich legt sich mit der Vergänglichkeit an. Kummer aller Art plagt die Menschen, die sich, mal besser, mal schlechter, durch den Alltag manövrieren. Aber der Kummer vereint sie auch, etwa, wenn auf Spaziergängen Probleme zwar nicht gelöst werden, aber zumindest mal an die Luft und ans Licht kommen.

    Klug, humorvoll und mit großem Sinn für Feinheiten und Absurditäten porträtiert Mariana Leky Lebenslagen von Menschen, denen es nicht an Zutraulichkeit mangelt, wohl aber am Mut zur Erkenntnis, dass man dem Leben nicht dauerhaft ausweichen kann.


    Mein Hör-Eindruck:


    Schlaflosigkeit, Schüchternheit, Angst vor Konflikten und andere Ängste und auch Liebeskummer – in diesem Buch geht es um Kummer und Kümmernisse, wie sie der Alltag dem Menschen beschert. Diese Kümmernisse beobachtet Mariana Leky in einer Art Mikrokosmos: in dem Mietshaus, in dem sie wohnt, und in ihrer Verwandtschaft, und in beiden Mikrokosmen pflegen die Beteiligten ein freundliches und vertrautes Miteinander. Daher tauchen auch immer wieder dieselben Personen auf, deren Kümmernisse Mariana Leky freundlich, aber präzise ins Visier nimmt: Frau Wiese mit ihrer Schlaflosigkeit und ihrer Verliebtheit, Herr Pohl mit seiner Angststörung und seinem (wie passend!) dauerzitterndem Zwergpinscher und immer wieder Onkel Ulrich, der Psychiater, der auch seine Kümmernisse hat.


    Mir hat der Blick der Autorin auf diese Kümmernisse gefallen. Sie wertet nicht, sie belehrt nicht besserwisserisch und erhebt sich nicht über die Betroffenen, sondern sie sucht das Gespräch, sie fühlt mit und sie hat Mitleid, aber sie suhlt sich nicht in Gefühlen, auch nicht bei ihren eigenen Kümmernissen. Gefühle werden personifiziert und immer visualisiert, wenn z. B. die liebeskranke Nichte von ihrem Liebeskummer begleitet wird und hinter diesem Hünen kaum mehr sichtbar ist. Mit solchen originellen und ausgesprochen fantasievollen Bildern verdeutlicht sie treffsicher und voller Sprachwitz die Gefühle der Betroffenen, ohne sie aber zu mindern oder der Lächerlichkeit preiszugeben. Im Gegenteil: sie stellt sie als Teil des menschlichen Alltags dar.


    Die Kolumnen werden vorgelesen von Katharina Quast. Ihre warme und flexible Stimme verstärkt die Grundhaltung der Texte: einen freundlichen, mitfühlenden und immer wohlwollenden Blick auf die Mitmenschen.


    Ich habe die Kolumnen in einem Zug angehört und fand die gelegentlichen Wiederholungen etwas ermüdend. Daher würde ich das Einzel-Hören empfehlen, aber das ist Geschmackssache.


    Fazit: ein Buch über Kummer und Kümmernisse, verständnisvoll, warmherzig, sprachlich originell.


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    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).