Jean-Luc Bannalec - Bretonische Nächte

  • Leider nicht er beste Krimi dieser Reihe


    Autor Jean-Luc Bannalec kennt die Bretagne wie seine Westentasche. Das ermöglicht ihm, seinen Lesern die Schönheiten und Eigenarten von Land und Leuten näherzubringen. So erfahren wir diesmal etwas über die liebevoll restaurierte Abbye des Anges aus dem 16. Jahrhundert, nahe der Bucht von Aber Wrac’h im Finistère, deren Umgebung er auch in „Bretonische Nächte“ stimmungsvoll und kenntnisreich in Szene setzt. Zum wiederholten Mal wird der Aberglaube der Bretonen strapaziert:

    Kadegs Tante, reich, unabhängig und knapp neunzig stirbt, nachdem sich allerlei Vorboten eines nahen Todes gezeigt haben sollen. Üblicherweise ist der Tod einer alten Dame keine Ermittlung wert, doch dann wird Kadeg auf ihrem Anwesen niedergeschlagen und schwer verletzt. Ein Angriff auf einen Polizisten? Das nehmen sowohl Kommissar Dupin als auch Kadegs Kollegen höchst persönlich. Unermüdlich wird ermittelt, um den oder die Täter zu überführen.


    Als dann wenig später noch der Gärtner getötet wird, erscheint der Tod von Kadegs Tante in einem anderen Licht ...

    Das Motiv bleibt lange im Unklaren. Die Wiederentdeckung einer als ausgestorben geltenden Vogel oder doch das beträchtliche Vermögen der alten Dame? Wird Kadeg jetzt, als reicher Mann, den Dienst quittieren?


    Meine Meinung:


    In diesem nunmehr 11. Band der Reihe machen sich leider Abnützungserscheinungen bemerkbar. Der Krimi ist nach dem bewährten Rezept geschrieben: Der vernunftbegabte Dupin bekommt es mit starrsinnigen Bretoninnen und Bretonen zu tun, die heimatverbunden sind und ihre eigene Sprache sprechen. Hier kommt regelmäßig Nolwenn ins Spiel, die durch Scharfsinn und Beziehungen immer wieder wertvolle Hinweise geben kann. Ein wenig nervig, weil ja hinreichend bekannt, ist Dupins fast schon trotzige Abneigung mit dem Präfekten zu sprechen. Dupin trinkt mehr Kaffee, als ihm guttut und erfreut sich an den örtlichen
    Delikatessen - alles schon da gewesen.


    Auch der Cliffhanger wirkt müde und ein wenig „ausgelutscht“. Schauen wir einmal, ob mit dem 12. Krimi das Dutzend voll und die Reihe zu Ende sein wird.


    Fazit:


    Viel Spannung enthält dieser Krimi nicht. Wer allerdings ein treuer Fan von Georges Dupin und dem Autor ist, wird darüber hinwegsehen. Für mich leider ein wenig enttäuschend,
    daher nur 3 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)

  • Für Dupins Mitarbeiter Thierry Kadeg kommt es knüppeldick: seine hochbetagte, aber noch sehr rüstige Tante stirbt plötzlich, und als er nach Aber Wrac'h eilt, um bei seiner Familie zu sein, wird er im Garten des Anwesens seiner Tante von einem Unbekannten überfallen und schwer verletzt.


    Gar keine Frage, dass sich Dupin höchstpersönlich auf die Socken macht, um den Angreifer zu finden und sich auch die Umstände des jähen Todes von Joëlle Contel genauer anzusehen. Zwar liegt ein altersbedingtes Herzversagen bei einer Frau über 90 durchaus nahe, aber Dupins Bauchgefühl ist sich nicht so sicher, dass da alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Könnte jemand aus der Verwandtschaft es auf Joëlles Vermögen abgesehen haben, gab es alte Streitereien, die wieder aufgeflammt sind, oder steckt doch etwas ganz anderes dahinter? Verhält sich der Bruder der Verstorbenen verdächtig oder ist er einfach nur ein Unsympath?


    Spätestens als es erneut zu Übergriffen auf Menschen im unmittelbaren Lebensumfeld von Joëlle Contel kommt, ist jedenfalls klar, das irgendetwas im Argen liegt, und Dupin ruht mit tatkräftiger Unterstützung seines Teams, etwas widerwilliger Kooperation mit der Polizei vor Ort und gestärkt durch viele kulinarische bretonische Köstlichkeiten aus der Gegend nicht eher, bis er weiß, was Sache ist.


    Für Bannalec-Leser ist hingegen schon von Anfang an klar, was man bekommt: solide Krimikost mit vielen Irrungen und Wirrungen, geschickt gelegten falschen Fährten, inzwischen wohlbekannten Ermittlerfiguren und ganz viel Bretagne-Feeling.


    Der Reiseführertonfall der frühen Bände ist nicht mehr so dominant, es gibt aber dennoch immer noch gute Tips für sehenswerte Orte und probierenswerte Leckereien, was die Bücher zur perfekten Bretagne-Urlaubslektüre macht. Mir hat auch dieser Band wieder Spaß gemacht, nicht zuletzt, weil ich den Schauplatz schon kannte.