Stefan Zweig – Rahel rechtet mit Gott

  • Zusammenstellung von vier Legenden, in dieser Form 1990 erschienen


    Legenden sind Erzählungen von einem beispielgebenden Streben nach einem Ideal. Geschrieben als Mahnwort gegen Gewalt, als Fürspruch der Menschlichkeit, als Forderung auf das Recht individueller und zugleich der Gemeinschaft verpflichteter Freiheit. Die Menschen in Stefan Zweigs Legenden suchen Gott und sich selbst und verzweifeln an ihrem Glauben, ohne das Hoffen auf einen Sinn im Leben aufgeben zu können.

    (Quelle: amaz.)


    1) Die Legende der dritten Taube (1916 während des Krieges geschrieben), 5 S:

    Zweig greift das Taubenmotiv der Sintfluterzählung (“-legende”) auf. Erst die dritte kehrt nicht mehr zur Arche zurück. Ist sie ausgeflogen für immer, ist sie die ewig Lebende für verheissenen Frieden? Doch dann kommt eines Tages die “Sintflut des Krieges”…


    2) Die Augen des ewigen Bruders (1920 bei der Begegnung mit Indien geschrieben), 44 S:

    Der Autor schilder den Weg eines (indischen) Weisen durch verschiedene Lernstufen. Dieses Grundraster kennt man von anderen Legenden, Mythen. Mich erinnerte es durch das indische Setting auch an Motive aus Hesses Siddharta.


    3) Rahel rechtet mit Gott (1926), 18 S:

    Gott zürnt senem untreuen Volk, will es fallenlassen! Auch dieses Motiv taucht (in der Bibel) immer wieder auf. Rahel, jene geliebte Frau Jakobs, erinnert Gott in einem grossartigen Monolog an die Grosszügigkeit, zu der gar Menschen fähig waren und der er verpflichtet sei. Einschliesslich ihrer selbst. Wie könnte Er dann nicht zumindest ähnlich einlenken, verzeichen, sich erbarmen?


    4) Der begrabene Leuchter (1936), 117 S:

    Handelt von der Menorah, die beim Tempelraub der Römer in Jerusalem in deren Hände fiel und nach Rom verschleppt wurde. Die Handlung setzt ein als 455 der Leuchter der systematischen Wandalenplünderung des wehrlosen Roms durch Genserich unter Maximus zum Opfer fällt. Grandios und weit ausholend erzählt geht es hier darum, wie die jüdische Gemeinde versucht, diesem symbolträchtigen Leuchter nahe zu bleiben, die Geschichte, ihre Identität, zu bewahren. Und als Jahre später Karthago wiederum vom Byzantinischen Reich verschlungen wird geht der Pilgerweg des Leuchters weiter. Und desjenigen, der auf seine Spuren angesetzt war...


    Stefan Zweig mag letztlich an einer Form von Hoffnungslosigkeit zugrunde gegangen sein, doch er war selber ein Suchender. Er reihte sich dabei sicherlich auch ein in sein Volk. Hier greift er sichtbar in drei Geschichten jüdische Motive auf. Aber letztlich sind diese Themen universell, mögen uns alle betreffen. Ich war von dieser hier sich anders zeigenden Feder des Österreichers fast überrascht und finde diese Legenden interessant!


    AUTOR:

    Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 in Wien geboren und lebte ab 1919 in Salzburg, bevor er 1938 nach England, später in die USA und schließlich 1941 nach Brasilien emigrierte. Mit seinen Erzählungen und historischen Darstellungen erreichte er weltweit in Millionenpublikum. Zuletzt vollendete er seine Autobiographie ›Die Welt von Gestern‹ und die ›Schachnovelle‹. Am 23. Februar 1942 schied er zusammen mit seiner Frau »aus freiem Willen und mit klaren Sinnen« aus dem Leben.



    Herausgeber ‏ : ‎ S. FISCHER; 3. Edition (1. August 1990)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 210 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3100970780

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3100970787

    Abmessungen ‏ : ‎ 11.2 x 1.45 x 18.5 cm