Vergessene Träume: Die Erzählungen. Band I

Buch von Stefan Zweig, Elisabeth Erdem, Klemens Renoldner

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Vergessene Träume: Die Erzählungen. Band I

Es sind seine Erzählungen, die Stefan Zweig zu einem der am meisten gelesenen Schriftsteller der Welt machen. Dieses Kernstück seines Schaffens wird nun im Rahmen der Salzburger Ausgabe neu erschlossen. Besonders eindringlich skizziert Zweig in diesen frühen Texten (1900–1911) Kindheit, Pubertät und jugendliche Liebesnot. In „Brennendes Geheimnis“; der berühmten und mehrmals verfilmten Novelle, versetzt er sich in die Rolle eines Kindes, das gegen die unaufrichtigen Eltern rebelliert. Als „feinsinnig und psychologisch bedeutsam“ klassifizierte Sigmund Freud diese Prosa, in der sich die Abgründe des Unbewussten spiegeln. Das Jugendwerk des Schriftstellers ist eine außergewöhnliche Entdeckung. Der nächste Band (Stefan Zweig: Ungeduld des Herzens. Roman. Salzburger Ausgabe Band 6. Herausgegeben und kommentiert von Stephan Resch) erscheint im Herbst 2021.
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Bewertungen

Vergessene Träume: Die Erzählungen. Band I wurde bisher einmal bewertet.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Vergessene Träume: Die Erzählungen. Band I

    Autor: Stefan Zweig
    Titel: Vergessene Träume
    Seiten: 592 Seiten
    Verlag: Paul Zsolnay Verlag
    ISBN: 9783552058743
    Der Autor: (der Verlagshomepage entnommen)
    Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 in Wien geboren und lebte ab 1919 in Salzburg, bevor er 1938 nach England, später in die USA und schließlich 1941 nach Brasilien emigrierte. Mit seinen Erzählungen und historischen Darstellungen erreichte er weltweit ein Millionenpublikum. Zuletzt vollendete er seine Autobiographie ›Die Welt von Gestern‹ und die ›Schachnovelle‹. Am 23. Februar 1942 schied er zusammen mit seiner Frau »aus freiem Willen und mit klaren Sinnen« aus dem Leben.
    Inhalt:
    Dies ist der zweite Band der Salzburger kommentierten Ausgabe zu Stefan Zweigs Werk, und dabei der erste von drei Sammelbänden mit Erzählungen. Hier sind nun seine frühesten Geschichten enthalten, gemäss Erstdruck (ED) von 1900 bis 1911:
    Vergessene Träume (ED Juli 1900), 8 Seiten
    Nach Jahren trifft ein ehemaliger Verehrer auf die mittlerweile reich verheiratete Dame. Ein kurzes Gespräch entsteht über die Sehnsucht des sozialen Aufstiegs, über romantische Liebe und dass Traum und Wirklichkeit schwer in Einklang zu bringen sind.
    Praterfrühling (ED Okt 1900), 16 Seiten
    Eine Dame des «gehobenen Standes» verkleidet sich spasseshalber «bürgerlich» und geniesst unerkannt längst vergessene Freuden. Dank des sozialen Rollentauschs erkennt sie das oberflächliche, vorüberziehende Leben das sie bisher führte und blickt am nächsten Morgen lebensfroh, quasi neugeboren, in die Zukunft.
    Im Schnee (ED Aug 1901), 15 Seiten
    Eine jüdische Gemeinde flieht im Mittelalter vor Flagellanten und gerät in einen Schneesturm. Eine sehr stimmungsvolle Novelle, die mir ausserordentlich gut gefiel.
    Ein Verbummelter (ED Nov 1901), 7 Seiten
    Ein junger Mann hadert mit dem Schulsystem und seinem Lehrer. Den Text schrieb Stefan Zweig als Student im dritten Semester und es ist wohl sein erster Text, in dem er die geisttötende Atmosphäre der Schule und die Sorgen der Schüler thematisiert.
    Zwei Einsame (ED Nov 1901), 5 Seiten
    Zwei Aussenseiter aus dem Arbeitermilieu treffen sich vor dem Werkstor und klagen ihre Sorgen. Offenbar die einzige Erzählung Zweigs, in der ein Fabrikgelände erwähnt wird, auch wenn gesellschaftlich Unterdrückte und Ausgebeutete in seinen späteren Texten immer wieder mal eine Rolle spielen.
    Die Wanderung (ED April 1902), 8 Seiten
    Ein junger Mann, durch einen Traum motiviert, macht sich auf den Weg nach Jerusalem. Er hofft, rechtzeitig dort anzukommen, um ins Antlitz des Messias zu blicken. Und auf seiner Wanderung macht er so manche Begegnungen und Stefan Zweig spielt hier gekonnt mit alt- und neutestamentarischen Motiven.
    Die Liebe der Erika Ewald (ED Sep 1904), 54 Seiten
    Erika wird von einem Musikerkollegen umworben, fühlt sich allerdings von seinen Liebesbekundungen überrumpelt. Erst Tage später spürt sie ebenfalls die Liebe zu ihm, aber die Chance ist vertan, der kritische Moment für die grosse Liebe vorbei.
    Der Stern über dem Walde (ED 1904), 12 Seiten
    Ein Kellner verliebt sich in eine Dame der gehobenen Gesellschaft. Ihm ist die Chancenlosigkeit einer gemeinsamen Zukunft klar. Nur ein kurzer Moment verbindet die Beiden auf geheimnisvolle Weise.
    Die Wunder des Lebens (ED 1904), 82 Seiten
    Eine junge Jüdin wird für ein Madonnengemälde portraitiert und identifiziert sich ein wenig zu stark mit dem Kirchenbild, als es zum Bildersturm in Antwerpen 1566 kommt.
    Das Kreuz (ED Jan 1906), 13 Seiten
    1810: Spanien und Frankreich führen miteinander Krieg. Ein Colonel wird im Schlachtengetümmel ohnmächtig geschlagen, und findet sich beim Erwachen allein auf dem Feld wieder. Um im Feindesland nicht aufzufallen, zieht er die Uniform eines ermordeten Kriegsgegners an.
    Die Sommernovellette (ED Aug 1906), 13 Seiten
    Eine etwas sonderbare Erzählung von einem Urlauber, der einem jungen Mädchen aus Jux Liebesbriefe anonym zukommen lässt und schaut, «wie es aufblüht»…
    Die Gouvernante (ED Dez 1907), 19 Seiten
    Aus Sicht zweier Mädchen wird das Schicksal eines Kindermädchens erzählt, die von ihrem geheimen Liebhaber geschwängert und dann verlassen wird. Die kindliche Sichtweise ist durch die vagen Andeutungen und Auslassungen sehr gelungen. Der erwachsene Leser muss die Beobachtungen und Kommentare selbst in einen Zusammenhang bringen.
    Scharlach (ED Juni 1908), 70 Seiten
    Der junge Medizinstudent Berger kommt nach Wien und findet sich leider so gar nicht zurecht: ziemlich sensibel, verträumt, ohne Energie und Tatendrang vertrödelt er die Zeit, ohne Anschluss zu finden an die studentischen Burschenschaften, die High-Society Wiens, oder wenigstens die Liebe zu finden. Das städtische Leben hatte er sich ganz anders vorgestellt. Ein wenig Kontakt hält er zu seinem Nachbarn Schramek und dessen Freundin Karla, die er für deren Lebensfreude und Unkompliziertheit bewundert. Über die Zeit wird er depressiv, vernachlässigt sein Studium und verliert jeglichen Lebenswillen. Erst als die Tochter seiner Vermieterin an Scharlach erkrankt, findet er ins Leben zurück, ahnt etwas von Liebe, wenn auch nur von kurzer Dauer.
    Eine sehr traurig geschriebene Geschichte, die das Streben eines sensiblen, nachdenklichen Aussenseiters nach Anschluss an das bunte, ereignisreiche Leben der heiteren Gesellschaft mit gelungener Intensität beschreibt.
    Geschichte in der Dämmerung (ED Mai 1908), 38 Seiten
    Eine ziemlich konstruierte und schwer nachvollziehbare Geschichte über einen Jungen, der in der Dunkelheit von einem Mädchen geküsst wird, das er aber nicht erkennen kann. Nun ist er auf der Suche nach ihr, verliebt sich in die Falsche und sein Irrtum hat natürlich Folgen…
    Geschichte eines Unterganges (ED Sep 1910), 48 Seiten
    Madame de Prie, einst einflussreiche Dame am französischen Hof, fällt in Ungnade. Nun lebt sie einsam in der Provinz, vermisst die Gesellschaft und sehnt sich nach einstiger Macht, Liebhabern, Neid und Anerkennung. Da entwickelt sie einen Plan, wie sie sich doch am Hof in Erinnerung rufen und unsterblich werden kann. Inspiriert vom Schicksal der Jeanne-Agnès Berthelot de Pléneuf, Marquise de Prie (1698 – 1727) schildert Zweig in seiner historischen Erzählung den Untergang in die Einsamkeit und Bedeutungslosigkeit.
    Brennendes Geheimnis (ED 1911), 81 Seiten
    Der zwölfjährige Edgar ist mit seiner Mutter im Urlaub. In dem ruhigen Kurort möchte ein junger Baron und Schürzenjäger sich die Langeweile vertreiben. Indem er sich ein wenig mit dem Jungen anfreundet, sich freundlich mit ihm unterhält, wird die attraktive Mutter auf den Baron aufmerksam. Nun wird Jene umschmeichelt und der Junge fortan ignoriert. Die Gedanken des Jungen über ein mögliches Geheimnis unter den Erwachsenen und das «fallen gelassen werden», machen den Grossteil der Erzählung aus. Was passiert da unter Erwachsenen, wieso verstummen die Gespräche so plötzlich, was bedeuten die ausgetauschten Blicke, etc.
    Vermutlich die bekannteste und erfolgreichste von Zweigs frühen Erzählungen, mehrmals verfilmt, war sie wegweisen für die weitere Karriere Stefan Zweigs.
    Meinung:
    Der Sammelband enthält also Stefan Zweigs früheste Erzählungen, beginnend mit seinen ersten Veröffentlichungen als Student bis hin zu den ersten beiden Erzählbänden «Die Liebe der Erika Ewald» und «Erstes Erlebnis». Persönlich haben mir weniger die «empfindsamen», gefühlvollen Geschichten gefallen, in denen Kinder und Frauen mehr oder weniger hilflos mit der Realität konfrontiert werden – auch wenn Stefan Zweig hier sehr erfolgreich war.
    Besser gefielen mir die relativ kurzen Texte «Im Schnee» und «Die Wanderung». Hier hat Zweig auf wenigen Seiten ein spannendes Thema umrissen und den Leser dann nach einer raschen Wendung / einem Höhepunkt sich seinen Gedanken überlassen. Die längeren Texte waren mit teilweise zu ausschweifend.
    Dennoch ist der Sammelband natürlich hervorragend geeignet Zweigs Entwicklung als Erzähler zu erleben, seine Themenvielfalt und wie sich der Erfolg allmählich einstellt. Dabei helfen auch die rund 100 Seiten Anhang über Rezeption, unterschiedlichen Fassungen, einem Nachwort und Hinweisen dazu, wie Stefan Zweig später zu seinen frühen Erzählungen stand, usw.
    Eine empfehlenswerte, gut kommentierte Ausgabe für Alle, die gerne (wieder) etwas von Stefan Zweig lesen möchten. Auch wenn ich einige von den hier versammelten Texten schon kannte, so habe ich sie nach Jahren gerne nochmals gelesen.
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Ausgaben von Vergessene Träume: Die Erzählungen. Band I

Hardcover

Seitenzahl: 592

Besitzer des Buches 2

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