Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Briefwechsel 1905-1937

Im Jahre 1905 übernahm Anton Kippenberg die Leitung des Insel Verlags. Er begann sofort mit einer Ausweitung des Programms, dabei stützte er sich als Berater auf Rainer Maria Rilke, Hugo von Hofmannsthal und Stefan Zweig. Zweig, der sich selbst als kosmopolitischen Literaten verstand, wurde zu seinem eifrigsten Ratgeber: Seinem Drängen verdankt sich die Gründung der Insel Bücherei im Jahre 1912. Er unterbreitete Kippenberg stetig und häufig Vorschläge für Übersetzungen, er wollte die autokratische Insel mittels Büchern der Weltliteratur demokratisieren. Dieser Versuch einer Aufklärung der Leserschaft scheiterte endgültig in den ersten Jahren des „Dritten Reiches“ – Zweig schied aus dem Insel Verlag aus. Die hier erstmals publizierten 800 Briefe aus der Korrespondenz zwischen Anton Kippenberg und Stefan Zweig sind eine literarische und literaturhistorische Sensation. Zum ersten Mal läßt sich verfolgen, wie im Zusammenspiel eines Verlegers und eines Autors ein Verlagsprogramm entsteht, wie Erfolge gemacht werden, wie Rivalitäten zwischen den Autoren zu vermeiden sind. Diese Korrespondenz spiegelt mit der Konfrontation des deutsch-nationalen Kippenberg und des weltliterarisch orientierten Zweig das Panorama der deutschen Kultur in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wider.
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Bewertungen

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Briefwechsel 1905-1937

    Autoren: Anton Kippenberg und Stefan Zweig
    Titel: Briefwechsel 1905-1937
    Seiten: 958 Seiten
    Verlag: Insel
    ISBN: 9783458175513
    Die Autoren:
    Stefan Zweig, 1881 in Wien geboren, entstammt einer wohlhabenden Familie, der Vater war Textilunternehmer, und bezeichnete sich als «Jude aus Zufall». Er studierte in Wien Philosophie, promovierte und schrieb schon früh erste Gedichte, die auch veröffentlicht wurden. Im Ersten Weltkrieg arbeitete er im Kriegsarchiv, danach als Journalist zunächst in Zürich für die Wiener Neue Freie Presse, später in Salzburg. Als Intellektueller korrespondierte er mit zahlreichen Künstlern und konnte als erfolgreicher Schriftsteller auch viele seiner Kollegen finanziell unterstützen. Er floh später als Roth aus Österreich (im Zuge einer Hausdurchsuchung) zog nach London und nahm die britische Staatsbürgerschaft an. Er blieb nicht lange dort, zog weiter bis nach Brasilien, wo er sich im Februar 1942 gemeinsam mit seiner zweiten Frau das Leben nahm. Neben seinen romanhaften Biographien (bspw Marie Antoinette) werden auch seine zahlreichen Novellen heute noch gelesen (z.B. Schachnovelle, Amok, Angst)
    Anton Kippenberg wurde am 22. Mai 1874 in Bremen geboren. Von 1905 bis 1950 leitete er den Inselverlag und war somit eine Zeit lang Verleger der Texte von Stefan Zweig, sowie u.a. Rainer Maria Rilke, Ricarda Huch, Hugo von Hofmannsthal, uvm. Zudem war er begeisterter Sammler von allem, was irgendwie mit Goethe zu tun hatte; eine Sammlung, die später Grundlage für das Goethe-Museum in Düsseldorf wurde.
    Kippenberg starb am 21. November 1950 in Luzern.
    Die Herausgeber:
    Klemens Renoldner, 1953 in Schärding am Inn, Oberösterreich geboren, ist Literaturwissenschaftler und war Direktor des Stefan Zweig Zentrums in Salzburg. Er veröffentlicht seit Jahrzehnten kommentierte Ausgaben und Essays zu Stefan Zweigs Leben und Werk.
    Oliver Matuschek, 1971 geboren, ist Schriftsteller und veröffentlichte zuvor bereits Bücher zu Stefan Zweig. Zudem war er 2008 Kurator der Ausstellung «Die drei Leben des Stefan Zweig» im Deutschen Historischen Museum in Berlin.
    Inhalt: (Klappentext)
    Im Jahr 1905 übernahm Anton Kippenberg die Leitung des Insel Verlags und begann mit einer wesentlichen Ausweitung des bisherigen Programms. Stefan Zweig, dessen Bücher ab 1906 »bei der Insel« erschienen, wurde bald zu einem der wichtigsten Berater des Hauses. Seinem Drängen verdanken sich die Gründung der Insel-Bücherei im Jahr 1912 und das Projekt der Bibliotheca mundi, in der Werke der Weltliteratur in ihren Originalsprachen verlegt wurden. Neben zahlreichen weiteren angedachten, ausgeführten, erfolgreichen und auch missglückten Projekten entstand Zweigs eigenes umfassendes Werk, das zum meistverkauften der politisch turbulenten Zwischenkriegszeit gehört. Die bestens erprobte Zusammenarbeit endete nach beinahe drei Jahrzehnten mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. 1934 verließ der erfolgreiche jüdische Autor Stefan Zweig den Verlag nach öffentlichen Auseinandersetzungen, zwei Jahre später wurde der Vertrieb seiner Bücher in Deutschland endgültig verboten.
    Meinung:
    Rund 600 Briefe, Postkarten, Telegramme die sich Stefan Zweig und sein Verleger Anton Kippenberg vom Insel-Verlag schrieben, wurden hier aus einem noch grösseren Konvolut zusammengetragen und mit tausenden von Kommentaren versehen – was für eine literaturwissenschaftliche, jahrelange Aufgabe, die mit Bravour gemeistert wurde!
    In dem intensiven, brieflichen Austausch erleben wir Stefan Zweig quasi von Beginn an als Schriftsteller, der selbstbewusst mitredet, seine Ideen zur Preisgestaltung, Layout, Verlagshöhe seiner Bücher,… einbringt. Der Erfolg seiner Texte wird ihm Recht geben, und Kippenberg ist auch offen für Hinweise zu anderen Literaten, zu Büchern, die womöglich in Vergessenheit gerieten und nur darauf warten wieder entdeckt zu werden. Wir erfahren viel über die Begeisterung zu Emile Verhaeren, Romain Rolland, Rilke, aber auch Kippenbergs Goethe-Sammlung, Zweigs Sammlung mit Autographen.
    Stefan Zweig arbeitete tatkräftig mit, um die Reihe der Insel-Bücherei erfolgreich zu machen (es gibt sie bis heute); eine seiner anderen Ideen, der Aufbau der Bibliotheca Mundi, war leider weniger erfolgreich. Dennoch erleben wir Kippenberg als aufgeschlossenen Verleger, der allerdings auch kaufmännisch sorgfältig rechnen muss, und daher Stefan Zweigs Ideen ebenso häufig energisch abwehren muss.
    Der Erste Weltkrieg mit der anschliessenden Wirtschaftskrise und Hyperinflation führt zu weiteren Problemen wie Papierknappheit, und Devisenbeschaffung. Und mit der Machtübernahme der Nazis und dem Verlag zahlreicher Schriftsteller kommt dann auch der Briefwechsel zwischen den beiden Herren zum Erliegen.
    Wir erhalten hier also einen direkten Einblick in das damalige Verlagswesen, in das Verhältnis zwischen einem erfolgreichen und engagierten Schriftsteller und seinem Verleger im Laufe von über 3 Jahrzehnten, bei denen sie geschäftlich zahlreiche Krisen meistern müssen. Auf privater, persönlicher Ebene lesen wir deutlich weniger. Natürlich treffen sie sich auch persönlich, sprechen Theatereinladungen aus, beglückwünschen sich zum Geburtstag oder einer gelungenen Ergänzung ihrer jeweiligen Sammlung – aber eine enge Freundschaft, wie man sie im Briefwechsel mit Joseph Roth nachlesen kann, liegt nicht vor.
    Alles in allem ein faszinierendes Werk, das keine Wünsche übriglässt. Die jeweiligen Kommentare stehen direkt im Anschluss zu einem Brief, dadurch entfällt mühsames Hin- und Herblättern. Der Anhang enthält neben einem Personenregister, Bildnachweis, Quellenverzeichnis und was man sonst bei einem wissenschaftlichen Buch erwartet, auch weitere Korrespondenz mit den Erben Zweigs, und Texte Stefan Zweigs über Kippenberg und den Inselverlag (bspw anlässlich der Veröffentlichung des Goethe-Sammlerkatalogs) und andere Dokumente und Briefe zum Thema (bspw Schreiben des Reichministeriums für Volksaufklärung und Propaganda an den Verlag betreff Einstellung des Vertriebs der Schriften unerwünschter Schriftsteller).
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Ausgaben von Briefwechsel 1905-1937

Hardcover

Seitenzahl: 958

Besitzer des Buches 2

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