Helen Waite - Öffne mir das Tor zur Welt (ab 06.03.2021)

  • Mein lesegeschwindigkeit hat mich dann immer wieder davon abgehalten, weil ich eben so dachte wie du nicht mitzukommen.

    Aber wir selbst bestimmen doch, wie schnell wir lesen. :)

    In meiner letzten Runde haben wir zum Beispiel mehrfach das Tempo runtergenommen weil wir merkten, dass es nicht funktionierte. Wir hatten so viel zu schreiben, zu diskutieren und zu spekulieren (ich liebe spekulieren bei Romanen :lol: ), aber auch alle gleichzeitig so viel nebenher zu tun bzw. war die Arbeit anstrengender als normal. Am Ende haben wir doppelt so lang gebraucht wie gedacht, aber dafür hatten wir mega-viel Spaß und waren entspannt beim Lesen. :cheers:

    bin eine geborene Neugierdsnase :-,

    Echt? Ist mir noch gar nicht aufgefallen :totlach:


    Habt Ihr schon mal einen Blick ins Buch geworfen? Ich kann grad schlecht einschätzen, welches Pensum uns gut liegt. :-k Was haltet Ihr davon wenn wir uns morgen/übermorgen einfach mal mit dem ersten Kapitel hier einfinden. Dann sehen wir ja schon, wie gut sich das Buch liest, wie es uns liegt und wieviel wir uns darüber austauschen.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Echt? Ist mir noch gar nicht aufgefallen :totlach:

    man kann es auch als "wissensdurstig" bezeichnen, dann klingt es intellektueller :loool:

    Habt Ihr schon mal einen Blick ins Buch geworfen? Ich kann grad schlecht einschätzen, welches Pensum uns gut liegt. :-k Was haltet Ihr davon wenn wir uns morgen/übermorgen einfach mal mit dem ersten Kapitel hier einfinden. Dann sehen wir ja schon, wie gut sich das Buch liest, wie es uns liegt und wieviel wir uns darüber austauschen.

    ja, es dürfte sich meiner Meinung nach relativ schnell lesen lassen.

    Bis morgen abend Kapitel 1? Also Vorbemerkung und ein Tag des Triumphs?

    Würde für mich passen.

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

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    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study:

  • Was haltet Ihr davon wenn wir uns morgen/übermorgen einfach mal mit dem ersten Kapitel hier einfinden.

    Das finde ich eine sehr gute Idee!

    Entschleunigt lesen!

    Vor allem, wenn wir nach dem ersten Kapitel stoppen, können wir wirklich in Ruhe darüber schreiben und diskutieren, und man hat nicht schon so viele Eindrücke auf einmal.

    In meiner Ausgabe geht das Kapitel bis Seite 19.

    Ein gutes erstes Pensum! :)

    Wie die Welt von morgen aussehen wird, hängt in großem Maß von der Einbildungskraft jener ab, die gerade jetzt lesen lernen.
    - Astrid Lindgren -

  • Guten Morgen :)


    Da ich ab heut nachmittag unterwegs bin, schreib ich mal meine ersten Gedanken auf. Ein Satz in der Vorbemerkung lässt mich schon mal schwere Zeiten erahnen: da gab es jemanden, der im Ernst das Kind von der Lehrerin trennen wollte? Als erstes entsetzt mich ein solcher Gedanke, allerdings bin ich auch gespannt darauf, wie es dazu kommen konnte. Nicht immer herrscht dabei ja ein böser Grundgedanke vor (wobei mir kein guter Grund einfällt, warum man ein Kind wie Helen von der Lehrerin trennen möchte).


    Und ich finde es gut, dass diese Biografie damit beginnt, Annie Sullivan vorzustellen. So bekommen wir ein Bild dieser Frau, die so völlig in ihrer Aufgabe aufging, dass sie ein "eigenes" Leben, sprich Heirat und eigene Familie, nicht verfolgte. Ich kenne zwar diese eine Verfilmung von Helen Kellers Leben, in der die 15jährige Melissa Gilbert hervorragend die junge Helen Keller verkörpert, aber über ihre Lehrerin weiß ich nichts.

    Doch wenn ich auf diesen wenigen Seiten so lese, wie sich die junge Annie durchs Leben kämpfen musste, dann ist mir auch sofort klar, wie sie zu einer derart starken Persönlichkeit wurde. Und die muss sie einfach gewesen sein bei dieser Aufgabe und dieser Intensität, in der sie diese Aufgabe annahm und lebte.

    Ich finde im Klappentext diesen Satz so gut:

    Zitat von Klappentext

    Aber oft wurde auch übersehen, dass gerade solche Menschen einen selbstlosen Begleiter brauchen, der es ihnen ermöglicht, ihren inneren Reichtum zu entfalten.

    Ohne Annie Sullivan hätten wir wohl auch nicht Helen Keller kennengelernt, jedenfalls nicht diese Helen Keller, deren Biografie wir hier lesen.

    Im Buchumschlag hinten findet sich ja der Hinweis auf das Buch "Teacher" von Helen Keller. Das werde ich mir Montag wohl gleich mal bestellen :ergeben:

    viele Grüße vom Squirrel



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  • Bis Seite 19

    Ich habe, als das Buch ankam, als erstes durch die Seiten geblättert und nach weiteren Fotos gesucht, weil mich schon das Bild auf dem Buchumschlag in seinen Bann gezogen hat.

    Die intensive Zugewandtheit zwischen Helen und Annie ist sehr deutlich zu spüren.

    Auch die weiteren Fotos zeigen eine Verbundenheit zwischen zwei Menschen, die ganz anderen Sinnen entspringt. Besonders deutlich wird das auf dem Foto, das als Cover für "Teacher" gewählt wurde.

    Ich werde mir "Teacher" auf jeden Fall auch bestellen. Ich freue mich darauf, mehr über die Beziehung zwischen Helen und Annie in Helens eigenen Worten zu erfahren.

    Auf Seite 6 ist Charlie Chaplin mit auf einem Foto. Das erinnerte mich wieder daran, dass Helen in ihrem Leben viele Persönlichkeiten getroffen hat, unter anderem President Eisenhower, Mark Twain oder Alexander Graham Bell.

    Und ich finde es gut, dass diese Biografie damit beginnt, Annie Sullivan vorzustellen.

    Darüber habe ich mich auch sehr gefreut. Es gibt einen kleinen Einblick in das Leben der Frau, die sich ganz dem Wohl anderer Menschen verschrieben hat. Ihre Stärke erwächst aus der katastrophalen Kindheit und Jugend, aber auch aus der Zuwendung, der Freundlichkeit und der Unterstützung, die sie im Perkins-Institut erfahren hat.

    Sicher war ihre eigene Erfahrung mit Blindheit ein Grundstein dafür, dass sie so tiefes Mitgefühl Helen gegenüber entwickeln konnte und mit solch einer Leidenschaft ihr Leben der Aufgabe verschrieb, anderen Menschen zu helfen.


    Ich freue mich auf unsere Leserunde! :)

    Wie die Welt von morgen aussehen wird, hängt in großem Maß von der Einbildungskraft jener ab, die gerade jetzt lesen lernen.
    - Astrid Lindgren -

  • Hab heut auch das erste Kapitel gelesen, beim lesen ist mir aufgefallen dass ich bereits den Film gesehen habe, liegt jetzt aber einige Jahre zurück. Muss sagen mir sind damals die Träumen gelaufen. Es ist bewundernswert was Annie Sullivan geschaffen hat, was für eine Freundschaft und nicht nur dass sondern eine tiefe Liebe zwischen diesen zwei Frauen entstanden ist . Was squirrel oben bereits erwähnt hat, finde ich es auch gut dass man hier mehr über Annie sullivan als Person erfahren wird. Soweit ich mich erinnere war das im Film nicht der Fall.


    Freu mich zu erfahren wie es weitergeht.

  • Vorbemerkung und "Ein Tag des Triumphs" (bis inkl Seite 18)


    Vorweg: ich weiß jetzt schon, dass sich das Buch flüssig in zweierlei Hinsicht lesen lässt. Einerseits ein angenehmer Schreibstil, aber ich sollte mir auch eine Packung Taschentücher bereit halten (bin sehr nach am Wasser gebaut). Mir hat es schon bei Seite 17 und 18 die Kehle etwas zugeschnürt, als es um die weitere Zukunft von Annie ging und ihre Gedanken dabei, obwohl man ja eigentlich wusste, wie es weitergehen wird.


    Aber jetzt lieber vor vorne:


    VORBEMERKUNG:

    Ja auch dieser Satz, wie von Squirrel erwähnt, lässt böses erahnen, aber auch etwas Hoffnung geben, denn es scheint, als wäre es beim "Versuch" geblieben, Annie von ihrer Schülerin zu trennen.

    Auch muss ich hier aufpassen, dass mir nicht einzelne Szenen des Filmes ins Gedächtnis hüpfen, da ich dieses Buch ohne die Gedanken daran lesen möchte. Ich habe mich dabei ertappt zu überlegen, ob es im Film nicht eine Phase gab, in der es Annie schlechter ging....aber ich weiß es Gott sei Dank nicht mehr.


    "EIN TAG DES TRIUMPHS"


    Genauso wie ihr freue ich mich, etwas mehr über Annie zu erfahren. Warum nimmt jemand diesen Job an, welche Person ist das?

    Zuerst stolperte ich noch auf Seite 11 über Laura Bridgman, die "berühmte taubstumme und blinde ehemalige Schülerin", die bei der Abschlussveranstaltung anwesend war.

    Von Siebenstein wurde hier ja schon der Link gepostet über das französische Mädchen mit der gleichen Form der Behinderung. Jetzt auch noch Laura, mit der Annie bereits die Unterhaltung durch "in die Hand buchstabieren" führte. Das veranlasste mich nachzugoogeln, wie häufig das denn vorkommt, diese Kombination aus beiden Behinderungen.

    Hier dazu der Wiki-Eintrag

    Aktuell sind lt. diesem Eintrag ca. 6000 Menschen in Deutschland davon betroffen. Beim Lesen dieses Artikels hat mich dann etwas verstört, dass es bis Ende 2016 (!) dauerte bis diese Form der Behinderung als eine eigene Art anzusehen ist und nicht nur als Kombination aus taub und blind. Die an der gleichen Behinderung leidende Hertha Schulz, geb 1876, mit der der diakonische Dienst in Deutschland begann, ist mir zB. völlig unbekannt gewesen. Die Möglichkeit einer Taubblindheit wurde mir erst mit dem Film über Helen Keller erstmals vor Augen geführt.


    Auf Seite 12 hat mich vor allem das damalige Armen- und Jugendwohlfahrtssystem schockiert, obwohl, ja auch dies ist eigentlich bekannt, aber sich das zu verdeutlichen an einer Person wie Annie Sullivan, ist dann doch noch etwas, das mich berührte. Gut fand ich, dass es im Armenhaus diese Kontrolle gab, und ich habe Annie bewundert dafür, dass sie sich auch gleich Gehör beim Kontrollor verschafft hat, in dem sie ihn auf ihre Blindheit und den Wunsch ein Schule zu besuchen hinwies. Dort angekommen und den Unterschied zu ihrem bisherigen Leben zu sehen und sich dann dort zurechtzufinden zeugt wieder von einem Kämpfergeist Annies. Sie wird auch als ungeduldig und widerspenstig beschrieben. Etwas, das sie später auch bei Helen kennenlernen wird, und wahrscheinlich aus ihrer eigenen Vita umso besser nachvollziehen kann.

    Am Ende des Kapitels dann die Ungewissheit: Wie wird es weitergehen? Und wieder muss sie sich am Riemen reissen, darf sich nicht den Widrigkeiten ihres Lebens hingeben.

    Eine jetzt schon für mich bemerkenswerte Frau.

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    Erich Kästner

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  • Im Buchumschlag hinten findet sich ja der Hinweis auf das Buch "Teacher" von Helen Keller. Das werde ich mir Montag wohl gleich mal bestellen


    Ich werde mir "Teacher" auf jeden Fall auch bestellen.

    so gewährt mir die Bitte, zu sein in eurem Bunde die 3. :wink:

    Ihre Stärke erwächst aus der katastrophalen Kindheit und Jugend, aber auch aus der Zuwendung, der Freundlichkeit und der Unterstützung, die sie im Perkins-Institut erfahren hat.

    Ja, dieses Perkins-Institut erweckt den Eindruck eines sehr angenehmen Ortes. Hat dies damit zu tun glaubt ihr, dass hier vorwiegend "bürgerliche" Kinder zu Schule gingen und Annie nur als "Ausnahmefall" dazukam? Wie sah es sonst mit Kindern mit Behinderungen aus? Alle im Armenhaus?

    Soweit ich mich erinnere war das im Film nicht der Fall.

    nein, soweit ich mich erinnere auch nicht

    dass ich bereits den Film gesehen habe, liegt jetzt aber einige Jahre zurück. Muss sagen mir sind damals die Träumen gelaufen.

    okay, ich glaube wir teilen uns einen Taschentuchspender :winken:

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  • Bei solchen Büchern oder Filmen kann ich einfach nichts tun, da laufen die Tränen von selbst. :pale: Wahrscheinlich wird es mir, jetzt bei dem Buch genauso gehen wie beim Film damals.


    Ja, terry ich glaube auch das wir uns ein Taschentuchspender teilen müssen. :winken:

  • Hat dies damit zu tun glaubt ihr, dass hier vorwieg-end "bürgerliche" Kinder zu Schule gingen und Annie nur als "Ausnahmefall" dazukam?

    Ich habe nun recht viel über das Perkins-Institut gelesen, aber nicht herausgefunden, ob Kinder wohlhabender Familien bevorzugt aufgenommen wurden. Ich habe jedoch nicht diesen Eindruck. Von Beginn an haben sich die Sponsoren, Leiter und Initiatoren ganz der Förderung blinder und taubblinder Kinder verschrieben und ich glaube, dass hier kein Unterschied in der Herkunft gemacht wurde.

    Ich könnte mir eher vorstellen, dass - wie Annie sagt - vor allem die Kinder von Ärzten und Rechtsanwälten, Kaufleuten oder wohlhabenden Gutsbesitzern an diesem Institut lernten, weil es den armen, sozial schwachen Familien schon allein an dem Wissen mangelte, dass es dieses Institut gibt. Und vielleicht auch an den Ressourcen, sich zu informieren, was für das eigene, behinderte Kind am besten wäre.

    Oftmals herrschte die Vorstellung, dass blinde und vor allem taubblinde Kinder "schwachsinnig" seien und es wurde gar nicht erst der Versuch unternommen, diese zu fördern.

    Es ist zwar Italien und nicht die USA, aber wenn ich daran denke, welche Zustände Maria Montessori in dem Heim für Kinder vorgefunden hat, graut es mir. Und dort waren Kinder, die "nur" entwicklungsverzögert waren oder eine Lernbehinderung hatten. Diese Kinder konnten hören, sehen, sprechen und trotzdem wurden sie als nicht lern- und im Grunde nicht selbstständig lebensfähig abgestempelt und in ihren Betten mit einem Kanten trockenen Brotes ruhiggestellt.

    Zitat

    Das habe ich auf der oben verlinkten Seite gefunden. Ich glaube wirklich, dass es kein Institut für Kinder reicher Familien war, sondern die Gründer und später auch Direktoren und Pädagogen sich der Förderung blinder und taubblinder Menschen verschrieben haben. Natürlich muss auch dafür Geld von irgendwoher gekommen sein, aber so wie ich das lese, kam das vor allem durch Sponsoren und Spenden - sicherlich auch der reichen Familien, deren Kinder dort waren. Aber dass arme Kinder abgewiesen wurden, habe ich nirgends gelesen.

    Wie die Welt von morgen aussehen wird, hängt in großem Maß von der Einbildungskraft jener ab, die gerade jetzt lesen lernen.
    - Astrid Lindgren -

  • Kapitel 1

    Guten Morgen :)

    nach weiteren Fotos gesucht,

    Das war auch das erste, was ich gemacht habe :lol: Ich liebe es, wenn alte Fotographien in Biografien oder Sachbücher mit aufgenommen sind.


    Ihre Stärke erwächst aus der katastrophalen Kindheit und Jugend, aber auch aus der Zuwendung, der Freundlichkeit und der Unterstützung, die sie im Perkins-Institut erfahren hat.

    Sicher war ihre eigene Erfahrung mit Blindheit ein Grundstein dafür, dass sie so tiefes Mitgefühl Helen gegenüber entwickeln konnte und mit solch einer Leidenschaft ihr Leben der Aufgabe verschrieb, anderen Menschen zu helfen.

    Ich denke, ihre eigene Blindheit ist überhaupt die Basis dafür, dass sie dann ihre Stelle bei den Kellers angenommen hat. Ohne diese Blindheit wäre sie ja nie mit der Thematik bekannt geworden. Und ihre eigenen Kindheits- und Jugenderfahrungen haben sie natürlich extrem geprägt. In Kapitel 2 steht dazu auch noch mehr. :wink: (ja, ich hab heut nach im Bett weitergelesen :uups: )

    finde ich es auch gut dass man hier mehr über Annie sullivan als Person erfahren wird. Soweit ich mich erinnere war das im Film nicht der Fall.

    Ich kann mich auch nicht erinnern, dass ich je mehr über Annie erfahren habe. Es ist immer Helen, die im Vordergrund steht.

    Auch muss ich hier aufpassen, dass mir nicht einzelne Szenen des Filmes ins Gedächtnis hüpfen, da ich dieses Buch ohne die Gedanken daran lesen möchte.

    Gott sei Dank kann ich mich immer sehr schlecht an Filme erinnern. Es ist bestimm 25 Jahre her, dass ich den Film gesehen habe, aber mir ist nur die Szene mit dem Wasser im Gedächtnis.

    Jetzt auch noch Laura, mit der Annie bereits die Unterhaltung durch "in die Hand buchstabieren" führte. Das veranlasste mich nachzugoogeln, wie häufig das denn vorkommt, diese Kombination aus beiden Behinderungen.

    Das fand ich spannend, dass dieses Buchstabieren damals schon existierte. Irgendwie dachte ich wohl immer, dass diese Form der Kommunikation sich erst zwischen Helen und Annie entwickelte :scratch:

    Dann ist diese Form der Behinderung häufiger als ich dachte. Schlimm :pale:

    Auf Seite 12 hat mich vor allem das damalige Armen- und Jugendwohlfahrtssystem schockiert, obwohl, ja auch dies ist eigentlich bekannt, aber sich das zu verdeutlichen an einer Person wie Annie Sullivan, ist dann doch noch etwas, das mich berührte.

    Durch meine Dickens-Erfahrung hat mich das jetzt nicht schockiert. Aber für ein blindes Mädchen müssen diese Erfahrung noch schlimmer gewesen sein als überhaupt. Im übrigen glaube ich, dass diese Kontrollen nicht generell gemacht wurden, sondern eher sehr personenabhängig waren. Armenhäuser waren Verwahranstalten, für die sich nur sehr wenige Menschen interessierten.

    Ich habe nun recht viel über das Perkins-Institut gelesen, aber nicht herausgefunden, ob Kinder wohlhabender Familien bevorzugt aufgenommen wurden. Ich habe jedoch nicht diesen Eindruck. Von Beginn an haben sich die Sponsoren, Leiter und Initiatoren ganz der Förderung blinder und taubblinder Kinder verschrieben und ich glaube, dass hier kein Unterschied in der Herkunft gemacht wurde.

    Ich könnte mir eher vorstellen, dass - wie Annie sagt - vor allem die Kinder von Ärzten und Rechtsanwälten, Kaufleuten oder wohlhabenden Gutsbesitzern an diesem Institut lernten, weil es den armen, sozial schwachen Familien schon allein an dem Wissen mangelte, dass es dieses Institut gibt. Und vielleicht auch an den Ressourcen, sich zu informieren, was für das eigene, behinderte Kind am besten wäre.

    Danke für die Recherche. Ich bin deiner Meinung, dass das Hauptproblem darin liegt, dass (bis heute) ärmere Schichten zu wenig Informationen haben über Förderungsmöglichkeiten und spezialisierte Schulen und Einrichtungen. Und damals galt das noch viel mehr. Wie sollte denn ein Farmer am Ende der Welt von einer Einrichtung wie Perkins in Boston erfahren? Vermutlich wusste das schon in der Bostoner Arbeiterschicht kaum ein Mensch. Damals wie leider heute auch noch beeinflusst die soziale Schicht die Förderung von Kindern ungemein.

    Oftmals herrschte die Vorstellung, dass blinde und vor allem taubblinde Kinder "schwachsinnig" seien und es wurde gar nicht erst der Versuch unternommen, diese zu fördern.

    Das ist im Fall von Taubblindheit für mich sogar nachvollziehbar. Wie sollen unerfahrene und überforderte Eltern auch mit einem derart von der Außenwelt isolierten Kind kommunizieren? Und dann in der damaligen Zeit und vielfach eben in sozialen Schichten, in denen so ein Kind zwangsläufig den ganzen Tag sich selbst überlassen blieb?

    viele Grüße vom Squirrel



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  • Das ist im Fall von Taubblindheit für mich sogar nachvollziehbar. Wie sollen unerfahrene und überforderte Eltern auch mit einem derart von der Außenwelt isolierten Kind kommunizieren? Und dann in der damaligen Zeit und vielfach eben in sozialen Schichten, in denen so ein Kind zwangsläufig den ganzen Tag sich selbst überlassen blieb?

    Da bin ich ganz bei dir! Wie sollte jemand wissen, dass ein Kind, das weder durch Stimme, noch durch Blicke noch durch Gesten mit der Außenwelt kommunizieren kann, normal intelligent entwickelt und zu so unfassbar viel fähig ist?

    Ich glaube, dass diese Kinder selbst heute noch neben all den Fördermöglichkeiten, die es gibt, das Quentchen Glück haben müssen, an die richtigen Lehrer und Unterstützer zu kommen, um bestmöglich vorankommen zu können.


    Damals wie leider heute auch noch beeinflusst die soziale Schicht die Förderung von Kindern ungemein.

    Oh ja! Das ist so schrecklich! Egal, ob Kinder mit oder ohne Behinderung. Wenn sie aus einem sozial schwachen Umfeld kommen, sind die Hürden, eine ihnen angemessene und ihrem Intellekt entsprechende Bildung und Ausbildung zu erhalten, oft unüberwindbar hoch.

    Natürlich gibt es unser "tolles" Schulsystem und Unterstützungs- und Erziehungshilfen für Familien, die mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Jedoch bleiben dies kleine Tropfen. Die wenigen Stunden in der Schule können kaum all das, was die Kinder schon im Klein- und Kleinstkindalter nicht erlebt und gelernt haben, aufholen.

    Ich hatte in einem Durchgang einen schwer sehbehinderten Jungen in meiner Klasse. Ich bin Otto-Normalverbraucher-Lehrerin und habe keine sonderpädagogische Ausbildung. Meine Unterstützung sah so aus, dass EINMAL im Monat eine Sonderpädagogin der Sehheilschule zu mir kam und nachschaute, ob das Kind den richtigen Sitzplatz im Klassenzimmer hat. Ja, es gab finanzielle Unterstützung für z.B. eine spezielle Lampe an seinem Tisch, spezielle Lupengläser, um in Büchern zu lesen oder um mit leuchtenden Punkten besondere Orte im Klassenzimmer zu markieren. Trotzdem war ich mit 28 weiteren Kindern allein im Klassenzimmer... Problematisch war aber eben auch, dass es sich um eine in ihren Fähigkeiten sehr begrenzte Familie handelte, der es nicht möglich war, mit dem Jungen zu Hause all diese Hilfsmittel zu nutzen, so dass sich seine Lernzeit auf den kurzen Schulvormittag beschränkte.

    Sorry! Viel zu viel Gelaber! Das hat ja nun nichts mehr mit dem Buch zu tun. :pale:

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  • Spuirrel nein ich finde es keineswegs Gelaber und irgendwie gehört dass was du schreibst über den Jungen der in deiner Klasse war, auch zu dem Thema im Buch.


    Zu Annie gebe ich dir Recht, ihr Leben wurde im Film ganz wenig oder ich glaube sogar gar nicht erzählt.

  • Spuirrel nein ich finde es keineswegs Gelaber und irgendwie gehört dass was du schreibst über den Jungen der in deiner Klasse war, auch zu dem Thema im Buch.

    Da meinst du wohl mich. :lol:

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  • ich finde es keineswegs Gelaber und irgendwie gehört dass was du schreibst über den Jungen der in deiner Klasse war, auch zu dem Thema im Buch.

    Da muss ich durchaus zustimmen.

    Mich ärgern dann immer Aussagen, wenn gewissen Hilfsmaterialien nicht zur Verfügung gestellt werden können, wie "das geht nicht, sowas gibts nicht". Himmelherrgottnochmal, wir sind auf dem Mond gelandet. Und wenn das technisch möglich war, ist vieles andere auch möglich.

    Die Schwierigkeit ist doch meist nicht, dass es nicht kluge Köpfe gäbe, die Lösungen erarbeiten könnten, sondern eher, dass gerade bei so - Gott sei Dank - seltenen Behinderungen wie Taubblindheit (6000 von 8 Mio ist halt nicht die große Menge) es am breiten Druck scheitert, der dann in weiterer Folge auch entsprechende finanzielle Mittel für Forschung und Entwicklung freisetzt bzw. auch für Förderprogramme und Begleitung.


    Nachdem ich noch nicht gestern Abend weitergelesen habe wie Squirrel (die von sich selbst behauptet geduldig zu sein und nicht neugierig :P ) bin ich gespannt, wer eigentlich Annie Sullivan für ihre Dienste bezahlte. War die Familie von Helen in der Lage oder gab es irgendeine Form der Unterstützung?


    Ich setzte mich jetzt mit meinen beiden Wellis hin und werde weiterlesen. Wie weit schlagt ihr vor?


    2 Kapitel bis morgen oder mehr? (das wäre für heute 1 und für morgen 1)

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    Erich Kästner

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  • Wie weit schlagt ihr vor?

    Ich habe das zweite Kapitel auch schon gelesen. :)

    Von mir aus können wir gern bis morgen noch das dritte Kapitel dazu nehmen.

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  • Na gut, nachdem sich scheinbar alle nicht zurückhalten können :loool: ( Stifle83 du sagst Bescheid, wenn es zu schnell ist), dann schreibe ich schonmal meine Eindrücke zum 2. Kapitel nieder:

    Ein Ruf aus Alabama (Seite 19-29)


    Annie fuhr mit Mrs. Hopkins zu deren Haus, um den Sommer dort zu verbringen und nochmals Kraft und Gedanken zu sammeln, um gewappnet zu sein für die noch unbekannte Zukunft.

    Diese Mrs. Hopkins wird sehr warmherzig beschrieben. Eine Frau, die es schaffte, den Schutzwall von Annie in der Schule zu durchbrechen, den sie sich aus Angst vor Verletzung zugelegt hatte.


    Hier wird eindrucksvoll gezeigt, wie wichtiger so ein Dominoeffekt der Wärme und Geborgenheit ist. Erst wurde er von Mrs. Hopkins an Annie weitergegeben und ohne diese Initialzündung wäre diese nicht gewappnet gewesen ihrerseits dann Freude, Verständnis und Wärme an Helen weiterzugeben.


    Im Heimatort von Mrs. Hopkins begegnet Annie auch noch "Captain Dad", vor dem sie alle gewarnt hatten, aber auch hier kommt wieder Annies Naturell zutage: voller Tatendrang macht sie sich auf den Weg, neugierig und beherzt tritt sie mit ihm in Kontakt und sie kann den alten Mann mit ihrer Offenheit für sich einnehmen, es entsteht eine Freundschaft.


    Dass es sehr viele Leute gab, die Annie etwas gutes wollten, zeigt auch, dass sich der Direktor der Schule, nachdem seine Aufgabe der Ausbildung abgeschlossen war, trotz allem noch Gedanken um Annie machte, und als er eine Anfrage erhielt, diese sofort an sie weiterleitete.

    Eine Aufgabe, von der Annie sehr begeistert war, eine Herausforderung dies sie unbedingt annehmen wollte.

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