Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
»Hab dich. Und jetzt spielen wir. Wir spielen: Gericht.«
Es ist Jahre her, dass man Nadja für ein grausames Verbrechen verurteilt hat. Nach ihrer Haftentlassung wünscht sie sich nichts sehnlicher, als ein normales Leben zu führen. Doch dann geschieht ein Mord. Und der soll ungeschehen gemacht werden. Ein abgelegenes Haus wird zum Schauplatz eines bizarren Spiels ‒ denn Nadjas Vergangenheit macht sie zum perfekten Opfer. Und zur perfekten Mörderin ... Ein tief unter die Haut gehender Psychothriller über Schuld, Vergeltung und die Frage, ob ein Täter je wieder frei sein kann.
Autorin (Quelle: Verlagsseite)
Romy Hausmann, Jahrgang 1981, hat sich mit ihrem Thrillerdebüt ‚Liebes Kind‘ (Februar 2019) sogleich an die Spitze der deutschen Spannungsliteratur geschrieben: ‚Liebes Kind‘ landete auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste, Übersetzungen erscheinen in 15 Ländern. 2019 erhielt sie den Crime Cologne Award 2019, die Filmrechte wurden hochkarätig verkauft. ‚Marta schläft‘ ist ihr zweiter Thriller. Romy Hausmann wohnt mit ihrer Familie in einem abgeschiedenen Waldhaus in der Nähe von Stuttgart. Weitere Informationen unter http://www.romy-hausmann.de
Allgemeines
Erschienen am 24.04. 2020 bei der dtv Verlagsgesellschaft als TB mit 400 Seiten
Gliederung: Nicht nummerierte Kapitel mit Namen- oder Zeitangaben als Überschrift – Epilog – Danksagung
Teils Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven, außerdem Ich-Erzählung von Nadja, sowie in Briefform gehaltene Ich-Erzählung
Handlungsorte und -zeit: Zabrew (Polen), Berlin, Spreewald, 2019, mit Rückblenden auf die Jahre 1999, 2014 bis 2017
Inhalt
Die ursprünglich aus Polen stammende Anwaltsgehilfin Nadja Kulka hatte eine schwere Kindheit; im Alter von fünfzehn Jahren wurde sie für einen Mord, den man ihr nicht einwandfrei nachweisen konnte, für sieben Jahre inhaftiert. Durch ihr Schicksal geprägt, scheint sie die Idealbesetzung für die Rolle des Sündenbocks zu sein, als in ihrem Umfeld ein weiterer Mord geschieht.
Nadjas Chef Gero van Hoven vertritt einen Klienten, der sich in einer ähnlichen Situation befindet wie Nadja als junges Mädchen. Paul Heger wird beschuldigt, seine Geliebte Nelly Schütt ermordet zu haben, da diese zur Gefahr für seine Ehe wurde. Er bestreitet die Tat und wird in einem Indizienprozess verurteilt.
Beurteilung
Der Anfang des Romans ist äußerst verwirrend und von einem ständigen Wechsel der Perspektiven und Zeitebenen geprägt. Teilweise erzählt Nadja über ihre gegenwärtigen Erlebnisse, in anderen Kapiteln erlebt der Leser quasi als Augenzeuge die Affäre zwischen Paul Heger und Nelly Schütt mit und weitere Kapitel stellen Auszüge aus (nicht abgesandten) Briefen dar, bei denen es zunächst nicht ersichtlich ist, wer sie verfasst hat und an wen sie gerichtet sind. Dementsprechend erfordert es eine Menge Konzentration, in diesem Roman den roten Faden zu finden und zu verfolgen. Die Autorin ist sehr geschickt darin, dem Leser fast unmerklich und sehr allmählich zu weiteren Erkenntnissen zu verhelfen, bis sie schließlich alle Handlungsstränge zusammenführt und aus unverständlichen Puzzleteilchen ein komplettes Bild gestaltet.
Der Handlungsstrang um Nadja und ihre derzeitige Problematik ist ziemlich unglaubwürdig, aber auch atemberaubend wendungsreich und spannend erzählt. Dabei wird dieser Romanfigur eine sehr gründlich ausgearbeitete Charakterisierung zuteil, die es ermöglicht, sich in Nadja einzufühlen und ihr Empathie entgegenzubringen.
Neben dem Themenkomplex „Schuld und Vergeltung“ widmet sich der Roman auch den Themen „Familienzusammenhalt und Liebe“, bzw. der Frage, wie weit ein Mensch für geliebte Angehörige zu gehen bereit ist.
Fazit
Ein wendungsreicher, spannender und sehr anschaulich geschriebener Krimi, der fesselnde Unterhaltung bietet; man sollte sich vom sehr undurchschaubaren Einstieg nicht entmutigen lassen.