Susan Vreeland - Lisette und das Geheimnis der Maler / Lisette's List

  • „Inspiration existiert, aber sie muss dich arbeitend vorfinden.“

    (Pablo Picasso)



    In ihren Büchern beschäftigt sich die verstorbene amerikanischce Schriftstellerin Susan Vreeland mit verschiedenen Epochen der Kunstgeschichte, die in eine interessante Romanhandlung eingebunden werden. Auch der Roman "Lisette und das Geheimnis der Maler" folgt diesem Muster.




    Paris, 1937: Aus Liebe folgt Lisette ihrem Mann André aus der lebendigen Metropole in die südfranzösische Provinz – nach Roussillon, einem Dorf am Rande der legendären Ockerfelsen, in dessen Enge sie sich zunächst schwer zurechtfindet. Erst durch Andrés Großvater und seine Sammlung französischer Gemälde lernt sie die Schönheit des provenzalischen Landstrichs lieben. Als er stirbt und André nicht aus dem Krieg zurückkehrt, muss Lisette die Bilder finden, die ihr Mann vor den Nazis versteckt hat. Sie hofft, während ihrer Suche nicht nur die Bilder zu retten, sondern auch ihr persönliches Glück.



    Bereits das schlichte Cover scheint den Leser auf eine Zeitreise einzustimmen. Es ist überwiegend in Sepia-Tönen gehalten, das behutsam colorierte Paar scheint aus einer vergangenen Epoche zu stammen. Der schlichte Titel setzt die Kunst in den Mittelpunkt und macht auf das Geschehen neugierig.


    Der Stil dieses historischen Romans ist verhalten und leise, ich habe ihn als sehr wohltuend empfunden. Die Entwicklung von Lisette wird glaubhaft dargestellt, man spürt, wie sehr die anfangs mit vielen Vorurteilen behaftete junge Frau aus der Metropole Paris mehr und mehr ihre neue Heimat liebgewinnt und gute Freunde in dem kleinen Dorf mit der ländliche Roussillon findet, die sie einige schwere Schicksalsschläge leichter ertragen lassen.



    Susan Vreeland ist es gelungen, den besonderen Zauber der sonnengesättigten, nach Früchten duftenden provenzalischen Landschaften einzufangen. Gleichzeitig lässt sie ihre Leser teilhaben an wichtigen Epoche der Kunstgeschichte. Bedeutende Gemälde werden atmosphärisch dicht wiedergegeben, dass man sie vor seinem eigenen Auge zu erkennen glaubt. Man erhält wichtige Hintergrundinformationen über ihre Entstehungsgeschichte und staunt über die beeindruckende Welt der Farben, deren Bedeutung sich mit jedem einzelnen Pinselstrich erschließt. Viele berühmte Werke von Marc Chagall, Pablo Picasso und Paul Cezanne werden in eine fiktive anrührende Lebens- und Liebesgeschichte in einer dunklen Zeit eingebunden, die keinen Leser unbewegt lassen kann.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Susan Vreeland: Lisette und das Geheimnis der Maler“ zu „Susan Vreeland - Lisette und das Geheimnis der Maler / Lisette's List“ geändert.
  • Frankreich 1937 während des Zweiten Weltkrieges: Lisette hat ein Faible für die Kunst und Farben, dies wurde bei ihr schon durch eine Nonne im Waisenhaus gefördert. Eigentlich hatte sie einen Job in einer Pariser Galerie in Aussicht, doch dann wird der Großvater ihres Mannes André krank. So verlässt das Paar Paris, um sich in Andrés südfranzösische Heimat Roussillon in der Provence niederzulassen, einer eher dörflichen Gegend, der Lisette zuerst gar nichts abgewinnen kann. Als sie allerdings die Gemäldesammlung von Großvater Pascal zu Gesicht bekommt, die neben Picasso auch Cézanne und Pissarro beinhaltet, und deren Geschichte erfährt, ist sie fasziniert. Pascal weckt in ihr auch die Liebe zur Provence, der ländlichen und farbenfrohen Gegend, deren Düfte wie Lavendel die Nase kitzeln. Dann stirbt Pascal und André versteckt die Gemälde vor den Nazis, bevor er gegen sie in den Krieg zieht und dort sein Leben lässt. Nun ist Lisette allein und macht sich auf die Suche nach dem Bilderversteck. Aber auch andere haben Interesse daran, diese Bilder zu finden…


    Susan Vreeland hat mit „Lisette und das Geheimnis der Maler“ einen sehr unterhaltsamen und fesselnden Roman mit historischem Setting vorgelegt, in dem es sich vor allem um vor den Nazis versteckte Kunstschätze von Impressionisten und Expressionisten dreht, die sich heutzutage in den Museen der Welt größter Beliebtheit erfreuen, mit ihren Farben und ihrem Detailreichtum die Seele streicheln und dem Betrachter einen unvergesslichen Augenschmaus der besonderen Art liefern. Die in der Geschichte erwähnten Bilder sind allerdings von der Autorin erfunden und dienen als Nebenprotagonisten ihrer Handlung. Der Schreibstil ist flüssig, leise, detailliert und bildgewaltig. Die Autorin malt mit ihren Worten ein eigenes Gemälde und den Leser regelrecht während der Lektüre in der Betrachtung versinken lässt. Wer die Provence kennt und auch Gemälde von Künstlern wie Cézanne oder Pissarro aus der Nähe betrachtet hat, ist immer wieder fasziniert von der Detailgenauigkeit und der ganz speziellen Lichtbrechung, die es fast ausschließlich in diesem Landstrich gibt. Wunderbar lässt die Autorin die weitläufige Landschaft mit den vielfarbigen Blumen vor dem inneren Auge des Lesers entstehen, die Aromen und Düfte scheinen einem regelrecht in die Nase zu steigen. Auch die Bewohner des Roussillon erweckt Vreeland zurückhaltend und mit viel Herz zum Leben.


    Die Charaktere sind mit Herz und Seele versehen, wirken authentisch, glaubhaft und natürlich, so dass sich der Leser mit ihnen wohlfühlt und ihre Geschichte mit viel Interesse verfolgt. Lisette ist eine sympathische Frau, die schon in ihrer Kindheit die Kunst und die Welt der Farben lieben gelernt hat. Überhaupt ist sie eine freundliche, starke und liebevolle Persönlichkeit, die eigentlich das quirlige Leben der Stadt liebt, aber das geruhsame Savoir Vivre auf dem Land durchaus zu schätzen lernt. Sie wächst an ihren Aufgaben und entwickelt Mut und Entschlossenheit. Samuel Becket hat tatsächlich einige Zeit im Luberon verbracht ebenso wie Marc Chagall mit seiner Familie, dies in diesem Roman wiederzufinden, war eine schöne Randerscheinung. Pascal ist ein alter Mann, der viele interessante Begegnungen hatte und die Maler mit Farbe versorgte. Aber auch Künstler wie Cézanne und Pissarro haben ihren besonderen Platz in dieser Geschichte.


    „Lisette und das Geheimnis der Maler“ ist ein gelungener kunsthistorischer Streifzug, eingebettet in eine fiktive Geschichte und eine atemberaubend schöne Landschaft, die man einmal im Leben besucht haben sollte, um das französische Lebensgefühl regelrecht einzuatmen und dort die Museen zu besuchen. Tut der Seele gut wie auch dieses Buch. Verdiente Leseempfehlung!


    Farbenintensive Geschichte für :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Die Farbe der Liebe


    Lisette und das Geheimnis der Maler, historischer Roman von Susan Vreeland, 608 Seiten, erschienen im Aufbau Taschenbuch Verlag.


    Die Kunst ist Lisettes Leidenschaft. Dolch welches Opfer ist sie dafür zu bringen bereit?


    1937 Lisette folgt ihrem Mann André aus der Stadt ihrer Träume Paris nach Roussillon, ein kleines Dorf in der südfranzösischen Provinz. Hier, am Rande der legendären Ockerfelsen, ist sie durch die Enge und Einfachheit sehr bedrückt und kann sich nur schwer zurechtfinden. Andrés Großvater Pascal, ist alt und krank und soll von den beiden gepflegt und versorgt werden.

    Doch Lisette liebt das schillernde Leben in der französischen Metropole, erst als Pascal ihr von den legendären Ockerpigmenten die zur Herstellung der Farben benötigt werden erzählt, die in der Gegend um Roussillon gewonnen werden. Und von seiner Freundschaft mit Künstlern wie Pissarro und Cézanne berichtet, ist Lisette fasziniert. Die Sammlung von Gemälden die der alte Mann besitzt verzaubern sie und lassen sie die Schönheit der provenzalischen Welt erkennen.

    Als Pascal stirbt und André in den Krieg zieht, versteckt er die Gemälde und vertraut auch seiner Frau nicht an, wohin er die Bilder gebracht hat um sie vor den Nazis zu schützen. Doch André fällt und Lisette versucht nach dem Krieg, in dieser entbehrungsreichen Zeit, die Gemälde wiederzufinden. Findet Lisette die Bilder und auch ein neues Glück?


    42 Kapitel sind in 4 Teile gegliedert, Kapitelüberschriften und beigefügte Jahreszahlen fassen die einzelnen Kapitel zusammen. Briefe und französische Ausdrücke heben sich kursiv geschrieben vom Text deutlich ab. Die Autorin hat sich der Ich-Form aus Sicht der Protagonistin bedient, eine weitere Zeitebene aus Sicht Pascals schildert die Geschehnisse und Erinnerungen aus seiner bewegten Vergangenheit. Susan Vreeland schreibt in einer herrlich bildhaften Erzählweise, Landschaftsbeschreibungen ziehen den Leser völlig hinein in die Geschichte. Das Setting ist genial beschrieben, sodass das Geschilderte wie ein Film vor den Augen des Lesers abläuft. Die Schilderung der Schönheiten der Provence ist der Verfasserin hervorragend gelungen und auch die Figuren haben Charaktertiefe und sind unheimlich liebenswert, ihr Handeln war zumeist nachvollziehbar. Die Gefühle Lisettes als sie vom Tod ihres Mannes erfahren hat, haben mich zutiefst berührt und waren glaubhaft. Einzig der Dorfgendarm Blanc und seine Handlungen sind mir immer ein wenig undurchschaubar geblieben.

    Diese Geschichte ist nicht wahr, aber so gut erzählt, dass sie es durchaus sein könnte. Am besten haben mir die Erzählungen über die Maler Cézanne, Pissarro und Chagall gefallen. Die im Buch beschriebenen Bilder sind zumeist real, immer wieder habe ich neben der Lektüre diese oder ähnliche Bilder der Künstler im Netz angesehen und auch über das Leben dieser Künstler nachgelesen, somit konnte ich mir das Beschriebene sehr gut vorstellen. Ein gelungen recherchierter kunsthistorischer Genuss, nicht nur für Kunstliebhaber, denn die Suche nach den verschwundenen Bildern gestaltete sich äußerst spannend.

    Einige unnötige Längen und ein paar Seiten weniger hätten jedoch gut getan. Insgesamt kommen jedoch zur spannenden Liebes- und Lebensgeschichte auch noch interessante Aspekte aus der Malerei der französischen Moderne und einige ihrer Vertreter hinzu.

    Ich fühlte mich sehr gut unterhalten, habe einiges über Kunst dazugelernt und möchte dieses Buch nicht nur an Kunstliebhaber weiterempfehlen. 4 Sterne dafür. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon