Sibylle Berg - GRM

  • Kurzmeinung

    Fezzig
    Right Book, right time. Ich weiß nicht, ob es mich zu jeder Zeit gepackt hätte. Sehr hart und schonungs- / hoffnungslos.
  • Kurzmeinung

    Hypocritia
    Ansammlung von gesellschaftl. (Rand)erscheinungen der Aktualität m. unstimmigen Extrapolationen - zu lang(weilig)
  • ich schließe mich da der Meinung von Marie an. Es gibt sicher eine Menge Ar***lö**er auf dieser Welt und vielleicht werden es

    ja auch immer mehr, aber es gibt auch noch einige Gute.

    Wenn es in der Welt von Frau Berg nur diese eine Sorte gibt, ist das doch eine sehr eingeschränkte Sichtweise.

    Das ist ja praktische so, als würde Frau Berg unüberhörbar allen Menschen, oder zumindest allen Lesern, zurufen:

    "Alles ist sinnlos und es macht auch keinen Sinn sich dagegen zu wehren, weil wir in Kürze sowieso alle untergehen."

    Und genau deswegen fällt es unterm Strich bei mir persönlich knapp, aber doch durch. Ich hätte es noch akzeptiert, wenn es in einem trostlosen Ghetto von einer desillusionierten Bewohnerin geschrieben worden wäre, aber wenn die Frau Berg von ihrer Züricher Residenz aus oder am Strand von Tel-Aviv hier die ausweglose Dystopie heraufbeschwört, verweigere ich mich dem Hype. Eigentlich nicht, weil ich es ja doch gelesen habe, aber ich weigere mich, in den Jubelchor einzustimmen. Für eines ihrer anderen Bücher wird mit "5 Millionen Spiegel Leser können nicht irren" geworben.

    Oh doch, sie können.

  • Frau Berg von ihrer Züricher Residenz aus oder am Strand von Tel-Aviv hier die ausweglose Dystopie heraufbeschwört

    Das klingt nach: Wenn ein gut betuchter Autor über Armut schreibt, ist er nicht glaubwürdig. ?(


    Meine nächste Frage wäre dann: Sollte ein weißer Amerikaner wie John Irving nicht mehr glaubwürdig über das Elend mexikanischer Einwanderer schreiben können? Ein schwuler Autor wie John Boyne nicht über heterosexuelle Beziehungen (und umgekehrt)? Kann ein Single-Autor keinen Familienroman schreiben?


    Oder wie Maxim Gorki es einst formulierte: Man muss nicht in der Bratpfanne gelegen haben, um über ein Schnitzel zu schreiben. :thumleft:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Oder wie Maxim Gorki es einst formulierte: Man muss nicht in der Bratpfanne gelegen haben, um über ein Schnitzel zu schreiben. :thumleft:


    Natürlich nicht, und so war es definitiv nicht gemeint. Allerdings beschäftigen sich solche Autoren dann ganz besonders intensiv mit der Thematik, wenn sie außerhalb ihres Erfahrungshorizonts schreiben. Ich wage zu bezweifeln, dass dies hier geschehen ist. Für mich ist es fiktiver, quasivirtueller Elendstourismus.

    Vielleicht sehe ich das aufgrund meines eigenen Backgrounds zu zynisch. Ich habe selbst Freunde und (wenn auch etwas weiter entfernte) Verwandte, die in ähnlich dystopischen, aber ganz real existierenden Umgebungen gelebt haben. Also quasi in Proto-Brainfuck-Welten.
    Die Tochter einer Kindheitsfreundin von mir hat ein Bein verloren, weil es von einem Straßenhund angefressen wurde. Einer meiner Cousins (3. Grades, aber so genau nehmen wir das nicht) ist an Menschenhändler geraten und wurde von einer Spezialeinheit aus einer illegalen Fabrik befreit. Auch das nur, weil er mehr Glück als Verstand hatte. Es gibt ein halbes Dutzend weniger dramatische, aber definitiv unschöne Geschichten.
    Mir ist schon klar, dass Brainfuck eine Fiktion ist, aber die darin beschriebenen Erfahrungen und Reflektionen der Erfahrenden sind so weit weg von den Erzählungen und Berichten aus 2. Hand, die ich zur Verfügung habe, dass es auf mich streckenweise wie "Grauen um des Grauens Willens, basierend auf Projektion" wirkt.

    Das ist alles sehr subjektiv, und ich kann auch vollkommen daneben liegen. Aber ich empfinde es nunmal so.

  • Die Tochter einer Kindheitsfreundin von mir hat ein Bein verloren, weil es von einem Straßenhund angefressen wurde. Einer meiner Cousins (3. Grades, aber so genau nehmen wir das nicht) ist an Menschenhändler geraten und wurde von einer Spezialeinheit aus einer illegalen Fabrik befreit. Auch das nur, weil er mehr Glück als Verstand hatte. Es gibt ein halbes Dutzend weniger dramatische, aber definitiv unschöne Geschichten.

    Es tut mir leid, dass du so schlimme Erfahrungen sammeln musstest. :friends:Manche trifft es echt härter im Leben. :(

    Ich habe auch das Buch noch nicht gelesen, was ich aber demnächst zu ändern gedenke. Aber ich glaube schon, dass die Autoren auch über Erfahrungen schreiben können und dürfen, die sie selbst nicht gemacht haben.

    Aber wie du schon sagtest, es ist alles subjektiv, alles unterschiedliche Meinungen, was aber auch völlig in Ordnung ist.

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Adrian, Lara - Hüterin der Ewigkeit

  • Mir ist schon klar, dass Brainfuck eine Fiktion ist, aber die darin beschriebenen Erfahrungen und Reflektionen der Erfahrenden sind so weit weg von den Erzählungen und Berichten aus 2. Hand, die ich zur Verfügung habe, dass es auf mich streckenweise wie "Grauen um des Grauens Willens, basierend auf Projektion" wirkt.

    Interessant, denn so habe ich das Buch gar nicht empfunden. Natürlich ist es total negativ erzählt, aber gerade die erste Hälfte des Buches finde ich nicht unrealistisch. Wie @Jessy1963 auch schon geschrieben hat, passieren die Dinge leider überall auf der Welt. Nur werden sie hier gar nicht verklärt und schonnungslos auf jeder Seite und in jeder Zeile offengelegt. Ab der zweiten Hälfte spinnt sie das Ganze in dieser negativspirale weiter. Natürlich wird es auch in der Zukunft positive Entwicklungen geben, doch auf diese will die Autorin gar nicht hinweisen. Sie bleibt im Fokus auf der negativen Bilanz und spinnt unsere Zukunft weiter, auf Basis der neuen Technologien die kommen werden oder entstehen werden. Das ist ja genau das, was zumindest mich an diesem buch so fasziniert. Es ist dahingehend realistisch. Vielleicht macht es auch Angst, aber vielleicht ist das auch gar nicht mal so schlecht darauf hinzuweisen. ich glaube in der Art hatte Marie auch schon was geschrieben.

  • Ich bin grad ziemlich am Schluss über folgende Stelle gestolpert: Peters Mutter bekommt Panik und die Sätze reihen sich aneinander. Warum dies... warum das und dann kommt wie aus dem Nichts die Formulierung "Warum liegt da Stroh?":totlach:

    Da musste ich erstmal schmunzeln. :mrgreen:Aber vielleicht hat dieser Satz metaphorisch sehr viel zu bedeuten. Gerade bei diesem Buch, in dem ja das ganze Leben inhaltslos und unbedeutend dargestellt wird... oder interpretiere ich da zu viel hinein?:-k

    Ich bin jedenfalls drüber gestolpert...


    Falls wer den Spruch nicht kennt:


    https://wortwuchs.net/warum-liegt-hier-stroh/

  • Es tut mir leid, dass du so schlimme Erfahrungen sammeln musstest. :friends: Manche trifft es echt härter im Leben. :(

    Habe ich eben nicht, ich bin ein Sonnenkind - aber Freunde und entferntere Familie, und ich bin mit diesen Geschichten entweder aufgewachsen oder in jüngerer Vergangenheit konfrontiert worden. Und denke mir immer, wie glücklich ich mich schätzen muss.

    Vielleicht habe ich deswegen hier emotional überreagiert, und sorry, wenn ich jemandem auf die Füße getreten oder gar patzig geworden bin.
    Das war nicht meine Absicht.

  • Habe ich eben nicht, ich bin ein Sonnenkind

    Meiner Meinung nach, sammelt man Erfahrungen, auch wenn man nicht direkt betroffen ist, sondern auch dann, wenn es um liebe Menschen in der Umgebung geht. Aber es freut mich, dass du ein Sonnenkind bist

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  • Vielleicht habe ich deswegen hier emotional überreagiert

    Habe ich so nicht empfunden. Du hast eine Meinung zu einem Buch, ich habe eine andere. Du bewertest aufgrund Deiner Erfahrungen, ich aufgrund meiner. Schließlich sind wir hier, um uns auf der Basis gemeinsam gelesener Bücher zu "streiten".


    Gut, es gibt Bücher, bei denen ich mich von einer ablehnenden Kritik persönlich getroffen fühle, aber zu denen gehört GRM ganz sicher nicht.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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  • So - ich habe das Kapitel "GRM" für mich mit der Rezension beendet.

    Das war mein erstes Buch von Sibylle Berg, und wenn sie in ihren anderen Büchern auch so wütend ist, lese ich lieber nichts mehr von ihr.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).