George Saunders - Zehnter Dezember: Stories/Tenth of December : Stories (ab 5. März)

  • Will auch auf die Fähre und in Urlaub :cry:

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Ich bleibe zwar hier, bin aber nicht immer da. Heißt: Ich mache keinen Urlaub, beherberge aber ab Karfreitag immer jemanden. Wer mich wann in Beschlag nimmt, kann ich noch nicht sagen, aber ich werde versuchen, am Ball zu bleiben.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • PS: Weiß jemand etwas von drawe ? Irgendwann schrieb sie auch etwas von Urlaub, ist das diese Woche?

    Ja, ich war ein paar Tage weg, aber ich bin jetzt wieder da und rede- bzw. schreiblustig:).

    Die Geschichte für diese Woche wird jetzt meine Gute-Nacht-Lektüre sein, und morgen lese ich

    Eure Beiträge nach.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Wir lesen diese Woche weiter, habe ich das richtig verstanden?


    Ich bin da, aber im Laufe dieser Woche bläht sich unser Haushalt wieder auf 10 Leute auf, und das bleibt auch die nächste Woche so, mehr oder weniger. Die Wanderbewegungen unserer Kinder erfolgen oft spontan. Ansonsten gilt :anstossen::tanzensolo::koch:!

    Aber da ich sowieso nur nachts lese, kann ich vermutlich im Tritt bleiben, auch die Osterwoche über.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Wir lesen diese Woche weiter, habe ich das richtig verstanden?

    Ja, hast du. :) Jede/r wie er halt kann.


    Diese Woche hat sich bei mir wieder komplett geändert. Mein Mann kann jetzt doch früher freimachen, ich muss einfach sehen wann, ob und wie ich am besten zum schreiben komme. Gelesen habe ich die Geschichte gestern einmal, aber ich möchte da noch mal in Ruhe durch. Gestern waren einfach zu viele Unterbrechungen gewesen.

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  • Gelesen habe ich die Geschichte gestern einmal,

    Immerhin! Ich habe noch nicht reingeschaut.

    Dann machen wir das wohl am besten so, dass jeder macht, wie er denkt. Wer Zeit hat, schreibt, und wer keine hat, eben nicht.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Immerhin! Ich habe noch nicht reingeschaut.

    Dann machen wir das wohl am besten so, dass jeder macht, wie er denkt. Wer Zeit hat, schreibt, und wer keine hat, eben nicht.

    Lesetagebuch: (Auszug)

    Gestern reingeschaut. Gelesen auf Gartenterasse. Dann eingeladen bei Nachbar. Hat großes Bibliothekzimmer. Hab nur Regale.

    Muss Status halten. Wertvolle Bücher ordern. "keeping up with the Jonesens".............Gruselige Story.:shock:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Bad Monkeys

  • Zu schnell abgedrückt. Ich ergänze noch mit: Genau so fühlt sich der Erzähler. Sehr treffend!


    Mich schaudert und würgt es übrigens immer noch, als mir klar wurde, was es mit den SGs auf sich hat. Die Art der Darstellung von gesellschaftlicher Kritik ging mir sehr unter die Haut.

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  • Ich bin noch nicht ganz durch, nur schon soviel:

    Wenn der deutsche Titel nicht die Erläuterung der Abkürzung „SG“ beinhalten würde, hätte ich wesentlich länger gebraucht, um zu verstehen, was es damit auf sich hat. Der englische Titel gibt das ja nicht her.

  • hätte ich wesentlich länger gebraucht, um zu verstehen, was es damit auf sich hat.

    ich dachte zuerst es sind lebensähnliche große Puppen, die irgendwie im Garten aufgehängt wurden. Aber das wäre ja zu harmlos gewesen,

    so gar nicht "Saunders".

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

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  • Mir gefällt der englische Titel besser, denn die Girls sind ja das schockierende Element in einer ansonsten relativ (!) normalen Gesellschaft/Familie. Es gibt ansonsten keinerlei SciFi-Anteile, so dass die Geschichte auch in der Gegenwart spielen könnte.

    Durch den deutschen Titel liegt der Fokus zu sehr auf den Mädchen, das ist mir ein wenig zu plakativ, denn der o.a. Effekt wird etwas abgemildert.

  • Durch den deutschen Titel liegt der Fokus zu sehr auf den Mädchen, das ist mir ein wenig zu plakativ, denn der o.a. Effekt wird etwas abgemildert.

    Verrate mir doch bitte den deutschen Titel.....

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  • Bitte erst lesen, wenn man die Geschichte kennt !

    Durch den deutschen Titel liegt der Fokus zu sehr auf den Mädchen, das ist mir ein wenig zu plakativ, denn der o.a. Effekt wird etwas abgemildert.

    Wobei der Effekt bei mir voll eingeschlagen ist. Ich dachte erst an Menschen, die rumstehen und mit Tücher rumwedeln. Oder irgendwas anderes harmloseres. Vielleicht wollte auch ein Teil meines Gehirns einfach nicht glauben, was das dann letztendlich war. Je mehr ich über diese "Installation" verstanden habe, um so betroffener wurde ich. Wie irre ist das denn, dass man sich Menschen als Dekoration in den Garten hängt. Als Prestigeprojekt!

    Von der Familie war Eva die einzige, die Empathie und Zivilcourage genug besitzt, dass sie entsprechend gehandelt hat. Ihr Vater hatte zwar sowas wie Verständnis für die Mädchen und ihren familären Situationen, ihrer Armut, aber letztendlich kann er es überhaupt nicht verstehen, dass die Mädchen geflohen sind. Für ihn hatten sie es doch sooo viel besser, als Deko im Garten und bekommen doch nach Ablauf des Vertrages genügend Geld.... Wie kann man in seinen Augen diese Entscheidung treffen im Untergrund und lieber ungesetzlich leben, als doch sicher im Garten.

    Und für die andere Tochter, Lilly waren sie auch noch "Lieblingsgegenstand" und das obwohl sie mit ihnen gesprochen und persönliches über deren Leben erfahren. Einfach nur ein Gegenstand ....:puker:


    In der Geschichte gab es tatsächlich auch mal seltene Momente, wo ich schmunzeln musste. Naja, es war eher so ein schnauben. Zum Beispiel als die reiche Freundin, Leslie Torrini, zu Besuch war. Und total neidisch auf die Idee war, die Mädchen sich in einem Teich spiegeln zu sehen und das unbedingt auch so haben wollte und sich mit ihrer Mutter darum gezofft hatte. Oder wie anfänglich beschrieben wurde, was die Kleine so alles besitzt und wie sie sich darum "kümmert".


    Die Geschichte rüttelt gut auf. Und man betrachtet nachdenklich seinen "Stein" (ich muss das Bild noch mal aufgreifen) in der Hand und wo man selbst wegschaut ohne zu handeln. Wo man selbst meint, etwas unbedingt haben zu müssen, um "in" zu sein.

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  • Vielleicht wegen der Sprachverzerrung habe ich anfangs nicht verstanden, worum es sich bei den SG überhaupt handelte. Was bei mir in den Fokus rückte, zunächst, war die einzige Kategorie, in der der Ich-Erzähler denken konnte: Haben, Besitz, Vergleich, Habgier des Armen. Gibt es eine Möglichkeit, sich nicht mit den Wohlhabenderen zu vergleichen (den Torrinis), sondern andere Freuden in Betracht zu ziehen? Es ärgerte mich, so etwas wie Selbstmileid gar zu finden...


    In anderen Geschichten verloren die Protagonisten den ("moralischen"?) Maßstab aufgrund von Autoritätshörigkeit, Gehorsam etc... Hier verliert man ihn aufgrund von Habgier. Man rennt und rennt den zu erreichbaren Zielen hinterher und bekommt nicht mehr mit, wo die Mittel dahin, überhaupt nicht mehr diskutierbar sind. Unakzeptierber...


    Nach Todds Tod bekommt der Chronist eine Anwandlung über die Endlichkeit des Lebens etc... und hält den Kindern einen Vortrag über Mut und Zivilcourage etc. Doch als Eva genauso handelt - was für ein Drama!

  • Muss Status halten.

    Ja - auf Teufel komm raus!

    Und das Geld: wie gewonnen, so zerronnen.

    Den Wunsch, seinen Kindern das Leben zu erleichtern (das müsste man eigentlich in ".." setzen...) kann man ja verstehen, aber hier erschöpft er sich im "Mehr Schein als Sein". Trotzdem kann ich nachfühlen, was in dem Vater vorgeht. Er kommt aus ärmlichen Verhältnissen und will sich hocharbeiten, aber er macht offenbar den zweiten Schritt vor dem ersten, indem er sich als erstes die Statusobjekte zulegt, die seiner Meinung nach Wohlhabenheit vortäuschen. Da fehlt die innere Substanz.


    Der Tod des Arbeitskollegen wird als elementarer Anstoß erlebt, sich auf die wesentlichen Dinge zu besinnen und zu reduzieren - aber das bleibt alles nur Wortgetöse. Da folgen keine Taten, keine innere Rückbesinnung auf das, was er seinen Kindern predigt. Auch hier fehlt dem Vater also die innere Substanz.

    Und seiner Lilly hat er es wohl auch nicht vermitteln können, wenn man sich die am Preis orientierten Geburtstagswünsche ansieht.


    Diese teuren Geburtstagsgeschenke - - - ist das nicht inzwischen schon Wirklichkeit?


    Die Sache mit den SGs muss ich erst noch sacken lassen. Rein technisch habe ich das nicht so richtig verstanden, wieso sie mit dieser Leitung "ausgeknipst" werden, aber das ist vielleicht nicht so wichtig.

    Menschen/Mädchen als Deko-Objekt. Mich erinnert das an die Zeiten, als man sich einen kleinen Schwarzen als dekorativen Servierjungen leistete.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • die einzige Kategorie, in der der Ich-Erzähler denken konnte: Haben, Besitz,

    Mir fällt dazu das Gebet des Ich-Erzählers ein:

    "Herr, gib uns mehr. Gib uns genug. Hilf uns, dass wir nicht hinter unseresgleichen zurückfallen. Hilf uns, genauer gesagt, dass wir nicht noch weiter hinter unseresgleichen zurückfallen."


    Da wird also nicht um das tägliche Brot gebetet, sondern um Besitz.


    Das erinnert mich an das Alte Testament, Moses/Exodus, den Tanz um das Götzenbild des Goldenen Kalbs. Hier ist das Haben und Habenwollen der Götze, und Lilly hat auch ihre Götzenbilder, die sie sich zum Geburtstag wünscht: zwar keine Goldenen Kälber, aber Katze und Tiger.


    taliesin, ich habe gerade Deinen Spoiler wegen der Entstehungsgeschichte gelesen. Danke für den Hinweis! Da passt ja meine Assoziation mit dem kleinen Sarotti-Mohr.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Zitat von drawe

    Da fehlt die innere Substanz.

    Seine Tagebucheinträge wirken wie die eines Jungen im Teenageralter und nicht wie die eines erwachsenen Mannes.


    Eva ist eindeutig die Hoffnungsträgerin in dieser Geschichte. Ich frage mich, was ich von Bauer Reich halten soll, der auch gegen das SG-Konzept ist. Grund dafür ist laut Ich-Erzähler, dass der Schwiegervater es für ein „Angeber-Ding“ halte. In seinem Brief schreibt dieser dann aber eindeutiger „Seit wann sind ausgestellte Menschen ein wünschenswerter Anblick?“. Dennoch; entschieden Stellung dagegen aus ethischen Aspekten nimmt auch er nicht.


    Für mich war die Geschichte im Übrigen diejenige mit den aktuellsten Bezügen, von Flüchtlingskrise bis zur Globalisierung.

    Als die Textilfabrik in Bangladesh einstürzte oder in der billigen Primark - Kleidung der eingenähte gefälschte Hilferuf einer Näherin gefunden wurde, hörte man das Argument auch häufig: „Würden die Konzerne woanders produzieren, hätten die Leute dort gar keine Arbeit.“ Mir fallen noch andere Knochenjobs ein, mit denen unser Wohlstand am Laufen gehalten wird wie Cobalt - Abbau im Kongo, Sortieren unseres Elektroschrotts in Ghana oder - ich fahre öfter daran vorbei - Ernten von Spargel, Zwiebeln etc. durch osteuropäische Arbeiter in der Vorderpfalz.

    Wie Du schon sagst Farast bezüglich des Steins, den man wirft. So habgierig wie den Ich - Erzähler wird sich niemand von uns einschätzen, aber auch mit meinem Durchschnittslebensstil bin ich in dem Getriebe munter dabei.

  • Der französische Titel lautet übrigens "Die Chronik der Semplica Girls". Und gibt dementsprechend auch den englischen Titel wieder (der dann auch in etwa dim Deutschen nachvollzogen wurde). Hier für die Nicht-Besitzer der englischen Ausgabe noch ein Link zu einer englischen Ausgabe: https://www.newyorker.com/maga…the-semplica-girl-diaries


    Ja, die Schreibweise wirkt umständlich festhaltend wollend mit Erinnerungseinladungen in teils nicht zuendegeschriebenen Sätzen (zumindest in der französischen Ausgabe nahezu unfertige Sätze oder Wendungen). Schreibt man immer für wen? Es ist grotesk oder ein wenig lächerlich, dass er für eine außerirdische oder/und spätere Generation schreibt. Sollen sie doch Zeugen sein, wie es heute ausschaut. Na, was die wohl für ein Bild erhalten? Doch - muss ich zugeben - sage ich mir manchmal, mit welcher Härte wird man, falls eine zukünftige Menschheit eben "überlebt" hat und hoffentlich weiser geworden ist, später auf "unsere Zeiten" zurückschauen... Auf uns, die wir so empört auf die ach so dummen Verführten vergangener Diktaturen oder Systeme schauen (Sklavenhaltung etc). Mit welcher Hochmut betrachten wir uns als besser... Nun, sind wir soweit entfernt von dem Ich-Erzähler? SiriNYC gab einige Beispiele. Ich denke auch an den modernen Sklavenhandel mit Frauen und Mädchen, die aus Osteuropa "importiert" werden mit Versprechungen einer besseren Zukunft, eines sicheren Arbeitsplatzes etc. Siehe dazu zB: https://www.google.com/search?…oe=utf-8&client=firefox-b Tja, und letztlich machen wir uns noch ein gutes Gewissen, dass es ihnen doch so besser gehen würde als...