Das Leben der Autos

Buch von Ilja Ehrenburg

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Das Leben der Autos

    Der Autor (Q: Klett-Cotta): Ilja Grigorjewitsch Ehrenburg (Илья́ Григо́рьевич Эренбу́рг), geboren 1891 in Kiew, gestorben 1967 in Moskau, ist einer der wichtigsten und produktivsten Schriftsteller der modernen russischen Literatur. Er begann als Lyriker und satirischer Erzähler, verfasste zahlreiche Romane im Stil des sozialistischen Realismus, außerdem Essays und literaturkritische Arbeiten. Berühmtheit erlangte er vor allem durch seine Memoiren und seinen Roman „Tauwetter“.
    Klappentext (Q: Klett-Cotta): Das Leben der Autos, beschrieben im Jahr 1929, ist eine makabre Satire auf den zweifelhaften Siegeszug des Autos. „Eine Chronik“ unserer Zeit, so nennt Ehrenburg sie in seinem Vorwort, man möchte präzisieren: „Eine Chronik“ kapitalistischer Marktentwicklung am Beispiel des Autos, dargeboten in einer Bilderfolge“. Das Buch, das einzelne Episoden reiht, beginntn 1798 in einer Pariser Dachkammer mit der Weitsicht des erfindungsreichen Bürgers Philippe Lebon, der die „wahre Wohlfahrt“ der Menschheit nicht in den Errungenschaften der französischen Revolution, sondern in der Entwicklung einer gasbetriebenen Fortbewegungsmaschine sieht. Lebon hat soeben ein solches Gas erfunden und zum Patent angemeldet. Sein Motor sollte niemals gebaut werden. Ehrenburg verfolgt „das Leben der Autos“ von solchen Träumen, den ersten Vehikeln, stinkenden, röchelnden und ruckartig vorwärtsstoßenden Ungeheuern, der ersten Fertigung, den ersten Unfällen, den ersten Autorennen bis hin zur Entstehung der großen Automobilkonzerne und zu der totalen Veränderung der Welt durch die Autos. Das Auftreten der Herren Ford und Citroën sowie anderer historischer Persönlichkeiten verleiht dem zeitgeschichtlichen Mosaik eine plakative uthentizität, wie sie etwa für „Fox tönende Wochenschau“ typisch werden sollte. Ein bitterböses Lehrstück.
    Russische, deutsche, englische und französische Ausgaben:
    Die russische Original-Buchausgabe erschien unter dem Titel „10 л.с. Хроника нашего времени“ (also: 10 PS: Chronik unserer Zeit) 1929 im Berliner Petropolis-Verlag (teilweise vorabgedruckt in Krasnaja Now, 1929). Die deutsche Erstausgabe erschien 1930 im Malik-Verlag, Berlin, aus dem Russischen übersetzt von Hans Ruoff. 1983 erschien sie als Band 16 in der Reihe „Cotta's Bibliothek der Moderne“ bei Klett-Cotta in Stuttgart (249 Seiten). Eine englische Übersetzung von Joachim Neugroeschel erschien 1976 als „Life of the Automobile“ bei Urizen Books in New York, wiederaufgelegt u.a. 1985 bei Pluto Press in London und 1999 bei Serpent's Tail in London (212 Seiten). Der Name des Autors wird im Englischen als Ilya Ehrenburg notiert. Eine französische Übersetzung von Madeleine Etard erschien 2019 als „10 CV - Dix chevaux-vapeur“ mit einem Vorwort von Ewa Bérard in der Reihe „Tuta Blu“ im Verlag Héros-Limite in Genf (254 Seiten). Der Name des Autors wird im Französischen als Ilya Ehrenbourg notiert.
    Zusammen mit den Büchern „Die Einheitsfront“ (AKA „Die heiligsten Güter. Roman der großen Interessen“, OT: Единый фронт, 1930) und „Die Traumfabrik“ (OT: Фабрика снов, 1931) bildet „Das Leben der Autos“ die Romantrilogie „Chronik unserer Tage“.
    "Das Leben der Autos" ist eines der von den Nazis verbrannten Bücher.
    Auf ein kurzes Vorwort des Autors folgen sieben Kapitel / Erzählungen:
    Die Geburt des Automobils (21 Seiten) Das laufende Band (44 Seiten) Reifen (31 Seiten) Eine dichterische Abschweifung (22 Seiten) Benzin (39 Seiten) Börse (31 Seiten) Fahrten (50 Seiten)
    Meine Einschätzung:
    „Das Leben der Autos“ ist trotz entsprechender Kennzeichnung eigentlich kein Roman. Es handelt sich um sieben abgeschlossene Erzählungen mit stark faktischem Einschlag, eher eine fiktiv-dokumentarische Collage rund um etliche Facetten der modernen Auto-Kultur: aus der Arbeitswelt, vom Fließband, dem globalen Kautschukhandel und von windigen Börsengeschäften. Es handelt von Industriemagnaten und Erfindern, aber auch von Menschen, die „auf der Straße“ sterben.
    Allerdings kam mir das Buch überhaupt nicht nahe, auch wenn einzelne Abschnitte wirklich hervorragend waren (z.B. das Börsenkapitel). Gut erzählt ist „Das Leben der Autos“ allemal. Seine Stärke erreicht es, wenn es recht abstrakt wird. Es erinnerte mich an „moderne“ Dokumentar- und Essayfilme aus den 1920er-Jahren, wie Dziga Vertovs „Der Mann mit der Kamera“ oder Ruttmanns „Berlin – Die Sinfonie der Großstadt“. Ein wenig zieht sich die Lektüre, allerdings fand ich den großen ökonomie- und technikkritischen Rundumschlag sehr bemerkenswert, der etwa bei dem Bau von Straßen immer gleich die Toten mitdenkt, die auf diesen Straßen sterben werden, oder die toten Arbeiter, die im Laufe eines Jahres auf den Kautschukplantagen gestorben sind, mit in die Waagschale der Autoreifenproduktion wirft. Ein globale Perspektive des gesamten, börsennotierten Produktionsprozesses, vermengt mit historischer Persönlichkeiten, die irgendwo in gepflegten Hinterzimmern in Amerika oder Europa zwischen Cognacschwenkern und Zigarren die Strippen ziehen, die weltweiten Schaden auslösen.
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Ausgaben von Das Leben der Autos

Hardcover

Seitenzahl: 250

Taschenbuch

 

Besitzer des Buches 1

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