Der Kabbalist vom East Broadway

Buch von Isaac Bashevis Singer, Ellen Otten

Bewertungen

Der Kabbalist vom East Broadway wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 5 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Kabbalist vom East Broadway

    Der Autor (Quelle: dtv): Isaac Bashevis Singer wurde 1902 (oder 1903 oder 1904) in Leoncin in Polen geboren und wuchs in Radzymin und Warschau auf. Er erhielt die traditionelle jüdische Erziehung und besuchte das Rabbinerseminar. Mit 22 Jahren begann er für eine jiddische Zeitung in Warschau Geschichten zu schreiben, zuerst auf hebräisch, dann auf jiddisch. 1935 emigrierte er in die USA und gehörte dort bald zum Redaktionsstab des „Jewish Daily Forward“ […] 1978 wurde ihm für sein Gesamtwerk der Nobelpreis für Literatur verliehen. Er verstarb am 24. Juli 1991 in einem Pflegeheim in Surfside, Florida.
    Klappentext (Quelle: dtv): „Der mir liebste amerikanische Schriftsteller ist der aus Polen stammende Isaac Bashevis Singer. Er macht mich weinen und lachen...“, schreibt Henry Miller. Ohne im geringsten unzeitgemäß oder gar altmodisch zu wirken, versteht es Singer wie kein zweiter, im Stil der großen europäischen Traditionen zu erzählen. Er beschreibt die Schicksale jiddisch sprechender Menschen, denen er in den Straßen von New York begegnet, an deren Leben er selbst Anteil nimmt und die ihm berichten, was sie von anderen gehört haben: von Rabbinern und frommen Chassidim, von gestrandeten Revolutionären, schrulligen Malern, Schriftstellern und kleinen Gaunern, die von undurchsichtigen, harmlosen Betrügereien leben. Skurril und witzig könnte man diese Geschichten nennen, sie sind voller Schalkhaftigkeit wie die Typen, denen wir in ihnen begegnen. Aber die seltsamen Schicksale und zum Teil tragikomischen Ereignisse haben – wie der jüdische Witz – einen doppelten Boden. „Man lacht oft bei der Lektüre von Singers Novellen. Aber es ist kein befreiendes Gelächter, sondern jene böse Erschütterung und Erregung, die nur der schwarze Humor, dieser schreckliche Ausdruck letzter Verzweiflung und Ratlosigkeit, in uns auslöst... In dem eindrücklichen Werk Singer, eines der letzten Repräsentanten der ostjüdischen Welt, spiegelt sich der Untergang eines Volkes.“ (Rheinischer Merkur)
    Englische, deutsche, französische und italienische Ausgaben:
    Die amerikanische Originalausgabe erschien 1973 – übersetzt aus dem Jiddischen – unter dem Titel „A Crown of Feathers“ bei Farrar, Straus & Giroux in New York (342 Seiten), wiederaufgelegt u.a. 1977 bei Penguin als Mass Market Paperback (303 Seiten),1981 bei Farrar, Straus & Giroux (342 Seiten) und 1984 bei Ballantine Books in New York (319 Seiten). Die 24 Erzählungen wurden von Laurie Colwin, Ruth Schachner Finkel, Herbert R. Lottman, Dorothea Straus, Shulamith Charney, Rosanna Gerber, Joseph Singer und Evelyn Torton Beck aus dem Jiddischen ins amerikanische Englisch übertragen. Die deutsche Übersetzung aus dem Amerikanischen stammt von Ellen Otten. Sie erschien unter dem Titel „ Der Kabbalist vom East Broadway“ 1976 beim Carl Hanser Verlag in München (316 Seiten), wiederaufgelegt u.a. im März 2019 ebenda als Hardcover-Ausgabe (319 Seiten). Die Erzählung „Der Sohn aus Amerika“ wurde von Elisabeth Schnack, die Erzählung „Der Bart“ wurde von Alma Singer übersetzt. Im Oktober 1978 erschien eine ungekürzte Taschenbuchausgabe (ungekürzt jedenfalls im Vergleich zur Hanser-Ausgabe) als dtv-Buch 1393 im Deutschen Taschenbuch Verlag in München (232 Seiten einschließlich einer Nachbemerkung des Autors und einem fünfseitigen Glossar), wiederaufgelegt u.a. 1992 als dtv-Buch 11549 (305 Seiten). Die französische Übersetzung stammt von Marie-Pierre Castelnau und Jacqueline Chnéour. Sie erschien 1976 als „La couronne de plumes et autres nouvelles“ bei Stock (375 Seiten), wiederaufgelegt u.a. 1982 und 2004. Im Jahr 2019 erschien bei Le Livre de Poche ein dicker Sammelband unter dem Titel "La couronne de plumes et autres nouvelles" (mit einem Vorwort von Florence Noiville), der von Singer außerdem noch die Short Story-Sammlung "The séance, and other stories" (fr. Le blasphémateur et autres nouvelles) von 1968 und die Novelle "Yentl the Yeshiva Boy" von 1983 enthält (darum: 864 Seiten). Die italienische Übersetzung stammt von Mario Biondi. Sie erschien 1985 unter dem Titel „Una corona di piume“ als Nr. 138 der Reihe "La gaja scienza" bei Longanesi (283 Seiten), wiederaufgelegt u.a. 1998 als Nr. 638 der Reihe "TEAdue" bei TEA in Mailand.
    Für diesen Erzählungsband erhielt Isaac Bashevis Singer 1974 den National Book Award for Fiction, den er sich in diesem Jahr allerdings ex aequo mit Thomas Pynchon für „Gravity's Rainbow“ teilen musste.
    In den deutschen Ausgaben sind leider nur 18 von 24 Erzählungen enthalten:
    Der Kabbalist vom East Broadway (The cabalist of East Broadway, 7 Seiten) Eine Krone aus Federn (A kroyn fun federn / A crown of feathers, 22 Seiten) Ein Tag in Coney Island (A tog in Kuni Ayland / A day in Coney Island, 11 Seiten) Gefangene (Di gefangene / The captive, 16 Seiten) Der Schneesturm (Mayses in a vinternakht / The blizzard, 14 Seiten) Eigentum (Property, 10 Seiten) Der Sohn aus Amerika (Der zun fun Amerike / The son from America, 7 Seiten) Die Aktentasche (The briefcase, 21 Seiten) Der Bischofsmantel (Dray in a tsimer / The bishop's robe, 11 Seiten) Die Zeitschrift (Der zshurnal / The magazine, 11 Seiten) Verloren (Dos bild / Lost, 11 Seiten) Der Dritte (Der driter / The third one, 12 Seiten) Ihr Sohn (Ir zuhn / Her son, 10 Seiten) Der Egoist (Di gevezene / The egoist, 9 Seiten) Der Bart (Di bord / The beard, 8 Seiten) Unterwegs (Oyf a fuhr / On a wagon, 11 Seiten) Nachbarn (Shkheynim / Neighbors, 10 Seiten) Großvater und Enkel (Zeyde un eynikl / Grandfather and grandson, 18 Seiten)
    Die sechs Geschichten der amerikanischen Originalausgabe, die in den deutschen Ausgaben (dtv und Hanser) "ohne Angabe von Gründen" fehlen, sind:
    The lantuch (Der lantukh) A quotation from Klopstock (Der sod) The prodigy (Der vunderkind) The recluse (Der peyresh) A dance and hop (Dray shvester) The dance (Der tants) Außerdem wurde in der deutschen Ausgabe die Story „Der Kabbalist vom East Broadway“ an den Anfang gestellt, wo sie im amerikanischen Original erst nach „Die Aktentasche“ und vor „Der Bischofsmantel“ kommt.
    Meine Einschätzung:
    Kurzgeschichtenband des jiddischen Literaturnobelpreisträgers. Geschichten von jüdischen Weltbürgern und alten Dorfbewohnern aus einem Vorkriegspolen, Geschichten aus einer anderen, transnationalen Welt. Einerseits aus der untergegangenen ostjüdischen Lebenswelt Europas, andererseits aus der New Yorker Gegenwart, gerne innerhalb von Immigranten-Zirkeln angesiedelt, immer vor dem Hintergrund eines jüdischen Bewusstseins. Einerseits weltläufig und modern, andererseits sehr traditionell mit etlichen heute fast unverständlichen Verhaltensweisen. Die an den Menschen interessierten Geschichten verhandeln Zwischenmenschliches und alte Moralvorstellungen. Es sind magisch-realistische Erzählungen, angefüllt mit Teufeln, Dämonen, Ritualen und unsichtbarem Zauber, die wie ein inneres Wirken durch die Fakten einer aufgeklärten Gegenwart hindurchschimmern: Über allem Modernen liegt wie ein unsichtbares Laken das Alte, als würde es der Jetztzeit ihre Form geben. Das bringt auch ein großes Maß an Vorherbestimmung und Schicksal in die Geschichten ein. Ein Hadern mit dem Wirken Gottes, eine trotzige Unzufriedenheit mit der Welt, ein Gefühl der Entfremdung und Fremdheit als Migrant im Schmelztiegel New York. Oft eine tiefe Traurigkeit, die aber stets von einem schalkhaften Humor aufgefangen wird. Vielleicht die Ahnung von der Sinnlosigkeit des Lebens, zumindest dann, wenn nach dem Tod nichts mehr kommen sollte. Darüber tauschen sich die Figuren dieser Erzählungen aus. Der eine trifft einen anderen und sie erzählen sich ihre Geschichten, was dem Ganzen einen flirrend-lebendigen Oral-Poetry-Touch verleiht. Eine Welt, am Leben gehalten durch Geschichten! Einzigartig und richtig toll ist das Buch! Sehr eindrückliche fünf Sterne.
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Ausgaben von Der Kabbalist vom East Broadway

Taschenbuch

Seitenzahl: 320

Hardcover

Seitenzahl: 316

Besitzer des Buches 4

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