Elementarteilchen

Buch von Michel Houellebecq, Uli Wittmann

  • Kurzmeinung

    Jean van der Vlugt
    Ein trauriges, anregendes, stellenweise bös komisches Buch: der Mensch hängt an der Angel oder ist völlig allein.

Bewertungen

Elementarteilchen wurde insgesamt 28 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,7 Sternen.

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Meinungen

  • Ein trauriges, anregendes, stellenweise bös komisches Buch: der Mensch hängt an der Angel oder ist völlig allein.

    Jean van der Vlugt

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Elementarteilchen

    […]
    ... ups, das wusste ich gar nicht, dass es so etwas wie den Begriff "Thesenroman" gibt.
    Gut, dass Houellebecq ganz deutlich schreibt, worum es ihm im Roman geht, nämlich um diese seltsame philosophische Weiterführung der Kopenhagener Deutung, dass man die Heisenbergsche Unschärferelation auch noch dazu hernehmen könnte, um versuchsweise zu erklären, ob die menschlichen Handlungen aus einem freien Willen heraus geschehen oder ob alles vorbestimmt ist. Warum man meint, dass man den Antrieb für menschliche Handlungen irgendwie auf quantenmechanische Prinzipien zurückführen könnte, das kapiere ich bisher allerdings immer noch nicht. (Müsste man dann nicht voraussetzen bzw. nachweisen können, dass menschliche Handlungen, und wenn man weiter nach vorne denkt, auch das menschliche Ego, so etwas wie Quantencharakter besitzen, sprich sich wie Wellen oder Teilchen (oder beides gleichzeitig) verhalten? Klingt wirklich wie eine dämliche Frage, das gebe ich zu, aber wäre solche philosophischen Ansätze dann nicht genauso dämlich wie meine Frage? Ich frage ja nur ... ich denke, besser dumm gefragt als gar nichts in Frage stellen und immer nur schön Ja-sagen, oder? )
    OK, kurz zum Roman Elementarteilchen: am Anfang der Lektüre war ich stinksauer und dachte, hier bewirft uns wieder mal ein Autor mit von allem ein bisschen, ohne zu blicken, was er eigentlich erzählt, damit wir uns blenden lassen und vor lauter Ehrfurcht erstarren. Ich dachte allen Ernstes, dass es kein Wunder sei, dass @mofre das Buch gefällt, weil da wieder mal so toll "herumfabuliert" wird - für diese mentale Abfälligkeit bitte ich um Entschuldigung.
    Und dann kam auch noch Sex, Sex, Sex, Sex ... und noch mehr Sex.
    Aber mit den Gedanken des Wissenschaftlerbruders Michel wird ja eigentlich alles klar, denn er ist derjenige, der anhand des Lebenslaufes seines Bruders Bruno und dessen Handlungen immer wieder die Frage nach "freiem Willen versus Determinismus" stellt, wobei für Michel die Epoche der sexuellen Befreiung mit der Individualisierung und stärkeren Herausbildung des Wertes des eigenen Egos in Wirklichkeit nicht auf den freien Willen schließen lässt. (Sein Bruder Bruno lebt diese Epoche derart exzessiv aus, dass man schon beim Lesen den Eindruck bekommen könntte, man hätte genug von Sex für immer und alle Zeiten.)
    Die Frage ist dann aber: wie fügt sich Michels Haltung anderen gegenüber sowie seine "schöpferisch-genetischen" Aktionen in das deterministische Bild? Die Wirkung seiner Forschungsaktionen ist ja praktisch eine göttliche, oder sehe ich das falsch? Können göttliche bzw. gott-ähnliche Akte, als die ich die Modifizierung von genetischen Codes bezeichnen würde, vorbestimmt sein?
    Fazit: Ich finde Michel Houellebecqs Elementarteilchen ein tolles Werk, das den Leser mal wieder richtig dazu auffordert, eigenständig mitzudenken. Der Nachteil liegt jedoch meines Erachtens darin, dass an vielen Stellen, ihrer schonungslosen Scheußlichkeit wegen, dem Leser eventuell ein bisschen zuviel an Aushaltevermögen abverlangt wird.
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  • Rezension zu Elementarteilchen

    Viel Düsterer kann es kaum sein!
    Das Buch handelt von zwei Halbbrüdern, die sich erst im Teenager Alter kennen lernen. Beide tragen eine tragische Kindheit mit sich, und beide sind auf ihre ganz persönliche Art vom Leben gebeutelt. Michel sowie auch Bruno wurden direkt nach der Geburt zu den Großeltern/ Großmutter gegeben, denn ihre Mutter lebte nur ihr eigenes Leben – ihren Jugendwahn, da passte ein Kind nicht ins Konzept, liebte lange und ausschweifende Sexabenteuer, in mittleren Alter dann nur noch mit sehr jungen Burschen … Die Väter hatten auch keinen Bedarf und so wurden sie eben abgeschoben.
    Bruno ist wohl aufgrund dessen auch total auf Sex fixiert, obwohl er körperlich gar nicht so gut dafür ausgestattet ist. Und dieses Manko führt im Internat zu sehr schlimmen Demütigungen, Erfahrung mit älteren Jungs, die er sein Leben lang nicht vergisst. (Situationen bei denen es dem Leser anders wird!) Er ist ein Sex-Getriebener, obwohl ihn die Frauen, insbesondere die ganz jungen Mädchen, auf die Bruno ganz wild ist, abstoßend finden. Der Teufelskreislauf vom Wollen – Können und Ablehnung demütigt ihn immer mehr, bis er mit 42 zig Christiane kennen lernt …
    Michel dagegen interessiert sich nicht die Bohne für Sex, für ihn ist diese ganze Geschichte völlig belanglos, generell hat er mit Emotionen nicht viel am Hut, denn er lebt in seiner eigenen kleinen Welt – Autismus. Die einzige Person die Michel einigermaßen an sich heran lässt, ist Annabelle, seine Jugendfreundschaft. Doch sein mangelndes Interesse an Sex, lässt gerade diese in die falsche Bahn abrutschen, weil sie sich von ihm abgelehnt fühlt. Dadurch werden beide Leben zerstört, sie finden sich zwar in der Mitte des Lebens wieder, doch ihr Glück ist vertan, Annabelle stirbt an Krebs …
    Auch Christiane stirbt, zum Schluss auch Michel und Bruno endet in der Klapse! Das ganze Buch ist nur negativ!
    Und dennoch mochte ich das Buch irgendwie. Zu einem ist es sehr intelligent geschrieben, mit vielen raffinierten Wechseln und kleinen Herausforderungen, die ich beim Lesen mag. Manche Gedankengänge von Bruno:
    >>Die Entwertung geistiger und moralischer Verführungskriterien zugunsten rein körperlichen Kriterien führte dazu, daß die Stammgäste der Swinger-Clubs nach und nach zu einem leicht modifizierten System übergingen, das man als Phantasma der offiziellen Kultur betrachten konnte: das an Sade orientierte System.<<
    und die meisten Gedankengänge von Michel waren kleine Mikrokosmen im Makrokosmus, die ich genossen habe – und deshalb gibt es von mir dennoch 3,5 Sterne!
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  • Rezension zu Elementarteilchen

    Obwohl ich ziemlich skeptisch an das Buch herangegangen bin - weniger wegen der kontroversen Meinungen zu dem Roman als wegen seiner Etikettierung als "Skandalroman" -, bin ich jetzt doch sehr angetan davon.
    "Elementarteilchen" ist ein Thesenroman, er verbindet Erzaehlung mit allgemeinphilosophischen Betrachtungen, Gesellschaftskritik und wissenschaftlichen Ausfuehrungen. Darueberhinaus ist er auch sehr komisch, vor allem wenn er den "Ort der Wandlung" beschreibt, wo unter dem Mantel der Selbstfindung und der Spiritualitaet reine Egotrips ablaufen. Ich fand das sehr anregend und kurzweilig zu lesen. Den wissenschaftlichen Erlaeuterungen konnte ich im grossen und ganzen folgen (bilde ich mir wenigstens ein), und sie nehmen eigentlich auch keinen allzu breiten Raum ein.
    Obwohl ich derselbe Jahrgang bin wie Houellebecq und seine beiden Protagonisten teilen wir doch nicht dieselben Erfahrungen. Ich komme aus ganz "normalen" buergerlichen Kreisen, in meinem persoenlichen Umfeld gab es weder Hippies noch 68iger noch eine New-age-Bewegung. Soweit mir bekannt ist, tummeln sich meine Freunde und Bekannte auch nicht dauernd an erotisch aufgeladenen FKK - Straenden und in Swingerclubs rum. Trotzdem stimme ich Houellebecq in vielen Punkten zu, in anderen wieder nicht, einige waeren zu diskutieren. Die Vision von einer geklonten, sexfreien, friedlich lebenden menschenaehnlichen Rasse uebersieht das Problem der Langeweile, das meiner Meinung ebenso hoch einzuschaetzen ist wie das Problem, das die sexuelle Begierde angeblich mit sich bringt.
    Die depressive (Bruno) bzw. autistische (Michel) Veranlagung der beiden Protagonisten, ihre Unfaehigkeit zu lieben, erklaert sich aus ihrer Biographie. Ob die pessimistische Grundhaltung des Romans eine Folge der persoenlichen Erfahrungen des Autors ist oder - wie manche Kritiker ihm vorhalten - nur Masche und Kalkuel, kann ich nicht beurteilen.
    Mir hat der Roman jedenfalls gut gefallen.
    Gruss mofre
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Ausgaben von Elementarteilchen

Taschenbuch

Seitenzahl: 358

Hardcover

Seitenzahl: 352

E-Book

Seitenzahl: 358

Hörbuch

Laufzeit: 00:02:30h

Elementarteilchen in anderen Sprachen

  • Deutsch: Elementarteilchen (Details)
  • Englisch: Atomised (Details)
  • Französisch: Particules Elementaires (Details)

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