Die Nächte der Pest
Buch von Orhan Pamuk, Thomas Loibl, Juliane Köhler, Gerhard Meier
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Buchdetails
Titel: Die Nächte der Pest
Orhan Pamuk (Autor) , Thomas Loibl (Sprecher) , Juliane Köhler (Sprecher) , Gerhard Meier (Übersetzer)
Verlag: der Hörverlag
Format: Audio CD
ISBN: 9783844543551
Termin: Neuerscheinung Februar 2022
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Kurzmeinung
draweDas Ende des ethnisch, kulturell und religiös zerrissenen Osmanischen Reiches. Trotzdem langweilig...
Zusammenfassung
Inhaltsangabe zu Die Nächte der Pest
Der neue Roman des Nobelpreisträgers über eine Epidemie: vor historischer Kulisse, sehr aktuell
Als im Jahre 1901 auf Minger die Pest ausbricht, beschuldigen sich Muslime und Christen gegenseitig. Ob nun die Pilger aus Mekka den Erreger eingeschleppt haben oder die Händler der Schiffe aus Alexandrien, auf der Insel herrschen chaotische Zustände: Verschwörungstheorien blühen auf, während die Quarantänemaßnahmen von Teilen der Bevölkerung in Frage gestellt werden. Als schließlich der osmanische Herrscher Abdul Hamid II die Insel mit Kriegsschiffen blockieren lässt, um die weitere Ausbreitung der Pest zu verhindern, sind die Menschen auf Minger auf sich allein gestellt.
Ungekürzte Lesung mit Thomas Loibl, Juliane Köhler
3 MP3-CDs, ca. 23h 20min
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Die Nächte der Pest wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,2 Sternen.
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Das Ende des ethnisch, kulturell und religiös zerrissenen Osmanischen Reiches. Trotzdem langweilig...
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Rezension zu Die Nächte der Pest
- drawe
Klappentext:Weiterlesen
Als im Jahre 1901 auf Minger die Pest ausbricht, beschuldigen sich Muslime und Christen gegenseitig. Ob nun die Pilger aus Mekka den Erreger eingeschleppt haben oder die Händler aus Alexandrien, auf der Insel herrschen chaotische Zustände. Als schließlich der Sultan Abdülhamit II. sowie England und Frankreich die Insel mit Kriegsschiffen blockieren lassen, um die weitere Ausbreitung der Pest zu verhindern, sind die Menschen auf Minger auf sich allein gestellt. Orhan Pamuks neues Buch ist einzigartiger Abgesang auf das von Nationalismus und Aberglaube gefährdete Osmanische Reich sowie ein großer historischer Roman,in dem sich Phantasie und Wirklichkeit, Vergangenheit und Gegenwart, Ost und West raffiniert verbinden.
Mein Lese-Eindruck:
Pamuk erschafft eine wunderschöne fiktive Insel Minger im Mittelmeer, einen locus amoenus, Teil des Osmanischen Reiches, ethnisch, religiös und kulturell durchmischt, und diese Insel lässt er nun den gewaltigen Pestausbruch Anfang des letzten Jahrhunderts durchleiden. Das Osmanische Reich, der kranke Mann am Bosporus, liegt damals schon in den letzten Zügen und wird auseinanderbrechen, und die Insel Minger wird ein Beispiel für diesen Zusammenbruch und den Ausverkauf an andere Mächte.
Pamuk, durchaus ein kritischer Geist in Bezug auf die Entwicklungen seiner Heimat, schaut diesem Auseinanderbrechen wie durch ein Brennglas zu.
Unter dem Ansturm der Seuche gerät die bisher austarierte und Jahrhunderte alte Ordnung ins Wanken. Wer hat Schuld an der Seuche? Die Christen beschuldigen die Osmanen, die Osmanen die arabischen Kaufleute, die Juden beschuldigen die Türken, die Muslime die europäischen Händler und so fort – und genauso schwierig lässt sich die Sache mit der Quarantäne an. Die Muslime weigern sich, auf ihre rituellen Begräbnisfeiern zu verzichten (historisch verbürgt), die Christen wollen sich ihre Prozessionen nicht nehmen lassen, die Händler unterlaufen sie, weil ihnen der Umsatz wichtiger ist, und außerdem vertreiben die Klöster Fetische aus Papier, die die Quarantäne überflüssig machen. Ein Wirrwarr an Aberglauben, Gottvertrauen, Fatalismus, Unwissen und Verschwörungstheorien!
Die bisher gewahrte innere Ordnung auf Minger bricht auseinander, und da die Insel keine Unterstützung von der Hohen Pforte erhält, machen sich Autarkie-Bestrebungen breit.
Hier gelingt Pamuk ein bissig-böses Gemälde, wenn er z. B. den Versuch eines Nationalstaates beschreibt. Pamuk hat offenbar erkannt, dass das Staatenmodell eines Nationalstaates sich nicht bewährt hat – aber er führt die Abstrusitäten und Peinlichkeiten genüsslich vor und koppelt sie sie mit den Maßnahmen der Zensur, der Einschüchterung und Verfolgung politischer Gegner und der Instrumentalisierung des Islam. Wenn er zum Schluss Minger sich in eine Diktatur verwandeln lässt, sind die Anspielungen auf die heutige Türkei unübersehbar, und mit dieser satirischen Distanz – die erzählerisch völlig unspektakulär daherkommt – entfaltet der Roman auch eine sehr aktuelle Brisanz.
Das hätte also ein toller Roman werden können.
Aber:
Einige Handlungsteile wiederholen sich. Wiederholte Bastonaden, wiederholte Standgerichte, wiederholte Liebesquerelen, ein korrupter Politiker nach dem anderen, deren Namen man sich nicht mehr merken kann, wiederholte Durchsuchungen der Stadtteile etc. – diese Längen wirken ermüdend, weil sie die Handlung nicht vorantreiben.
Vor allem aber: Pamuk lässt einen verwirrend großem Figurenreigen auftreten: Scheichs, Mönche und Äbte, Orthodoxe, reiche Kaufleute, arme Kleinbauern, Kleinhändler, Fernhandelskaufleute, Beamte der Hohen Pforte, eine osmanische Prinzessin und ihren Mann, Spitzel und Gefängniswärter, Folterknechte, Handwerker, Spione, Ärzte und Apotheker, machtgierige und korrupte Politiker, und immer wieder einen Revolutionär, der Minger in die nächste politische Phase überführt. Diese Figuren bleiben alle ohne Tiefe und wirken wie Pappkameraden, sie werden oft nur kurz vorgestellt und verschwinden dann wieder.
Damit bleiben auch die Ereignisse, die Pamuk uns erzählt, allesamt blass: es sind Zahlen und Fakten, ohne jede Emotionalisierung.
Fazit:
Ein farbenfroher Roman über den Zusammenbruch des Osmanischen Reiches, der das Potential des plots nicht ausschöpft.
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Besitzer des Buches 9
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